Karl Weiss - Journalismus (Bürger-Journalist - Nachrichten-, Politik-, Brasilien- und Bilder-Blog) : Rubrik:Lateinamerika
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Bürger-Journalist - Nachrichten-, Politik-, Brasilien- und Bilder-Blog
Karl Weiss
Karl Weiss
2011-02-09T01:53:54Z
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2000-01-01T00:00:00Z
Karl Weiss - Journalismus
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Einwanderungsüberschuss in Venezuela
http://karlweiss.twoday.net/stories/8426039/
<b>In der Mischung steckt Geld</b><br />
<br />
<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>Während die internationalen, von der westlichen Welt kontrollierten Medien (allen voran natürlich die New York Times (NYT) andauernd von Wirtschaftskrise in Venezuela sprechen und Enteignungen anprangern, rollt ein Strom von Immigranten in das Land. Es gibt auch solche, die das Land verlassen, aber um die ist es offensichtlich nicht schade, denn es sind im wesentlichen Unternehmer, Banker und ähnliche Gestalten, deren Ideologie die aktuelle weltweite Krise verschuldet hat.</b></i><br />
<br />
<img title="Venezuela" height="423" alt="Venezuela" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/venezuela.jpg" /><br />
<br />
Tatsache ist, Venezuela hat sich bereits vollständig von den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise erholt, etwas, was man z.B. von den Vereinigten Staaten nicht sagen kann.<br />
<br />
Als der Ölpreis im September/Oktober 2008 von annähernd 200 Dollar pro Barrel auf 60 Dollar pro Barrel fiel, war das ein harter Schlag für ein Land, das zum großen Teil von den Öl-Einnahmen abhängig ist, während dies eigentlich ein positiver Faktor für die Vereinigten Staaten hätte sein müssen, die ja vom Import riesiger Ölmengen abhängen. Tatsache ist, die USA konnten diesen Vorteil nicht nutzen oder er ging einfach in den gewaltigen anderen Problemen unter, während Venezuela diesen schweren Schlag zwar gespürt, aber dann weggesteckt hat.<br />
<br />
Der daraus resultierende wirtschaftliche Rückschlag wurde hämisch von den internationalen Medien auf die sozialistische Politik von Präsident Chávez zurückgeführt, nur: Es ging zum Beispiel Quatar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht einen Deut besser und dort ist der Kapitalismus eher noch kapitalistischer als anderswo.<br />
<br />
<img title="Welt-Ölreserven" height="312" alt="Welt-Ölreserven" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/oil-reserves-of-the-world.jpg" /><br />
<br />
Venezuela ist weiterhin geprägt von den typischen Leiden eines Entwicklungslandes, die sind: 1. Abhängigkeit von Rohstoff-Ausfuhren, 2. Mangelnde inländische Nahrungsmittelproduktion für den heimischen Markt und 3. Unter-Industrialisierung mit dem Ergebnis von hoher Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Importen für fast alles. <br />
<br />
Lediglich das vierte typische Kennzeichen von Entwicklungsländern hat man bis zu einem gewissen Grad abgeschüttelt: Die fast vollständige Unterordnung unter die heimische Oligarchie, eine Schicht von stinkreichen, dominierenden Familien, die alle wesentlichen Posten in Staat und Gesellschaft innehaben oder kontrollieren und die mit einem oder einer Gruppe von Imperialisten kuscheln.<br />
<br />
Tatsächlich haben schon eine große Zahl dieser Familien Venezuela verlassen, nachdem der von ihnen gegen Chávez inszenierte Putsch im Jahre 2002 schief gegangen war.<br />
<br />
<img title="Chávez und Lula" height="150" alt="Chávez und Lula" width="220" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez-und-lula.jpg" /><br />
<br />
Ein Artikel in der NYT vom 7. 11. 2010 spricht sogar von Hunderttausenden von Auswanderern aus Venezuela, kann dies aber mit nichts Belastbaren belegen.<br />
<br />
Andererseits wird zugegeben, dass Hunderttausende in den letzten Jahren nach Venezuela eingewandert sind. Weiter unten im gleichen Artikel werden aber Zahlen von Millionen von Einwanderern genannt, so dass diese Aussage als Teil der Redaktion durch übergeordnete Redakteure in der NYT angesehen werden kann (typisch: man hat in der Eile vergessen, die Millionen-Zahlen weiter unten im Artikel zu streichen).<br />
<br />
Die Gründe für die Einwanderung haben nur selten und eher indirekt mit dem angeblichen Sozialismus Venezuelas zu tun, sie sind meist ganz handfester Art: <br />
<br />
In vielen anderen Ländern bleibt den Armen nur die Wahl von Vegetieren auf niedrigster Stufe oder das Schicksal in die Hand nehmen und ein Land zu gehen, wo einem arbeitsamen Menschen eine Chance zum Überleben auf halbwegs erträglichem Niveau gegeben wird.<br />
<br />
So ist es denn auch charakteristisch, wenn der Artikel von Immigranten aus dem Libanon, aus Haiti, aus Kolumbien, aus Indien, aus China, Syrien und Jordanien spricht. <br />
<br />
Allein 4 Millionen Menschen kamen aus Kolumbien, was die NYT sehr verwundert, denn sie berichtet doch andauernd, wie schlecht es in Venezuela läuft, während Kolumbien, der wichtigste militärische Außenposten der USA in Südamerika, als demokratisches Land dargestellt wird, das bedeutende Fortschritte im Kampf gegen den Rauschgiftschmuggel gemacht habe.<br />
<br />
Nun, die Abstimmung mit den Füssen spricht eine andere Sprache.<br />
<br />
<img title="Chávez" height="218" alt="Chávez" width="320" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez.jpg" /><br />
<br />
Die zweitgrößte Gruppe von Immigranten sollen nach diesen Angaben etwa 50.000 Chinesen sein.<br />
<br />
Wenn die NYT da von einem schrumpfenden Brutto-Inlands-Produkt (BIP) redet, so ist das auf die Verringerung von Finanz-Anlage-Werten zurückzuführen, die von den Berechnern des BIP wie ein wirklicher Wert eingerechnet werden so weist die USA z.B. trotz ständig steigender Arbeitslosigkeit und stagnierendem Konsum ein steigendes BIP aus, weil neue Finanz-Werte geschaffen werden, die aber keinen Gegenpart in der wirklichen Ökonomie des Landes haben.<br />
<br />
Da widerspricht sich der Artikel wiederum, wenn er einerseits eine schrumpfende Wirtschaft suggeriert und andererseits die Aussagen von Immigranten wiedergibt:<br />
<br />
Ein Libanese: Hier liegt das Geld auf der Straße, ob der Ölpreis nun 8 oder 80 Dollar beträgt.<br />
<br />
Ein anderer Libanese: Ich hätte nach Europa, zum Beispiel nach Deutschland gehen können, aber hier konnte ich mein eigenes Geschäft aufmachen.<br />
<br />
Ein Haitianer: Hier kann man mit ein bisschen Würde leben ...<br />
<br />
Ein Kolumbianer: Es gibt Arbeit in Venezuela für jemanden, der arbeiten will (...) es ist nicht ideal hier, aber besser als das, was ich hinter mir gelassen habe.<br />
<br />
Ein Inder: Es gibt hier jeden Tag sowohl Gefahren als auch Freude und in dieser Mischung steckt Geld.<br />
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<br />
<i>Veröffentlicht am 10. November 2010 in der Berliner Umschau</i>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2010 Karl Weiss
2010-11-11T09:27:00Z
-
Die Karten werden neu verteilt in Südamerika
http://karlweiss.twoday.net/stories/6426918/
<b>Die Macht kommt aus dem Lauf der Gewehre</b><br />
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<b>Von Karl Weiss</b><br />
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<i><b>Die absolute und überragende militärische Dominanz, welche die USA über ihre Vasallen Kolumbien und Peru in Südamerika haben, beginnt erste Gegengewichte zu bekommen. In Venezuela wurden soeben die ersten Sturmgewehre Kalaschnikow in der noch im Bau befindlichen von Russland gelieferten Fabrik hergestellt. In dem Masse, wie diese Fabrik Gewehre herstellt, wird ein Gegengewicht zur tödlichen Übermacht Kolumbiens gegenüber allen anderen südamerikanischen Ländern geschaffen.</b></i><br />
<br />
Zwar ist und bleibt Kolumbien, von den USA mit allem ausgerüstet, was modern ist in der Waffentechnik, etwa 10 mal stärker als alle anderen Armeen Südamerikas zusammen, zwar haben die USA fünf (nach anderen Angaben sieben) militärische Stützpunkte in Kolumbien, die bis an die Zähne bewaffnet sind, aber die Zerstörungskraft allein ist es eben nicht, die im Ernstfall entscheidet, wie die USA schon im Vietnamkrieg erfahren mussten und nun erneut in Afghanistan erfahren.<br />
<br />
Die Tatsache, dass die riesigen Bomben und Raketen (und jetzt auch Drohnen) überall einschlagen und vor allem Zivilisten töten und verstümmeln, trägt eben nichts dazu bei, einen Konflikt für sich zu entscheiden im Gegenteil. Diese Ereignisse bringen die Bevölkerung gegen jene Kriegspartei auf und eint die Bevölkerung um jene, die dagegen kämpfen.<br />
<br />
Niemand kann einen Krieg gegen das Volk gewinnen. Man könnte zwar das ganze Volk ausrotten, aber niemals gewinnen. Das ist die Lehre des Vietnamkriegs.<br />
<br />
Natürlich muss in einem Krieg, will man sich nicht willenlos der USA unterordnen, auch ein Gegengewicht geschaffen werden. Nur sieht das ja nicht genauso aus wie die Angriffsmaschinerie. Man greift ja nicht ein anderes Land an, sondern verteidigt sein eigenes. Zum Verteidigen braucht man aber eben Gewehre. Gewehre in der Hand des Volkes, möglichst eines für jeden Einzelnen, sind die Gegengewichte in einer Auseinandersetzung hochgerüstete Modern-Luftwaffen- und Bomben-Armee gegen das Volk.<br />
<br />
Natürlich gibt es da noch anderes, aber das Entscheidende sind die Gewehre. Mao Tse Tung sagt: Die Macht kommt aus dem Lauf der Gewehre. Und der muss es wissen. Der hat von 1927 bis 1948 einen Krieg mit dem Volk gegen das korrupte und dekadente Zentralregime Chinas geführt und am Ende gewonnen.<br />
<br />
Deshalb wird in dem Masse, wie die Kalaschnikow-Fabrik in Venezuela Gewehre ausspuckt (eine Fabrik für Munition ist auch im Bau), die Chance, mit schnellen Schlägen von Kolumbien aus innerhalb von Tagen ganz Südamerika wieder unter die Fuchtel der US-Regierung zu bekommen, immer geringer. Man müsste sich auf einen jahrelangen Krieg vom Typ Vietnam einstellen.<br />
<br />
Da die USA im Moment auch vollbeschäftigt sind und auch noch einen Krieg gegen das Iranische Regime und Volk planen wird man auch nicht so schnell zuschlagen können, dass die Gewehre noch keine Rolle spielen.<br />
<br />
Armes Amerika was wird man nun machen?<br />
<br />
<br />
<i>Veröffentlicht am 15. Juli 2010 in der Berliner Umschau</i>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2010 Karl Weiss
2010-07-15T09:09:00Z
-
Diktatur oder Demokratie was solls?
http://karlweiss.twoday.net/stories/6347227/
<b>Europa sieht Lateinamerika weiterhin als Spielball an</b><br />
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<b>Von Karl Weiss</b><br />
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<b><i>Na, so eine kleine Diktatur, das ist doch nichts Neues in Lateinamerika, nicht wahr? Das scheint die Haltung der Politiker in Europa zu sein, die andererseits aber gerne Freihandelsabkommen mit den Märkten Lateinamerikas abschliessen würden. Nur haben die meisten Länder Lateinamerikas in den letzten Jahren ihr Haupt erhoben. Treues Erfüllen der imperialistischen Forderungen ist nicht mehr angesagt. Doch Europa macht weiter wie gehabt. Also wird sich Lateinamerika wohl andere Handelspartner suchen, Westerwelle sei Dank.</i></b><br />
<br />
<img title="Westerwelle" height="400" alt="Westerwelle" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/westerwelle.jpg" /><br />
<br />
In Honduras wurde Ende Juni letzten Jahres mit einem Militärputsch die gewählte Regierung gestürzt und mit einer Scheinwahl, in der es keine Kandidaten der anderen Richtung gab, eine Scheindemokratie eingeführt. Die Länder Lateinamerikas haben hierauf fast einstimmig extrem negativ reagiert.<br />
<br />
Besonders ist ihnen aufgestossen, dass Gelder und Einfluss aus Europa an diesem Putsch beteiligt waren. Vor allem die Rolle der FDP-eigenen Friedrich-Naumann-Stiftung ist da im Gespräch. <br />
<br />
Westerwelle hätte diesem Spuk der Unterstützung von Militärputschs und offenes Auftreten gegen die Demokratie mit einem Wort ein Ende machen können, doch er hat das nicht getan. Frau Merkel hätte das von ihm einfordern können, als die Regierungkoalition gegründet wurde, aber auch das geschah nicht.<br />
<br />
<img title="Pfau" height="135" alt="Pfau" width="135" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/pfau.jpg" /><br />
<br />
Das ist für uns hier in Deutschland sehr aufschlussreich. Die Merkels und Weterwelles sind keine Demokraten. Sie halten nur einen demokratischen Aussenanstrich für opportun. Im Kern wollen sie eine Diktatur, die mit den lästigen Wahlen und Volksabstimmungen ein für alle mal Schluss macht.<br />
<br />
Die EU will nun mit den lateinamerikanischen Staaten sprechen, um ein Freihandelsabkommen mit ihnen zu schliessen. Das bezieht sich einerseits auf den Mercosul, der Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguey umfasst (Venezuela und Bolivien sind im Prozess der Aufnahme, Chile ist assoziiert) und andererseits mit der mittelamerikanischen Freihandelszone, die fast alle der kleinen Länder Mittelamerikas umfasst. Dazu kommen vorgesehene Freihandelsverträge mit anderen Staaten Lateinamerikas.<br />
<br />
<img title="Honduras Strassenschlacht nach Putsch" height="305" alt="Honduras Strassenschlacht nach Putsch" width="407" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/honduras-strassenschlacht-nach-putsch.jpg" /><br />
<br />
Es ist ein Treffen von Staatschefs in Madrid angesetzt, das allerdings nun gefährdet ist. Der spanische Ministerpräsident Zapateiro hat den in einer Diktatur-Wahl gewählten Präsidenten Lobo von Honduras ebenfalls eingeladen. Die meisten Länder Lateinamerikas haben daraufhin erklärt, sie würden nicht an einer Konferenz zusammen mit ihm teilnehmen.<br />
<br />
Es wird nun versucht, Lobo an einem Katzentisch teilnehmen zu lassen und am Ende doch das Dokument mit zu unterzeichnen. Voraussichtlich wird ein umfassendes Abkommen nicht zustande kommen, da Europa auch weiterhin auf seinen Agrarsubventionen besteht.<br />
<br />
Es ist doch immerhin erwähnenswert, dass die europäische Politik lieber den ökonomischen Vorteil einer Freihandelszone mit Lateinamerika den Bach hinunter gehen lässt als von ihren Prinzipien abzurücken: Eine Diktatur, errichtet in der dritten Welt mit Hilfe Europas, ist immer anzuerkennen und wenn man dazu mit dem Teufel paktieren müsste.<br />
<br />
So ist es um die europäische "Demokratie" bestellt.<br />
<br />
<b>Originalveröffentlichung</b>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2010 Karl Weiss
2010-05-21T16:37:00Z
-
Lateinamerika: Neuer Militärputsch vereitelt?
