Populismus - was ist das eigentlich?

War Haider Populist?

Von Karl Weiss

Anlässlich des Todes von Haider hat der Begriff wieder Hochkonjunktur: Populismus. 99% der Nachrufe enthalten in der einen oder anderen Form diesen Vorwurf. Ähnlich ist es, wenn über Lafontaine berichtet wird. Populismus ist zum meist gebrauchten politischen Schimpfwort geworden. Nur: Haider war nicht vor allem Populist – und Lafontaine ist es schon gar nicht.

Wenn Sie hier nun stutzen, so haben Sie sich noch keine Gedanken zu diesem Wort gemacht. Ist Populismus, wenn man populären Forderungen aus dem Volk Rechnung trägt?

Die Linke 2008

Wenn zum Beispiel Hartz IV abgeschafft werden wird, wenn die Truppen aus Afghanistan abgezogen werden, wenn Sozialtarife auf den Nahverkehrsmitteln und der Bahn eingeführt werden und die Studiengebühren abgeschafft? Ist das Populismus? Wenn die geschlossenen Schwimmbäder wieder geöffnet werden, wenn Tausende von neuen Lehrern eingestellt werden und die Klassengrössen endlich auf erträgliche Zahlen heruntergehen? Wenn endlich das Versprechen wahrgemacht wird, kostenlose Kinderkrippen- und Kindergartenplätze für alle bereit zu stellen, wäre das Populismus? Wenn die Vorratsdatenspeicherung wieder rückgängig gemacht wird, der Bundestrojaner verboten und alle anderen Bespitzelungs-Massnahmen ohne konkreten Verdacht ebenso, wäre das Populismus? Wenn ein Mindestlohn von 10 Euro pro Stunde eingeführt würde und die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, ist das Populismus? Nein, das ist Demokratie.

Denn Demokratie ist ja nichts anderes als das Versprechen an das Volk, es sei der Souverän, es habe die Macht und dementsprechend zu handeln. Den Forderungen des Volkes nachzukommen, ist populär, aber kein Populismus. Es müsste in einer Demokratie hoch gelobt werden. Andernfalls muss man sich doch fragen, was ist das für eine Demokratie.

Nun kommt an dieser Stelle mit Regelmässigkeit das Argument, man könne nicht jeder hochgeputschten Emotion des Volkes folgen, die ein Mal in diese und dann wieder in Gegenrichtung laufen könne. Kurz, das Volk ist einfach zu doof dafür. Das Beispiel, dass dann mit tödlicher Sicherheit gebracht wird, ist die Todesstrafe. Wenn es nach dem Volke ginge, würde nach jedem spektakulären Kindermord die Todesstrafe eingeführt.

Ja, allerdings, es gibt Organe wie die ‚ Bild‘, aber auch andere Medien, wie ‚ ‚heute‘, ‚tagesschau‘, Spiegel usw., die gerne Kindermorde, niedergeschlagene Rentner und andere Skandale hochkochen und dann versuchen, ihre Süppchen darauf zu kochen. Tatsächlich mag sich das in manchen Umfragen niederschlagen. Nur: Zu „normalen Zeiten“ spricht sich heute die Bundesbevölkerung eindeutig mehrheitlich gegen die Todesstrafe aus. Und es fällt auch niemandem ein Stein aus der Krone, wenn in einigen Ländern die Todestrafe existiert. Dies ist keine Argument gegen populäre Politik, sondern nur gegen Sensationsberichterstattung.

Nun kommen aber andere und argumentieren, es könne eben nicht einfach nach dem Volke gehen. In der aktuellen Finanzkrise zum Beispiel hätte das Volk, wenn es Mitsprache gehabt hätte, die Milliardensummen für Banken, Versicherungen und andere Institutionen des Grosskapitals sicher nicht genehmigt. Der Durchschnittsbürger habe eben nicht ausreichend ökonomische Kenntnisse und man müsse in so einem Fall eben den ‚ Fachleuten‘ vertrauen - wobei diese Fachleute rein zufällig die gleichen sind, die den ganzen Schlamassel verursacht haben. Die Massnahmen seien aber doch notwendig gewesen, um den Kapitalismus zu retten.

