Sind alle Männer Schweine?
Von Karl Weiss
Szene in einer der meist gesehenen US-Fernsehserien: Zwei Freundinnen in einer Bar. Eine der beiden wendet sich an einen Mann in der Nähe: „Ich tue dies üblicherweise nicht, aber ich hätte jetzt große Lust, sehr lieb zu Ihnen zu sein. Ich wohne hier um die Ecke. Wollen Sie mit zu mir kommen?” Der Mann antwortet: „O.K., nur schnell noch zahlen.” Die Frau: „Ach, ich will das lieber doch nicht tun. War nett, mit Ihnen gesprochen zu haben.” Zu der Freundin: „So sind die Männer, Sie zerstören mit einem Federstrich ihr Leben, ihre Familie, alles, für ein bißchen Sex.”
Ist das wirklich so? Oder ist es ein böses Vorurteil? Diesen Fragen wollte eine Gruppe von 8 BrasilianerInnen und einem Deutschen nachgehen.
Die Gruppe bestand aus den zwei brasilianischen Journalisten Zé und Carlos, die jene Ergebnisse veröffentlichen wollten und von ihren Zeitungen dafür bezahlt wurden, aus den Hauptpersonen, den drei Frauen Marta, Letícia und Cláudia, aus zwei wissenschaftlichen Beobachtern, einem Mann und einer Frau, Bento und Carla (Soziologen, die den Test entwickelt hatten und die Ergebnisse in einer Arbeit verwenden wollten), sowie aus dem Berichterstatter, der sich erbot, die Ergebnisse in Deutsch zu veröffentlichen. Später stieß noch ein Mann zu der Gruppe, Washington.
Die Vorbereitungen wurden von Zé und Carlos, Bento und Carla zusammen mit dem Berichterstatter vorgenommen und nahmen mehr als einen Monat in Anspruch. Es galt Frauen zu finden, die bereit sind, in dieser Weise Männer anzusprechen und Bars, die den selbst gestellten Ansprüchen genügten.
Für die Frauen legten wir fest, sie sollten um die dreißig sein, attraktiv und in der Lage, in natürlicher Weise Männer so anzusprechen. Es erwies sich als extrem schwierig, Frauen zu finden, die dazu bereit waren, zumal wir auch außer Spesen keine Bezahlung in Aussicht stellen konnten.
Erst nach langen Suchen und intensivsten Diskussionen sowie speziellen Vorkehrungen konnten wir sicherstellen, daß Marta, Letícia und Cláudia diese „Arbeit“ übernahmen. Wir hatten insgesamt 16 Mal „Ansprechen“ vorgesehen und hatten dazu acht verschiedene Bars in einer großen brasilianischen Stadt ausfindig gemacht. Da in jeder der Bars also zweimal agiert würde, blieb beim ersten Mal eine der drei Ansprech-Frauen zu Hause (sie würde beim nächsten Mal in dieser Bar agieren und sollte dann nicht mit uns in Zusammenhang gebracht werden), während alle anderen Mitglieder der Gruppe anwesend sein sollten, um den Frauen Sicherheit zu geben und um alles so minutiös wie möglich dokumentieren zu können.
Die Bars lagen alle in Vierteln, in denen relativ gut situierte Leute wohnen, weil man angesichts der Kriminalitätsrate in Brasilien besonders vorsichtig sein muß, wenn man schon vorhat, Männer zu provozieren.
In der Praxis stellte sich heraus, daß die Szene der TV-Serie eines nicht bedacht hatte: Alle Männer gingen im ersten Moment davon aus, von einer Prostituierten angesprochen worden zu sein. Erst wenn bereits mit der Ansprache geklärt wurde, daß es sich nicht darum handelte, wurde das Ganze zu einem richtigen Test. Insoweit konnten wir schon in diesem Moment eine der Ausgangsfragen beantworten, nämlich ob die Szene in der Fernsehserie realistisch war. Antwort: Nein.
Eine weitere Frage erhob sich mit der Auswahl der drei Frauen. Während Marta und Cláudia Frauen vom Typ „Mignon“ waren, dunkelhaarig, braunäugig, attraktiv, aber verhältnismässig klein, ohne sehr ausgeprägte Kurven und ziemlich schlank, war Letícia eine ausgesprochene Schönheit: Mit ausdrucksvollem Gesicht, ausladenden Kurven und gewelltem, blond gefärbtem Haar konnte sie als „Traumfrau“ im brasilianischen Sinne gelten. Ihre Maße sind 91-62-100. Sie hat einen großen Hintern, aber ohne ein breit ausladendes Becken, was ihren Status als blendende Schönheit noch unterstreicht.
