Mittwoch, 9. Januar 2008

Dossier 'Totale Kreislaufwirtschaft', Teil 1

Teil 1: Synthesis – Es ist längst möglich

Eine weltweite kämpferische Umweltbewegung muss die Wende in der Energiegewinnung durchsetzen

Von Karl Weiss

Was ist die Zukunft der Energiegewinnung für die Menschheit? Solar oder Bio-Energie? Die Antwort ist eindeutig: Solar! Schon seit einiger Zeit gibt es den Plan eines weltweiten Netzes solarthermischer Kraftwerke zur Energieversorgung der ganzen Menschheit. Warum wurde er noch nicht verwirklicht? Weil wir im Kapitalismus leben, wo nur der Profit großer Konzerne zählt und nicht das Wohl der Menschheit. Technisch ist alles längst möglich.

Zwar ist die Bio-Energie, weil ohne hohen Aufwand zugänglich, ein wichtiges Mittel hier innerhalb des Kapitalismus, um die bereits beginnende Umweltkatastrophe noch abzuwenden, aber sie ist auf keinen Fall die Lösung der Energieprobleme der Menschheit, denn die Anbau- und Ackerflächen, um alle benötigte Energie zu gewinnen, wären viel zu ausgedehnt. Ebenso ist die Effektivität der Bio-Treibstoffe keineswegs höher als die der fossilen, die heute benutzt werden.

Warum trotzdem für eine Übergangszeit auf Bio-Energie gesetzt werden muss, darauf wurde schon anderweitig eingegangen, z.B. hier, hier, hier, hier, hier und hier.

Hier soll jetzt vor allem die wirkliche Alternative herausgestellt werden, die ohne jeden Zweifel die Zukunft der Energiegewinnung der Menschheit darstellt. Energie in Form von Strom direkt aus dem Sonnenlicht: Solarenergie.

Wenn nicht so schnell wie möglich ein wesentlicher Teil des Kohlendioxid-Ausstoßes durch Verbrennung fossiler Stoffe zur Energiegewinnung in Kraftwerken und Motoren durch andere Energieformen ersetzt wird, kann bis zum Jahr 2025, eventuell 2030, die Klimakatastrophe nicht mehr aufgehalten weden, denn sie wird selbstbeschleunigende Kräfte entwickeln. So werden z.B. in den großen Permafrostgebieten im Norden Russlands, Kanadas und in Alaska durch die Erwärmung Bodenschichten aufgetaut, in denen riesige Mengen von C02 und Methan „gefangen“ sind. Wird all dies plötzlich freigesetzt, wird sich die globale Erwärmung sprungartig verschärfen.

Kraftwerk

Das wäre die unaufhaltsame Klimakatastrophe, die das Überleben der Menschheit, wie wir sie kennen, unmöglich machen würde. Da wäre nicht nur der Anstieg des Meeresspiegels, der die Umsiedlung von Hunderten von Millionen Menschen notwendig machen würde, es würden auch durch den extremen Anstieg von Dürren, Überschwemmungen und riesigen Hurricane-, Orkan- und andere Unwetter-Katastrophen mehr und mehr die Trinkwasserversorgung der Menschheit in Frage gestellt und die Bedingungen für das Pflanzenwachstum verschlechtert bis hin zu massiven Verwüstungen vieler Landstriche, wobei die Verringerung der Pflanzen die katastrophale Entwicklung immer weiter beschleunigt.

Schmelzendes Eis

Riesige Flüchtlingsströme von Hunderten von Millionen von Menschen würden um den Erdball ziehen hinter den letzten Pflanzen und den letzten Trinkwasservorkommen her.

Globale Erwärmung

Solarzellen formen aus Sonnenenergie, die in Form elektromagnetischer Wellen auf der Erde ankommt, direkt Elektrizität, mit einem hohen Wirkungsgrad, wie sie keine andere Gewinnung von Elektrizität aufweisen kann. Dazu kommt, die Solarzellen werden momentan in phantastischem Tempo ständig weiterentwickelt. Dadurch wird ihre Effektivität und preiswerte Herstellbarkeit ständig weiter verbessert. Dass ihr Strom im Moment noch teurer ist als Strom aus fossilen Quellen, liegt nur daran, dass sie bisher noch nicht in wirklich hohen Stückzahlen hergestellt wurden.