Nun kommen wir der Sache näher: In Wirklichkeit war das Versprechen der Demokratie eben nie ernst gemeint. In Wirklichkeit hält man das Volk für eine tumbe Masse,ein notwendiges Übel, um unter dem Deckmäntelchen der „Demokratie“ den KAPITALISMUS ZU RETTEN.

Zwar ist es praktisch, von Demokratie zu reden und so eine scheinbare Massenbasis seiner Politik vorweisen zu können, aber immer, wenn es hart auf hart geht, entscheidet man eben gegen das Volk – „tja, so leid es uns tut!“

Das ist Populismus.

Populismus ist, wenn man Volksverbundenheit vortäuscht, aber in Wirklichkeit die Politik des Kapitalismus betreibt - gegen das Volk.

Populismus, das ist Demagogie.

Meseberg-Tagung Bundesregierung

Z.B. jene Demagogie, die von fast allen Parteien in Brandenburg der Bevölkerung vormacht, man sei gegen das Bombodrom, während genau diese gleichen Parteien in Berlin nicht einen kleinen Finger bewegen, um das Verteidigunsministerium von seinem Vorhaben abzubringen – ein einfacher Bundestagsbeschluss hätte ausgereicht.

Z.B. jene Demagogie, die von der CSU vor den bayerischen Wahlen betrieben wurde: Man setzte sich angeblich vehement für eine Wiedereinführung der Entfernungspauschale im Steuerrecht ein – und stimmte geschlossen gegen einen entsprechenden Antrag im Bundestag.

Z.B. jene Demagogie, die man benutzte, um die Privatisierung der deutschen Stromerzeuger und –verteiler zu rechtfertigen. Nach der Privatisierung werde es Zig Firmen geben, die Strom anbieten und man werde auswählen können und sie würden in Konkurrenz stehen und so würde der Strom billiger werden. Jeder weiss, was geschah: Binnen weniger Jahre bildeten sich drei Monopole heraus, die in holder Eintracht die Strompreise erhöhen und Jahr um Jahr mehr Profite an ihre Aktionäre ausschütten – einen Effekt, den man schon genau von den Ölriesen kennt. Das ist Populismus, das ist Demagogie!

Vor allem aber jene Demagogie, die man verwendete, immer wenn populäre Forderungen gestellt wurden (wie sie oben schon dargelegt wurden): Dafür sei kein Geld da. Man habe nichts gegen diese Forderungen, nur sie seien einfach nicht finanzierbar. Man könne einem nackten Mann nicht in die Tasch greifen usw.

Wie jeder weiss, hat sich dies in diesen Tagen als gigantische Lüge herausgestellt. Das Geld war vorhanden, ja es war weit mehr vorhanden, als all dies gekostet hätte. Für nur eine einzige Bank, die Hypo, hat man bereits 38 Milliarden Euro bereitgestellt – und da ist noch nicht nicht berücksichtigt, was bereits in die IKB gesteckt wurde, in die KfW, in die Bayerische Landesbank, in die Sächsische Landesbank, in die Nordeutsche Landesbank, die Westdeutsche Landesbank – und jetzt hat man noch weitere weit höhere Beträge für die armen notleidenden Banken angekündigt. Das war Demagogie hoch drei – und Populismus hoch drei!

Schill 2

Und Schill, war der nicht Populist? Er war es in dem Masse, wie er den Wählern versuchte einzureden, man brauche nur die Strafen zu erhöhen und schon würde dem Verbrechen der Garaus gemacht. Nun, jeder weiss, heute wird in Hamburg nicht weniger verbrochen als vor seinem kometenhaften Auf- und Abstieg. Interessant, dass Schill selbst nun unter den Kriminellen zu finden ist mit seinem Kokain–Konsum.