Hier wird aus dem Grund auf diese körperlichen Merkmale eingegangen, weil dies – jedenfalls nach unserer anfänglichen Einschätzung - bei einem Einverständnis mit Sex innerhalb von Sekunden oder Minuten das wesentlichste sein wird, was man an diesen Frauen bemerken kann.
Wir hatten in der Vorbereitung viel Zeit mit Diskussionen über den Punkt verloren, ob wir mit Letícia nicht ein ausgewogenes Ergebnis des Tests beeinträchtigten, weil es gewissermassen nicht fair wäre, eine so attraktive Frau ein solches Angebot machen zu lassen. Wir sollten eine Überraschung erleben.
Bevor wir zu den Ergebnissen kommen, noch einige Anmerkungen: Die Männer, die angesprochen werden sollten, sollten dem Aussehen nach über dreißig und jünger als 50 sein. Wir lagen bei den 14 Männern, die sich interviewen liessen, richtig in diesem Bereich. Es ergab sich kein Zusammenhang vom Alter mit der Tendenz zur Annahme des Angebots.
Wir hatten vereinbart, die Männer nach der Ansprache zu interviewen, falls sie dies zuließen. Wir stellten folgende Fragen: Alter, ob sie verheiratet seien, mit einer (ihrer) Frau zusammenleben, auch mit (gemeinsamen?) Kindern zusammenleben, ob sie die Frau attraktiv gefunden hätten, die das Angebot machte, warum sie das Angebot angenommen/abgelehnt hätten, wie sie zu der hiermit im Zusammenhang stehenden moralischen Frage stünden (religiöse Moral?) und wie sie glauben, daß der ganze Test ausgehen würde.
Selbstverständlich garantierten wir allen Beteiligten Anonymität, so daß also auch alle hier genannten Namen geändert sind.
Es muß auch noch die Frage der Rassen erwähnt werden, weil dies in einem gemischtrassischen Land wie Brasilien von Bedeutung ist. Alle drei Ansprech-Frauen waren Weiße, aber mit dunklem Teint, der auf vereinzelte schwarze Vorfahren hindeuten könnte. Unter den angesprochenen Männern waren 10 Weiße und 6 mit deutlich dunklem Teint, aber kein Schwarzer. Irgendein Zusammenhang der Ergebnisse mit der Helligkeit des Teints war in keiner Weise herzustellen.
Hier nun die generellen Ergebnisse: 8 der 16 angesprochenen Männer lehnten das Angebot ab, 8 nahmen es an. Kurz zusammengefaßt: >>Nur die Hälfte der Männer sind Schweine.<<
In Wirklichkeit muß man dies aber weit differenzierter sehen, wie eine detallierte Auswertung deutlich macht.
Drei der 16 Männer lebten nicht mit einer Frau zusammen, davon nahmen zwei das Angebot an, einer lehnte es ab. Von den 13 Männern, die mit einer Frau zusammenlebten, nahmen also 6 das Angebot an, 7 lehnten es ab. In Wirklichkeit gingen also nur 6 von 16 Männern nach allgemeinen Moralvorstellungen unmoralisch auf ein Angebot ein, das sind nur 38% der Männer in unserem Test.
Von den 6 Männern, die das Angebot annahmen und mit einer Frau zusammenlebten, lebten 3 auch mit Kindern zusammen, entweder gemeinsamen oder Kinder der Frau. Vier der sechs waren weiß, die beiden anderen mit dunklem Teint. Angesprochen auf die moralische Frage, die ein solches Annehmen des Angebots aufwirft, wenn man mit einer Frau zusammenlebt, wurden alle sechs mehr oder weniger verlegen und stimmten zu, daß es nicht richtig gewesen wäre. Sie reklamierten aber „mildernde Umstände“, weil die Frau so attraktiv gewesen sei. Einer sagte, dies sei eine Situation gewesen, von der er ein Leben lang geträumt habe.