Was notwendig ist, um den ganzen Energiebedarf der Menschheit in jeder absehbaren Zukunft vollständig und mit ausreichenden Puffermengen zu sichern, ist lediglich ein Netz großer Solarkraftwerke in den grossen Wüsten der Erde, wo bekanntermassen die Sonne tagsüber praktisch immer scheint und auch grosse Teile des Tages aus einem sehr steilen Winkel einfällt, so dass höchste Effektivität gewährleistet ist.

Ergänzend dazu kann auf Windenergie, Biomasse-Kraftwerke, regionale Solarenergie und Geothermie (Erdwärme-Nutzung) zurückgegriffen werden. Die Solarenergie soll dabei 60 bis 80% der benötigten Energie bereitstellen.

Synthesis Hochspannungsleitungen-Verbund

Eine Gruppe deutscher Techniker und Wissenschaftler hat bereits einen entsprechenden Plan aufgestellt unter dem Namen „Synthesis“. Hinter diesem Namen steht der Plan für ein weltweites Netz von "solarthermischen Kraftwerken", entwickelt durch Wissenschaftler des Hamburger Klimaschutz-Fonds. Mit deren Verwirklichung kann nach Berechnungen der Wissenschaftler F. Trieb, B. Milow, J. Nitsch und G. Knies die CO2-Emission drastisch heruntergefahren und die Klimakatastrophe verhindert werden.

Energieverbrauch Deutscland
Diese Planungsgrundlage von zwei deutschen Bundesministerien sieht überhaupt keine Verringerung von fossilen Energieträgern bis 2030 vor!

Es geht darum, in wichtigen Wüsten der Welt Solarpanels in grossem Umfang (einige hundert Quadratkilometer) aufzustellen und sie durch Gleichstrom-Überlandleitungen zu verbinden und so ein weltweites Netz zu erstellen, das rund um die Uhr für etwa 90% der Weltbevölkerung einen wesentlichen Teil der Energieversorgung sicherstellen kann. Man kann solche Verbund-Solar-Systeme dann auch mit Speicherkraftwerken verbinden, in denen Energie für Spitzen –Verbrauchszeiten gespeichert wird, z.B. durch das Hochpumpen von Wasser in Stauseen zu Niedrig-Verbrauchszeiten, um dann zu Spitzenzeiten das Wasser über Turbinen zusätzlichen Strom erzeugen zu lassen.

Wie aus der Graphik hervorgeht, hätte man für Südamerika die Atakama-Wüste in Chile vorgesehen, für Nordamerika u.a. die Nevada-Wüste in den USA, für Afrika und Europa u.a. das Landesinnere von Spanien und die Sahara, für Asien u.a. die Gobi-Wüste in China und die saudi-arabische Wüste und für Australien die grosse Wüste im Landesinneren. Mit Gleichstrom-Überlandleitungen kann man heute ohne zu hohe Leitungsverluste Strom über bis zu 5000 km befördern, wodurch das Verbundnetz dieser Wüsten-Stationen stabil einzustellen wäre. Von diesem Verbundnetz würden dann die Leitungen in die Verbrauchszentren abgezweigt.

Die Investitionen, die für ein solches weltweites System von Solarenergie benötigt würden, sind nicht viel höher als die Mittel, die von den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten zum Überfall auf den Irak und Afghanistan und deren Besetzungen bis jetzt schon ausgegeben wurden. Damit würde 60% der weltweit benötigten Energie erzeugt und es würden 90% der Weltbevölkerung erreicht. Der Rest von benötigten Energien würde dann über Erdwärme, Windkraft, Biomasse, örtliche Solaranlagen und andere erneuerbare Enrergiequellen bereitgestellt. Nur für eine Übergangszeit würden noch fossile Energieträger verwendet.

