Montag, 19. April 2010

Deutschland: Beschäftigung: -4,7%; Arbeitsstunden: -16%; Wertschöpfung: -19,2%

Keine Rede von substantieller Erholung

Von Karl Weiss

Es liegen nun die Februar-Daten des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland vor. Das ist im wesentliches das, was man „Industrie“ nennt und was in Deutschland Vorzeigeobjekt ist. Die Zahlen sind weiterhin schlecht. Von einer substantiellen Erholung kann keine Rede sein.

Stahlindustrie

Das Verarbeitende Gewerbe umfasst die Kraftfahrzeugindustrie, die Ernährungsindustrie, die chemische Industrie, die Metall verarbeitende Industrie und den Maschinenbau, das ist also so ziemlich alles wesentliche, was die BRD an Industrie zum Vorzeigen hat. Bei den Zahlen handelt es sich um kalendertägliche und saisonal bereinigte Zahlen. Da ist also schon berücksichtigt, das der Februar weniger Arbeitstage hat und wegen Karneval und Winter typische saisonale Ausfälle beinhaltet.

Die Zahl der Beschäftigten in dieser Industrie fiel im Jahresvergleich (gegen Februar 2009) um 4,7% auf jetzt 4,9 Millionen Beschäftigte. Dabei zeigte die Beschäftigtenzahl in der Herstellung von Metallerzeugnissen ein Minus von 8,4%, in der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen ein Minus von 6,4% und im Maschinenbau ein Minus von 5,7%. Es kann also keine Rede davon sein, dass „die deutsche Industrie mit der Kurzarbeit gut über die Krise gekommen ist und nur wenig entlassen wurde“.

Diese Minus-Zahlen in Beschäftigung sind ja gegenüber dem Februar 2009, der bereits deutlich verringerte Beschäftigung zeigte. Was also in den Berichten der Nürnberger Anstalt als Verringerung der Arbeitslosigkeit gefeiert wurde, war nichts als schamlose Manipulation der Daten

Geht man nun über zu den geleisteten Arbeitsstunden im verarbeitenden Gewerbe, so ist das Bild das gleiche: Im Februar 2010 wurden etwa 614 Millionen Arbeitsstunden geleistet, das waren 0,5% wenige als im Vorjahresmonat, der mit etwa 617 Millionen Arbeitsstunden zu Buche steht. Vergleicht man nun aber mit dem Vorkrisenstand – und das ist ja, was interessiert, - so kommt man auf ein Minus von etwa 16% gegen den Rekordmonat April 2008 (das ist gerade zwei Jahre her).
Und sieht man sich die dritte Kennzahl im Zusammenhang mit der Beschäftigung an, die Summe der Löhne und Gehälter, so sind die Zahlen nicht einen Deut besser. Die Brutto-Lohnsumme liegt noch um 1,7% unter der von Februar 2009, die bereits einen starken Einbruch darstellte. Gegenüber den Vorkrisenstand vom Februar 2008 beträgt das Minus 4,4%.

Noch wesentlich schlechter wird das Bild, wenn man nicht mehr den nominellen Bruttolohn, sondern den um die Preissteigerungen bereinigten Wert vergleicht, also die Reallohnsumme. Hier fällt die Reallohnsumme auf einen Stand unterhalb des Februar des Jahres 2005!

Ganz parallel sind da die Werte des Ausstoßes des verarbeitenden Gewerbes. Im Vergleich zum Höchststand im Februar 2008 fällt der Ausstoß im Februar 2010 um fast 18%! Das ist das tatsächliche Ausmaß der Krise in Deutschland: -18%.

Man vergleiche hierzu, was der Bürger-Journalist bereits in der Voraussicht auf diese Krise am 1. Dezember 2006 schrieb:

„... bricht der deutsche Export, die einzige Hoffnung in Deutschland, weiter ein: Weitere 2%, damit kommen wir auf –6%. Das würde bereits die bei weitem tiefste Wirtschaftskrise der Geschichte der Bundesrepublik ausmachen. Der Rückschlag der Wirtschaftskrise aus anderen Ländern käme noch dazu: Die können nicht mehr soviel deutsche Produkte kaufen, da sie selbst in der Krise stecken. Sind glatt noch einmal 2%, da sind wir auf –8%.

(...) der weitere Rückschlag auf Deutschland mit weiteren Pleiten, Entlassungen und Arbeitslosenzahlen, die das Szenario von 2006 als Paradies erscheinen lassen werden. Nicht einmal eine zweistellige Rückgang der wirtschaftlichen Tätigkeit in Deutschland ist völlig auszuschließen für einzelne Quartale im Jahresvergleich. Das kann in seinen desaströsen Auswirkungen bestenfalls noch mit der massiven Weltwirtschaftskrise verglichen werden, die 1929 begann und bis tief in die Dreißiger Jahre hinein ging – und selbst die könnte noch übertroffen werden.“

Die Wirtschaftskrise in Deutschland wird fürchterlich.“

Wenn wir heute von –18% im Ausstoß reden, muss diese Vorhersage („zweistelliger Rückgang“) sogar noch als übertrieben vorsichtig bezeichnet werden.

Ein ähnlicher Wert ist die Brutto-Wertschöpfung, die sich also nicht auf Kilogramm oder Stück bezieht, sondern auf den Wert der verkauften Waren. Die äußerst interessante Internet-Site „Wirtschaftsquerschuss“ sagt dazu:

„Die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe war 2009 um kräftige -99,16 Mrd. Euro bzw. um -19,2% auf 418,29 Mrd. Euro im Vergleich zu 2008 (517,45 Mrd. Euro) gesunken und damit unter dem Stand aus dem Jahr 2000 mit 425,99 Mrd. Euro! Der Anstieg eines kompletten Jahrzehnts bei der industriellen Wertschöpfung wurde 2009 ausgelöscht!“ (http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/2010/04/lage-im-deutschen-verarbeitenden.html )

Egal ob Wert oder Ausstoß: Bei dieser Krise geht es um ein Minus im Bereich von 18 bis 19 % bezogen auf die Industrie. Alles andere ist Schönfärberei.


Veröffentlicht am 19. April 2010 in der Berliner Umschau

Karl Weiss - Journalismus

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