Stärkster Hurricane aller Zeiten

Wilma und die Hurricanes 2005

Von Elmar Getto

Es war schon eine ganze Zeit lang nötig, diesen Artikel aus dem Jahr 2005 in einer aktualisierten Version hier in den Blog zu stellen, denn er stellt einen klaren Beweis für die These dar, es werden auf dem Weg in die Klimakatastrophe in steigendem Maße Unwetter gewaltigen Ausmasses auftreten, welche mehr und mehr Opfer kosten werden. Der Weg in die Klimakatastrophe ist nicht ein leises Ansteigen von Temperaturen, sondern ein lautes Sturmheulen. Deshalb ist dieser Artikel so wichtig gegen die verniedlichenden Mitteilungen der bürgerlichen Massenmedien, die nahelegen, ein wenig wärmer könnte doch sogar angenehm sein.

Mit Tricks und unrichtigen Vergleichen versuchen die Behörden der USA und - als brave Nachbeter ihrer Herrchen - die Mainstream-Medien weiterhin zu verschleiern, daß die 2005-Saison der Hurricanes längst beweisen hat, daß diese Wetterveränderungen auf langfristige Klimaveränderungen zurückgehen, die durch die globale Erwärmung verursacht sind. Ausgelöst wird diese im wesentlichen durch den Anstieg des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre, was auf das ungebremste Verbrennen fossiler Energieträger (Erdöl, Ergas und Kohle) durch die Grosskonzerne und deren Politiker zurückzuführen ist. Niemals in der Geschichte der Hurricanes im Nordatlantik hat es irgendeine vergleichbare Saison gegeben, auch wenn anderes behauptet wird.

Von den jährlich im Sommer im Süden des Nordatlantik entstehenden Unwettern haben sich dieses Jahr bereits 12 zu Hurricanes entwickelt und mit Wilma nimmt nun bereits der dritte Hurricane, der die höchste Kategorie ‚Fünf’ erreicht hat, auf die USA Kurs. Niemals hat es irgend etwas Vergleichbares gegeben, aber weiterhin wird geleugnet, daß ein Zusammenhang mit dem CO2-Ausstoß von Kraftwerken, Industrie und Fahrzeugen gegeben ist, wie es Wissenschaftler bereits in den neunziger Jahren vorausgesagt haben. Angesicht der dramatischen Hurricane-Entwicklung muß man sogar die Frage stellen, wann die globale Umweltkatastrophe überhaupt noch aufzuhalten sein wird, selbst wenn radikale Maßnahmen erfolgten.

Allerdings ist nicht einmal der Ansatz von radikalen Maßnahmen zu erkennen, speziell nicht in den USA, die bei weitem der größte Verursacher sind. Da ist es eine feine Ironie, daß genau dort diese Hurricanes mit besonderer Wucht einschlagen. Aber am Ende trifft es nicht die Verantwortlichen in Regierung und Konzernetagen, sondern die Ärmsten der Armen, wie in New Orleans.

Der US-Präsident hat weiterhin alle Regierungsstellen angewiesen, einen Zusammenhang der Intensität der Hurricanes mit der globalen Erwärmung und dem CO2-Ausstoß kategorisch zu leugnen. Weiterhin will die US-Regierung nicht einmal dem völlig unzureichenden Kyoto-Protokoll beitreten.

Andauernd werden Vergleiche mit anderen Hurricane-Saisons an die Presse gegeben, um zu suggerieren, daß die diesjährige Saison keineswegs weit über alles hinausragt, was es je gegeben hat, was aber die Tatsache ist.

So ergab sich am 19.10. die kuriose Situation, daß untereinander in `Rbi-aktuell` zwei entgegengesetzte Meldungen standen. Oben im Nachrichtenticker von AFP stand, 21 Hurricanes in einem Jahr im Atlantik hätte es erst einmal zuvor gegeben, im Jahr 1969. Kurz darunter, im Artikel von W. Weitlaner dagegen hieß es, in der gesamten Geschichte der Aufzeichnungen von Hurricanes seit 154 Jahren hätte es nur einmal mehr Hurricanes gegeben als 2005, nämlich im Jahre 1933. Las man am gleichen Tag die Meldung einer anderen Nachrichtenagentur, so stand dort, nur 1933 hätte es schon einmal 21 Unwetter im Nordatlantik gegeben.