Schill beim Koksen

Viel populistischer als er war aber noch van Beust, der ihn in seine Koalition aufnahm und eine „Zero-Tolerance-Policy“ versprach, genau wissend, dies erreicht gar nichts gegen berufsmässige Verbrecher. In den gleichen Fussstapfen bewegt sich auch Frau Merkel, die sehr wohl weiss, wie sich mafiähnliche professionelle Kriminalität in Deutschland ausbreitet, aber fordert, es müssten überall Überwachungskameras angebracht werden, denn nun müsse man endlich gegen jene vorgehen, die auf der Strasse jemanden anrempeln. Tatsächlich, das ist das dringendste Problem, das wir in Deutschland haben.

Schill und van Beust

Natürlich sind auch die Faschisten Demagogen und damit Populisten, aber das ist nicht der Kern des Faschismus. Auch wenn Faschisten versuchen sich mit „sozialen“ oder „populären“ Mäntelchen in das Vertrauen einzuschleichen, dann, wenn sie an die Macht kommen, kommt der Kern zum Vorschein, ihr wahres Gesicht: Sozialisten werden weggesperrt oder gleich umgebracht, die freien Gewerkschaften verboten, das Kapital erhält offen freie Entscheidungsgewalt, der Kapitalist wird als „Betriebsführer“ eingesetzt, dem absoluter Gehorsam geschuldet wird, die Renten werden gekappt, genauso wie die Löhne, statt einer Arbeitslosenhilfe wird unterbezahlte Zwangsarbeit eingeführt usw usf. Das geht viel weiter als einfache Demagogie, als einfacher Populismus. Faschismus ist Turbo-Kapitalismus brutal.

Schiesstraining von Faschisten in Aargau, Schweiz

Insofern ist auch die Bezeichnung Populist für Haider nicht angebracht. Wer offen gegen Ausländer hetzt, ist ein Verbrecher.

Und wie steht es mit der Linkspartei? Ja, leider zeigt sie auch klare Anzeichen von Demagogie, von Populismus, nur nicht in dem Sinne, wie es uns die Medien am Beispiel Lafontaine weis machen wollen. Sie ist dort demagogisch, „populistisch“, wo sie vorher von „Sozialismus“ spricht und soziale Forderungen vertritt, doch wenn sie an der Regierung beteiligt ist, dann trägt sie Privatisierungen von Krankenhäusern und Sozialwohnungen mit, dann trägt sie Milliarden für die Landesbank Berlin mit, dann nimmt sie hin, dass keine ihrer sozialen Forderungen verwirklicht wird, ja, sie stimmt sogar in den demagogischen Chor ein, es sei kein Geld da, man wollte ja, aber es ginge nicht, absolute Ebbe in der Kasse. Nur peinlich, das dies jetzt so gründlich widerlegt wurde.


Veröffentlicht am 15. Oktober 2008 in der Berliner Umschau

Originalveröffentlichung
phuter - 16. Okt, 00:05

So einfach kann man es sich nicht machen....

Alles was linker Populismus ist - gut/im Sinne der Menschen etc...
Alles was rechter Populismus ist - schlecht/verbrechen etc...