Einige von ihnen begannen auch über Probleme in ihrem Verhältnis zu sprechen, was sie wohl auch für eine Entschuldigung hielten. Carla, eine lebenserfahrene Frau, pflegte an dieser Stelle zu sagen, es sei kein Wunder, wenn es Probleme gäbe, wenn der Ehemann bei der ersten Gelegenheit fremdgehe.
Interessant war auch, was jene antworteten, die abgelehnt hatten. Zwei von ihnen waren nicht bereit zu einem Interview, gaben an, daß sie ihrer Frau treu seien und punktum.
Zwei andere gaben als Hauptgrund für die Ablehnung nicht etwa Treue zu ihrer Frau an, sondern daß sie befürchteten, mit diesem Ansprechen eventuell von kriminellen Personen in eine Falle gelockt zu werden. In einem Land mit so hoher Kriminalität wie Brasilien kommt man natürlich leicht auf eine solche Annahme. Beide (lebten mit Frauen zusammen und) schlossen nicht kategorisch aus, daß sie auf ein solches Angebot eventuell eingehen würden, wenn es ihnen nicht verdächtig erschiene. Einer von ihnen sagte, er sehe kein moralisches Problem darin, von Zeit zu Zeit untreu zu sein, das könne dem Verhältnis zur Frau sogar gut tun. Der andere verurteilte dies aber moralisch.
Der fünfte von denen, die abgelehnt hatten, gab einfach an, er hätte gar keine Zeit gehabt, mit der Frau zu gehen, weil er verabredet sei (er wollte nicht mit Sprache heraus, ob mit einer Frau, er war nämlich jener, der nicht mit einer Frau zusammenlebte, aber trotzdem abgelehnt hatte).
Der sechste, zusammenlebend mit Frau und Kindern, sagte, er sei nicht in Stimmung gewesen. Er wollte nicht völlig ausschliessen, daß er unter anderen Bedingungen ein solches Angebot eventuell angenommen hätte. Er verurteilte ebenfalls ein solches Handeln moralisch, sagte aber, wir seien eben alle nur Menschen.
Der siebte schließlich sagte, er habe ein Spiel mit der Frau spielen wollen. Er habe zwar abgelehnt, aber nur zum Schein. Er wollte wissen, wie sie reagierte. Er wäre später eventuell doch mit ihr gegangen, abhängig davon, wie sich das „Spiel“ weiter entwickelte. Er lebte zwar mit einer Frau zusammen, meinte aber, es sei nicht verwerflich, gelegentlich eine andere Frau zu haben. Nur ein dauerhaftes Verhältnis neben der Ehe lehnte er ab. Bemerkenswert immerhin, daß er offen zugab, gleiches seiner Frau nicht zuzugestehen.
Der achte, der abgelehnt hatte, sagte, er habe schwer mit sich gerungen, weil er die Frau extrem attraktiv gefunden hatte. Er hatte, bevor er ablehnte, Cláudia zunächst zu einem Drink eingeladen und mit ihr gesprochen. Schließlich habe er aber an seine Frau gedacht und habe doch abgelehnt. Auch er lehnte ein solches Handeln moralisch ab, gab aber zu, daß er das Angebot fast angenommen hätte.
Alle, die das Angebot angenommen hatten und auch jene, die es abgelehnt hatten, aber nicht völlig ausschlossen, einmal ein solches Angebot anzunehmen und gleichzeitig ein solches Handeln moralisch ablehnten, bestätigten, daß ihre moralischen Vorstellungen auf religiösen Überzeugungen beruhten. Die beiden, die einen Seitensprung für akzeptabel hielten, auch wenn sie abgelehnt hatten, bekannten sich ebenfalls als gläubig.
Entgegen unseren Erwartungen war es nicht Letícia, sondern Cláudia, die den meisten „Erfolg“ mit diesem Angebot an beliebig ausgewählte Männer hatte. Sie hatte sechs der 16 Männer angesprochen und fünf davon hatten das Angebot angenommen, der sechste hätte es fast angenommen. Alle Männer, die von Cláudia angesprochen worden waren, betonten in besonderer Weise, wie attraktiv ihnen Cláudia vorgekommen war.