Diese ständigen Verweise auf andere Jahre stammen von offiziellen US-Stellen und wollen die diesjährige Saison relativieren, so als ob sie ein einmaliger Ausreißer sei, so wie sie früher auch schon vorgekommen seien. Das ist aber nicht der Fall.

Es mögen 1933 oder auch 1969 schon einmal 21 oder mehr Unwetter im Nordatlantik entstanden sein, in beiden Jahren gab es jedenfalls laut der vorliegenden Liste der offiziellen US-Behörde nicht einen einzigen Hurricane, der stark genug war, um bis an die Küsten der USA zu kommen und dort große Schäden und viele Toten verursacht hätte. Es ist völlig ohne Bedeutung, wie viel mittlere Unwetter im Atlantik entstehen und dann dort verrauschen. Was sich in einer Exponentialkurve beschleunigt, sind große, extreme Hurricanes, die es bis an die Küste der USA schaffen und dort größere Schäden und viele Tote verursachen.

Es ist also kein Zufall, daß Wilma soeben zum stärksten Hurricane aller Zeiten erklärt wurde, mit einem Mindest-Luftdruck von 882 mBar, dem geringsten je gemessenen Luftdruck. Bei Hurricanes läuft deren Stärke (Windgeschwindigkeit) und der Mindestdruck parallel. Laut der vorliegenden Meldung hat Wilma bereits Windstärken von 280 km/h, das ist also weit mehr als die 230, die für die Einstufung in die höchste Kategorie 5 nötig sind (könnte auch ein Weltrekord sein).

Bereits die 230 km/h werden folgendermaßen beschrieben: Alle ungeschützten Fenster werden eingeweht. Häuser werden zumindest abgedeckt, können aber auch vollständig weggeweht und zerstört werden. An Betonbauten mittlere bis schwere Schäden. Alle Bäume werden entwurzelt oder geknickt. Personen im Freien werden weggetragen und zerschmettert. Schilder, Ampeln, Masten werden zerstört. Äste und andere mittlere Objekte werden zu Geschossen und können Wände durchschlagen. Autos und andere größere Objekte werden davongetragen und können Häuser durchschlagen.

Und bei diesem Hurricane reden wir über noch weit höhere Windgeschwindigkeiten. Das kann dann nur noch mit einem anderen Naturereignis verglichen werden: den Tornados (Twisters), bei denen diese Windgeschwindigkeiten von 280 km/h allerdings nur auf einen 20 bis 100 Meter dünnen Schlauch beschränkt sind. Beim Hurricane allerdings ist die ganze Zone um das Auge herum von solchen höchsten Geschwindigkeiten betroffen und das sind um die 30 km.

Vergleicht man die Satellitenbilder von Wilma mit der Landkarte, kommt man auf einen Durchmesser im Moment von etwa 400 km. Damit dürfte es nicht nur der stärkste, sondern auch einer der umfangreichsten Hurricanes aller Zeiten sein.

Neben den hohen Windgeschwindigkeiten bieten die Hurricanes aber auch noch einen anderen, äußerst gefährlichen Aspekt: Die stundenlangen Platzregen, die nicht nur nahe dem Auge, sondern auch noch Hunderte von Kilometern von ihm entfernt auftreten können.

Die starken und andauernden Regenfalle im Schlepptau eines Hurricanes sind vor allem gefürchtet, weil sie immer wieder Überschwemmungen und Erdrutsche auslösen, die für viele Tote verantwortlich sind.

Ergebnis der Analyse der offiziellen Liste aller Hurricanes seit dem Jahr 1800 (welche die USA erreicht und mehr als 25 Tote verursacht haben):

Benutzt man die offizielle Liste der Hurrikanes, die seit dem Jahr 1800 die amerikanischen Küsten erreicht und dort mehr als 25 Tote verursacht haben, kommt man zu folgendem Ergebnis:

Im 19. Jahrhundert werden 12 dieser Hurricanes berichtet, das sind also 0,12 pro Jahr oder anders ausgedrückt etwas mehr als einer alle 10 Jahre (es kann sein, daß da ein paar fehlen, weil zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch keine systematischen Aufzeichnungen bestanden).

Im 20. Jahrhundert (bis einschließlich 1979) werden 14 solcher Hurricanes berichtet, das sind also für 80 Jahre im Schnitt 0,175 pro Jahr oder etwas weniger als ein Hurricane alle fünf Jahre. Hier ist also schon ein Anstieg zu verzeichnen, der allerdings noch zufällig und innerhalb natürlicher Schwankungsbreite sein kann oder auch auf die fehlenden Aufzeichnungen zurückzuführen sein kann.

Für die 26 Jahre seit 1980 (wenn man für 2005 drei Hurricanes einbezieht) aber sind bis jetzt bereits 22 Hurricanes (oder tropische Stürme) mit mehr als 25 Toten gezählt worden (Schnitt 0,85), das ist bereits fast einer jährlich.

Nimmt man nur den Zeitraum der letzten 16 Jahre, also seit 1990, kommt man auf 19 Hurricanes, also über 1 pro Jahr (1,19).

Die Zahlenreihe 0,12 - 0,175 - 0,85 - 1,19 stellt eine Exponentialfunktion dar, wenn man sie gegen die Zeit aufträgt und dabei jeweils die mittleren Jahre des Zeitraums auf der Zeitachse verwendet, also die Jahre 1850, 1940, 1993 und 1998. Selbstverständlich geben die obigen Zahlen nicht nur diese vier Punkte her, sondern die ganze Kurve. Aber zur Charakterisierung der Kurve reichen die vier Punkte.

Sehr deutlich wird diese Entwicklung auch, wenn man die Jahre betrachtet, in denen mehr als ein Hurrikan die USA erreicht und mehr als 25 Tote verursacht hat:
1883 (2) - 1985 (2) - 1995 (2) - 1998 (2) - 2004 (4) - 2005 (3)
Die Beschleunigung der Entwicklung ist überdeutlich.

Auch diese Zahlenreihe läßt sich bei entsprechender mathematischer Umwandlung in eine Exponentialfunktion verwandeln. Damit haben wir - und das ist bei Auswertungen auf der Basis geringer Gesamtzahlen der Ereignisse immer wichtig (wir sprechen hier von insgesamt 61 berichteten solcher Hurricanes) - zwei voneinander unabhängige Ergebnisse, die beide Exponentialfunktionen darstellen und sich beide auf das Landfallen von solchen Hurricanes in den USA und auf ihre gesteigerte Häufigkeit beziehen, soweit es sich um intensive Hurricanes handelt.

Daß 2005 (bisher jedenfalls) weniger Hurricanes in USA aufweist auf dieser Liste, mag manchen verwundern, denn von den vier letztes Jahr hat man nicht so viel gehört. Allerdings hat sich auch eine Erhöhung der Intensität ergeben, der die bisher kleinere Nummer wett macht.

Während die vier Hurricanes von 2004 alle in den mittleren Kategorien waren: Hurricane Charley, Kategorie 4; Frances, Kategorie 2; Ivan, Kategorie 3; und Jeanne, Kategorie 3, sind die drei, die als Hurricanes in den USA ankamen (bzw. im Fall Wilma noch ankommen) alle in der höchsten Kategorie 5.

Ergebnis der Analyse der offiziellen Liste aller Hurricanes seit 1980, die das Festland der USA erreicht und mindest eine Milliarde Dollar Schäden angerichtet haben:

Eine andere Statistik ist die ebenfalls der offiziellen Site der US-Behörde NOAA (www.noaa.gov) entnommene, basiert auf der Liste der Hurricanes seit 1980, die Landfall in den USA gemacht haben und mindestens eine Milliarde Dollar Schäden angerichtet haben:

In der ganzen Dekade der 80er waren es 3 (das ist also ein Schnitt von 0,3), in den 90ern 9 (Schnitt: 0,9) und in den ersten sechs Jahren des neuen Jahrtausends sind es nun schon ebenfalls 9 (Schnitt: 1,5). Auch hier haben wir die ersten Ansätze einer Exponentialfunktion, wenn auch die geringe Zahl der Ereignisse auf dieser Basis eine gesicherte Auswertung nicht zuläßt.

Unabhängig davon kann aufgrund der Auswertung eindeutig belegt werden, daß es sich um ein schnelles Ansteigen der Zahl der intensiven Hurricanes handelt, die in den USA Landfall machen. Irgendeine Vergleichbarkeit mit historischen Fällen ist nicht gegeben. Vielmehr steht eindeutig fest, daß früher (bis 1980) typischerweise nur alle fünf bis zehn Jahre ein (in Zahlen 1) Hurrican in den USA ankam, der so stark war, daß er viele Tote verursachte.

In den letzten zwei Jahren sind es bereits mindestens 7, die 28 Tote und mehr verursacht haben.

Selbst wenn wir davon ausgehen, daß es für den ausschlaggebenden Punkt, die Oberflächentemperatur des Wassers im Nordatlantik in der Nähe des Äquators und im Golf von Mexiko mehrere bedingende Faktoren gibt, nicht nur die globale Erwärmung, so daß im nächsten Jahr z.B. weit weniger verheerende Hurricanes auftreten könnten [bemerkenswert, diese Vorhersage, denn genau das trat ein], läßt die Betrachtung über viele Jahre doch eindeutig schließen, daß eine steigende Tendenz vorliegt und das nicht linear, sondern exponentiell, so wie Naturereignisse typischerweise auf quantitative Änderungen wie steigende Temperaturen reagieren.


Dies ist ein weiterer besonders herausragender Artikel von Elmar Getto aus der "Berliner Rundschau", damals noch "Rbi-aktuell". Er enthält, mathematisch bewiesen, den Beleg, daß die Hurricane-Saison 2005 völlig aus anderen herausragt und daß die Hurricanes im Nordatlantik in letzter Zeit exponentiell an Stärke und Energieinhalt zunehmen. Der Artikel erschien am 20.10.2005.



Link zum Originalartikel hier



Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zur beginnenden Klimakatastrophe und was man dagegen tun kann:

- Regenwaldvernichtung und Trockenheit im Amazonasgebiet

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 1 – Bill Gates und George Soros investieren in Alkohol

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 2 – Was spricht gegen Bio-Kraftstoffe?

- Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 3 – Der 'Rush' gewinnt an Tempo

- Das Klima kann nicht warten – Offener Brief an „Rettet den Regenwald“

- Wie die Industrie der „Global Warming Sceptics“ funktioniert

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 4 - Endlich auch Bio-Alkohol in der Bundesrepublik

- Kofi Annan: Keine Gegenargumente mehr

- Brasilien plant völlige Umstellung auf Biodiesel

- Lulas Brasilien, Teil 4 – Abholzen und Abbrennen

- Klimakatastrophe: IPCC-Report klammert entscheidende Frage aus

- Wie wird der Verkehr der Zukunft angetrieben

- Naive Umweltschützer geben Massenmedien Stichworte

- Briefwechsel mit „Rettet den Regenwald“

- Ein deutscher ‚Global Warming Sceptic’

- Klimahetzer? – Klimaketzer? Eine Auseinandersetzung um die beginnende Klimakatastrophe

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Dossier der Woche "Dossier Klimakatastrophe" 10 Fragen und Antworten zur Klimakatastrophe

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