Populismus ist deshalb negativ behaftet, weil es etwas mit Unverantwortlichkeit zu tun hat. Der Populist erhält diesen Namen nicht, weil das was er tut populär ist, sondern weil er bewusst schädliche Maßnahmen setzt, wenn sie seiner Popularität dienen.
Peron, Chavez, Kreisky - waren sind in diesem Sinn linke Populisten, weil sie Wähler mit Schulden "gekauft" haben, die deren Enkel heute noch bezahlen müssen. Diese Taten sind genauso unverantwortlich, wie gegen Ausländer zu hetzen, weil das gut ankommt. Sie sind schädlich. Und zur Demokratie noch folgendes:
(Leider werde ich jetzt bereits theoretisch, denn in Wahrheit ist der Laden leider noch viel undemokratischer)
Es ist kein Zufall, dass unsere Demokratie delegativ ist und Legislaturperioden besitzt. Das ist auch gut so. Der Wähler ist nicht dazu da, jede einzelne Maßnahme zu bestimmen, sondern mit seiner Wahl Menschen mit der Aufgabe zu betrauen das Land zu führen. Nach vier Jahren müssen sich diese Regenten für ihre Taten rechtfertigen. Nichts wäre schrecklicher, als eine Demokratie die ohne Weitblick und ohne Vision, ohne Verantwortungsgefühl und vor allem ohne Kompetenz, den momentanen Begehrlichkeiten der Bürger ausgeliefert wäre. Wir könnten uns sicher sein, dass in diesem Fall Todesstrafe, Polizeistaat und Faschismus innerhalb kürzester Zeit standard wären.

Karl Weiss - 17. Okt, 03:37

Genau umgekehrt

Hmmm, lieber Phuter,

meinen Sie wirklich ich hätte es mir einfach gemacht? Mir kommt es aber eher so vor, als hätten Sie es sich einfach gemacht.

Ich habe nämlich den genauen Wurzeln des Wortes nachgeforscht, während Sie einfach das abgeschrieben haben, das man in jeder bürgerlichen Zeitung, in jedem reaktionären Magazin, in jedem oberflächlichen Lexikon als Populismus bezeichnet.

Wer die Wahrheit erkunden will, muss die Behauptungen überprüfen.

Tatsächlich wird die Frage des Populismus in der bürgerlich-reaktionärenn Tradition an die Verantwortung geknüpft. Aber werden die bürgerlichen Politiker (jene Menschen, die mit der Aufgabe betraut sind...) wirklich zur Verantwortung gezogen?

Was ist mit den CDU-Politikern Berlins, die sich an der Berliner Landesbank bereichert haben und als Regierung gleichzeitig Regeln setzten, die ihnen einen Ausweg ohne Verantwortung liessen, als die Geschäfte schlecht gingen? Jetzt müssen die Berliner Steuerzahler Milliarden dafür aufbringen.

Was ist mit jenen Politikern, die während der Amtszeit Banken oder Firmen Vorteile zukommen lassen und dann nach der Karriere dort unterschlüpfen? Ist das Verantwortung?

Wie ist es mit dem Rechtfertigen für die Taten? Wenn die "Regenten" eindeutig abgewählt werden, was ihnen durch eine Verringerung der Wahlbeteiligng um 20% klargemacht wird, dann benutzen sie nur die Relativ-Prozentzahlen derer, die noch wählen gingen, um doch weder eine Regierung zu bilden.

Kurz, von Verantwortung, von Rechtfertigung und ganz speziell Kompetenz kann überhaupt keine Rede sein. Das Ganze ist ein lächerliches Lügengebäude.

Wir sind nicht den Begehrlichkeiten der Bürger ausgesetzt, sondern denen der Politiker.

Was die Schulden betrifft, die noch die Enkel bezahlen müssen, da haben Sie völlig recht. in der Bundesrepublik sind die Schulden inzwischen so angewachsen, dass die Enkel kaum in der Lage sein werden, das je zu zahlen. Sie stammen aus den Regierungsperioden von hauptsächlich Schmidt, Kohl, Schröder und Merkel, davon allein 16 Jahre Kohl, die da ein besonderes Desaster darstellen. Wo sehen Sie da irgendwelche Linken. Alles stramme Rechte!

Wirklich originell und sehr kurios sind Sie da, wo Sie angebliche linke Populisten aufzählen, die Schulden gemacht hätten.

Was Peron betrifft der hat wirklich Schulden gemcht, aber die waren längst zurückgezahlt als der rechte Präsident Menem mit seine Neoliberalismus den Zusammenbruch und Staatsbankrott in Argentinien 2001 verursachte.