http://karlweiss.twoday.net/stories/6029937/
<b>Paraguay: Präsident entlässt die drei Chefs der Waffengattungen</b><br />
<br />
<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>Am 5. November 2009 hat der vor einem Jahr gewählte Präsident von Paraguay, Lugo, die Kommandeure aller drei Waffengattungen seines Landes entlassen. Es muss davon ausgegangen werden, dass Lugo ein Komplott zu einem Staatsstreich aufgedeckt hat, in das die drei Generäle (Admiräle) verwickelt waren oder das sie bewusst geduldet haben.</b></i><br />
<br />
Lugo ist einer der letzhin gewählten linken Präsidenten in Lateinamerika und wird in der Regel mit Hugo Chávez (Venezuela), Evo Morales (Bolivien), Correa (Ekuador), Zelaya (Honduras, gegen den bereits ein Staatsstreich durchgeführt wurde) und Ortega (Nicaragua) in Zusammenhang gebracht.<br />
<br />
<img title="Evo Morales" height="200" alt="Evo Morales" width="160" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/evo-morales.jpg" /><br />
<br />
Die ersten Hinweise auf einen möglicherweise drohenden Putsch in Paraguay tauchten vor zwei Tagen auf, als der Vize-Präsident der venezuelanischen Gruppe im Lateinamerikanischen Parlament (kein richtiges Parlament, eher eine Vereinigung für Meinungsaustausch), Wimmer, davon sprach, rechtsextreme Kräfte und US-Agenten könnten in dem Staat im Zentrum Südamerikas einen Putsch planen.<br />
<br />
Der Präsident Lugo selbst hatte noch einen Tag vor den Entlassungen jegliche Möglichkeit eines Putsches verneint. Auch die Sprecherin der US-Botschaft, Ayalde, dementierte Putsch-Pläne. Allerdings machte sie in ihrem Dementi im Überschwang einen Fehler, der auffiel. Sie sagte, sie kenne keine Pläne für einen Putsch und verneine auch Putschpläne. Wie kann sie sie verneinen, was sie nicht kennt?<br />
<br />
<img title="Chávez" height="218" alt="Chávez" width="320" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez.jpg" /><br />
<br />
In Paraguay sind praktisch alle Medien in den Händen der lokalen Oligarchie, wie auch in allen anderen lateinamerikanischen Ländern. Diese Oligarchie herrschte in allen diesen Ländern unangefochten und war repräsentiert durch eine Partei oder zwei Parteien, die eine Alleinherrschaft ausübten oder sich in der Herrschaft ablösten. Die Bevölkerung wurde mit allen Mitteln arm und unwissend gehalten und die Oligarchie kungelte mit dem US-Imperialismus und öffnete ihm das Land zur Ausbeutung. Im Gegenzug gab die jeweilige US-Regierung der lokalen Oligarchie die Möglichkeit, unvorstellbare Reichtümer anzuhäufen.<br />
<br />
All dies funktioniert jetzt nicht mehr so, wie es Oligarchien und US-Regierung gerne hätten. In Lateinamerika gibt es eine revolutionäre Unrast und in insgesamt 15 Ländern (nur gezählt Länder mit einiger Bedeutung) sind heute linke oder gemäßigt linke Regierungen an der Macht. Die Parteien der Oligarchie wurden in all diesen Ländern abgewählt.<br />
<br />
Doch die Medien sind weiterhin fest in der Hand der Oligarchien, so auch in Paraguay. Eine Zeitung dort versuchte eines der typischen Manöver, wie sie vor Putschversuchen schon öfters beobachtet wurden. Um die Spuren möglichst zu verwischen, behauptete die Zeitung, der venezuelanische Präsident Chávez habe zu einem Putsch gegen Lugo aufgerufen. Diese Meldung wurde ausführlich im Parlament diskutiert, so als ob das irgendeine reale Basis haben könnte. Im Parlament hat Lugo keine Mehrheit. <br />
<br />
Nun, Lugo kannte wohl seine Pappenheimer und hat anscheinend gehandelt, bevor es für ihn gefährlich werden konnte.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Bewaffnete Mitglieder von Rechts-Milizen" height="300" alt="Bolivien: Bewaffnete Mitglieder von Rechts-Milizen" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-bewaffnete-mitglieder-von-rechts-milizen.jpg" /><br />
<i>Bolivien: Bewaffnete Mitglider von Rechts-Milizen beim Putschversuch im letzten Jahr</i><br />
<br />
Nun stellen sich aber wichtige Fragen: Während der Regierung Bush haben sich die USA anscheinend nicht um Lateinamerika gekümmert und die Entwicklung verschlafen. Nun aber, seit Obama ans Ruder kam, bereits ein Putsch (Honduras) und ein Putschversuch (Paraguay). Will der neue Präsident die alte Praxis wieder aufnehmen, für Putsche bzw. Putschversuche sorgen, wenn ihm in einem Land Lateinamerikas irgendetwas nicht passt?<br />
<br />
Obama wird natürlich wieder dementieren, aber diesmal werden die diesbezüglichen Fragen nicht so schnell verstummen.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen" height="300" alt="Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-mitglieder-von-rechts-milizen.jpg" /><br />
<i>Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen</i><br />
<br />
Niemand wagt in Lateinamerika einen Rechts-Putsch, wenn er sich nicht vorher mit den USA abgestimmt hat!<br />
<br />
Wie es in Lateinamerika nach einem von den USA inspirierten Rechts-Putsch aussieht, berichtet dieser Artikel über Folter:<br />
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<a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/3772375/">Warum wird gefoltert?</a>. Hier ein Auszug:<br />
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In Chile wurden meist ganze Familien von bekannten Oppositionellen aus den Häusern geholt und in die Folterhöhlen gebracht. Dort wurde dann nicht nur jeweils vor den Augen der anderen Familienmitglieder gefoltert, sondern auch systematisch Sex zwischen den Familienmitgliedern erzwungen, um sie zu demütigen. Der Vater musste es mit seiner Tochter treiben, wenn nicht, wurde die Tochter vor seinen Augen mit Stromstössen in der Vagina gefoltert, die Mutter mit dem Sohn, Geschwister miteinander usw. <br />
<br />
Auch die homosexuelle Variante wurde oft erzwungen. Der Vater musste den Sohn von hinten nehmen oder vice versa, die Mutter mit der Tochter den berühmten Oralsex 69 machen. <br />
<br />
Die Frau und Tochter eines der bekanntesten Linken in Chile wurden vor seinen Augen zu dieser Form von Sex gezwungen. Dabei war auch er angebunden beim Zusehen. Seine Tochter musste vorher mit dem Mund seinen Penis stimulieren und man machte Fotos von ihm mit Erektion angesichts des Oralsexes von Frau und Tochter. Ebenso hatte man Fotos gemacht, als seine Tochter ihm 'einen blasen' musste. Diese Fotos wurden später vielen Menschen zugänglich gemacht, um ihn allgemein zu desavouieren.<br />
<br />
Einem anderen bekannten Politiker, der mit Allende verbunden war, wurde Ähnliches angetan. Man machte einen 16mm-Film von fast 10 Minuten, wie er und sein minderjährigen Sohn sich gegenseitig den Penis mit Lutschen zur Erektion brachten und wie er dann seinen Sohn von hinten nahm, während der sich bis zum Orgasmus masturbierte. Dieser Film wurde ebenfalls während der Herrschaft Pinochets und auch noch danach herumgezeigt, um den Politiker zum Objekt allgemeinen Abscheus zu machen.<br />
<br />
Eine besondere Erniedrigung wurde durch das Zwingen zu Sex mit Hunden erreicht. Man hatte man speziell dafür dressierte Schäferhunde, die angebundene und gefesselte nackte Frauen penetrierten. Auf einer Foto-Reihe wird gezeigt, wie drei Frauen mit dem Bauch nach unten liegend jeweils auf einem Stuhl angebunden waren und von zwei Schäferhunden wieder und wieder 'bestiegen' wurden.<br />
<br />
Siehe zur politischen Situation in Lateinamerika auch diesen Artikel: "<a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/5954344/">Fünf neue Stützpunkte für die USA in Kolumbien</a>"<br />
<br />
<br />
<i>Veröffentlicht am 6. November 2009 in der Berliner Umschau</i>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2009 Karl Weiss
2009-11-06T11:22:00Z
-
Eine belagerte Botschaft
http://karlweiss.twoday.net/stories/5965165/
<b>Die Honduranischen Putschisten zeigen jetzt ihre faschistische Fratze</b><br />
<br />
<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>Die brasilianische Botschaft in Honduras, in die sich der gewaltsam aus dem Land geschaffte gewählte Präsident Zelaya geflüchtet hat, nachdem er heimlich in sein Land zurückgekehrt war, wird vom Putsch-Regime belagert. Niemand und nichts kommt hinein oder heraus. Strom, Telefon und Wasser waren gekappt. Der Faschismus Lateinamerikas zeigt seine Fratze.</b></i><br />
<br />
<img title="Honduras Strassenschlacht nach Putsch" height="305" alt="Honduras Strassenschlacht nach Putsch" width="407" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/honduras-strassenschlacht-nach-putsch.jpg" /><br />
<br />
Zusammen mit Zelaya sind etwa 60 seiner Anhänger mit in die Brasilianische Botschaft in Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras gekommen. Anfang vergangener Woche wurde der gewählte Präsident Zelaya in einer abenteuerlichen Reise heimlich wieder in sein Land eingeschleust und bat um Asyl in der brasilianischen Botschaft, das ihm ohne Zögern gewährt wurde. Er war am 28. Juni 2009 von Militärs gefangen genommen und außer Landes gebracht worden.<br />
<br />
Nach Angaben von Anhängern Zelayas wurden seit dem Putsch bereits mindestens 15 Menschen getötet und zig verletzt, fast immer im Zusammenhang mit Demonstrationen gegen die Putschisten. Aber auch die "Exterminations-Kommandos", eine gut bekannte Spezialität der Faschisten in Lateinamerika, sind bereits wieder aktiv geworden. So wurde u.a. am Samstag, den 26. September, ein Parlaments-Kandidat für die im November anstehenden Wahlen ermordet. Es tauchte ein Motorrad mit zwei Vermummten auf und der Beifahrer erschoss den Kandidaten der "Sozialdemokratischen Partei" mit einer Maschinenpistole, wie sie von der Honduranischen Polizei verwendet werden. Das ist das typische Vorgehen der "Exterminations-Kommandos" in Lateinamerika.<br />
<br />
Am 26.9. wurde auch der Sonderbotschafter Brasiliens, Catunda, der den Rang eines Vize-Ministers hat und nach dem Putsch in die Botschaft geschickt wurde, abgelöst. Nach tagelangen Verhandlungen ließen die Putschisten ihn schließlich aus der Botschaft und ließen den neuen Amtsträger hinein. Es handelt sich um den Beauftragten Brasiliens bei der OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) in Washington, De Paula.<br />
<br />
<img title="Zentral Amerika" height="307" alt="Zentral Amerika" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/central-america.png" /><br />
<br />
Catunda gab Brasilianischen Journalisten Auskunft, die am Sperr-Ring um die Botschaft auf ihn gewartet hatten, weil sie nicht in die Botschaft gelassen werden. Er bestätigte, dass am Tag nach der Ankunft Zelayas und seiner Anhänger Granaten mit "einer Art von Tränengas" von den Militärs, welche die Botschaft belagern, in das Gebäude geschossen worden waren. Eine Anzahl von Personen, darunter auch einer der brasilianischen Angestellten, hätten ärztlich behandelt werden müssen. Offensichtlich handelt es sich um das unter dem Verbot chemischer Waffen stehende Gas CS, welches das US-Militär allen seinen Verbündeten zur Verfügung gestellt hat. Der Bürgerjournalist hat schon persönlich mit diesem heimtückischen Gas Bekanntschaft gemacht.<br />
<br />
An jenem Tag waren auch Telefon, Strom und Wasser der Botschaft gekappt worden. Daraufhin hatte der Brasilianische Präsident Lula eine Sondersitzung des Sicherheitsrats der UN beantragt (es waren ja sowieso alle gerade in New York). Die Honduranischen Putschisten wurden dort der Verletzung der diplomatischen Rechte der Botschaft angeklagt, die im sogenannten Wiener Abkommen festgehalten sind. Der Sicherheitsrat nahm eine Resolution an, die das Putschregime ultimativ aufforderte, die Versorgung der Botschaft wieder herzustellen. Allerdings wurden keine Folgerungen angedroht, wenn man dem nicht nachkäme, wie es bei Diplomaten beim ersten Ultimatum üblich ist. Die Putschisten wollten dann offenbar doch nicht das zweite Ultimatum abwarten, das mit der Androhung von Sanktionen beschwert gewesen wäre und stellten die Versorgung der Botschaft wieder her.<br />
<br />
Die Botschaft ist aber weiterhin umstellt und niemand kann hinein oder heraus. Die häufigen Demonstrationen vor der Botschaft werden mit Tränengas und Knüppeln zerstreut. Am 26. 9. gab es wieder größere Demonstrationen im ganzen Land aus Anlass des 90. Tages seit dem Putsch. Tausende waren auf den Straßen.<br />
<br />
Die Antwort der Militärs war eine erneute Ausgangssperre. Seit Samstagabend 18 Uhr gilt eine totale Ausgangssperre bis morgens um 6, jeden Tag.<br />
<br />
Das Mittel eines Sperr-Rings um Botschaften ist ebenfalls eine bekannte faschistische Methode. Das Hitlerregime zum Beispiel verwendete dieses Mittel im 2. Weltkrieg, um zu verhindern, dass sich Juden und andere Verfolgte in Botschaften flüchten konnten.<br />
<br />
Die Putschisten in Honduras hatten sich ihre Machtübernahme wohl etwas anders vorgestellt. Es ist Tradition in Lateinamerika seit über 100 Jahren, dass Militärputsche mehr oder weniger achselzuckend hingenommen werden, sowohl von den anderen Ländern Lateinamerikas als auch von den anderen Ländern auf der Welt. Doch diesmal ist es anders. Sowohl die OAS als auch die USA und die EU haben den Putsch nicht nur in Worten verurteilt, sondern erkennen auch die diplomatischen Vertreter der Putschisten nicht an. Auch einen Sicherheitsratsbeschluss gegen einen Putsch in Lateinamerika hat es vorher noch nie gegeben. Obwohl nun über drei Monate vergangen sind, ist bisher noch niemand zur Tagesordnung übergegangen.<br />
<br />
Im Gegenteil, nach intensivem Druck der lateinamerikanischen Regierungen hat der IWF die Auszahlung einer Unterstützung von mehren hundert Millionen Dollar an Honduras gestoppt und selbst die USA haben eine Militärhilfe vorerst eingefroren.<br />
<br />
Kein einziger anderer Staat hat direkten Kontakt mit den Putschisten. Leider ist die deutsche FDP da eine beklagenswerte Ausnahme. Sie hat über ihre Friedrich-Naumann-Stiftung direkt an der Vorbereitung und Durchführung des Putsches teilgenommen und trommelt bis heute für die Putschisten. Eine Mahnung für alle, die noch an die Demokratietreue der kapitalistischen System-Parteien geglaubt hatten.<br />
<br />
Bemerkenswert, dass auch die rechten lateinamerikanischen Regierungen, also vor allem Mexiko, Kolumbien und Peru, es nicht wagen konnten, die Militärjunta anzuerkennen. Hätten sie dies getan, wären sie als kleine Minderheit einer großen Mehrheit der lateinamerikanischen Regierungen gegenübergestanden, eine Spaltung, die sie nicht riskieren wollten.<br />
<br />
Siehe zur politischen Situation in Lateinamerika auch diesen Artikel: "<a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/5954344/">Fünf neue Stützpunkte für die USA in Kolumbien</a>" <br />
<br />
Unterdessen hat das Gipfeltreffen Lateinamerika-Afrika, das am Wochenende auf der Venezuelanischen Insel Margarita, einem der wichtigsten Zentren des Tourismus in Südamerika, stattfand, eine Resolution angenommen, die den Putsch verurteilt und die Wiedereinsetzung Zelayas fordert.<br />
<br />
Der brasilianische Präsident Lula las die Resolution und sie wurde einstimmig angenommen. Lula sagte u.a. : Wir haben zu sehr gekämpft, um die Militärdiktaturen in den Mülleimer der Geschichte zu befördern, als dass wir jetzt ihre Rückkehr auf diesem Kontinent zulassen könnten.<br />
<br />
Lula selbst war Gewerkschaftsführer zu Zeiten der Brasilianischen Militärdiktatur, führte Streiks an und wurde auch eingesperrt. Man wagte allerdings nicht, ihn zu foltern, wie fast alle anderen Gefangenen, weil Lula bereits damals eine bekannte Persönlichkeit war und Verbindungen ins Ausland hatte. <br />
<br />
Auch bei den Hunderten von Anhängern Zelayas, die bereits in Honduranischen Gefängnissen sitzen, muss Folter befürchtet werden.<br />
<br />
<br />
<i>Veröffentlicht am 28. September 2009 in der Berliner Umschau</i>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2009 Karl Weiss
2009-09-28T16:45:00Z
-
Fünf neue Stützpunkte für die USA in Kolumbien
http://karlweiss.twoday.net/stories/5954344/
<b>Grundlegende Veränderungen in Lateinamerika</b><br />
<br />
