Was Deutsche Konzerne in der “Dritten Welt” so anrichten

Zu 480 Millionen Euro Entschädigungszahlungen verurteilt

Von Karl Weiss

Deutsche Konzerne im Ausland sind natürlich vorbildlich, nicht wahr? Hatten Sie das etwa geglaubt? Nun, Sie werden sich eines Besseren belehren lassen müssen.

Die BASF (deutscher Chemiekonzern) wurde soeben in Brasilien in dritter Instanz zu Entschädigungszahlungen in Höhe von 480 Millionen Euro für Gesundheitsschäden verurteilt, die eine ihrer Fabriken dort bei den Arbeitern in der angrenzenden Siedlung und ihren Familien angerichtet hatten. Es war vor allem die Zahl der Krebsfälle, die dies damals (in den 70er-Jahren) brasilienweit zu einem Skandal machte.

Zu der Zeit gehörte die Fabrik noch der niederländischen Shell. Also auch die Holländer sind nicht kleinlich, wenn man Gesundheitsschäden mal eben so übersieht und kräftig weiterproduziert.

Später wurde die Fabrik in Paulínia im Staat São Paulo von der BASF gekauft und noch später geschlossen.

Die Arbeiter dort und ihre Familien in der Siedlung im unmittelbaren Anschluss an die Fabrik hatten nicht die geringste Ahnung, was passierte, als man bemerkte, wie viele der Arbeiter und und der Familienmitglieder an Krebs erkrankten.

Lange nach der Schliessung der Fabrik wurde schliesslich nachgewiesen: Es handelte sich um die dort hergestellten Produkte (Pestizide), die das Wasser verunreinigt hatten, aus dem Trinkwasser gewonnen wurde. Eine Sammelklage gegen die Shell und die BASF wurde eingereicht und in erster Instanz bekamen die Kläger recht.

Nur nützte das niemandem, denn die beiden Firmen gingen in die Berufung und bekamen dort dann auch tatsächlich den Wert der Entschädigungszahlungen zusammengestrichen. Dagegen gingen wiederum die Anwälte der Arbeiter und ihrer Familien in die Revision und bekamen nun Recht. Die ursprünglich festgelegte Entschädigungssumme wurde wieder hergestellt.

Das Problem ist nun nur: Die beiden europäischen Konzerne können nun erneut in Berufung gehen und danach ist man noch nicht am Ende angelangt. Das brasilianische Recht kennt (fast) unendlich viele Instanzen, denn eine grosse Armee von Richtern will höchste Gehälter garantiert haben.

Ein brasilianischer Richter verdient etwa das 50-fache von einem Lehrer, obwohl beide eine akademische Ausbildung haben. Das sind typische Dinge eines Entwicklungslandes.

Zwar nennen Viele Brasilien heute ein „Schwellenland“, aber das Justizsystem ist weiterhin archaisch (um es vorsichtig auszudrücken).

Selbstverständlich werden Shell und BASF erneut in die Berufung gehen und so haben die Geschädigten die Aussicht, dass frühestens ihre Ur-Enkel (wenn überhapt) wirklich einmal Entschädigungszahlen bekommen.

Wenn Ihnen das Alles bekannt vorkommt aus einem Film namens ‚Erin Brockovitch‘ und Ihnen Julia Roberts in einer Oskar-Rolle vor Augen steht, das alles geht in Wirklichkeit in den Niederungen vor sich und hier ist Brasilien, nicht Hollywood.

Auf die Idee, eventuell freiwillig grosszügige Entschädigungszahlungen anzuerkennen und die Betroffenen von der Tour durch die Instanzen zu bewahren, würde selbstverständlich ein kapitalistisch-imperialistischer Konzern niemals kommen! „Wo kämen wir denn da hin, wenn wir freiwillig etwas zahlen würden! Lasst sie doch klagen! Hahahah Hihihi!“

So funktioniert Imperialismus! Der Kapitalismus mit seinem Imperialismus muss weg!

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