Im übrigen war Peron nie ein Linker. Der war so weit rechts, dass er sogar Hitler verehrte.

Was Kreisky betrifft, da weiss ich icht, wie der in ihre Aufzählung kam. Er war immer ein biederer Sozialdemokrat, also brave politische Mitte, nie ein Linker.

Wer wirklich ein Linker ist, ist Chávez. Nur hat der keine neuen Schulden gemacht, im Gegenteil, der zahlt im Moment alle Schulden seiner Vorgänger zurück, damit das venezuelanische Volk endlich die Last des Imperialismus von seinen Schultern bekommt.

Kurz, die Dinge sind genau umgekehrt, wie Sie sie darstellen.

Für ihren Beitrag darf ich mich herzlich bedanken.

Ich hätte es kaum besser fertig gebracht, die Dinge mit dem Populismus auf den Punkt zu bekommen.
phuter - 19. Okt, 16:04

Lieber Karl Weiss...

So sehr ich ihren Blog bisweilen zu lesen schätze - so sehr stört mich ihre ideoligische Verblendung, die tatsächlich so weit geht, in Peron und Kreisky keine linken Politiker zu sehen.
Populismus - und jetzt noch einmal - bedeutet das zu tun, was die Menschen im moment gut und richtig finden - unabhängig davon ob es das auch wirklich ist, unabhängig davon, ob man selbst der Meinung ist, dass es richtig ist.
Wo sie Ihre definitionen herbeziehen, ob sie diesen Begriff aus dem Lateinischen ableiten, deklinieren oder sonst was damit machen ist unerlässlich. Sprache ist Common Sense - und Begrifflichkeiten sind es dadurch auch. Unter Populismus versteht man nun eben das von mir ausgeführte und es bleibt mir unbegreiflich, wie man ideologisch derart verbohrt sein kann, dass man nicht erkennt, dass beide Lager ihre Populisten haben.

Karl Weiss - 19. Okt, 17:59

Anti-Demokraten

Ja, so ist das, wenn man widerlegt wird, dann weichen Viele ins allgemeine aus, man sei ideologisch verblendet oder man sehe den Wald vor Bäumen nicht oder ähnliche Argumentationen, die der konkreten Widerlegung ausweichen.

Ich habe Ihnen nicht mit generellen Phrasen gantwortet, sondern ganz konkret.

Ja, Sprache ist "common sense" und die Kapitalistenklasse und ihre Apologeten in den offiziellen Medien lieben es, ihre Definition als "common sense" auszugeben, nur weil sie die Zeitungsseiten und Fersehwellen in der Hand haben. Dagen kämpfe ich an mit solchen Artikeln, in denen ich deutlich mache: Was diese Lakaien des untergehenden Systms da definieren, ist eine absurde Verdrehung.

Vor allem aber beruht es in diesem Fall darauf, die einfachen Bürger als Volltrottel hinzustellen, weshalb man eben keine Demokratie haben könne.

Damit haben sich aber diese Definierer als Anti-Demokraten geoutet.
phuter - 20. Okt, 00:41

Wiederlegt??