Beim Auswertungsgespräch, das wir danach führten und zu dem wir auch die angesprochenen Männer eingeladen hatten (vier waren gekommen), wurde noch einmal von allen anwesenden Männern hervorgehoben, wie sympatisch und sexy für sie Cláudia ist. Zwei der anwesenden Männer bestätigten, daß ihnen in der konkreten Situation in der Bar wie auch jetzt, im Auswertungsgespräch passierte, daß sie sexuell erregt wurden in der Nähe von Cláudia. Gleichzeitig mußten alle Männer zugestehen, daß Letícia vom Aussehen her so etwas wie eine „Traumfrau“ war – ohne aber den gleichen Effekt zu erreichen.
Hier wurde etwas deutlich, was man eigentlich schon vorher wußte, sich aber nicht bewußt gemacht hatte: Die ersten Eindrücke, die man von anderen Menschen bekommt, beziehen sich keineswegs ausschließlich auf die äußere Form des Körpers. Man nimmt vielmehr innerhalb von - sagen wir - einer Minute eine Vielzahl von Signalen auf (Geruch, Stimme, Sprache, Gesichtsausdruck, Tonführung der Stimme, Art der Ausdrucksweise, Körperhaltung, unbewußte Körperbewegungen / Kopfbewegungen beim Sprechen usw.), die einem eine Person attraktiv oder auch nicht machen. Die generellen Regeln der Schönheit müssen nicht unbedingt mit dieser „Attraktivität“ gleich laufen.
Die beiden anderen Frauen hatten jeweils fünf Männer angesprochen. Bei Letícia hatten zwei Männer das Angebot angenommen, bei Marta nur einer.
Daß das Ergebnis bei Letícia so sehr unterhalb dem von Cláudia ausgegangen war, hing damit zusammen, daß ihre besondere Schönheit angesichts dieses Angebots auch zu Zweifeln geführt hatten. Die beiden Männer, die angegeben hatten, nicht angenommen zu haben, weil sie eine Falle vermuteten, waren von Letícia angesprochen worden. So hatten wir tatsächlich mit ihrer besonderen Schönheit den Ausgang der Untersuchung beeinflußt, aber im umgekehrten Sinne wie befürchtet.
Unklar blieb bis zum Schluß, warum von den fünf Männern, die Marta angesprochen hatte, nur einer angenommen hatte. Auffallend besonders, weil Marta äußerlich sehr ähnlich wie Cláudia aussieht. Es könnte sich einfach um Zufall handeln. U.a. waren jene beiden Männer von Marta angesprochen worden, die sich nicht interviewen ließen, sondern nur sagten, sie seien ihrer Frau treu.
Allerdings mußten die Männer bei der Abschlußbesprechung zugeben, daß alle ohne Ausnahme im Vergleich der drei Cláudia am attraktivsten und am meisten sexy und Marta als am wenigsten attraktiv und sexy betrachteten. Es war auch jener Mann anwesend, der als einziger das Angebot Martas angenommen hatte.
Es ist also tatsächlich wahrscheinlich, daß bei dieser Frage, ob ein Mann fremdgeht, die Attraktivität der möglichen Partnerin eine große Rolle spielt. Dabei läuft diese Frage der Attraktivität nicht unbedingt mit konventionellen Schönheitsvorstellungen konform.
Sehr aufschlußreich das Ergebnis der letzten unserer Fragen. Alle vierzehn angesprochenen Männer, die sich befragen ließen, erklärten, daß im Grunde jeder Mann, unabhängig von seinen Lebensumständen, aber abhängig von der Frau und der konkreten Situation, ein solches Angebot annehmen könnte.
Es ist noch von einem Ereignis zu berichten, daß etwa zur Hälfte der Ansprech-Tests geschah und dem Ganzen noch eine zusätzliche Richtung gab. Ein Schwarzer mit Vornamen Washington hatte Letícia in einer der Bars ‚angemacht’, als wir dort alle gemeinsam zum Angebot von Cláudia an einen Mann versammelt waren.
Letícia hatte sich mit ihm für hinterher verabredet un die beiden hatten wohl Gefallen gefunden aneinander, jedenfalls kam Letícia kurz danach mit ihm auf eine unserer Zwischen-Besprechungen und sagte, er sei ein männlicher Tester der gleichen Art. Was? Wie?