<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>Brasiliens Präsident Lula hat US-Präsident Obama eingeladen, zum nächsten Treffen der Gemeinschaft südamerikanischer Staaten zu erscheinen und die fünf neuen Militärbasen in Kolumbien zu erklären. Auch Venezuelas Präsident Chávez schloss sich nun diesem Wunsch an. Was ist los in Lateinamerika? Warum wollen die USA fünf neue Militärbasen dort?</b></i><br />
<br />
<img title="Chávez und Lula" height="250" alt="Chávez und Lula" width="350" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez-und-lula1.jpg" /><br />
<br />
Praktisch im Geheimen verändert sich die internationale politische Situation in hoher Geschwindigkeit, während unsere Medien immer noch das Spiel business as usual spielen. Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass die USA ihre Rolle als alleinige Supermacht im Grunde bereits verspielt haben, wenn sie auch natürlich diese Privilegien nicht kampflos abgeben werden. Aber davon soll heute nicht die Rede sein (der Artikel hierzu ist dieser: <a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/4517569/">Der Fall der Supermacht USA</a>).<br />
<br />
Ebenso vergessen die Medien der westlichen Welt zu erwähnen, dass China mit hoher Wahrscheinlichkeit die USA bereits in der Wirtschaftsleistung überholt hat, wenn dies auch zunächst noch nicht die faktische Übernahme des 1. Platzes weltweit durch China bedeutet. Zum Vergleich der Bruttosozialprodukte hier: <a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/3766076/">Bruttosozialprodukte: Vergleich 2006</a>).<br />
<br />
Auch der neue Popanz der westlichen Welt, der islamistische Terrorismus, den man aufgebaut hatte, als das Feindbild Sowjetunion nicht mehr funktionierte, weil jene zusammengebrochen war, verliert mehr und mehr an Überzeugungskraft. Die Zahl der Personen in der westlichen Welt, die sich ernsthaft vom islamistischen Terrorismus bedroht fühlen, ist mächtig im Fallen. Der dazu fällige Artikel wird noch geliefert, versprochen!<br />
<br />
Heute soll vielmehr von einem Phänomen die Rede sein, das in der westlichen Welt als völlig untergeordnet angesehen wird: In Lateinamerika greift eine revolutionäre Unrast um sich und das ist auf die Dauer eine wirkliche Herausforderung für den Imperialismus und wird daher von ihm bekämpft werden.<br />
<br />
Das erste größere Anzeichen dieser revolutionären Unrast war der Argentinazzo im Dezember 2001 in Argentinien, als die dortige Währung zusammenbrach und alle Versprechungen der Regierung sich als Luftblasen herausstellten, was die Argentinier auf die Strasse brachte. Der damalige Präsident musste zurücktreten und war gezwungen, aus einem Hinterausgang seines Palastes zu schlüpfen, um zum Flugzeug ins Ausland zu kommen, denn er wollte nicht in die Hände der protestierenden Massen fallen. Ein erster Vorgeschmack, was im Verlauf des revolutionären Prozesses noch vielen Präsidenten, Ministerpräsidenten und Kanzlern passieren wird.<br />
<br />
Im weiteren Verlauf wurden in ganz Lateinamerika nicht weniger als 15 Regierungen von alteingesessenen Machthabern zu neu Aufgestiegenen verändert (dabei sind die Veränderungen in Winz-Staaten und kleinen Inseln der Karibik nicht mitgerechnet). Linke Regierungen etablierten sich (alle durch Wahl, keine einzige durch Putsch) in Venezuela, Bolivien, Ekuador, Nicaragua und Honduras (die letztere bereits durch einen Militärputsch von US-Gnaden gestürzt), wobei vorher ja schon eine in Kuba bestand. Gemäßigt linke Regierungen (am besten als Sozialdemokraten zu bezeichnen) installierten sich in Brasilien, Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay und einer Anzahl karibischer Inselstaaten (auch diese alle durch Wahlen, keines durch Putsch).<br />
<br />
In allen diesen Ländern, die 85% der Bevölkerung Südamerikas umfassen und 60% der Bevölkerung ganz Lateinamerikas, wurden die seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten regierende Partei oder die zwei abwechselnd seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten regierenden Parteien in Wahlen abgewählt und neue Parteien gewählt, die zum Teil erst kurz zuvor entstanden waren.<br />
<br />
Von den bedeutenden Ländern Lateinamerikas habe heute nur noch Mexiko, Kolumbien und Peru Rechts-Regierungen (also solche, die in völliger Unterwerfung unter die Interessen der Vereinigten Staaten leben), wobei dies im Falle Mexiko nur durch massive Fälschungen bei den letzten allgemeinen Wahlen erreicht werden konnte. Wäre in Mexiko alles mit rechten Dingen zugegangen, lebten heute 85% der Bevölkerung Lateinamerikas in Ländern mit linker oder gemäßigt linker Regierung, oder mit anderen Worten von Regierenden, die vorher nie auch nur träumen konnten, an die Macht zu kommen. Es handelt sich also um grundlegende Umwälzungen politischer Art in Lateinamerika nach weniger als 8 Jahren seit dem ersten sichtbaren Ausdruck in Argentinien.<br />
<br />
Eine so schnelle politische Bewegung nach Links eines ganzen Sub-Kontinents ist extrem selten in der Geschichte der Menschheit und wird sicherlich der Vorläufer weit offenerer Auseinandersetzungen auf dem Sub-Kontinent sein als es sie in den letzten 190 Jahren gab. (Vor etwa 190 Jahren wurden die meisten lateinamerikanischen Länder unabhängig von den Kolonialmächten Spanien bzw. Portugal.)<br />
<br />
All dies wird uns von dem angeblichen Qualitätsjournalismus der etablierten Zeitungen und des Fernsehens vorenthalten bzw. lächerlich gemacht. Was wir hier in den Zeitungen und Magazinen zu lesen bekommen bzw. was uns am Fernsehen serviert wird, sind Karikaturen bzw. willkürlich aus dem Zusammenhang gerissene Zitate, die dazu geeignet sind, die Präsidenten jener Länder als lächerliche Figuren darzustellen.<br />
<br />
So wie grundsätzlich die Berichterstattung über Entwicklungsländer mit einem Ton der Arroganz belegt ist, den man besonders deutlich spürt, wenn man, wie der Bürger-Journalist, in einem solchen Land lebt, so wird in Wirklichkeit nichts Reales über die Veränderungen berichtet, die ein Hugo Chávez in Venezuela zustande gebracht hat oder ein Evo Morales in Bolivien. Stattdessen bringt man bestimmte Zitate dieser Präsidenten, die geeignet sind, sie als lächerlich dastehen zu lassen für jemanden, der die wirklichen Verhältnisse in diesen Ländern nicht kennt noch die Art und Weise, wie man sich hier auszudrücken pflegt.<br />
<br />
<img title="Chávez" height="218" alt="Chávez" width="320" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez.jpg" /><br />
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Natürlich ist Hugo Chávez eine rustikale Persönlichkeit, der die einfache und herbe Sprache des einfachen Volkes mit der noch herberen des Militärs verbindet und dann wirklich Anlass gibt, auf dem diplomatischen Parkett auszurutschen. Aber das sagt nichts über seine Politik, wenn diese auch keineswegs unproblematisch ist. Nur wird er hier exakt aus der falschen Richtung kritisiert. Er soll ein Sozialist sein, nur hat die neue Richtung in Venezuela noch nichts mit Sozialismus zu tun, wenn sie auch versucht, einen weit sozialeren Kapitalismus zu praktizieren.<br />
<br />
Dagegen versuchen die Medien zu suggerieren, es handele sich bei diesen Präsidenten (hier werden speziell Hugo Chávez, Evo Morales und der ekuadorianische Präsident Correa ins Visier genommen) um Diktatoren, die Freiheitsrechte einschränken würden. Was sie tatsächlich einschränken, ist das Recht für die lokale Oligarchie, das Land nach Belieben zu regieren und auszubeuten und das Recht für die USA, sich des Landes in jeder Weise für die eigenen Interessen zu bedienen.<br />
<br />
<img title="Evo Morales" height="200" alt="Evo Morales" width="160" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/evo-morales.jpg" /><br />
<br />
In Wirklichkeit ist in den Zentren des Imperialismus längst klar: Hier tut sich eine extrem gefährliche Entwicklung für ihn auf, denn es handelt sich um eine revolutionäre Gärung und Revolution bedeutet nicht mehr und nicht weniger als das Ende des Kapitalismus und damit des Imperialismus. Die entsprechenden Köpfe hinter den Regierungen der imperialistischen Länder haben das längst analysiert. Auch wenn es noch keine Revolution in einem lateinamerikanischen Land gegeben hat (die kubanische wurde ja längst zum Kapitalismus zurückgedreht) und auch noch keinen wirklich ernsthaften und organisierten Versuch dazu, so sind diese Entwicklungen selbst offensichtlich nicht unbemerkt geblieben und haben bereits Pläne dagegen in Gang gebracht.<br />
<br />
Der Imperialismus tut, was er immer tut, wenn er sich gefährdet sieht: Er bringt die pure und brutale militärische Gewalt ins Spiel. Wie schon in diesem Artikel veröffentlicht (<a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/3806916/">Krieg Kolumbien gegen Venezuela?</a>), ist der hinterhältige Plan des Imperialismus, einen lokalen Krieg vom Zaum zu brechen, der zunächst eine Auseinandersetzung zwischen Kolumbien und Venezuela bringt und dann nach Bedarf ausgeweitet werden kann. Ein brasilianischer Senator hat diese Pläne in einem unbedachten Moment bekannt gemacht.<br />
<br />
Bereits heute ist Kolumbien das bei weitem am meisten hochgerüstete Land Lateinamerikas. Unter dem Vorwand der Bekämpfung des Drogenschmuggels haben die USA und Kolumbien gemeinsam in dieser Region eine konventionelle Kampfkraft installiert, die ihresgleichen sucht. Kolumbien ist mit modernsten Super-Jets der USA ausgerüstet, mit Cluster-Bomben, mit Uranmunition und was heute nicht alles die Bewaffnung modernst ausgerüsteter Armeen ausmacht. Es fehlt nur noch, dass man Kolumbien, wie Israel, auch die Atomgeheimnisse gibt, um Atombomben zu bauen.<br />
<br />
Zwar hat unter den lateinamerikanischen Ländern auch Mexiko eine relativ entwickelte militärische Ausrüstung, aber bezogen auf die Bevölkerung im Vergleich zu Kolumbien ist das bestenfalls ein Lüftchen im Vergleich zu einem Hurrikan. <br />
<br />
Interessant ist es aber, die Wirklichkeit zu sehen: Der Drogenhandel hauptsächlich mit Kokain und dem daraus hergestellten Crack ist seit den verstärkten Anstrengungen der USA dagegen in dieser Region extrem angestiegen. Die Märkte in Europa und den USA sind heute überfüllt mit Kokain und Crack und Ausdruck des Überangebots sind die stark fallenden Preise. Kenner der Szene dort sagen übereinstimmend aus, die USA selbst habe über Agenten (wahrscheinlich des CIA) einen wesentlichen Teils dieses Handels übernommen. Da stimmt mit den Ergebnissen der Recherchen des Investigations-Journalisten Webb überein, der in einem Buch nachwies, der CIA selbst ist in den Drogenhandel verwickelt und der möglicherweise dafür sterben musste <a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/3391035/">("Garry Webb ist tot Er hat den Zusammenhang der CIA mit dem Drogenhandel bewiesen</a>). <br />
<br />
<img title="Pac Tec Flugzeug" height="257" alt="Pac Tec Flugzeug" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/pac-tec-flugzeug.jpg" /><br />
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<img title="Coca-Flieger" height="216" alt="Coca-Flieger" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/coca-flieger.jpg" /><br />
<i>Dies sind zwei CIA-Flugzeuge, in denen grosse Mengen von Rauschgift gefunden wurden</i><br />
<br />
Nun bringen die westlichen Medien andauernd neue Meldungen über Rüstungsanstrengungen Venezuelas und versuchen dies so darzustellen, als ob Venezuela eine Gefährdung für andere Länder der Region darstellen würde. Traditionell ist die Bewaffnung lateinamerikanischer Staaten gerade einmal dazu ausreichend so wie auch in anderen Entwicklungsländern um Militärputsche durchzuführen und um die Opposition zu unterdrücken, wenn man eine Militärdiktatur errichtet hat. Das letzte Mal, dass wirklich ernst zu nehmende Kriege in dieser Region stattfanden, liegt ein Jahrhundert zurück.<br />
<br />
Hugo Chávez ist Militär und ist sich nur zu bewusst, wie verwundbar Venezuela im militärischen Sinne ist. Speziell, wenn man es mit einem hochgerüsteten Nachbarn vom Typ Kolumbien zu tun hat. So hat er einen Teil seiner Erdöleinnahmen dazu verwendet, militärisches Gerät zu modernisieren. Da die USA ihm keine Ersatzteile mehr für die wenigen Kampfjets zur Verfügung stellte, war er gezwungen, russische Militär-Jets zu kaufen. Und er weiß, was eine entschlossene Bevölkerung ausrichteten kann, wenn ein Land militärisch überfallen wird, wenn man ihr nur Gewehre in die Hand gibt. So entschloss er sich, russische Kalaschnikow-Gewehre zu kaufen und hat auch eine Gewehrfabrik in Russland in Auftrag gegeben.<br />
<br />
Trotzdem ist klar, niemand in ganz Lateinamerika könnte einem Überfall Kolumbiens etwas gleichwertiges entgegensetzen. Da ist es nur natürlich, dass die lateinamerikanischen Länder äußerst alarmiert waren, als Kolumbien und die USA bekanntgaben, man werde fünf Stützpunkte des kolumbianischen Militärs nun den USA zur Verfügung stellen.<br />
<br />
<img title="Venezuela" height="423" alt="Venezuela" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/venezuela.jpg" /><br />
<br />
Der Aufmerksamkeitsgrad Nr.1 der imperialistischen Länder, allen voran die USA, wird sich langsam vom Nahen und Mittleren Osten abwenden und auf Lateinamerika übertragen werden. Die Rolle Israels soll offenbar Kolumbien übernehmen. Der Gebrauch von islamistischen Extremisten als Ausrede zum Überfall auf andere Länder wird durch revolutionäre Gruppen in Lateinamerika ersetzt werden. Die absolut beherrschende Rolle in Bezug auf die Erdölvorkommen und Förderung wird sich im gleichen Masse vom Nahen und Mittleren Osten verlagern in die Lateinamerikanische Region.<br />
<br />
Das saudi-arabische Öl ist völlig sicher und zudem bereits auf dem absteigenden Ast. Der Irak als zweitgrößtes Förderland wird sich wohl nicht wieder erholen in den nächsten 50 Jahren (Hahahaha! Da haben wir ganze Arbeit geleistet!). Der Iran als weitere große Ölfördernation im Mittleren Osten ist zwar noch da, aber wartet mal ab, was davon noch übrig bleibt, wenn wir mit denen fertig sind! Afghanistan hatte sowieso nur die Bedeutung einer strategischen Position zwischen dieser Region und Indien, was auch weniger bedeutsam sein wird.<br />
<br />
<img title="Welt-Ölreserven" height="312" alt="Welt-Ölreserven" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/oil-reserves-of-the-world.jpg" /><br />
<br />
Die größten noch nicht erschlossenen, aber nachgewiesenen Ölreserven auf der Erde hat heute Venezuela. Wenn alle berichteten Funde in Brasilien sich bewahrheiten, wird dort bald die zweite große Förderregion nach Venezuela stationiert sein. Auch in Mexiko gibt es interessante neue Ölquellen. Dazu kommt die revolutionäre Stimmung in den lateinamerikanischen Ländern.<br />
<br />
Na, wo werden wir dann wohl unseren nächsten Schwerpunkt setzen? Und jetzt behaupte noch jemand, wir werden dort nicht fünf neue Stützpunkte brauchen.<br />
<br />
<br />
<i>Veröffentlicht am 22. September 2009 in der Berliner Umschau</i><br />
<br />
<br />
<b>Zusatz zum Artikel (23.9.09)</b><br />
Bei der Aufzählung der "linken" Regierungen wurde El Salvador vergessen. Hier ein Zitat zu diesem Land aus dem "Neuen Deutschland":<br />
<br />
"Mauricio Funes, Kandidat der ehemaligen Guerilla FMLN, amtiert seit 100 Tagen in El Salvador."<br />
<br />
"Laut einer Studie der Technischen Universität El Salvadors sind 83,8 Prozent zufrieden mit Funes' Amtsführung. Keiner seiner erzkonservativen Vorgänger konnte dies erreichen. Die Salvadoreños wollten und wollen den »cambio«, den Wandel. Und die Regierung hat erste Wahlversprechen wahr gemacht. Sie startete ein Programm zur Armutsbekämpfung, schaffte die Krankenhausgebühr ab und richtete ein »Komitee der sozialen Ökonomie« ein, in dem neben Unternehmern auch Vertreter der sozialen Bewegungen sitzen und die Regierung bei der Umsetzung ihrer Politik beraten. Funes hatte im Wahlkampf ein eindeutiges Bekenntnis zum Privateigentum abgelegt und sich ohne Umschweife als Sozialdemokrat bezeichnet. Bereits am Tag nach Manuel Zelayas Entführung drohte der Chef der rechtsgerichteten ARENA-Partei Funes am Telefon: Sollte er sich weiter vorwagen, drohe ihm das Gleiche."
