Katholische Jugend ruft zu Coca-Boykott auf
Von Karl Weiss
In letzter Zeit kam die katholische Kirche ziemlich ins Zwielicht – und manche sagen, dort war sie schon viel früher. Doch man muss Gerechtigkeit walten lassen – es gibt auch bemerkenswerte Aktionen, die aus der katholischen Kirche kommen. So hat zum Beispiel der „Bund der deutschen Katholischen Jugend“ (BDKJ) zum Boykott von Coca Cola aufgerufen.
Warum? Zwei schwerwiegende Vorwürfe macht man der Coca-Organisation:
- In bestimmten Ländern, hauptsächlich Kolumbien, wären Gewerkschafter aus Coca-Betrieben von „Exterminations-Kommandos“ ermordet und andere mit Ermordung bedroht worden und
- In bestimmten Ländern, vor allem Indien, seien die Coca-Betriebe in Bezug auf Wasserverbrauch und Verschmutzung von Boden und Grundwasser im Fadenkreuz von Organisationen, die Umwelt und Lebensbedingungen für die Einheimischen verteidigen.
„... sich die grundsätzliche Unternehmenspolitik der Coca-Cola Company, auch im Hinblick auf die Umsetzung der Menschenrechte und den Schutz der Umwelt in Kolumbien und Indien nicht wesentlich verändert hat. In Indien (...) Bevölkerung in den Gebieten von Abfüllbetrieben ist weiter von akutem Wassermangel sowie von der Verschmutzung der Böden betroffen und macht Coca-Cola dafür verantwortlich. Im August 2008 wurde eine weitere Coca-Cola Abfüllanlage aufgrund der Proteste der lokalen Bevölkerung sowie Gerichtsurteilen und Studien zu Umweltverschmutzung und illegaler Landnutzung geschlossen.“
Das ist sicherlich löblich, nur lassen die Jugendbeauftragten der katholischen Kirche hier völlig den politischen Aspekt außer Acht, wenn sie einfach nur Coca-Cola boykottieren wollen. Denn das Regime in Kolumbien, das die Exterminations-Kommandos systematisch gegen die politische Linke und Gewerkschafter nutzt, ist ein Regime von Gnaden der USA, die Kolumbien völlig militärisch kontrollieren. Ohne die US-Regierung könnte es keine Exterminations-Kommandos in Kolumbien geben. Es gibt keine demokratischen Wahlen in Kolumbien, denn wirklich oppositionelle Kandidaten werden gar nicht zugelassen oder schlicht ‚exterminiert’. Kolumbien stellt den Bluthund des US-Imperialismus in Südamerika dar. Wer alle diese Fakten ignoriert und nur von Coca-Cola redet, lenkt – bewusst oder unbewusst – vom Wesentlichen ab.
Ähnlich ist es mit den Lebensrechten der Inder. Es ist die lokale Oligarchie, die dort von den abziehenden Engländern eingesetzt wurde und bis heute herrscht, die ihr eigenes Land an ausländische Konzerne verkauft. Auch in diesem Fall darf nicht beiseite gelassen werden: Es wäre leicht für Indien, entsprechende Gesetze zum Schutze der Wasserressourcen und der Umwelt zu beschließen, doch man tut dies bewusst nicht, um Konzerne wie Coca-Cola und andere nicht zu „behindern“ beim Profit-Machen, zumal dann auch immer ein Teil davon für die lokale Oligarchie abfällt.
Trotzdem bleibt natürlich Coca-Cola der Bösewicht. Aber der Zusammenhang ist auch immer wichtig.
Veröffentlicht am 12. Juli 2010 in der Berliner Umschau