Neues Jahr - schon gehts bergab
Preis pro Barrel Rohöl weiter gestiegen / Goldpreis über dem Höchststand von 1980
Von Karl Weiss
Am ersten Werktag des neuen Jahres geschah genau das Gegenteil von dem, was die Wirtschaftswissenschaftler fürs neue Jahr vorausgesagt hatten: Das Rohöl stieg in New York über 100 Dollar pro Barrel, Gold überstieg sein bisheriges Allzeithoch von 1980 und erreichte einen neuen absoluten Rekordpreis von 855 Dollar pro Feinunze.
Der Dax sank daraufhin um etwa 1,5%. Dow Jones und Nasdaq fielen um fast 2 %. Der Euro stieg gegenüber dem Dollar wieder auf seinen vorherigen Höchststand von über 1,47 und die 1,50 werden wohl nicht lange auf sich warten lassen. Diesmal wurde sogar das Pfund mit betroffen. Der Euro stieg um 1 % gegen die britische Währung.
Allein in 2007 war der Rohölpreis an der Commodiyty-Börse um 57% gestiegen. Das sei nur Spekulation, nur zeitweise, wurde uns versucht einzureden. Alle Voraussagen, es werde keine Wirtschaftskrise (sie nennen das Rezession) geben, es habe sich nur um kurze „Störungen“ gehandelt, jetzt gehe es weiter aufwärts, wenn auch nicht so steil, sind bereits am ersten Tag des Vorhersagezeitraums den Bach hinuntergegangen. In Brasilien hat der Berichterstatter heute zum ersten Mal von einem Ratgeber am landesweiten Rundfunk CBN den Rat gehört, jetzt auf keinen Fall Aktien zu kaufen, wenn man nicht sehr langfristig anlegen wolle.
Wenn dies nun schon den kleinen „Ratgebern“ deutlich wird, dann kann man sich vorstellen, was da auf die Aktienbesitzer zukommt. Der Berichterstatter hatte schon vor geraumer Zeit davor gewarnt, sein bitter Zusammengespartes in Aktien anzulegen (siehe hier: http://karlweiss.twoday.net/stories/2878260/)
Das Gold war am ersten Werktag des neuen Jahres sogar zeitweise auf eine kaum glaubliche Höchstmarke von fast 860 Dollar pro Feinzunze gestiegen, verlor dann im Verlauf aber wieder etwas.
Damit ist deutlich: Die Wirtschaftskrise hat praktisch schon begonnen, wenn auch das offizielle Ausrufen erst stattfinden wird, wenn die wichtigsten OECD-Länder zwei Quartale nacheinander Negativwachstum im Nationaleinkommen verbucht haben werden.
Was die neuen Erdölpreisrekorde für die Benzin- und Dieselpreise in Deutschland bedeuten, kann man bereits ahnen. Wer jetzt noch Heizöl nachkaufen muß, wird ebenfalls betroffen sein. Zwar haben die Raffinerien lange Lieferabkommen zu Festpreisen, aber das hat die Ölkonzerne noch nie davon abgehalten, im Gleichklang mit den New Yorker „Light Sweet Crude“-Erhöhungen die Preistafeln auszutauschen.
Jetzt rächt sich bitter die Politik der Bundesregierung, an Benzin und Diesel festzuhalten und keinen Alkohol zuzukaufen, der ohne Schwierigkeiten bis zu 25% dem Benzin beigemischt werden kann und gleichzeitig der Industrie für Bio-Diesel den Garaus zu machen, indem die Steuervorteile gestrichen wurden.
Wer in Bali seine Vertreter den Mund aufreissen läßt und dann genau das Gegenteil tut und Kohlekraftwerke am Fließband baut, wird unglaubwürdig.
Die Voraussagen mit 2% Wachstum 2008 sind jetzt schon Schall und Rauch. Auch wenn man weiterhin Gruppen von Arbeitslosen aus den offiziellen Zahlen herausnimmt, die wirklichen Arbeitslosenzahlen (die überhaupt nicht gesunken sind) werden nun deutlich ansteigen. Man achte einfach auf die Zahl jener, die in Hartz IV sitzen.
Dabei hat gleichzeitig die Inflation (selbst in der „geschönten“ offiziellen Version) ein neues Rekordhoch erreicht. In den Betrieben wird bereits über Teuerungs-Nachschlag diskutiert.
Könnte ein kämpferische 2008 werden, oder?
Veröffentlicht am 3. Januar 2008 in der Berliner Umschau
Originalartikel