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2009 Karl Weiss
2009-09-22T11:33:00Z
-
Die Putschisten in Honduras
http://karlweiss.twoday.net/stories/5841739/
<b>Die Zeiten leichter Putsche in Lateinamerika sind vorbei</b><br />
<br />
<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>Dank der Übersetzung ins Englische durch Kristin Bricker, die in Mexiko lebt, </b></i><a href="http://narcosphere.narconews.com/notebook/kristin-bricker/2009/07/these-are-coup-leaders-they-will-be-judged">haben wir Zugang zu einem Artikel erhalten</a>, <i><b>der in der Zeitung El Libertador, der wesentlichen nicht von den Herrschenden in Honduras kontrollierten, am 20. Juli 2009 erschienen ist. Er ist überschrieben: Dies sind die Putsch-Anführer, über sie wird gerichtet werden! und enthält die Fotos und Namen von 48 Männern und Frauen, die als die Anführer des Putsches in Honduras vom 28. Juni 2009 identifiziert sind.</b></i><br />
<br />
<img title="Honduras Strassenschlacht nach Putsch" height="305" alt="Honduras Strassenschlacht nach Putsch" width="407" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/honduras-strassenschlacht-nach-putsch.jpg" /><br />
<br />
Wie aus dem Artikel hervorgeht, handelt es sich um in Honduras wohlbekannte Personen, alle aus der herrschenden Clique, die sich aus Grossgrundbesitzern, Industriellen (auch einem katholischen Kardinal) und deren Familen zusammensetzt (so wie auch in allen anderen Ländern Lateinamerikas). General Rómeo Vasquez ist als Anführer namhaft gemacht.<br />
<br />
Im einzelnen seien folgende Sektoren dort vertreten: Nationale und internationele Bankiers, Mogule der Textil- und chemischen Industrie, Geschäftsleute aus dem Agrarbereich [Grossgrundbesitzer], Fernseh-Fürsten und Technokraten [ein in Südamerika gebrauchtes Wort für Fachleute, die mit zur herrschenden Oligarchie gehören].<br />
<br />
<img title="Chávez und Lula" height="150" alt="Chávez und Lula" width="220" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez-und-lula.jpg" /><br />
<br />
In dem Artikel werden sie wie folgt charakterisiert: Heutzutage werden sie als die Geschäftsleute der extremen Rechten angesehen, auch wenn sie in Wirklichkeit weniger ideologisch sind als korrupte Geschäftsleute, die reich geworden sind, weil sie bestimmen können, was im Land geschieht oder nicht. Sie sind die ewigen Gangster, die von finanziellen Unterstützungen [des Staates] leben, sie sind es, die jene Konzessionen erhalten [zum Betreiben von Fernsehsendern und Spielcasinos, zur Ausbeutung von Mineralien oder Erdöl] und denen in der Grössenordnung von Millionen von Dollar Schulden vom Staat erlassen werden. Sie finanzieren und kontrollieren die [traditionellen] politischen Parteien und benutzen ihren Einfluss, um den National-Kongress [Parlament] und die Justiz zu beherrschen. Kurz gesagt, sie haben das Land in der Hand und erlauben keinem anderen Geschäftsmann, eine florierende Firma aufzubauen und sie drängen die Volksmassen ins Elend, denn für sie ist es völlig natürlich, dass diese unwissend und hungrig bleiben. Diese Unwissenden werden von ihnen über die Korporationen ihrer Medien manipuliert, so wie sie es nun mit diesem Putsch tun.<br />
<br />
<img title="Evo Morales" height="200" alt="Evo Morales" width="160" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/evo-morales.jpg" /><br />
<br />
Der Artikel berichtet, diese Herrschenden von Honduras hätten die bereits früher als faschistisch bekannte Organisation APROH neu gegründet, die bereits in den Achtziger Jahren mit Ermordungen Opositioneller, von Gewerkschaftern und jedem, der ihnen im Weg war, bekannt geworden war. Die 48 Namen sind offenbar einer Liste der Mitglieder entnommen.<br />
<br />
Dieses Schema, fast im gleichen Wortlaut, könnte man für jedes Land Lateinamerikas so beschreiben. Was noch nicht dazu gesagt ist: Diese Rechtsaussen-Herrschende-Oligarchie ist in all diesen Ländern engstens mit den USA verbunden, ja, man kann sagen, sie sind alle Oligarchien von US-Gnaden. Sie haben fast immer einen zweiten Wohnsitz in den USA, oft in Florida, bevorzugt aber in NewYork City. Der ehemalige Präsident Cardoso von Brasilien (1994 2002) lebt zum Beispiel 10 von 12 Monaten des Jahres in seinem Loft an der Fifth Street in New York.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Brandschatzung einer staatlichen Organisation" height="300" alt="Bolivien: Brandschatzung einer staatlichen Organisation" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-brandschatzung-einer-staatlichen-organisation.jpg" /><br />
<i>Hier seien noch einmal Bilder vom Putschversuch im September 2008 gegen den gewählten Präsidenten Morales in Bolivien in den Artikel gestellt.</i><br />
<br />
Das ist das Schema, wie die USA ein neokololialistisches System über Lateinamerika errichtet haben. Sie halten sich in jedem Land eine ergebene Dienerschaft an der Macht und lassen diese zum Ausgleich unermesslich reich werden. Wenn Ihnen die Politik nicht mehr gefällt, lassen sie einen Militärputsch stattfinden. Alle Militäreinheiten aus Lateinamerika haben spezielle Verbindungsleute zum US-Militär, die an der weltweit bekannten Folterschule Schule der Amerikas im Fort Bennett in den USA ausgebildet wurden.<br />
<br />
Doch in etwa seit der Jahrtausendwende hat sich in Lateinamerika eine revolutionäre Unrast ausgebreitet und zwar ausgehend von den ärmsten Ländern bzw. jenen, die besonders stark verarmten. Der erste grössere Ausbruch war im Jahr 2001 der Argentinazzo, ein Volksaufstand, der unmittelbar aus dem Zusammenbruch der Währung, dann auch des Finanzsystems und schliesslich des Staates einschliesslich der Regierung kurz vor Weihnachten hervorging.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Laden eines Verwandten von Morales gebrandschatzt" height="225" alt="Bolivien: Laden eines Verwandten von Morales gebrandschatzt" width="300" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/laden-eines-verwandten-von-morales-wurde-gebrandschatzt.jpg" /><br />
<br />
Seitdem geht es in Lateinamerika hoch her. Die Völker sind nicht mehr ganz so unwissend, wie das der oben genannte Artikel beschreibt. Überall bildet sich Aktivistengruppen und es kommt auch zu spontanen Ausbrüchen von Rebellion. Einige beginnen Marx und Engels zu lesen und wundern sich, wie die beiden Gesellschaften beschreiben (die Europäischen des 19. Jahrhunderts), die so vergleichbar sind mit den heutigen Lateinamerikas. <br />
<br />
Seit der Jahrtausendwende haben sich in Lateinamerika mit Venezuela, Bolivien, Equador, Nicaragua und Honduras (vor dem Putsch) 5 linke Regierungen installiert (nachdem ja Kuba schon lange als links angesehen wird), ohne dass diese unmittelbar (so wie vorher) von Rechts-Putschen, inspiriert aus den Vereinigten Staaten, hinweggefegt werden konnten. In einer Anzahl anderer Staaten wurden die traditionellen Machtparteien durch Sozialdemokraten von der Macht verdrängt (Sozialdemokraten bezieht sich auf die Politik, nicht die Bezeichnung): Brasilien, Agentinien, Uruguay, Paraguay und Chile. Damit ist heute bereits die Mehrheit der Lateinamerikaner nicht mehr unter dem üblichen Machtkartell der ewigen Regierungsparteien. Auch in Mexiko, dem zweitgrössten lateinamerikanischen Land nach Brasilien, konnte nur durch massive Wahlfälschung noch einmal ein Sozialdemokrat verhindert werden und erneut ein US-höriger Präsident an die Macht kommen. In Südamerika gibt es (wenn man einmal von den Winz-Ländern Französisch-Guyana, Guyana und Surinam absieht) nur noch zwei Länder, in denen noch die traditionellen Macht-Parteien (und damit uneingeschränkt die traditionellen Oligarchien) am Ruder sind: Peru und Kolumbien.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen" height="300" alt="Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-mitglieder-von-rechts-milizen.jpg" /><br />
<br />
Das hat sich auch in der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ausgewirkt, wo der Generalsekretär bereits gegen den Willen der USA bestimmt und Kuba wieder aufgenommen wurde.<br />
<br />
Der Putsch in Honduras trifft also auf geänderte Umstände. Die Vorstellung der Putschisten, nach ein paar Lippenbekenntnissen zur Demokratie würden alle zur Tagesordnung übergehen und das neue Regime anerkennen, ist nicht aufgegangen. Auch wenn die Ablehnung des Putsches aus den USA wirklich reines Lippenbekenntnis blieb (bis jetzt ist noch nicht einmal die Militärhilfe aus den USA eingestellt worden), so zögern doch fast alle Staaten aufgrund der sehr bestimmten Haltung der lateinamerikanischen Staaten und Organisationen in diesem Moment noch, das Putsch-Regime anzuerkennen.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Leichen von erschossenen Kleinbauern" height="300" alt="Bolivien: Leichen von erschossenen Kleinbauern" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-leichen-von-erschossenen-kleinbauern.jpg" /><br />
<br />
Nach Informationen jenes Artikels haben in Honduras bereits die Ermordungen von Putsch-Gegnern begonnen. Die Leichen verschwinden wie immer bei den berühnmten lateinamerikanischen Todesschwadronen. Gleichzeitig haben jetzt alle Gewerkschaften des Landes zum Generalstreik aufgerufen.<br />
<br />
<br />
<i>Veröffentlicht am 24. Juli 2009 in der Berliner Umschau</i>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2009 Karl Weiss
2009-07-24T12:31:00Z
-
Bündnis linksgerichteter Staaten Lateinamerikas
http://karlweiss.twoday.net/stories/5792280/
<b>Die ALBA wurde erweitert</b><br />
<br />
<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>Die ALBA (Bolivarische Allianz für Amerika) hat in Maracay, in der Nähe von Caracas, Venezuela, einen Sondergipfel abgehalten. Es handelt sich bei dieser Allianz um einen Zusammenschluss von Ländern mit linken Regierungen bzw. Präsidenten, hauptsächlich Kuba, Venezuela, Bolivien, Nicaragua, Honduras und Ecuador, dazu einige lateinamerikanische Klein- und Inselstaaten.</b></i> <br />
<br />
Hier sei auch noch ein Bild eingestellt, dass heute, am 29.6.09, in der Hauptstadt von Honduras aufgenommen wurde. Die Polizei der Staatsstreich-Militärs geht mit Wasserwerfern gegen Demonstranten für die demokratische Ordnung in Honduras vor. Hier sieht man auch das infame Mittel, dem Wasser roten Farbstoff beizumischen. Wer von diesem Wasserstrahl getroffen wird, kann später an der roten Farbe auf seiner Kleidung wiedererkannt und einer "Sonderbehandlung" unterzogen werden. Soeben wurde über Twitter der erste Tote bei diesen Zusammenstössen beklagt.<br />
<br />
<img title="Honduras Strassenschlacht nach Putsch" height="305" alt="Honduras Strassenschlacht nach Putsch" width="407" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/honduras-strassenschlacht-nach-putsch.jpg" /><br />
<br />
<b>Zusatz zum Artikel</b><br />
Dieser Artikel wurde bereits vor dem Bekanntwerden des Militär-Putsches in Honduras fertiggestellt. Er bekommt durch dies Ereignis eine besondere Aktualität. Der Putsch wurde bereits von der Mehrheit der Präsidenten der Staaten des amerikanischen Kontinents verurteilt. Kein Ton allerdings aus den USA und von den unmittelbar mit den USA liierten Präsidenten von Mexiko und Kolumbien. Welche Schlüsse sind daraus zu ziehen?<br />
<br />
<b>2. Zusatz</b> 29.6.2009, 20Uhr Ortszeit<br />
Zum Glück muss ich mich hier berichtigen. Sowohl Obama ("Der Staatstsreich in Honduras war illegal") als auch Aussenministerin Hillary Clinton ("ich fordere die Restauration der demokratischen Ordnung in Honduras") haben sich inzwischen eindeutig gegen den Staatsstreich ausgesprochen. Das ist neu bei einem Staatsstreich in Lateinamerika und das ist ein gewaltiger Fortschritt, auch wenn es bis jetzt nur Lippenbekenntniss sind.<br />
<br />
<img title="Chávez" height="218" alt="Chávez" width="320" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez.jpg" /><br />
<br />
Neben der Aufnahme neuer Mitglieder wurden eine Wirtschaftsunion, die Festlegung des Hauptthemas der Agrarwirtschaft und die Vorbereitung einer Gemeinschaftswährung beschlossen.<br />
<br />
Die ALBA schließt jene Staaten in Lateinamerika zusammen, die über übliche sozialdemokratische Positionen hinausgehende linke Auffassungen vertreten. Der Kern dieser Allianz wird von Kuba und Hugo Chávez` Venezuela gebildet, dazu gesellten sich die später gewählten Präsidenten von Bolivien, Morales und von Ecuador, Correa. Ecuador wurde auf dem Sondergipfel in Maracay offiziell in die Staatengemeinschaft aufgenommen. Neue Mitgliedsanträge stellten die Karibik-Inselstaaten St. Vincent und das dem britischen Commonwealth angehörende Antigua und Barbuda.<br />
<br />
<img title="Evo Morales" height="200" alt="Evo Morales" width="160" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/evo-morales.jpg" /><br />
<br />
Die Bezeichnung wurde von Alternative in Allianz umgewandelt, wodurch das Kürzel ALBA gleich blieb. Der Begriff Bolivarisch wird in Lateinamerika leicht verstanden. Das bezieht sich auf den Venezuelaner Simon Bolivar (nach dem Bolivien benannt ist) und die anderen Helden der Befreiung aus spanischer Kolonialherrschaft vom Beginn des Neunzehnten Jahrhunderts, die in Lateinamerika als Libertadores (Befreier) bezeichnet werden.<br />
<br />
Der Ort war mit hoher Symbolkraft gewählt worden. Maracay liegt in der Nähe des Schlachtfeldes von Carabobo, wo 188 Jahre vor diesem Treffen den Truppen der spanischen Kolonialisten eine entscheidende Niederlage beigebracht worden war. Man ließ zu diesem Gedenktag Truppen der beteiligten Staaten auf dem Schlachtfeld paradieren und darüber russische Kampfflugzeuge fliegen.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen" height="300" alt="Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-mitglieder-von-rechts-milizen.jpg" /><br />
<i>Um einen Eindruck vn den reaktionären Grossgrundbesitzern (die meistens direkt mit den USA liiert sind) zu geben, muss man sich nur die "Kämpfer" der Rechts-Milizen ansehen, die letzte Jahr einen Putsch in Bolivien versuchten. Hier seien drei Bilder eingestellt, die sie zeigen und die Leichen von hilflosen Kleinbauern, die sie ermordet haben.</i><br />
<br />
Doch das Wesentliche des Sondergipfels war nicht die Symbolik, sondern waren die tatsächlichen Fortschritte des Zusammenschlusses. Obwohl das Bündnis bereits seit 2004 besteht, gab es bisher keine permanenten Strukturen. Deren Gründung wurde nun beschlossen. Es wurden permanente Räte für politische, wirtschaftliche und soziale Fragen eingerichtet. Es wurde die Vorbereitung einer gemeinsamen Währung, des Sucre, beschlossen. Dazu die Gründung einer gemeinsamen Universität für Fachleute der Agrarwirtschaft. Als wesentlicher Inhalt der Allianz wurde neben der wirtschaftlichen Integration das gemeinsame Vorantrieben der Agrarwirtschaft festgelegt.<br />
<br />
Das typische Problem aller Entwicklungsländer ist das Fehlen einer ausreichenden und eigenständigen Agrarproduktion. Die imperialistischen Länder, das heißt vor allem die Vereinigten Staaten, die EU, Japan und die Schweiz haben fast alle großen Agrarkonzerne und alle wesentlichen Agrarhandelsfirmen in der Hand, sie verfügen über eine riesige Überschussproduktion an Agrarprodukten, die sie subventionieren und mit Dumpingpreisen in die Märkte der Entwicklungsländer drücken. Dort werden so jegliche Ansätze einer eigenen Agrarproduktion, einer Agrarindustrie und der Selbstversorgung im Keim erstickt, weil niemand zu jenen Preisen Agrarprodukte produzieren kann, mit denen jene Länder diese Produkte in die dortigen Märkte liefern.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Leichen von erschossenen Kleinbauern" height="300" alt="Bolivien: Leichen von erschossenen Kleinbauern" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-leichen-von-erschossenen-kleinbauern.jpg" /><br />
<br />
Fast alle Entwicklungsländer führen fast die Hälfte oder mehr ihres Nahrungsmittelbedarfes ein und das meistens nicht aus benachbarten anderen Entwicklungsländern, sondern aus den imperialistischen Staaten.<br />
<br />
Auf diese Art und Weise gelingt es den Imperialisten, diese Länder in vollkommener Abhängigkeit zu halten, denn beim geringsten Aufbäumen können die Lebensmittellieferungen gestoppt werden, was dasjenige Land in Agonie stürzt. Das aktuelle Beispiel ist das Zimbabwe des Mugabe, der sich einfach nicht unterordnen wollte. Die Weigerung, Nahrungsmittel zu liefern, ließen Zimbabwe in eine sich ständig verschlimmernde Wirtschaftskrise schlittern, aus der das Land bis heute nicht entkommen konnte. Hunger und Seuchen verbreiteten sich und Mugabe war völlig machtlos.<br />
<br />
Das wissen die Präsidenten der ALBA-Staaten wahrscheinlich sehr genau. Sie wissen, nur über die Entwicklung einer eigenen entwickelten Agrarwirtschaft, von Agrarfirmen und Handelsunternehmen sowie der Selbstversorgung werden sie von den imperialistischen Staaten unabhängig werden können.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Bewaffnete Mitglieder von Rechts-Milizen" height="300" alt="Bolivien: Bewaffnete Mitglieder von Rechts-Milizen" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-bewaffnete-mitglieder-von-rechts-milizen.jpg" /><br />
<br />
Doch die Agrarproduktion, die Nahrungsmittelversorgung ist noch in einem anderen Sinne der Schlüssel zur Unabhängigkeit der Entwicklungsländer: Soweit eine Agrarproduktion besteht, ist sie in fast allen Entwicklungsländern fast ausschließlich in der Hand von Großgrundbesitzern. Diese wiederum sind die wesentliche Basis der Macht in diesen Ländern und sind mit dem einen oder anderen imperialistischen Staat liiert. Sie stehen natürlich in feindlicher Opposition zu linken Präsidenten und haben den konservativen Apparat von ein, zwei oder drei Regierungsparteien in ihren Händen, die sie abwechselnd die Macht teilen ließen, bevor die linken Präsidenten ihnen einen Strich durch die Rechnung machten.<br />
<br />
Auch von diesen Blutsaugern der Entwicklungsländer muss man unabhängig werden und das heißt schärfste Kämpfe mit ihnen zu überstehen, wie Hugo Chávez aus eigener leidvoller Erfahrung weiß.<br />
<br />
Es ist also zweifellos ermutigend, dass diese linken Präsidenten Lateinamerikas das Thema der Agrarproduktion als Kernproblem erkannt haben und daran arbeiten wollen. Damit könnte die ALBA, die objektiv gesehen bisher nichts als ein verzweifelter Versuch ist, zu einem Fanal für die Riesenmassen von Menschen in allen Entwicklungsländern werden.<br />
<br />
Was ist die Basis dieser Entwicklung? Warum gibt es in Lateinamerika, das traditionell von Militärdiktaturen von USAs Gnaden oder von reaktionären (konservativen) Politikern regiert wurde, nun plötzlich eine Mehrheit von sozialdemokratischen und linken Präsidenten? Warum gibt es nur noch in zwei der bedeutenden Länder Lateinamerikas den traditionellen USA-hörigen Präsidenten? (Mexiko und Kolumbien), warum hat die Mehrheit der lateinamerikanischen Bevölkerung heute einen Präsidenten vom Typ Sozialdemokrat (Brasilien, Argentinien, Chile, Uruguay, Paraguay)? Warum gibt es nun plötzlich linke Präsidenten, speziell in den Armenhäusern Lateinamerikas (Venezuela, Bolivien, Honduras, Ecuador, Nicaragua)?<br />
<br />
<img title="Bolivien: Laden eines Verwandten von Morales gebrandschatzt" height="225" alt="Bolivien: Laden eines Verwandten von Morales gebrandschatzt" width="300" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/laden-eines-verwandten-von-morales-wurde-gebrandschatzt.jpg" /><br />