All dies könnte bereits verwirklicht sein und die gesamten Probleme der Energieversorgung der Menschheit für Strom, Heizung und Transport wären gelöst. Aber auch jetzt noch ist eine Umsetzung in 20 bis 30 Jahren technisch absolut realistisch. Damit wäre nicht nur die Klimakatastrophe abgewehrt, sondern auch das zu Ende gehende Erdöl für die kommenden Generationen aufgespart, das für die kostengünstige Herstellung von Kunststoffen, Arzneimitteln und vielen anderen Chemie-Produkten gebraucht wird.

Warum wurde ein entsprechender Plan noch nicht angegangen, obwohl andauernd internationale Konferenzen über die globale Erwärmung durch den CO2-Ausstoss stattfinden, zuletzt wieder unter extrem luxeriösen Bedingungen in einem Resort auf Bali in Indonesien?

Der Kapitalismus lässt es nicht zu, denn er kümmert sich nicht um die Bedürfnisse der Menschen, sondern nur um die maximalen Profite der Grosskonzerne, in diesem Fall jener, die den Energiemarkt beherrschen. Diese würden dann nämlich ihre profitträchtigen milliardenschweren Investitionen in Kernkraftwerken, Kohlekraftwerken, Müllverbrennungsanlagen, Erdölbohrstationen und –plattformen, Raffinerien und Tankerflotten in den Wind schreiben müssen und auf lukrative Aufträge für die Bau- und Versicherungskonzerne als Folge von z.B. Orkanen und Überschwemmungen verzichten müssen. Daher zeigen die Übermonopole am weltweiten Einsatz dieser revolutionären Technik wenig Interesse. Die Kosten für diese Katastrophen werden ja ohnehin auf die Bevölkerung abgewälzt.

Es gibt keine „Selbstheilungskräfte des Kapitalismus“.

Nur eine entschlossene internationale kämpferische Umweltbewegung ohne faule Kompromisse kann die Politiker zwingen, endlich solche Pläne in Angriff zu nehmen, bevor es zu spät ist.


Veröffentlicht am 9. Januar 2008 in der Berliner Umschau

Originalartikel

Hier geht es zu Teil 2, zu Teil 3, zu Teil 4 und zu Teil 5 des Dossiers 'Totale Kreislaufwirtschaft'.

Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zur beginnenden Klimakatastrophe und was man dagegen tun kann:


- Regenwaldvernichtung und Trockenheit im Amazonasgebiet

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 1 – Bill Gates und George Soros investieren in Alkohol

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 2 – Was spricht gegen Bio-Kraftstoffe?

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 3 – Der 'Rush' gewinnt an Tempo

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 4 - Endlich auch Bio-Alkohol in der Bundesrepublik

- Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen

- Das Klima kann nicht warten – Offener Brief an „Rettet den Regenwald“

- Wie die Industrie der „Global Warming Sceptics“ funktioniert

- Kofi Annan: Keine Gegenargumente mehr

- Brasilien plant völlige Umstellung auf Biodiesel

- Lulas Brasilien, Teil 4 – Abholzen und Abbrennen

- Klimakatastrophe: IPCC-Report klammert entscheidende Frage aus

- Stärkster Hurricane aller Zeiten

- Wie wird der Verkehr der Zukunft angetrieben

- Naive Umweltschützer geben Massenmedien Stichworte

- Briefwechsel mit „Rettet den Regenwald“

- Ein deutscher ‚Global Warming Sceptic’

- Klimahetzer? – Klimaketzer? Eine Auseinandersetzung um die beginnende Klimakatstrophe

- Strom- und Benzinpreise steigen ohne Halt

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Artikel und Dossier der Woche

Artikel der Woche "CDU: Kein Anspruch mehr auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft" Da wurde es von Frau Merkel vorhergesagt

Dossier der Woche "Dossier Klimakatastrophe" 10 Fragen und Antworten zur Klimakatastrophe

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