DeLay ist schuldig – und so war es Kohl

Ehemaliger republikanischer Mehrheits-Leader im Kongress der Vereinigten Staaten wurde der Geldwäsche in verdeckten Spenden von Industriellen schuldig gesprochen

Von Karl Weiss

Mit bis zu 99 Jahren Gefängnis wegen Geldwäsche muss Tom DeLay rechnen, der ehemalige republikanische Mehrheits-Leader im US-Kongress, nachdem er in der vergangenen Woche von einer Juri der Geldwäsche für schuldig erkannt wurde.

Der Fall ist extrem ähnlich dem CDU-Spenden-Skandal, bei dem der damalige Bundeskanzler Kohl grosse Mengen Spenden von ungenannten Firmen und Privatpersonen in schwarzen Geldkoffern erhalten hatte. Auch in diesem Fall handelt es sich um Spender, die nicht bekannt werden wollen und um eindeutige Gesetzesverstösse.

Wie bekannt, wurde Kohl von allen Anklagen freigesprochen, obwohl er sich bis zuletzt geweigert hatte, die Spender zu nennen.

Es gibt allerdings einen Unterschied in den beiden Fällen: In Texas, dem Bundesstaat von DeLay, ist es verboten, wenn Firmen oder Industrielle Spenden an Kongressabgeordnete geben. In Deutschland ist das ja nicht verboten – im Gegenteil, die Spenden an Parteien durch Firmen und Industrielle machen ja einen grossen Teil der Einnahmen der Parteien aus.

Warum jene Spenden an Kohl damals heimlich gegeben wurden und nicht öffentlich, hatte einen klaren Grund: Die Spender wollten nicht bekannt werden, denn die Parteien müssen die Namen der offiziellen Spender angeben und dies wird veröffentlicht.

Die heimlichen Spenden im Fall Kohl hatten auch noch einen anderen Grund: Sie wurden nicht an die CDU gegeben, die dies Geld dann nach vorgegebenen Quoten an die Parteiorganisationen weiterleitet. Sie wurden direkt an die Person Kohl gegeben und gaben ihm damit die Möglichkeit, bestimmte, ihm treu ergebene Parteiorganisationen mit Geld einzudecken, während andere Unterorganisationen, die eventuell mehr zu seinemn innerparteiischen Widersachern tendierten, knapsen mussten.

Das heisst, die Spenden im Fall Kohl dienten auch dazu, die innerparteiliche Demokratie zu unterminieren.

Diesen Vorwurf konnte man DeLay nicht machen. Bei ihm ging es sogar genau anders herum: Er liess die verbotenen Spenden direkt an die zentrale Kasse der republikanischen Partei laufen. Das ist ja nicht verboten. Von dort aus wurden dann aber die Spenden an jene texanischen Abgeodneten weitergeleitet, die mit diesen Spenden bestochen werden sollten.

Und das ist eben Geldwäsche! Der Sinn von Geldwäsche ist ja, den Ursprung des Geldes zu verschleiern, also den Zusammenang des Ursprungs mit dem letztendlichen Verbleib des Geldes zu verdecken und damit Illegales zu tun.

In diesem Sinne hätte also auch Kohl wegen Geldwäsche verurteilt werden müssen – er war aber nicht einmal dieses Deliktes angeklagt – und wurde praktisch freigesprochen (gegen eine geringfügige Zahlung, die nicht einmal ein Tausendstel der vereinnahmten illegalen Spenden betrug), wie wir wissen.

Ist also die US-Justiz gerechter als die Deutsche?

Gemach, noch ist nicht aller Tage Abend. Die 99 Jahre sind nur die mögliche Höchststrafe. Der Richter kann auch eine Strafe von einem Jahr geben und auf Bewährung aussetzen.

Ebenso gibt es noch höhere Instanzen, die jene Verurteilung wieder aufheben können.

Für uns in Deutschland bleibt zu erinnern: Ex-Bundeskanzler Kohl müsste eigentlich wegen Geldwäsche hinter Gittern sitzen.
grood - 7. Dez, 13:04

Schlechte Erfahrungen

Kohl hatte ja sein Ehrenwort gegeben, was bei CDU-Politikern auch schön mal tödlich enden kann, wenn man sie Ausbaden lässt, was sie angerichtet haben.

Karl Weiss - 7. Dez, 23:00

Teil des Verbrechens

Nun, das ist wohl immer so: Wer vom der Geldwäsche profitiert, gibt natürlich sein Ehrenwort, die Spender geheim zu halten, das ist ja gerade Teil des Verbrechens!

Trackback URL:
https://karlweiss.twoday.net/stories/11440638/modTrackback

Karl Weiss - Journalismus

Bürger-Journalist - Nachrichten-, Politik-, Brasilien- und Bilder-Blog

Willkommen / Impressum

Willkommen im Weblog Karl Weiss - Journalismus.
Der Weblog Karl Weiss - Journalismus ist umgezogen. neue Adresse: www.karl-weiss-journalismus.de
IMPRESSUM
Ich bin zu erreichen über weiss.karl@ rocketmail.com
Ich wünsche also allen (und mir) viel Spaß (und Ernst) mit diesem Blog.
Karl Weiss, Belo Horizonte, Brasilien

Artikel und Dossier der Woche

Artikel der Woche "CDU: Kein Anspruch mehr auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft" Da wurde es von Frau Merkel vorhergesagt

Dossier der Woche "Dossier Klimakatastrophe" 10 Fragen und Antworten zur Klimakatastrophe

Suche

 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Israel und der Konflikt...
ICH FRAGE MICH WARUM DIE JUDEN SO BRUTAL GEGEN DIE...
mik4777 - 30. Jan, 20:32
Abscheulich!!!
Wie man überhaupt im Ansatz auf den Gedanken kommen...
david3371 - 3. Okt, 19:02
Der Vatikan schützt die...
Sehr geehrter Herr Weiss, der Vatikan k a n n die...
MoMa - 6. Jan, 10:28
Fünf Jahre ist das jetzt...
Fünf Jahre ist das jetzt her!!! Die eine Immobilienkrise...
girico - 6. Mär, 13:34
Ich teile nicht diese...
Ein führender Landespolitiker oder ein wichtiger Geschäftsmann...
Nonkonformer - 21. Sep, 23:42

Status

Online seit 6504 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

Credits

Archiv

Dezember 2010
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 2 
 3 
 4 
 5 
10
13
15
17
19
21
24
25
26
27
28
30
 
 
 

Alle Links in Popups öffnen

alle Links auf der aktuellen Seite in einem neuen Fenster öffnen 

Zufallsbild

Deutschland: Brutto-Inlandsprodukt, Einkommen, Renten, Prozent gegen Vorjahr, bis 2008

kostenloser Counter

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de

AbbauRechte
AlternativPolitik
Brasilien
Deutschland
Fussball
Imperialismus
InternetundMeinungsfreiheit
Lateinamerika
Medien
NaherOsten
Oekonomie
Sozialabbau
Umwelt
Willkommen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren