Pharmaindustrie contra Bill Gates?

"Marktdatenanbieter" warnt Pharmabranche vor Bill Gates Stiftung

Von Karl Weiss

Eine Studie, so berichtet ‚spiegel-online’, warnt die Pharmaindustrie vor der Konkurrenz der Bill Gates Stiftung. Diese will mit Millionenbeträgen Lösungen für AIDS und Malaria finden, was speziell für die Kinder in Afrika eine Notwendigkeit darstellt. Der Stiftung geht es aber nicht ums Geldverdienen, sondern um Impfstoffe ohne ähnliche Lösungen. Da muss die Pharmaindustrie zittern. Oder muss Gates zittern?

Was ist der Hintergrund? Pharmakonzerne sind ganz normale kapitalistische Unternehmen. Sie haben Profit zu produzieren, mit welchen Mitteln auch immer. Sie haben natürlich längst herausgefunden: Wenn man ein Medikament entwickelt, das die Krankheit heilt, setzt man meist wenig davon ab. Wenn es alle gekauft haben, die die Krankheit haben, ist es wertlos. Nur bei Infektionskrankheiten von Bakterien können die Krankheiten wieder und wieder auftreten. So kann man also mit Antibiotika (=Mittel gegen Bakterien) gute Geschäfte machen.

Krisensichere Lebensverlängerungshilfen

Viel krisensicherer aber sind Linderungsmittel und Lebensverlängerungshilfen. Sie sind die Profitbringer schlechthin. Das wichtigste: Sie heilen die Krankheiten nicht. Sie müssen auf Dauer oder jedenfalls lange Zeit eingenommen werden, damit man wenigstens Linderung hat bzw. sein Leben verlängern kann.

Ein wichtiges Beispiel sind die Chemotherapiemittel bei Krebs. Sie sollen schon vielen das Leben verlängert haben, in einigen Fälle den individuellen Krebs sogar besiegt haben. Kritiker bezweifeln ihre Wirksamkeit. Sie sagen, was sie an Verringerung des Tumorwachstums gutmachen, wird aufgewogen durch die massiv verschlechterten Gesamtzustand der behandelten Person durch die Giftigkeit der Mittel und die massiven Nebenwirkungen (von denen der Haarausfall nur das äussere Anzeichen ist).

Keinen Cent für Krebs-Prophylaxe

Hier soll darüber nicht spekuliert werden. Tatsache ist: Sie sind einer der grössten Profitbringer der Pharmaindustrie. Gleichzeitig forscht die Pharma-Branche nur auf Sparflamme über die Ursachen von Krebs und über Lösungen, die Krebskrankheit als solche zu besiegen.

Die US-Regierung, die den Pharma-Riesen mit grossem Forschungsaufwand unter die Arme greift, hat zum Beispiel in den letzten 15 Jahren nicht einen Cent für Krebs-Prophylaxe ausgegeben. Es verbreitet sich der Eindruck, man wolle den Krebs gar nicht wirklich besiegen, denn dann würde ja eine grosse Profitquelle wegfallen.

Anderes Beispiel: Die „Grippe“, richtiger: Erkältung, kurz: Die „Flu“. Die Linderungsmittel für die Symptome der ‚Flu’ sind Legion und sie verkaufen sich weltweit in Zahlen, die schwindelig machen. Sie sind deutlich die stärksten Profitquellen der Pharmakonzerne.

Da gibt man schon einmal Geld aus, um scheinwissenschaftliche Untersuchungen zum Schluss kommen zu lassen, Vitamin C in höheren Dosen sei nicht wirksam oder könne sogar negative Nebenwirkungen haben.

Denn Viele (so wie auch der Autor) haben bereits herausgefunden: Gegen „Grippe“ (Flu) hilft Vitamin C in höheren Dosen (2 bis 10 Gramm täglich, je nach persönlicher Veranlagung). Vitamin C stärkt die natürliche Immunabwehr des Körpers, das einzige Mittel gegen Viren. Beginnt man bei den ersten Anzeichen mit der Behandlung, kann das vollständige Ausbrechen der Krankheit überhaupt verhindert werden. Beginnt man später, wird der Verlauf viel leichter und die Gesamtzeit der Erkrankung abgekürzt.

Der Autor hat seit 1991, als er dies entdeckte, keine einzige Erkältung mehr durchstehen müssen.

Man muss das Vitamin C allerdings in Tablettenform einnehmen (eventuell auch als Kautabletten), nicht gelöst in Wasser. Da die Pharmakonzerne dies wissen, lassen sie einfach Untersuchungen über hohe Dosierungen von Vitamin C anstellen, bei denen das Vitamin gelöst in Wasser verabreicht wird. Da wirkt es nicht – oder jedenfalls viel schwächer -, und schon hat man den Beweis: VitaminC in höheren Dosierungen hat keine Wirkung. Netter Trick, nicht wahr? Schliesslich darf man ja seine Profite nicht durch Substanzen gefährden lassen, an denen man fast nichts verdienen kann. Na, ist ja verständlich.

Schliesslich das dritte Beispiel: AIDS.

Man hat Mittel entwickelt, den sogenannten „Cocktail“, die zwar schwere und schwerste Nebenwirkungen haben (bis hin zu charakteristischen Deformierungen des Körpers), aber den AIDS-Patienten, bei denen die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, zusätzliche Jahre verschaffen und jenen, bei denen sie sich bereits manifestiert, Linderung bringt.

Auch dies eine phantastische Einnahmequelle.

Dagegen zeigt man so gar keine Lust, hohe Summen in Forschungen zu stecken, die den eigentlichen Charakter des HIV-Virus erforschen, woher er kommt, woraus er sich entwickelt hat – oder entwickelt wurde - , um eine Impfung gegen ihn zu entwickeln, wie es eigentlich naheliegen würde.

Auch dies wieder verständlich, denn eine AIDS-Impfung würde die Profite der Pharmakonzerne in ernsteste Gefahr bringen. Verringerungen der jährlichen Netto-Einnahmen von 20 bis 30 % könnten drohen. Na, wo kämen wir denn da hin?

Schliesslich ist im Kapitalismus der Profit das einzige Kriterium - und muss es sein.

An dieser Stelle kommt nun die Stiftung ins Spiel, die Bill Gates schon vor einiger Zeit gegründet hat. Er hat rund 33 Milliarden (nicht Millionen!) Dollar in diese Stiftung gesteckt und sie gibt im Moment einige hundert Millionen aus für die Entwicklung von Medikamenten gegen Malaria und AIDS. Bill Gates sagt, es geht hauptsächlich um die Kinder in Afrika. Er liess sich mit seiner Frau zusammen mit afrikanischen Kindern ablichten. Der Mann versteht etwas von Marketing.

Nun hat auch noch der US-Investor Warren Buffet angekündigt, einen wesentlichen Teil seines Vermögens der Bill Gates-Stiftung zu übertragen (voraussichtlich etwa weitere 30 Milliarden Dollar).

Die ‚Gates-Foundation’ kündigte im vergangenen Jahr eine Investition von 287 Millionen Dollar in insgesamt 16 Wissenschaftslaboratorien an. Damit sollten neue Wege auf der Suche nach einem Impfstoff gegen die tödliche Immunschwäche AIDS gefunden werden.

Das genau hat nun der „Marktdatenanbieter“ ‚IMS Health’ in einer Studie zum Anlass genommen, die Pharma-Riesen zu warnen: "Pharmaunternehmen müssen eine klare Strategie entwickeln, um diesem Phänomen zu begegnen."
Uneigennützige Stifter, die Milliardensummen in die Arzneimittelforschung stecken könnten, seien für die Branche nicht nur neue mögliche Partner, sondern auch Gegner, so berichtet ‚spiegel online’ über die Aussagen der Studie.

Aktivitäten abgestossen

Das hat seine Logik. Wer neue Wege beschreiten will und mit dem Ziel einer Impfung gegen AIDS arbeitet, ist ein Gefährder von Pharma-Profiten – und die gehören zu den höchsten der Welt.

Nicht umsonst haben die meisten Chemie-Konzerne, soweit sie ins Gewicht fallende Pharma-Branchen hatten, ihre anderen Aktivitäten abgestossen, um im Pharma-Profit-Wunderland weit nach vorne oder sogar an die Spitze zu gelangen.

Der frühere deutsche Chemie-Konzern Hoechst zum Beispiel hat sich so effektiv ausschliesslich auf seine profitträchtigen Pharmateile konzentriert und die Chemieteile abgestossen, dass er heute zu einer kleinen Unterabteilung des französischen Pharma-Riesen Sanofi geworden ist. Der Name Hoechst ist von dem eines der grössten Chemie-Konzerne wieder zum Namen eines Frankfurter Stadtteils geworden.

Zwei andere wichtige Chemie-Konzerne im deutschsprachigen Raum, die Ciba-Geigy (seit 1992 nur noch Ciba) und die Sandoz in Basel, haben es ähnlich gemacht. Der Name Ciba trifft heute nur noch auf einen mittelgrossen Spezialchemikalien-Konzern zu, der aus den Chemikalien-Geschäften der beiden Firmen bei der Fusion gebildet wurde. Das Hauptgeschäft, das sagenhafte Profite versprach, die Pharma-Sparte beider Konzerne, wurde als Novartis neu auf den Markt gebracht und stellt heute einen der Pharma-Riesen dar.

Auch der deutsche Chemie-Gigant Bayer, in der Vergangenheit einer der grössten Chemie-Konzern der Welt, geht im Moment gerade diesen Weg. Der Chemie-Teil, wie auch der Foto-Teil Agfa, interessieren nicht mehr, sie wurden ausgelagert und werden nun ein eigenes Leben fristen. Der Name Bayer wurde auf einen zusammen mit der zugekauften Schering neuen Pharmakonzern übertragen, ebenfalls im Spiel der Grossen beteiligt und heftig entlassend.

Nur als kleine Anmerkung sei noch erwähnt: Die Agro-Geschäfte wurden meistens in die Pharmakonzerne mitgenommen. Sie sind vergleichbar profitabel.

Warum solche völligen Umstrukturierungen von Grosskonzernen? Weil das Pharmageschäft so intensiv nach Geld stinkt, das man das Leuchten in den Augen der Manager sehen kann.

Lediglich die Ölkonzerne können da noch mithalten, müssen aber weit grössere Umsätze tätigen, um ähnlich profitabel zu sein.

Was empfiehlt nun ‚IMS Health’ den Pharma-Riesen als Strategie gegen die Gates Foundation?

„Nach Einschätzung von IMS Health könnten Pharmafirmen (...) mit der Gates-Foundation zusammenarbeiten ...“ berichtet ‚spiegel online’. Also eine Umarmungs-Strategie.

Die „Umarmungen“ einer Boa Constrictor sollen allerdings ziemlich tödlich sein – aber das hat natürlich nichts mit der Pharmaindustrie zu tun.


Artikel erschienen in "Journalismus - Nachrichten von heute" am 20. April 2007.


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