<i>Hier noch ein anderes Bild aus eben jenem Putschversuch, das auch bezeichnend ist: Dieser Laden, der von den Rechts-Milizen gebrandschatzt wurde, gehörte einem Verwandten von Präsident Morales. Faschisten (auch jene im Auftrag der USA) arbeiten immer mit Sippenhaft</i><br />
<br />
All dies hat seine Basis in der revolutionären Gärung, die Lateinamerika erfasst hat. Seit Beginn des neuen Jahrtausends gibt es grundlegende und tiefgreifende Veränderungen im Bewusstsein der Volksmassen in Lateinamerika. In einem ersten und beeindruckenden Schlag entlud sich dies im Argentinazzo im Jahr 2001 in Argentinien, als der reaktionäre Präsident angesichts der aufgebrachten Volksmassen durch den Hinterausgang aus seinem Palast schlüpfen musste, um einen Hubschrauber zu erreichen, der ihn an den Flughafen brachte, von wo er ins Ausland flüchtete. <br />
<br />
Das heißt noch nicht, dass in einem dieser Länder bereits eine revolutionäre Situation entstanden wäre, aber es heißt, die Imperialisten und ihre lokalen Repräsentanten gerieten in schwerste Widrigkeiten, die sie in einigen dieser Länder definitiv von der Macht abdrängte was allerdings noch lange nicht heißt, nun sei das Volk an der Macht.<br />
<br />
Da wächst in Lateinamerika ein weiteres Fanal gegen die imperialistische Weltherrschaft und die sich immer noch in Entwicklung befindliche Wirtschaftskrise könnte zu weiteren schwersten Problemen für die imperialistische Brut führen. <br />
<br />
Nur zu! Alles, was hilft, diesem System den Todesstoss zu bereiten, hilft!<br />
<br />
<br />
<i>Veröffentlicht in der Berliner Umschau am 29.6.2009</i>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2009 Karl Weiss
2009-06-29T12:10:00Z
-
CIA-Agent in Bolivien erwischt
http://karlweiss.twoday.net/stories/5558884/
<b>Ein korrumpierender und ein korrumpierter in Haft</b><br />
<br />
<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>Im Grunde wusste man das natürlich, aber nun wurde es bewiesen: Die US-Imperialisten haben den südamerikanischen Kontinent nicht zuletzt deshalb in der Hand, weil sie mit Geheimdienstagenten die Verwaltungen und die wichtigsten Unternehmen unterwandern und die lokalen Reichen durch Korruption zu Vasallen machen.</b></i><br />
<br />
<img title="Evo Morales" height="200" alt="Evo Morales" width="160" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/evo-morales.jpg" /><br />
<br />
In Bolivien, wo solche Machenschaften seit dem Wahlsieg von Evo Morales nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden, wurde eine verdeckte Operation des CIA entdeckt und ausgehoben, die den staatlichen bolivianischen Öl- und Gaskonzern YPFB unterwandert hatte. Ein Bolivianer, Rodrigo Carrasco, war in den USA und Großbritannien in geheimdienstlichen Methoden ausgebildet und dann beim YPFB eingeschleust worden. Er war dort schon nicht mehr angestellt, sondern war nun für Unternehmer im ost-bolivianischen Tiefland tätig, wo die Reichen versuchen, die Regierung Morales zu stürzen, aber immer wieder von überwältigenden Mehrheiten in Wahlen und Abstimmungen gestoppt werden.<br />
<br />
Carrasco wurde ertappt, als er über noch bestehende Verbindungen innerhalb der YPFB einen dort offenbar von ihm benutzten Computer von den Spuren seiner Tätigkeit reinigen wollte. Er ist in Haft und wird einer Anklage als Hochverräter entgegensehen. Es sei erwähnt, dass im Heimatland des CIA alle Hochverräter mit der Todesstrafe bedroht wurden und werden. Unter Hochverrat versteht man, wenn ein Bürger des eigenen Landes für eine fremde Macht spioniert.<br />
<br />
Es werden wohl Entlassungen bei der YPFB folgen, denn dort gab es eine Gruppe, die Carrasco unterstützte und von ihm korrumpiert wurde. Die YPFB war auch im letzten Monat schon im Zentrum eines Skandals, in dem es um Korruption mit hohen Summen von Dollars ging. OConnor, Chef einer Firma, die eben einen großen Auftrag in einem Umfang von 86,4 Millionen Dollar von der YPFB erhalten hatte, war im Haus von Verwandten des Präsidenten der YPFB, Santos Ramirez, mit 450.000 Dollar ermordet aufgefunden worden. Ramirez, Präsident des Konzerns, der die wichtigsten Ressourcen Boliviens verwaltet, ist bereits in Haft.<br />
<br />
Im vergangenen Jahr musste bereits der US-Botschafter Goldberg aus Bolivien ausgewiesen werden, weil er seine diplomatische Immunität dazu benutzte, Wühlarbeit gegen die Regierung zu betreiben.<br />
<br />
<img title="Botschafter Philip Goldberg" height="400" alt="Botschafter Philip Goldberg" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/botschafter-philip-goldberg.jpg" /><br />
<br />
Präsident Morales klagte die USA offen an, über ihre Botschaft in La Paz Spionage zu unterstützen. Die USA arbeiten mit verdeckten Aktionen gegen unsere Regierung, die nicht Teil des kapitalistischen, inhumanen Systems ist. sagte er.<br />
<br />
<br />
<i>Veröffentlicht am 4. März 2009 in der Berliner Umschau</i>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2009 Karl Weiss
2009-03-04T11:59:00Z
-
Neue Hetze gegen die bolivianische Regierung
http://karlweiss.twoday.net/stories/5295849/
<b>Wer ist für den Rauschgiftschmuggel verantwortlich?</b><br />
<br />
<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>Große Aufregung herrscht im Land: Bolivien brüskiert USA wird getitelt und Morales stoppt US-Drogenfahnder. So sehen die bürgerlichen Medien die Welt: Die westlichen Länder, allen voran die USA, kämpfen wie die Berserker gegen die illegalen Drogen, während in Ländern, die nicht mehr in Habachtstellung vor den USA und der Nato erstarren, die Drogen wuchern und wuchern. Ist das wirklich so?</b></i><br />
<br />
<img title="Evo Morales" height="200" alt="Evo Morales" width="160" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/evo-morales.jpg" /><br />
<br />
Was war geschehen? Evo Morales, der Präsident Boliviens, der in spitzem Ton als linksgerichtet bezeichnet wird (wussten wir nicht schon immer, alle Linken sind Junkies?), hat der US-Antidrogenbehörde DEA verboten, weiter in Bolivien zu arbeiten. Er wirft der DEA vor, sich in die inneren Angelegenheiten Boliviens einzumischen und die konservative Opposition, die einige Tieflandprovinzen von Bolivien abtrennen will, finanziell zu unterstützen. Er wirft der Organisation auch politische Spionage vor.<br />
<br />
Nun, diese Anklagen sind glaubwürdig. Das ist genau die Art und Weise, wie die US-Regierung und ihre offenen und heimlichen Organisationen immer vorgehen, wenn sie den Umsturz in einem Land vorbereiten: Oppositionskräfte, die westlich eingestellt sind, werden mit Beträgen von Hunderten von Millionen von Dollar unterstützt, in den bürgerlichen Medien lanciert man gezielt Kampagnen gegen die jeweiligen Regierungen, man stellt Mängel in der Demokratie desjenigen Landes fest, nutzt schon bestehende Widersprüche aus und hat vor allem einige hundert gut ausgebildete Geheimdienstagenten im Land, die immer Konflikte schüren, wo sie können. Georgien, die Ukraine, Armenien und einige andere Ex-Sowjetrepubliken können da ein Lied singen.<br />
<br />
In Südamerika kommt da dann noch dazu: In dem Masse, wie man nicht mehr den US-Organisationen freie Hand lässt im Land, wirf man ihm Mangel an Einsatz gegen die Drogen vor. Venezuela hat da schon so seine Erfahrungen.<br />
<br />
Also sehen wir uns an, wie das mit den illegalen Drogen ist auf dieser Erde: Prinzipiell gibt es drei Arten von illegalen Drogen: <br />
<ul>
<li>Die synthetischen Drogen<br />
<br />
Das sind Drogen wie LSD und eine Reihe anderer, die in chemischen Labors und kleinen chemischen Fabriken hergestellt werden. Da ihre Rohstoffe gut bekannt sind, könnte man das relativ leicht überwachen. Die überwiegende Mehrheit dieser Drogen werden in den westlichen Ländern, allen voran die USA, hergestellt Warum man das nicht in den Griff bekommt, hat bisher noch niemand vernünftig erklären können.</li>
</ul>
<img title="Bolivien: Bewaffnete Mitglieder von Rechts-Milizen" height="300" alt="Bolivien: Bewaffnete Mitglieder von Rechts-Milizen" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-bewaffnete-mitglieder-von-rechts-milizen.jpg" />
<ul>
<li>Die Gruppe der Östlichen Drogen<br />
<br />
Das sind vor allem die Drogen, die aus Mohn hergestellt werden, also Heroin, Opium und andere aus der Gruppe der Morphine und ausserdem Haschisch. Diese Drogen stammen in ihrer überwiegenden Mehrheit aus dem Anbau in Afghanistan, bekanntlich ein NATO-Protektorat und zum kleineren Teil aus der Türkei, einem der engsten Verbündeten der USA.</li>
</ul> <br />
<ul>
<li>Die Gruppe der Westlichen Drogen<br />
<br />
Das sind Kokain sowie das daraus hergestellte Crack und Marihuana. Diese Drogen werden, soweit sie nicht in den USA selbst angebaut werden (Marihuana), in ihrer grossen Menge in Kolumbien und Peru angebaut und hergestellt, in geringerem Masse auch in Mexiko. Diese drei Länder sind enge Verbündete der USA, dort haben ganze Bataillone der US-Drogenbehörde DEA freie Hand, mit Flugzeugen, Hubschraubern und Bodentruppen. In allen drei Ländern sind Tausende von US-Agenten angeblich mit der Bekämpfung des Drogenanbaus und des Drogenhandels beschäftigt.</li>
</ul>
<img title="Morales und Lula in Santiago" height="170" alt="Morales und Lula in Santiago" width="286" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/morales-und-lula-in-santiago.jpg" /><br />
<br />
Dazu kommt: Die weit überwiegende Zahl der Drogenkonsumenten sind in genau den westichen Ländern bzw. deren engen Verbündeten, mit Ausnahme von Opium, das vor allen nach China geht.<br />
<br />
Zusammengefasst: Das Problem der illegalen Drogen ist ein fast ausschliesslich westliches Problem, sowohl von der Seite der Herstellung als auch von der des Verbrauchs. Es findet in den westlichen Ländern statt und in solchen, die vollständig von ihnen dominiert sind. Woher nehmen die bürgerlichen Medien dieser Länder den Mut, andere Länder zu bezichtigen? Da zeigen doch vier Finger der Hand auf den Urheber zurück!<br />
<br />
Wenn es wirklich einen heftigen Kampf gegen die Drogen in den westlichen Ländern und den von ihnen dominierten gibt, so ist er völlig vergeblich. Das Drogenangebot in allen westlichen Ländern (und in anderen) wächst und wächst. Die Preise für alle diesen illegalen Drogen sind auf einem Allzeittief wegen Überangebot.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen" height="300" alt="Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-mitglieder-von-rechts-milizen.jpg" /><br />
<br />
Der Kampf gegen die Drogen, so wie auch der Kampf gegen den Terrorismus, wird verloren. Allerdings gibt es heftige Stimmen, die sagen, man will ihn verlieren, er wird gar nicht wirklich geführt.<br />
<br />
Charakteristisch war, was passierte, als man in Afghanistan einmarschierte. Der Mohnanbau, der unter der Herrschaft der Taliban bis auf einen winzigen Teil reduziert worden war, wuchs innerhalb eines Jahres wieder auf die vorherigen Werte und wächst seitdem weiter steil an. Siehe hierzu auch den ersten Teil des Artikels <a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/2699037/">Afghanistan, die Drogen-Connection</a>. <br />
<br />
<img title="Bolivien: Leichen von erschossenen Kleinbauern" height="300" alt="Bolivien: Leichen von erschossenen Kleinbauern" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-leichen-von-erschossenen-kleinbauern.jpg" /><br />
<br />
Nun, das war auch keinerlei Wunder, denn man hatte sich ja mit der Nordkoalition der Drogenbarone zusammengetan. Der Bruder des von der NATO in völlig freinen Wahlen eingesetzten Präsidenten Karsai ist einer der grossen, wenn nicht der grösste Drogenlord des Landes. Der Warlord, dem man die Provinz Helmand anvertraute, war ein anderer bestens bekannter Drogenbaron. Später löste man ihm ab, um ihm einen Sitz im Senat zu verschaffen, der seinen Einfluss nun weit über `seine` Provinz wachsen liess. Siehe hierzu auch den zweiten Teil des Artikels <a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/2849636/">Afghanistan, die Drogen-Connection</a>. <br />
<br />
Fachleute schätzen, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Reichtümer, die an der Wallstreet umlaufen, auf Geldwäsche für Drogenbarone und andere kriminelle Grossorganisationen zurückzuführen sind. So ergibt es natürlich wirklich einen Sinn, dass man sich diese Super-Profite nicht entgehen lässt. Es muss also vermutet werden, der angebliche Kampf gegen die Drogen wird absichtlich verloren.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Brandschatzung einer staatlichen Organisation" height="300" alt="Bolivien: Brandschatzung einer staatlichen Organisation" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-brandschatzung-einer-staatlichen-organisation.jpg" /><br />
<br />
Darauf weist auch die Arbeit des Enthüllungsjournalisten Garry Webb hin, der in jahrelanger Recherche herausfand, die CIA selbst tätigt einen wesentlichen Teil des weltweiten Drogenhandels und dies in einem Buch veröffentlichte. Die bürgerlichen Medien, die jetzt auf Bolivien zeigen, haben damals nicht eine einzige Meldung über das Buch gebracht. Garry Webb wurde entlassen, bekam nirgends mehr eine Anstellung und wurde später verselbstmordet aufgefunden, mit zwei Schüssen! Siehe hierzu auch <a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/3391035/">Garry Webb ist tot</a>. <br />
<br />
Wie man kriminelle Grossorganisationen aushebt, die wohl für einen wesentlichen Teil des Drogehnadels verantwortlich sind, ist allgemein bekannt: Man kann einzelne Personen herausbrechen, mit Straffreiheit winken und sie gegen die Organisation aussagen lassen oder man kann Undercover-Agenten einschleusen alles bereits zur Genüge exerziert. Doch offensichtlich tut man dies nicht mehr. Können Sie sich erinnern nach dem grossen Prozess geen die italienische Mafia in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, dass auch nur eine einzige der Grossorganisattionen aufgeflogen ist? Können Sie sich danach irgendeines Gross-Gerichtsverfahrens erinnern? Eben, niemand kann sich erinnern.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Laden eines Verwandten von Morales gebrandschatzt" height="225" alt="Bolivien: Laden eines Verwandten von Morales gebrandschatzt" width="300" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/laden-eines-verwandten-von-morales-wurde-gebrandschatzt.jpg" /><br />
<br />
Der deutsche Polizeireporter Jürgen Roth hat in seinem Buch Ermitteln verboten! gezeigt: In Deutschland sind sämtliche Ermittlungen gegen kriminelle Grossorganisationen eingestellt worden. Und Deutschland scheint nicht das einzige Land zu sein. Stattdessen will Frau Merkel überall Kameras installieren lassen, damit endlich jene Leute gefasst werden können, die auf der Strasse jemanden anrempeln.<br />
<br />
Es ist einfach zu unglaubwürdig: man kann Menschen auf den Mond schicken und Wägelchen auf dem Mars herumfahren lassen, man kann 1 Million irakische Zivilisten umbringen, aber man bringt es angeblich nicht fertig, den überreichen Fluss der illegalen Drogen zu vermindern.<br />
<br />
Was nun Bolivien betrifft, da gibt es wirklich den Anbau der Coca-Pflanze, aus deren Blättern man Kokain herstellen kann. Allerding macht man dort einen Tee aus diesen Blättern, der einen angenehm schläfrig macht. Die Indios dort kannten diesen Tee schon lange bevor im 16. Jahrhundert die weissen Eroberer kamen.<br />
<br />
Nun, es wird auch wirklich ein Teil der bolivianischen Coca-Ernte zu Kokain verarbeitet, das betrifft aber weniger als 1% der Menge, die täglich aus Kolumbien und Peru, den beiden Länder, die eng mit den USA vermengte Regierungen haben, den Weg zu den Zentren des Verbrauchs finden.<br />
<br />
Und schliesslich gibt es da noch einen Stachel im Fleisch Südamerikas: Das System SIVAM (Amazonas-Überwachungssystem). Mit hunderten von Radarstationen, mit Satelliten, mit 99 mit Radar ausgerüsteten Flugzeugen und einigen zusätzlichen Jets, mit einem irrwitzigen elektronischen Aufwand in der Zentrale in Manaus wird das gesamte Amazonasgebiet im Norden Brasiliens intensiv überwacht. Ein wesentlicher Teil des Kokains aus Kolumbien und Peru wird über dieses Gebiet als Umschlagplatz auf den Weg in die Haupt-Konsum-Zentren in Nordamerika und Europa gebracht. Das System ist seit 2004 in Aktion und wird von den USA kontrolliert (musste aber vom brasilianischen Steuerzahler bezahlt werden). Bis heute ist dort kein einziger grösserer Kokain-Transport aufgeflogen! Zum SIVAM-Artikel geht es <a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/5159665/">hier</a>. <br />
<br />
<br />
<i>Veröffentlicht am 3. November 2008 in der </i><a href="http://www.berlinerumschau.com">Berliner Umschau</a>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2008 Karl Weiss
2008-11-03T11:23:00Z
-
Schrecklich! Bolivien auf der 'schwarzen Liste'
http://karlweiss.twoday.net/stories/5230869/
<b>Die Lachplatte</b><br />
<br />
<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>Kaum der Öffentlichkeit bekannt wurde die Rache der US-Regierung für die Ausweisung des Botschafters Philip Goldberg aus Bolivien: Man setzte Bolivien auf die schwarze Liste der Länder, die ihren Verpflichtungen in der Bekämpfung des Rauschgifthandels nicht nachkommen. Schreck lass nach! Welch entsetzliches Schicksal! Wird Bolivien je wieder Licht sehen?</b></i><br />
<br />
<img title="Botschafter Philip Goldberg" height="400" alt="Botschafter Philip Goldberg" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/botschafter-philip-goldberg.jpg" /><br />
<br />
Der US-Botschafter in Bolivien, Philip Goldberg, war einschlägig bekannt. Er war schon für die US-Regierung im Kosovo tätig und hat dort auf serbischer und auf albanischer Seite die Gemüter zur Wallung gebracht gegen den scheinbaren Gegner: Die Serben bzw. die Albaner. Er ist ein berufsmässiger Aufwiegler. Er war die Geheimwaffe, die aus den USA nach Bolivien geschickt wurde, um die dortige staatliche Integrität zur Auflösung zu bringen, nachdem der neugewählte Präsident Evo Morales das Wort Sozialismus in den Mund genommen hatte. <br />
<br />
Gezielt hat Botschafter Goldberg den Gouverneuren der Tiefland-Staaten im Osten Boliviens, in denen das begehrte Erdgas gefunden wurde, die Unterstützung der USA in ihrem natürlichen Bestreben zugesichert, sich von den überwiegend aus Indio-Nachfahren bewohnten Hochland-Staaten Boliviens abzuspalten und die Tiefland-Union zu gründen.<br />
<br />
Wenn ein Staat gespalten werden muss, Goldmann ist Fachmann. Er traf sich im Wochenrythmus mit den Gouverneuren und auch mit Bürgermeistern aus dem zu bildenden neuen Staat, und ließ eine Menge Geld springen, um sogenannte Milizen (milicia) aufzubauen, die hauptamtlich nichts anderes machen, als die Bevölkerung, soweit sie nicht abspaltungswillig ist, zu tyrannisieren, und dafür gut bezahlt werden, eine Art von SA-Truppe. Mit Evo Morales dagegen traf sich Goldberg nur einmal und nur für ein paar Sekunden, als es unumgänglich war.<br />
<br />
<img title="Evo Morales" height="200" alt="Evo Morales" width="160" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/evo-morales.jpg" /><br />
<br />
Was im Kosovo so gut funktioniert hat (der Kosovo ist heute ein anerkannter souveräner Staat, obwohl dies allen Völkerrechtsprinzipien widerspricht), ließ sich allerdings nicht so leicht auf Bolivien übertragen.