Ja, sagte sie, er spreche Frauen in Bars an, um Sexpartner zu haben und er benutze dabei eine besondere Technik. Er erklärte uns seine Technik. Wenn die Frau ihn nicht sofort resolut abweist, nachdem er sie angesprochen hat - was auf etwa die Hälfte der angesprochenen Frauen zutreffe -, kommt er ihr ganz nahe und spricht über ihre Schönheit. Dann nimmt er ihre Hand in seine und führt sie dort unten hin, wo sie sein eregiertes Glied fühlen kann. Es hat eine außerordentliche Dicke und Länge.
Die Reaktionen beschrieb er uns so: Etwa ein Drittel der Frauen ziehe sich empört zurück (das von der Hälfte, die ihn nicht schon vorher abgewiesen hatten). Manche beschimpften oder ohrfeigten ihn sogar. Eine habe schon einmal die Polizei gerufen und er mußte kurz entschlossen das Weite suchen.
Etwa ein weiteres Drittel der Frauen reagiert, als ob sie nichts gefühlt hätten und sprechen und scherzen weiter mit ihm. Meistens gehen sie dann erst beim zweiten Treffen mit ihm ins Bett.
Das dritte Drittel der Frauen dagegen zeigt sich so beeindruckt, daß er sie fast unmittelbar dazu bewegen kann, mit in seine Wohnung zu kommen und mit ihm Sex zu machen.
Er sagt, wenn er es darauf anlege, bekomme er in Regel auch die glücklichst verheirateten Frauen ins Bett – abgesehen von denen, die ihn bereits anfänglich ablehnten. Geht man aber von senen eigenen Angaben aus, wird er bereits am Anfang von etwa der Hälfte der Frauen zurückgewiesen und dann noch einmal von einem Drittel, also gehen nur etwa ein Drittel der Frauen, die er anspricht, mit ihm ins Bett. Zieht man noch ein wenig Übertreibung ab, so schmilzt doch der Anteil ganz schön zusammen.
Er erzählte, er habe noch nicht die „Richtige“ für ihn gefunden, aber er sei absolut verrückt nach Sex. Er brauche mehrmals in der Woche Sex. Nachdem er gemerkt hatte, wie viele Frauen sich von den Ausmaßen seiner Männlichkeit beeindrucken lassen, habe er angefangen, systematisch ständig neue Sexpartnerinnen zu suchen und sie auch gefunden. In der Regel mache er nicht mehr als fünf Mal mit der gleichen Partnerin Sex – das konnte nach kurzer Zeit auch Letícia bestätigen.
Sie sagte, es sei tatsächlich etwas Besonderes, aber eben doch auch nicht so verschieden zu dem mit Männern mit weniger Zentimetern. Sie sagte, sie habe besonders die erhöhte Dicke genossen, weniger die besondere Länge. Das letztere könne sogar wehtun.
Auf den Abschluß- und Auswertungsbesprechungen, bei denen auch Washington zugegen war, bestätigten alle anwesenden Frauen, daß es Unsinn sei, daß Frauen nicht nach Aussehen und äußerlichen Werten gingen, sondern nur nach „inneren“ oder, wie die Zyniker sagen, dem Inhalt des Geldbeutels. Die äußeren Attribute eines Mannes seien für die Frauen sehr wohl mit ausschlaggebend – wahrscheinlich in ähnlichem Maße wie die von Frauen bei den Männern - , wenn sie eine Einladung zum Abendessen annehmen oder etwas ähnliches.
Es konnte auch keine ableugnen, daß die Frage jener Größe für Frauen sehr wohl ein Thema ist. Cláudia gab sogar zu, daß sie von Riesen-Pimmeln phantasiere und träume.
So gab es denn auch noch ein kleines Nachspiel unserer Untersuchung. Cláudia, die glücklich verheiratet ist, ließ sich mit Washington ein. Durch einen Zufall kam es heraus. Der Ehemann war keineswegs berückt – wird aber wohl bei ihr bleiben. Sie sagte, die Sache sei längst vorbei.
Drücken wir das Ergebnis so aus: Das Fremdgehen ist nicht spezifisch männlich und es ist weit verbreitet, aber wahrscheinlich weniger – und bei Frauen mehr -, als es Geschichtenschreiber für US-Fernsehserien glauben.
Artikel ursprünglich veröffentlicht in der "Berliner Umschau" am 2. September 2006, hier leicht redigiert.