Ich denke nicht, dass Du mir in irgendeiner Form bewiesen hättest, das die von mir angeführten Personen keine Linkspopulisten gewesen seien. Ich bin aber in der Tat der Meinung, dass die Menschen dumm sind - verdummt. Die Menschen setzen ihre Energien zumeist für Unsinn ein. Der Wille der Menschen sich mit sozialen oder politischen Problemen eingehend auseinanderzusetzen ist inexistent. Die Abgesänge und Verteidigungsreden auf unser Wirtschaftssystem werden - wenn es hoch her geht - von 10% der Bevölkerung gesungen. Dem Rest geht die Sache am Arsch vorbei. Schrecklich? Ja- denn die Leute sind erst dann zur Revolte zu bewegen, wenn sie keine anderen existenziellen Möglichkeiten mehr haben.
Das wird reiflich ausgenutzt. Sozialsysteme die das knappe überleben ermöglichen, Löhne die echte Unabhängigkeit verhindern, Manipulation und ein Lifestyle die verhindern, dass man zur Ruhe kommt und über den Irrsinn nachdenkt. So wirds gemacht - immer schon - Im alten Rom, im Feudalismus, im Faschismus, im realen Sozialismus und im Kapitalismus eben auch.
Revolutionäre sollten aber einem Irrtum nicht unterliegen:
Dass die Unterdrückten - also jene 90% Ignoranten - einen besseren Charakter hätten als ihre Unterdrücker, das sie es anders machen würden als diese... ich bezweifle das.
Wenn wir also wirklich etwas verändern wollen - die Welt besser machen - so müssten wir bei den innersten Trieben und Charaktereigenschaften der Menschen ansetzen - und das ist ein Spiel mit dem Feuer, das ich nicht zu spielen gewillt wäre, weil es höchstwahrscheinlich in einer menschlichen Katastrophe enden würde.

Karl Weiss - 25. Okt, 12:23

Bescheidenheit

Nein, tatsächlich kann ich dir nicht beweisen, das jemand nicht links ist, weil du eben eine andere Vorstellung von links hast als ich. Wenn du jemanden, der Hitler verehrte, als links bezeichnest, so machtst du damit nur deutlich, wie weit du rechts stehst. Von da aus ist wirklich alles links.

Und so weit rechts, da ist es nur logisch, dass du die Arbeiter für dumm hältst, für Ignoranten.

In Wirklichkeit sind sie deutlich gescheiter als du. Seh dir zum Beispiel die Umfrage an, bei der im Westen 50%, im Osten sogar noch mehr geantwortet haben: "Der Sozialismus ist nicht falsch, er wurde in der DDR nur nicht richtig verwirklicht."

Das hättest du sicher nicht angekreuzt und damit deine Borniertheit bewiesen.

Das ist die Krux mit den Intellektuellen: Sie hätten die Möglichkeiten in der Hand, die Dinge zu verstehen und zur Änderung beizutragen, aber stattdessen verlieren sich viele von ihnen in Ego-Trips, in Grossmannssucht, in Individualismus. Vor allem wollen viele nicht begreifen: Es ist die menschliche Arbeit, die alle Werte der Menschheit hervorbringt, es gibt keine andere Quelle. Nur wer das begriffen hat, kann dann die nötige Bescheidenheit gegenüber den arbeitenden Menschen entwickeln.

Die jetzige Krise ist ja gerade dadurch gekennzeichnet, dass die "Finanzagenten" geglaubt hatten, sie hätten eine neue Quelle von Werten entdeckt. Doch es waren nur Luftblasen.

Darum ist es für uns Intellektuelle wichtig, zuallererst dies klar zu bekommen: Alle Werte der Menscheit werden durch die menschliche Arbeit geschaffen - es gibt keine andere Quelle. Daraus ergibt sich dann im zweiten Schritt dass es nur die Arbeiterklasse sein kann, welche die Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung befreit.

Im übrigen ist es eine Binsenweisheit, dass die Menschen erst dann zur Revolte bereit sind, wenn es ihnen an die Existenz geht.

Das Schlimme ist, dass Leute wie du gar nicht sehen wollen: Es geht der Menschheit bereits an die Existenz: Wenn der Kapitalismus noch 20 Jahre so weiter macht, wird wahrscheinlich bereits die Klimakatstrophe unumkehrbar sein und damit das Ende der Menschheit, wie wir sie kennen, bereits unumkehrbar feststehen.

Wenn wir Intellektuellen also etwas verändern wollen (mir scheint, für dich stellt sich gar nicht diese Notwendigkeit), wenn wir die Welt besser machen wollen, dann müssen wir zuallererst uns verändern, Abschied nehmen von den Grössenwahnsinnsphantasien und bescheiden von den arbeitenden Menschen lernen.

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