<ul>
<li>Zum einen gelang es nicht, die von Indios abstammenden Mehrheit zu irgendwelchen Unterdrückungsmassnahmen gegen die überwiegend von europäischen Einwanderern abstammenden Tieflandbewohner zu bewegen.</li>
</ul>
<ul>
<li>Zweitens zog nur ein Teil der Tieflandbewohner mit. Sehr viele erinnerten sich noch gut daran, dass Bolivien vor den Ergasfunden hauptsächlich von den Einnahmen aus den Minen lebte, die in den Höhenlagen der Anden liegen. </li>
</ul>
<ul>
<li>Zum dritten gehören die Gouverneure der nach US-Willen abzuspaltenden Staaten alle zur Oligarchie des Landes, die über zwei Jahrhunderte das Volk bis aufs Hemd ausgezogen und ausgebeutet hat und viele der Ärmeren vergassen das nicht so schnell. </li>
</ul>
<ul>
<li>Viertens schliesslich: Alle Anliegerstaaten Boliviens, das sind Peru, Brasilien, Paraguay, Argentinien und Chile, traten vom ersten Moment an eindeutig gegen jede Veränderung der Staaten oder Staatsgrenzen in Südamerika an. Brasilien und Argentinien sicherten Morales in den kritischen Tagen des Putschversuchs der Gouverneure sogar Truppen zu, falls er sie anfordern würde.</li>
</ul>
<img title="Morales und Lula in Santiago" height="170" alt="Morales und Lula in Santiago" width="286" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/morales-und-lula-in-santiago.jpg" /><br />
<br />
So wurde nichts aus dem Putsch und statt einem nagelneuen Tiefland-Staat hat Bolivien einen gestärkten Präsidenten, der sich durchgesetzt hat. Schade für die US-Regierung! Dazu noch die Blamage mit dem heimgeschickten Botschafter!<br />
<br />
Da war natürlich eine scharfe Bestrafung fällig.<br />
<br />
Wie ist es nun mit dem Rauschgifthandel in Bolivien? Tatsächlich da beisst die Maus keinen Faden ab wird in Bolivien in nicht unbedeutendem Umfang die Coca-Pflanze angebaut, aus deren Blättern man Cocain (Kokain) und daraus auch Crack gewinnen kann. Nur die baut man schon seit vorkolumbianischen Zeiten an und die Nachkommen der Indios (und nicht nur sie ) kauen Coca-Blätter und man macht dort einen wohlschmeckenden Tee daraus. Wird Coca auf diese Weise zu sich genommen, so hat es eine angenehme, leichte beruhigende und schläfrig machende Wirkung. Zu Halluzinationen reicht es nicht (Diese Beschreibung hat der Berichterstatter von einem, der den Tee selbst probiert hat).<br />
<br />
Übrigens war das US-Symbol-Produkt Coca Cola am Anfang auch mit einem Sud dieser Blätter angereichert, daher der Name. Erst als Kokain in den Zwanziger Jahren plötzlich als hochkonzentriertes Rauschgift auftauchte, verbannte man dies aus dem Cola. Kokain hat ganz andere Wirkungen als der Coca-Tee: Es führt, inhaliert durch die Nase, zu Hochgefühlen, zu Allmachtsgefühlen und zu Aggressivität.<br />
<br />
Angeblich sollen auch geringe Mengen des in Bolivien angebauten Coca zu Kokain verarbeitet worden und ausser Landes geschmuggelt worden sein, aber das ist erwiesermassen bestenfalls ein verschwindend geringe Menge. Weit über 95 % des Kokain der Welt kommt aus Kolumbien und Peru, zwei Ländern, die unerklärlicherweise trotz starker Dollarunterstützung einfach nicht in der Lage sind, den Kokain-Fluss auch nur geringfügig zu verringern. Und die CIA, ich schwöre Ihnen, hat garantiert nichts mit diesen Tatsachen zu tun, die CIA ist eine ehrenwerte Organisation! Ausserdem ist es eine unverschämte und freche Lüge, in Kolumbien gäbe es fast so viel US-Agenten wie Einwohner!<br />
<br />
Die Antwort von Evo Morales, nachdem ihm die Hiobsbotschaft überbracht wurde, Bolivien sei auf die schwarze Liste gesetzt worden und damit würde das Land keinen Dollar der Hilfe gegen den Rauschgiftschmuggel mehr erhalten, war: Dass sei nicht schlimm, denn 90% dieser Summe sei sowieso in Form von Aufträgen für US-Firmen geschenkt worden.<br />
<br />
Und nun kommt die Lachplatte: Halten Sie sich fest! Die schwarze Liste der Länder, die nicht genügend gegen den Rauschgifthandel unternehmen, hier ist sie:<br />
<br />
Aus Südamerika:<br />
<br />
Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Paraguay, Peru und Venezuela und jetzt natürlich auch Bolivien.<br />
<br />
Nun, Brasilien, Kolumbien und Peru stehen da völlig zu Recht, denn der Grossteil des Kokain, das die CIA aus Kolumbien und Peru auf den Weg in die Staaten und nach Europa bringt, wird über brasilianischen Boden hinausgeschmuggelt, siehe hierzu auch den Artikel über SIVAM, hier: <a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/5159665/">http://karlweiss.twoday.net/stories/5159665/</a> <br />
<br />
Venezuela und seit letztem Wochende auch Ecuador und jetzt eben auch Bolivien haben Präsidenten, die bereits das Wort Sozialismus in den Mund genommen haben, also? Ist das nicht Begründung genug?<br />
<br />
Wie das arme Paraguay dahin gekommen ist, bleibt im dunkeln.<br />
<br />
Aus Nordamerika und der Karibik:<br />
<br />
Mexiko, Guatemala, Panama,Haiti, Jamaika, Dominikanische Republik und Bermudas<br />
<br />
Die Bermudas und Panama sind zwar rein formal souveräner Staaten, dort herrscht aber faktisch US-Recht. Wieso da die US-Regierung nicht einfach aktiv wird, ist unverständlich (oder vielleicht verräterisch?)<br />
<br />
Aus Afrika: <br />
Nigeria<br />
<br />
Aus Asien:<br />
<br />
Afghanistan, Birma, Indien, Laos, Pakistan, <br />
<br />
Und China? Und China? Diese Frage will nicht aufhören.<br />
<br />
Afghanistan??? Afghanistan??? <br />
<br />
Hier ein Kommentar dazu von einer Leserin der Süddeutschen unter dem Artikel, der hierüber informiert: Elynittria schreibt u.a.:<br />
<br />
Lachen musste ich zu lesen, dass Afghanistan auf der Liste steht, eingedenk der Tatsache, dass die Amis den Drogenanbau und Vertrieb dort absichern.<br />
<br />
Als kleine Anmerkung noch: Über 80% der weltweiten Produktion von schweren illegalen Drogen wie Heroin, Kokain, Opium und einige andere werden in folgenden Ländern konsumiert: Vereinigte Staaten von Amerika, China, Japan und Europäische Union.<br />
<br />
<i>Veröffentlicht am 2. Oktober 2008 in der </i><a href="http://www.berlinerumschau.com">Berliner Umschau</a><br />
<br />
<a href="http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=02102008ArtikelPolitikWeiss">Originalveröffentlichung</a>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2008 Karl Weiss
2008-10-02T12:38:00Z
-
Argentinien und Brasilien: Im Ernstfall auch Truppen nach Bolivien
http://karlweiss.twoday.net/stories/5192262/
<b>Putschversuch in Boliven in der Region zunehmend isoliert / Nachbarstaaten fürchten Ausfälle bei Gaslieferungen</b><br />
<br />
<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>Seit zwei Wochen halten Unruhen in Bolivien an. Die bei der landesweiten Abstimmung im August erneut unterlegene Opposition will sich nicht mit dem mit 67% der Stimmen überwältigenden Sieg von Präsident Evo Morales abfinden. Argentinien und Brasilien haben am Donnerstag Abend erklärt, sie würden keinerlei Putsch gegen die gewählte Regierung in Bolivien akzeptieren. Sie ließen indirekt durchblicken, sie würden die gewählte Regierung Morales in Bolivien auch mit Truppenentsendungen unterstützen, sofern Präsident Morales dies erbitten würden. </b></i><br />
<br />
<img title="Brasilien (topographisch)" height="334" alt="Brasilien (topographisch)" width="330" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/brasilien-topographisch.jpg" /><br />
<br />
Morales hat allerdings alle Nachbarländer gebeten, das Land den Konflikt selbst beilegen zu lassen. Er erklärte außerdem, er habe nicht vor, mit den Vereinigten Staaten zu brechen, aber jener Botschafter habe offen gegen ihn konspiriert.<br />
<br />
Ebenfalls bereits gegen jede Art von Umsturz oder Abtrennung von Landesteilen in Bolivien haben sich die Präsidenten der angrenzenden Staaten Paraguay und Ecuador ausgesprochen. Venezuelas Präsident Chávez hat nicht nur Morales unterstützt, sondern auch gleich in einem Akt der Solidarität seinen US-Botschafter auch des Landes verwiesen, wie Evo Morales schon vorher. <br />
<br />
<img title="Evo Morales" height="200" alt="Evo Morales" width="160" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/evo-morales.jpg" /><br />
<br />
In beiden Fällen reagierte die US-Regierung wie üblich damit, daß auch die beiden Botschafter dieser Länder in Washington ausgewiesen wurden. Beide US-Präsidentschaftskandidaten reagierten mit Kritik auf die Ausweisung der Botschafter. Keiner von beiden hat auch nur den Ansatz eines Versuchs gemacht zu klären, ob die Anklagen von Evo Morales nicht der Wahrheit entsprechen, die US-Regierung würde die gewaltbereite Opposition in Bolivien massiv unterstützen. Wahrscheinlich wissen sie längst, daß sie wahr sind.<br />
<br />
Der Präsident von Honduras, Zelaya, hat ein Treffen mit dem US-Botschafter abgesagt, um den bolivianischen Präsidenten zu unterstützen.<br />
<br />
<img title="Bolivien: Brandschatzung einer staatlichen Organisation" height="300" alt="Bolivien: Brandschatzung einer staatlichen Organisation" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-brandschatzung-einer-staatlichen-organisation.jpg" /><br />
<br />
Die rechtsgerichteten Oppositions-Gruppen in Bolivien, die von den Gouverneuren der östlichen Tiefland-Staaten (departamentos bolivianos de Tarija, Santa Cruz, Beni, Pando e Chuquisaca) Boliviens unterstützt werden und nach Angaben der Regierung Boliviens auf finanzielle, materielle und logistische Hilfe aus den USA bauen können, hatten zu einer Woche des Protestes aufgerufen und Terror-Attentate ausgeführt, darunter Sprengstoffanschläge, Morde und Brandschatzungen. Eine der Pumpstationen des Erdgases wurde explodiert. Dadurch barst aufgrund des hohen entstehenden Druckes auch eine andere Pumpstation. <br />
<br />
Insgesamt 8 Tote (nach anderen Meldungen: 9) sind auf der Seite der Gegen-Demonstranten, die Morales unterstützen, zu beklagen. Sie wurden von den rechtsgerichteten Demonstranten erschossen bzw. wurden Opfer von geschleuderten Granaten. Der bolivianische Innenminister hat in dem departamento Pando den Ausnahmezustand ausgerufen. Er sagte bei dieser Gelegenheit, es seien noch weit mehr Tote als jene neun gefunden worden, nach letzten Meldungen sind es jetzt 16 Tote. <br />
<br />
<img title="Bolivien: Bewaffnete Mitglieder von Rechts-Milizen" height="300" alt="Bolivien: Bewaffnete Mitglieder von Rechts-Milizen" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-bewaffnete-mitglieder-von-rechts-milizen.jpg" /><br />
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Einer dieser Toten wird in Pando beklagt, nachdem es zu Zusammenstößen am Flughafen der Stadt Cobija kam. Cobija liegt direkt am Grenzfluss zu Brasilien. Dort wurden auch drei Brasilianer verletzt, als Milizen (das sind bewaffnete Banden der Rechtsextremisten) das Feuer auf fahrende Autos eröffneten. <br />
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Argentinien und Brasilien sind die wichtigsten Empfänger des Erdgases aus Bolivien. In beiden Ländern würde die Wirtschaft beeinträchtigt, wenn die Gas-Versorgung für längere Zeit unterbrochen würde.<br />
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Die Lieferung von Erdgas an Argentinien ist vollständig unterbrochen, die an Brasilien zum Teil. Im Moment hat aber in beiden Ländern noch keine Verknappung eingesetzt.<br />
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<img title="Bolivien: Leichen von erschossenen Kleinbauern" height="300" alt="Bolivien: Leichen von erschossenen Kleinbauern" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-leichen-von-erschossenen-kleinbauern.jpg" /><br />
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Ob es eine sehr kluge Strategie der Rechtsextremen war, sich ausgerechnet die Gas-Pipelines nach Brasilien und Argentinien als Ziel von Terroranschlägen auszusuchen, sei dahingestellt. Dadurch werden die Interessen Brasiliens und Argentiniens automatisch mit denen von Morales parallel. Aber Intelligenz war ja noch nie die starke Seite von Rechtsextremen.<br />
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Inzwischen hat Morales versprochen, die Gas-Pipelines mit Militär zu schützen. Das Signal an die beiden grossen Brüder im Osten bzw. Süden ist eindeutig: Morales ist auf unserer Seite, die abtrünnigen Separtisten von der extremen Rechten auf der Gegenseite.<br />
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Der Vize-Präsident des Mercosul-Parlaments (eine Vertreter-Versammlung der Mitgliedstaaten des Mercosur/Mercosul), der Uruguayer Conde, erklärte: Die Vereinigten Staaten führen eine Kampagne gegen die Regierungen der Linken in Südamerika und gegen den Prozess der Integration Südamerikas.<br />
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<img title="Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen" height="300" alt="Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bolivien-mitglieder-von-rechts-milizen.jpg" /><br />
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Die Dinge haben sich geändert in Südamerika. 1973 in Chile erhob sich (zufällig auch gerade am 11. September) einfach das in den USA (Fort Bennent) geschulte Militär und der Präsident Allende wagte nicht einmal mehr zu sagen, die US-Regierung steckt dahinter. Vielleicht hoffte er noch, dann würden sie ihn nicht umbringen?<br />
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Am 11. September 2008 eine andere Welt: Erneut ein Putschversuch, diesmal ohne Militär, aber inszeniert, als wäre es die Stimme des Volkes, die da auf die Strasse geht. Dahinter stecken außer der US-Regierung die Gouverneure der östlichen Flachland-Provinzen von Bolivien. Auch diesmal wieder Gewaltanwendung, aber das Militär bleibt in den Kasernen oder verläßt sie nur auf Anweisung des gewählten Präsidenten.<br />
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Warum? Weil die Militärs nicht so dumm sind wie die Rechtsextremisten. Sie würden, wenn sie putschten, von (fast) allen anderen Regierungen Südamerikas isoliert und die Unterstützung der US-Regierung würde nichts nützen, denn das Geld steckt nicht mehr locker. Und sie müßten gegen Streiks und Demonstrationen regieren, die nicht aufhörten. Oder sollen sie die Hälfte der bolivianischen Bevölkerung abschlachten?<br />
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<img title="Chávez" height="218" alt="Chávez" width="320" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez.jpg" /><br />
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Die Oligarchien sind weiterhin die gleichen, sei es in Mexiko, in Brasilien, in Argentinien, in Venezuela, in Nicaragua, in Kolumbien, in Bolivien oder in irgendeinem anderen Land südlich des Rio Grande. Es sind Oligarchien, die in unermeßlichem Reichtum leben, den sie aus der Bevölkerung ihres Landes herausgepreßt haben und weiter herauspressen. Sie haben die Posten in Exekutive, Justiz , Militär und Medien inne oder mit Vertrauten besetzt. Sie sind fast alle in den USA ausgebildet, haben ihre akademischen Grade in Harvard und anderen berühmten US-Universitäten erworben. Sie leben zum Teil sogar mehr in New York oder Miami als auf ihren ausgedehnten Ländereien im jeweiligen Land.<br />
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<img title="Bush und Lula in Brasilien" height="320" alt="Bush und Lula in Brasilien" width="286" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/bush-und-lula-in-brasilien.jpg" /><br />
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Sie haben einen unausgesprochenen Vertrag mit der US-Regierung: Ihr laßt uns (augenzwinkernd) unser Volk ausnehmen bis aufs letzte Hemd und wir sorgen dafür hier in ... dafür, daß die US-Interessen immer an erster Stelle in der Politik stehen. Wenn das nicht mehr auf scheindemokratischem Weg funktioniert, dann putschen wir einfach.<br />
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Diese Oligarchien sind traditionell extrem rechts (ein guter Bayer wählt CSU) oder sogar faschistisch eingestellt. Sie haben noch vor keiner Gaunerei und keinem Mord zurückgeschreckt. Sie lassen regelmäßig von bewaffneten Banden, die ihnen unterstehen, Bauer von ihrem Land vertreiben und eignen es sich an. Die Morde an Leuten, welche die armen Bauern unterstützen, z. B. in Brasilien, sind Monatsmeldung. Jener an Chico Mendez und der an Schwester Dorothy Stang haben auch außerhalb des Landes Aufmerksamkeit gefunden.<br />
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<img title="" height="200" alt="Dorothy-Stang" width="167" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/Dorothy-Stang.jpg" /><br />
<i>Dorothy Stang</i><br />
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Nicht umsonst hat die CIA, als sie die Grössen des Faschismus und Massenmörder des Hitler-Regimes nach dem zweiten Weltkrieg in Sicherheit brachten, sich Südamerika als Ziel ausgesucht. Dort konnten sie kameradschaftlich-freundlicher Aufnahme sicher sein.<br />
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Bis in das neue Jahrtausend hinein haben sich die Völker dieser Länder kaum hierum gekümmert, denn man war mit dem täglichen Kampf ums Überleben beschäftigt oder duckte sich ängstlich unter den Schlägen der Oligarchie.<br />
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Doch nun ist alles anders. Revolutionäre Gärung hat in vielen Ländern in Mittel- und Südamerika eingesetzt. <br />
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Zwar hat dies noch in keinem Land zu einer wirklichen Revolution geführt, aber Argentinien im Jahr 2001 beim Argentinazzo kurz vor Weihnachten, als der damalige Präsident de la Rua nur in letzter Minute aus seinem Amtssitz fliehen und ein Flugzeug ins Ausland besteigen konnte und Bolivien im Jahr 2005 sind dem nahe gekommen.<br />
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<img title="Bolivien: Laden eines Verwandten von Morales gebrandschatzt" height="225" alt="Bolivien: Laden eines Verwandten von Morales gebrandschatzt" width="300" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/laden-eines-verwandten-von-morales-wurde-gebrandschatzt.jpg" /><br />
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Heute kann die Oligarchie in einem Land Mittel- oder Südamerikas nicht mehr so einfach selbst das Präsidentenamt antreten oder einen Vertrauten einsetzen. Rein formal gab es ja Wahlen, aber in Wirklichkeit konnte man nur wählen, wer von ihnen weniger verhaßt war. Heute aber haben allenthalben Oppositionsparteien ihr Haupt erhoben, meist solche vom Typ Sozialdemokratie, oder es kamen Präsidenten an die Macht, wie Kirchner in Argentinien und Chávez in Venezuela, die von vornherein einen von den USA unabhängigen Kurs verfolgten.<br />
<br />
Nun, wir haben ja ausführliche Erfahrungen mit der Sozialdemokratie und wissen, die hat nie Revolution im Sinn, sondern ist im Gegenteil der Verhinderer der Revolution. So ist es auch in Lateinamerika.<br />
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2002 wurde Lula in Brasilien gewählt, dem größten lateinamerikanischen Land. Der begann zwar seine Präsidentschaft noch mit neo-liberalen Reformen, so zum Beispiel der Rentenreform, entdeckte aber dann seine Berufung zu einem der Führer der Entwicklungsländer und verfolgt seitdem auch einen in zunehmenden Masse von den USA unabhängigen Kurs. Charakteristisch dafür die Meldung aus den letzten Tagen: Die Hilfsgüter, die Kuba nach den Passagen der Hurricanes Gustav und Ike von den USA erbat, spendete Brasilien und brachte sie mit einem Frachtflugzeug nach Kuba. Die USA hatten jede Hilfe verweigert.<br />
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<img title="Chávez und Lula" height="250" alt="Chávez und Lula" width="350" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez-und-lula1.jpg" /><br />
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Dann kam Uruguay, wo sich seit undenklichen Zeiten immer nur zwei Parteien gegenseitig die Macht in die Hände gegeben hatten. Der Kandidat einer dritten Partei, Vasquez, gewann die Wahlen und begann eine gemäßigt sozialdemokratische Politik zu machen. Etwas in mancher Hinsicht Ähnliches geschah vor kurzem in Paraguay, wo der Oppositionskandidat Lugo einer Partei, die nie mehr als zehn Prozent der Stimmen hatte, die Wahl gewann und einen politischen Umschwung ankündigte. Er ist erst im August ins Amt eingeführt worden.<br />
<br />
Vorher schon hatte eine Anzahl von Aufständen in Bolivien zu Neuwahlen geführt, aus denen Evo Morales als Sieger hervorging, der eine Linie mit Verstaatlichungen ähnlich Chávez in Venezuela verfolgt, was schon weit radikaler als die Sozialdemokratie ist.<br />
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Auch in Chile wurde eine dem Namen nach Sozialdemokratin, Frau Bachelet, gewählt. Allerdings stellt Chile schon seit vielen Jahrzehnten eine Ausnahme in Südamerka dar, weil es kein so hohes Niveau von Armut aufweist wie alle anderen Länder hier.<br />
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<img title="Juan Carlos, Bachelet und Chávez" height="320" alt="Juan Carlos, Bachelet und Chávez" width="286" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/juan-carlos-bachelet-chavez.jpg" /><br />
<br />
Nicht lange danach war Ecuador dran. Der neue Präsident Correa, der auch als links gilt, wurde denn auch bald vom Eindringen kolumbianischer Flugzeug in sein Land betroffen. Kolumbien ist heute das einzige Land Südamerikas, das noch die traditionell faschistische Linie verfolgt, in der Linke und Gewerkschafter schlicht und einfach ermordet werden und es entwickelt sich zunehmend zum Kettenhund der USA in Südamerika. Es wurde bereits offen vor einem Angriff des bis an die Zähne bewaffneten Kolumbien auf Venezuela gewarnt.<br />
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Peru als eines der letzten Länder, das noch auf US-treuem Kurs liegt, wird von Streiks und Demonstrationen erschüttert.<br />
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Vorher schon hatte nach den unabhängigen Meinungsumfragen auch in Mexiko ein sozialdemokratischer Kandidat die Mehrheit. Seine Wahl konnte dann nur durch massive Wahlfälschungen verhindert werden.<br />
<br />
Nicht viel später kam dann auch Nicaragua dran, das vorher schon einmal eine linke Episode erlebt hatte. Der damalige Präsident Ortega wurde erneut gewählt und bewies denn auch, was er von der US-Politik hält, als er am 3. September als erster nach Russland die von Georgien abtrünnigen Staaten Süd-Ossetien und Abschasien anerkannte.<br />
<br />
All dies hat die traditionellen Oligarchien in Lateinamerika nun offensichtlich in Aufregung versetzt. Hatten sie am Anfang wohl noch an vereinzelte Ausnahmefälle geglaubt und erwartet, die Welle werde bald verebben, fördert die fortschreitende Veränderung nun offenbar Panik bei den alten Herrschern. Anders kann man das offene Übergehen zu Terrorakten und Brandschatzungen vor den Augen der Welt nicht interpretieren.<br />
<br />
Man darf weiter eine Menge Konflikte sozialer Art in Lateinamerika erwarten. Die revolutionäre Gärung dürfte unwiderruflich sein und die Volksmasen werden voraussichtlich an Klarheit gewinnen. Andererseits werden die alten Oligarchien sicher nicht freiwillig ihre Pfründe hergeben. <br />
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<img title="Barack Obama" height="320" alt="Barack Obama" width="286" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/barack-obama.jpg" /><br />
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Und die US-Regierung speziell wenn Obama Präsident werden sollte wird erneut massiv intervenieren. Obama hat bereits angekündigt, sich speziell dem Verhältnis zu den anderen amerikanischen Ländern widmen zu wollen. Das kann aus Südamerika nur als Drohung verstanden werden.<br />
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<br />
<i>Veröffentlicht am 15. September 2008 in der </i><a href="http://www.berlinerumschau.com">Berliner Umschau</a><br />
<br />
<a href="http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=15092008ArtikelPolitikWeiss1">Originalveröffentlichung</a><br />
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<br />
<b>Zusatz zum Artikel</b><br />
<br />
Was zum Zeitpunkt der erstellung des Artikels noch eine Vermutung war, ist nun offiziell durch eine Untersuchungskommission bestätigt: Die reaktionären Horden unter Anleitung des US-Botschafters, haben wirklich Progrome begangen. Siehe diese Meldung:<br />
<br />
<a href="http://www.rf-news.de/rfnews/schlagzeilen#News_Item.2008-12-05.3657">http://www.rf-news.de/rfnews/schlagzeilen#News_Item.2008-12-05.3657</a><br />
<br />
05.12.08 - Bolivien: Kommission bestätigt Massaker in Pando <br />
<br />
Eine von der Union Südamerikanischer Staaten (Unasur) eingesetzte Untersuchungskommission hat das von der ultrarechten Opposition verübte Massaker in der Provinz Pando bestätigt. Am 11. September wurden mindestens 20 Anhänger des Präsidenten Morales von angeheuerten Auftragskillern gefoltert, verstümmelt und bestialisch ermordet.
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2008 Karl Weiss
2008-09-15T12:33:00Z
-
Kriegsvorbereitungen gegen Venezuela
http://karlweiss.twoday.net/stories/4923524/
<b>Krieg Kolumbien gegen Venezuela?</b><br />
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<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>In einem Artikel vom 10. Mai 2008 kolportiert die Welt Anklagen gegen Venezuela, um die Kampagne in den westlichen Medien zu verstärken, Venezuela als Störenfried und seine Regierung als kriminell hinzustellen. Damit sollen Vorbereitungen für einen Krieg gegen Venezuela getroffen werden. Ein brasilianischer Senator hatte bereits vor einiger Zeit in einem Moment der Erregung ausgeplaudert, was die mächtigen reaktionären Kräfte in den Amerikas vorhaben. Währenddessen liessen die USA einen riesigen Flugzeugträger unangemeldet durch venezuelanische Hoheitsgewässer navigieren. Es sollen die Spannungen so lange geschürt werden, bis ein Vorwand für den Beginn des Krieges von Kolumbien gegen Venezuela geschaffen ist.</b></i><br />
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<img title="Venezuela2" height="182" alt="Venezuela2" width="170" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/Venezuela2.gif" /><br />
<br />
Zu diesem Zweck wurde Kolumbien schon seit Jahren durch die US-Regierung zu einem bis an die Zähne mit modernsten Waffen vollgestopften Staat umgewandelt. Heute stellt Kolumbien den Kettenhund des US-Imperialismus in Lateinamerika dar. Unter Präsident Uribe, der Verbindungen zu den faschistischen Exterminations-Kommandos hat (die wiederum für einen wesentlichen teil des Kokain-Schmuggels verantwortlich gemacht werden), wurde diese Entwicklung beschleunigt.<br />
<br />
Kolumbien provoziert seitdem alle möglichen Zwischenfälle, um Venezuela zu Reaktionen zu treiben, die dann von der westlichen Presse und der Internationalen Gemeinschaft, sprich, der US-Regierung und ihren Vasallen, zum Anlass genommen werden, Präsident Chávez von Venezuela als den Aggressor hinzustellen.<br />
<br />
<img title="Zentral Amerika" height="307" alt="Zentral Amerika" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/central-america.png" /><br />
<br />
Über die bereits in Entwicklung befindlichen Kriegsvorbereitungen und die Aussagen des brasilianischen Senators wurden bereits <a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/3806916/">in diesem Artikel </a>berichtet. Über die Destabilisierungsversuche der USA in Venezuela kann man <a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/3792050/">hier lesen</a>. Auch im Artikel <a href="http://karlweiss.twoday.net/stories/3416554/">"Nächster Stop - Venezuela?"</a> wurde bereits über den Beginn der Kriegsvorbereitungen berichtet.<br />
<br />
Kolumbien provoziert speziell seit der Wahl des gemäßigt linken Präsidenten Correa in Ekuador Zwischenfälle mit diesem Land, weil man weiss, der Venezuelanische Präsident wird darauf reagieren und man kann ihn dann wie den Angreifer aussehen lassen, denn Chávez spart bekannterweise nicht an starken Worten.<br />
<br />
So werden von kolumbianischen Flugzeugen seit dieser Zeit Entlaubungsmittel über benachbartem equadorianischen Gelände versprüht, was Ekuador bereits wiederholt öffentlich verurteilt hat. Viele equadorianische Zivilisten erkrankten bereits in der Folge der Giftsprühereien. Die westlichen Medien berichten darüber nicht.<br />
<br />
<img title="Chávez und Lula" height="250" alt="Chávez und Lula" width="350" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez-und-lula1.jpg" /><br />
<br />
Bereits zweimal wurde in Venezuela eine Spionageorganisation aufgedeckt, die für die US und Kolumbien spionierten. Es mussten bereits mehrmals US-Militärbeobachter aus dem Lande ausgewiesen werden, ebenso wie kolumbianische Staatsbürger, die mit solchen Organisationen zusammenarbeiteten. Venezuela hat auf alle diese Zwischenfälle äusserst moderat reagiert.<br />
<br />
Die letzte grosse Provokation war der Luftangriff, den kolumbianische Flugzeuge, ausgerüstet mit modernsten US-Raketen und US-Aufklärungsgeräten, im Nachbarland Ekuador geflogen haben. Dabei wurde ein Lager der Guerrila-Organisation FARC (Força Armada Revolucionária de Colombia) zerstört und fast alle Insassen getötet, darunter den stellvertretende Führer der Farc, der für die Verhandlungen zur Freilassung von Geiseln der FARC zuständig war. Auffallend war, es gab keinerlei Vorwarnung, z.B. die Bitte an Ekuador, auf seinem Gebiet keine Lager der FARC zuzulassen. Es wurde im Gegenteil alles geheimgehalten, so dass eine grösstmögliche Zahl von Toten erzielt wurde, also ein Mordangriff und das unter Verletzung der Souveränität eines anderen Landes. Es wurden schon Kriege wegen weniger begonnen.<br />
<br />
Zu jenem Zeitpunkt waren gerade Verhandlungen in Gange, die bereits seit Jahren als Geisel gehaltene französisch-koumbianische Politikerin Betancourt freizulassen. Chávez trat als Vermittler auf und hätte bei einer Freilassung international Ansehen gewonnen. So verhinderte die kolumbianische Regierung mit der Massenmordaktion die Freilassung und kann nun weiterhin die FARC als Terroristen bezeichnen. Auch bei der vorherigen Freilassungsaktion hatte Uribe schon Alles veranlasst, um die Freilassungen zu verhindern, was aber beim x-ten Anlauf dann nicht mehr funktionierte.<br />
<br />
Auch im Fall des Mordangriffs haben sowohl Ekuador als auch Venezuela (gegen das der Angriff ja indirekt gerichtet war) unüblich verhalten reagiert trotz aller harten Worte. Bereits eine Woche nach dem Angriff hatte man eine wenn auch nicht formale Entschuldigung Kolumbiens angenommen und die gutnachtbarlichen Beziehungen für wiederhergestellt erklärt.<br />
<br />
Ohne Zweifel wird Kolumbien mit seinen Provakationen fortfahren, denn dies sind offensichtlich keine zufälligen und isolierten Ereignisse, sondern Teil eines planmässigen Vorgehens unter Führung der US-Regierung.<br />
<br />
Inzwischen hat Kolumbien und dann auch das US-Assenministerium bereits weiter Öl ins Feuer gegossen: Beide behaupteten, man habe in dem zerstörten FARC-Camp einen Computer gefnden, auf dem noch E-Mails von Chávez an die Farc zu entziffern gewesen seien, in denen er der FARC Geld anbiete.<br />
<br />
Das ist extrem unwahrscheinlich, denn Chávez mag temperamentvoll sein, aber dumm ist er sicherlich nicht. Jeder weiss, E-Mails können abgefangen und auf Computern wiederhergestellt werden. Man würde also solche Nachrichten auf andere Art und Weise übermitteln. Eine unabhängige Untersuchung des ganzen Vorfalls, einschliesslich der angeblichen E-Mails, hat es natürlich nicht gegeben.<br />
<br />
Es wird also die gleiche Taktik angewandt wie damals im Vorfeld des Irakkrieges gegen Saddam Hussein: Man erfindet Masenvernichtungswaffen, niemand kann die dubiosen Geheimdiensterkenntnisse nachprüfen und durch den Druck der Medien wird der Eindruck erzeugt, es gebe diese Fakten tatsächlich.<br />
<br />
Als nächstes klagte ein Sprecher ds US-Aussenministerims Venezuela an, sich nicht, wie Kolumbien und Peru, in das US-Programm der Drogenbekämpfung in Südamerika einbinden zu lassen.Die Regierung Venezuelas sei korrupt und in Kokain-Schmuggel verwickelt. Als letzte Nachricht hierzu schreibt die Welt in ihrem Artikel, ein gewisser Mariusz Maszkiewicz, der einmal polnischer Botschafter in Weissrussland gewesen sein soll, habe die weissrusssische Regierung angeklagt, über ihre Öl- und Chemiefirma Belneftekhim dem venezuelanischen staatlichen Ölkonzern PDVSA das Waschen von Drogengeldern zu ermöglichen. Bei diesen Geldwäscheaktivitäten liesse Cháves über seinen Staatskonzern auch Gelder der kolumbianischen FARC waschen.<br />
<br />
Dies Ganze ist ein wenig gewagt. Wie jeder in Südamerika weiss, wird fast das gesamte Drogen-Kokain der Welt aus Kolumbien und Peru herausgeschmuggelt. Nun ausgerechnet diese beiden Länder als Musterknaben des US-Anti-Drogen-Programms hinzustellen, setzt voraus, dass man den Leser für völlig unbedarft hält. Die Mengen des Kokains aus Kolumbien und Peru auf den Märkten in den USA und Europa, den Hauptabsatzgebieten, haben sich nicht im geringsten verringert. Wenn es also wirklich ein Anti-Drogen-Programm gibt, dann ist es so ineffektiv wie nur denkbar.<br />
<br />
Nun so zu tun, als ob ein Nachbarland, Venezuela, der grosse Drogenschmuggler sei, während es in Wirklichkeit klare Anzeichen gibt, dass die CIA selbst einen Teil dieses Kokains schmuggelt, ist ein wenig sehr auf die Dummheit des Zuhörers oder Lesers spekuliert.<br />
<br />
Auch in diesem Fall betätigen sich die Welt und andere Medien als reine Gerüchtestreuer, so wie man damals auch die Anklagen gegen die irakische Regierung wegen Massenvernichtungswaffen wie Tatsachen veröffentlicht hat. Man behauptet nicht einmal, irgendwelche Belege für staatlichen venezuelanischen Drogenschmuggel oder Drogengelder zu haben. Die Behauptungen eines Ex-Diplomaten aus Polen kann man ja wohl nicht ernsthaft als Belege ansehen.<br />
<br />
<img title="Chávez" height="218" alt="Chávez" width="320" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez.jpg" /><br />
<br />
Hugo Chávez ist sich offenbar der Tatsache bewusst: Die USA haben fast immer, wenn sich die Regierung wichtiger Länder nicht ihren Anweisungen fügte und schon gleich auf dem amerikanischen Kontinent jenes Land mit Krieg überzogen oder überziehen lassen. Er ist daher schon seit einiger Zeit dabei, Milizen aus einfachen Leuten aufzustellen, die Guarda Territorial (GT) und die Frente Francisco de Miranda (FFM).<br />
<br />
Venezuela ist ein wichtiges Land, denn es fördert die zweithöchste Erdölmenge auf dem amerikanischen Kontinent und hat mit seinen Schwerölvorkommen im Orinokobecken die grössten bekannten Erdölvorräte auf der Welt überhaupt. Da ist es natürlich angebracht, auf einem militärischen Überfall vorbereitet zu sein. <br />
<br />
<img title="Welt-Ölreserven" height="312" alt="Welt-Ölreserven" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/oil-reserves-of-the-world.jpg" /><br />
<br />
Das Venezuelanische Militär, das weiss Hugo Chávez nur zu gut er kommt selbst aus dem Offiziers-Korp -, ist zum Teil sowieso nicht loyal dem Land gegenüber, sondern den US-Interessen, wo viele von ihnen ausgebildet wurden. Aber selbst wenn alle loyal wären, hätte das Venezuelanische Militär nicht die geringste Chance, einem Angriff kolumbianischer Truppen mit US-Unterstützung länger zu widerstehen als die Truppen Saddam Husseins denen der völkerrechtswidrigen Invasion von 2003.<br />
<br />
<img title="Venezuela" height="423" alt="Venezuela" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/venezuela.jpg" /><br />
<br />
Daher ist es zweifellos weise, Milizen aufzustellen und zu bewaffnen. Sie könnten nach einer US-/kolumbianischen Machtübernahme in Venezuela einen Guerrila-Krieg gegen die Besatzer führen, mit schnellen überraschenden Angriffen und anschliessendem Untertauchen in der heimischen Bevölkerung, der aus Venezuela ein neues Vietnam machen könnte, den schlimmsten Albtraum aller Besatzer.<br />
<br />
Ein Vertreter der korrupten reaktionären Oligarchie Venezuelas, die von Chávez mit einem Teilverlust ihrer Macht bedroht ist, ein gewisser Raúl Isaias Baduel, hat also folgerichtig die Aufstellung der Milizen kritisiert. Er muss ja befürchten, mit seinen Kumpanen keine stabile Besatzungsmacht in Venezuela errichten zu können.<br />
<br />
In der letzten Woche liess die US-Regierung einen seiner riesigen Flugzeugträger ohne Vorankündigung demonstrativ durch venezuelanische Gewässer kreuzen. Diese Provokation un der Protest Venezuelas dagegen wurde ebenfalls von den westlichen Medien verschwiegen.<br />
<br />
Was macht die Welt aus dieser Kritik des Herren Putschisten? Man höre: In Venezuela wächst das Unbehagen am rasanten Ausbau der Milizverbände (...)Der prominenteste Kritiker des Präsidenten warf Chávez vor, er ziehe Venezuela "systematisch immer tiefer ins Chaos", um sich so an der Macht halten zu können.<br />
<br />
Das ist die Neue Weltordnung, die Bush Vater verkündet hatte: Chaos ist, wenn man sich auf einen völkerrechtswidrigen Überfall durch den Imperialismus vorbereitet. Richtig ist dagegen, sich rechtzeitig den Anweisungen der weisen Leute in der US-Regierung unterzuordnen.<br />
<br />
<img title="US- Spezialschiff vor Curaçao" height="338" alt="US- Spezialschiff vor Curaçao" width="420" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/us-spezialschiff-vor-curacao.jpg" /><br />
<i>Dies war eine der ersten Provokationen der US-Regierung gegen Venezuela. Ein US-Spezialschiff für Landungsoperationen wurde demonstrativ kurz vor der venezuelanischen Küste bei Curaçao stationiert.</i><br />
<br />
Laut einer Meldung vom 11. Mai 08 hat der Venezuelanische Präsident Hugo Chávez in einer Ansprache im Radio genau diese Intentionen angesprochen: Ich mache den Kontinent darauf aufmerksam, das Venezuelanische Volk und die Streitkräfte: Die kolumbianische Regierung will einen Krieg provozieren, um damit ein Eingreifen der Vereinigten Staaten in Venezuela zu erreichen!<br />
<br />
<br />
<i>Veröffentlicht am 13. Mai 2008 in der </i><a href="http://www.berlinerumschau.com">Berliner Umschau</a><br />
<br />
<a href="http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=13052008ArtikelPolitikWeiss1">Originalveröffentlichung</a>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2008 Karl Weiss
2008-05-13T12:13:00Z
-
Exxon-Mobil gibt auf in Lateinamerika
http://karlweiss.twoday.net/stories/4657049/
<b>Revolutionäre Gärung in Mittel- und Südamerika</b><br />
<br />
<b>Von Karl Weiss</b><br />
<br />
<i><b>Die immer deutlicher werdende revolutionäre Gärung in vielen Ländern Lateinamerikas hat anscheinend ein neues Opfer gefordert. Die Exxon-Mobil, größter Ölkonzern der Welt, will sich vollständig aus Lateinamerika zurück ziehen und die dortigen Besitze verkaufen. Der Exxon-Konzern reagiert damit auf verschiedene Verstaatlichungsaktionen und Abgabenerhöhungen an Staaten der Region. Kandidat für den Kauf des ganzen Pakets ist die halbstaatliche brasilianische Petrobras.</b></i> <br />
<br />
Exxon-Mobil ist bezüglich des Treibstoff-Marktes Marktführer in der Region. Allein in Brasilien verwaltet Exxon heute 1.800 Tankstellen sowie 43 Versorgungsterminals, hier noch unter dem Namen Esso. Neben Tankstellen und Versorgungsterminals hat Exxon-Mobil auch Raffinerien bzw. Beteiligungen an Raffinerien sowie Ölquellen bzw. Beteiligung an Ölquellen in Lateinamerika. <br />
<br />
Sowohl in Venezuela als auch in Bolivien hat es letztlich Verstaatlichungen gegeben, die Infrastruktur-Anlagen der Erdöl- und Erdgasförderung betrafen. Auch in Ekuador gibt es jetzt solche Pläne. Soweit nicht verstaatlicht wurde, wurden Beteiligungen der jeweiligen staatlichen Öl-Unternehmen erzwungen und teilweise auch drastisch die Abgaben für die Förderlizenzen erhöht. <br />
<br />
Mit anderen Worten: Mehr und mehr Länder in Mittel- und Südamerika wollen auch selbst beteiligt sein an dem Reichtum, der aus ihren Bodenschätzen fließt, nicht nur als Basis für die Profite von internationalen Öl-Konzernen dienen. <br />
<br />
Ein klassisches Beispiel ist Venezuela, das lateinamerikanische Land mit der höchsten Erdölproduktion und den größten Ölreserven: Obwohl man schon seit langem einer der größten Erdölexporteure ist (Platz 4 oder 5, je nach Quelle), sah die Venezuelanische Bevölkerung absolut nichts von diesem Reichtum. Venezuela blieb eines der Armenhäuser Lateinamerikas und das will dort schon etwas heißen. <br />
<br />
Das Gross der Gewinne ging in die Taschen der Erdöl-Multis, ein kleinerer Teil ging an die nationale Oligarchie des Landes, einige tausend Familien, die seit den Zeiten der Unabhängigkeit des Landes dem Volk im Nacken sitzen und in extremem Reichtum und Luxus schwelgen, den sie vor allem aus den Staatskassen abzweigen. Diese Oligarchie ist traditionell eng mit den Vereinigten Staaten verbunden und stellte das Faustpfand des US-Imperalismus im Land dar. <br />
<br />
Mit Präsident Chaves gibt es nun einzelne geringfügige Verbesserungen für das Volk, nachdem Venezuela jetzt einen etwas grösseren Anteil am Kuchen der Erdölgelder hat. <br />
<br />
Brasilien war mit seiner halbstaatlichen Erdölgesllschaft Petrobras (51Prozent liegen beim Staat, der Rest in weit gestreuten Aktien, eines der größten Aktienvermögen Lateinamerikas) im Jahr 2006 die Öl-Autarkie feiern können, d.h. man produzierte eben so viel Erdöl wie man verbrauchte. <br />
<br />
<img title="Logo Petrobras" height="99" alt="Logo Petrobras" width="150" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/petrobras-logo.jpg" /><br />
<br />
Nachdem US-Experten es der brasilianischen Regierung vor einigen Jahrzehnten schriftlich gegeben hatten, es gebe kein Erdöl auf brasilianischem Boden, hat man trotzdem im Meer vor der Küste gesucht und traf auf nicht unerhebliche Reserven, die allerdings aus Tiefen von über Tausend Meter heraufgeholt werden müssen und unter Wasserschichten von Tausend und mehr Metern liegen. Ebenso ist dieses Erdöl eine mindere Qualität, ein sogenanntes schweres Erdöl. <br />
<br />
Ende letzten Jahres hat die Petrobras nun bekanntgegeben, im Meer vor der Küste der Bucht von Santos in noch größeren Tiefen und in noch tieferen Wassern ein erhebliches Feld von Erdöl und Erdgas gefunden zu haben, das die Reserven des bevölkerungsreichsten Landes Südamerikas um etwa 50 Prozent erhöht. Zudem ist dieses Erdöl von besserer Qualität. Damit wird (in etwa 7 Jahren) Brasilien unter die zehn oder elf größten Erdölförderländer (in etwa gleichauf mit Nigeria) vorstoßen und beginnen können, ins Gewicht fallende Mengen des Schwarzen Goldes zu exportieren. <br />
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So ist die Petrobras zusammen mit der staatlichen venezuelanischen Ölfirma PdVSA natürlicher Kandidat, die Tankstellen, Anlagen und Liegenschaften der Exxon-Mobil zu kaufen. Es gibt auch die Möglichkeit, dass Exxon-Mobil nicht alles als Paket verkauft, sondern Ihre lateinamerikanischen Werte in kleineren Stücken veräußert. <br />
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Erhielte Petrobras den Zuschlag, begänne der einst verschwindend kleine Konzern in die Reihe der Global Players vorzustoßen. Zwar wäre er auch dann noch nicht mit den Riesen-Multis der Ölbranche zu vergleichen (Exxon-Mobil, Chevron-Texaco, Shell, BP, Total), die alle zu den größten Unternehmen der Welt gehören, träte aber in die Konkurrenz mit den etwas kleineren Öl-Multis. <br />
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Die Exxon-Mobil gab unterdessen bekannt, sie werde ihre Aktivitäten in der Öl-Exploration und Förderung außerhalb der USA und Kanadas auf Afrika und Asien konzentrieren. Sie sei im Moment in wichtige Projekte in Azerbaijan, Norwegen, Kanada, Malaysia und in Ländern Afrikas involviert.<br />
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Veröffentlicht am 28. Januar 2008 in "<a href="http://www.nachrichten-heute.ch">Nachrichten - heute</a>"<br />
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<a href="http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/4653535/">Originalartikel</a>
Karl Weiss
Lateinamerika
Copyright © 2008 Karl Weiss
2008-01-28T23:41:00Z
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Petrocaribe - ein Trumpf für Chávez
http://karlweiss.twoday.net/stories/4565666/
<b>Wichtig für viele Länder der Region</b><br />
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<b>Von Karl Weiss</b><br />
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<i><b>Die fast absolute Dominanz der Vereinigten Staaten über alle anderen Länder in den Amerikas beginnt langsam unterminiert zu werden. Venezuelas Hugo Chávez, der auf den größten Ölreserven der Welt sitzt - die allerdings noch nicht erschlossen sind - beginnt ein neues Unterzentrum zu bilden. Mit der Organisation Petrocaribe, die im Moment 17 Staaten Mittelamerikas und der Karibik umfasst, offeriert er Vorteile für arme Länder, wie es der frühere Hausherr nicht für nötig hielt.</b></i><br />
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<img title="Venezuela2" height="182" alt="Venezuela2" width="170" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/Venezuela2.gif" /><br />
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Die Regierungschefs dieser Länder trafen sich dieser Tage in Kubas Stadt Cienfuegos, wo eine neue Raffinerie eingeweiht wurde. Es handelt sich im Kern um eine Handelsvereinigung, gegründet 2005, zum Kauf und Verkauf von Erdöl und seinen Produkten. Da Venezuela, der viert- (oder fünft- , je nach Quelle) größte Ölexporteur, Teil der Gruppe ist, lief das zunächst auf eine Organisation hinaus, in der Venezuela seinen Nachbarstaaten zu günstigen Bedingungen Erdöl anbietet.<br />
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<img title="Welt-Ölreserven" height="312" alt="Welt-Ölreserven" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/oil-reserves-of-the-world.jpg" /><br />
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Mit der neuen kubanischen Raffinerie hat die Staatengruppe jetzt aber auch ausreichend Benzin und Diesel, die bisher zu Wucherpreisen importiert werden mussten.<br />
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<img title="Venezuela" height="423" alt="Venezuela" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/venezuela.jpg" /><br />
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Am Freitag, den 21. Dezember 2007, trat auch Honduras dem Pakt bei, zusammen mit Haiti und Nicaragua eines der ärmsten Länder Zentralamerikas und der Karibik. In diesen Ländern hat sich die jahrhundertelange völlige Unterwerfung unter US-Interessen besonders katastrophal auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung ausgewirkt. Einerseits wurden der lokalen Oligarchie märchenhafte Reichtümer verschafft, andererseits garantierte diese die Oberherrschaft des großen Bruders aus dem Norden, der wiederum dafür sorgte, dass diese Oligarchie immer an der Macht blieb, sei es in einer scheinbaren Demokratie, sei es in Militärdiktaturen.<br />
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Die Oligarchien Lateinamerikas sind in sehr unterschiedlichem Masse bereit, ab und zu ein paar Brotkrumen von ihrem superreichen Tisch fallen zu lassen. So entstanden in Lateinamerika mittelarme, sehr arme und völlig arme Länder.<br />
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<img title="Chávez und Lula" height="150" alt="Chávez und Lula" width="220" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/chavez-und-lula.jpg" /><br />
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Doch ganz Lateinamerika ist in eine revolutionäre Gärung eingetreten noch stehen keine Revolutionen auf der Tagesordnung, aber das Volk beginnt, nicht mehr so leben zu wollen wie bisher. Da ist es natürlich: Alle Arten von Reformern treten auf und versuchen den Kapitalismus zu retten. Typisch dafür sind Lula in Brasilien, die Kirchners in Argentinien, Bachelet in Chile und der geläuterte Ortega in Nicaragua. In Mexiko wurde bei den Präsidentenwahlen nur durch massive Wahlfälschung die Wahl eines weiteren Reformers verhindert.<br />
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Doch gleichzeitig treten auch bereits Politiker an die Spitze, die weit über normale Reformen hinausgehende Programme auf die Tagesordnung setzen und sogar schon das Wort Sozialismus in den Mund nehmen und die Alleinherrschaft der Oligarchien gefährden, auch wenn alle diese Staaten noch keineswegs einen Sozialismus haben, sondern kapitalistisch sind.<br />
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Das trifft neben Fidel Castro in Kuba (mit einer speziellen Geschichte), der seit der Revolution 1959 herrscht, auch für die in den letzten Jahren an die Macht gekommenen Präsidenten Chávez in Venezuela, Evo Morales in Bolivien und Correa (erst seit diesem Jahr) in Equador zu. Nicht zufällig waren diese drei die ärmsten Länder Südamerikas, zusammen mit Peru, wenn man von den Winz-Ländern Guyana, Französisch Guyana und Surinam absieht.<br />
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Chávez hat auf diesem PetrocaribeGipfel den Staaten der Gemeinschaft angeboten, ihnen Erdöl gegen Bezahlung durch Dienstleistungen und Agrarprodukte zu verkaufen, wie Bananen und Zucker. Das macht für diese Länder offensichtlich einen großen Unterschied, denn sie müssen sonst immer Dollars erwerben (man ist hier in der Dollar-Zone), um Erdöl kaufen zu können.<br />
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<img title="Zentral Amerika" height="307" alt="Zentral Amerika" width="400" src="http://static.twoday.net/KarlWeiss/images/central-america.png" /><br />
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So sagte Chávez denn auch bei der Eröffnung der Konferenz: Die Petrocaribe ist viel mehr als ein einfacher Mechanismus des Handels mit Kohlenwasserstoffen. Sie ist ein Mechanismus, der uns integriert, der uns eint und der uns befreit. Ebenso ließ er keinen Zweifel an seinen antiimperialistischen Absichten: Die Petrocaribe schafft eine neue Geopolitik des Erdöls, die nicht im Dienst des Imperialismus und großen Kapitalismus steht.<br />
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Chávez lies es sich nicht nehmen, sich auch mehrere Stunden mit Fidel Castro zu unterhalten. Er ging so weit zu sagen: Kuba und Venezuela sind in Wahrheit eine Nation.<br />
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Der Korrespondent der BBC auf dem Petrocaribe-Gipfel schrieb, dass die Petrocaribe sich als eine Organisation bewiesen hat, die wichtig für die Ökonomie vieler der Länder der Region ist.<br />
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<i>Veröffentlicht am 27. Dezember 2007 in "</i><a href="http://oraclesyndicate.twoday.net/">Nachrichten - heute</a>"<br />
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