Regenwaldvernichtung am Amazonas durch Fleischkonsum verschärft
Von Karl Weiss
„Greenpeace“ ist eine der Organisationen, die sich immer noch um die Vernichtung des Amazonas-Regenwaldes sorgen, obwohl der Rest der Menschheit anscheinend angesicht von drohendem Arbeitsplatzverlust diese Gefahr nicht mehr sehen will. Es sei nur daran erinnert: Wenn aus dem Amazonasurwald eine Steppe wird, ist ein Überleben der Menschheit, wie wir sie kennen, nicht mehr möglich.
Zur Bonner Klimakonferenz hat „Greenpeace“ einen neuen Bericht zur Vernichtung des Regenwalds im Amazonasgebiet herausgebracht. Hier einen Auszug aus dem Bericht darüber in dem interessanten Informationsportal www.jjahnke.net:
„Wälder sind ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Sie speichern weltweit über eineinhalbmal mehr Kohlenstoff, als sich zurzeit in unserer Atmosphäre befindet. Die Zerstörung der Wälder ist für annähernd 20 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, mehr als der weltweite Transportsektor. (...) Der Ausstoß von Methan durch die Viehzucht verursacht rund 30 Prozent der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft als Ganzes ist für circa zehn bis zwölf Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Die Treibhausgasemissionen der Produktion von Rindfleisch betragen 13 Kilogramm CO2-äquivalent pro Kilo Fleisch. Damit ist der Verzehr von einem Kilo Rindfleisch genauso klimaschädlich wie 100 Kilometer Flug pro Person.
Zwischen 2000 und 2007 wurden im brasilianischen Teil des Amazonas-Gebiets pro Jahr durchschnittlich 20.000 Quadratkilometer entwaldet. Über die Gesamtzeit entspricht das einer Fläche größer als Griechenland. Brasilien liegt an Platz vier in der Rangliste der weltweit größten Klimaverschmutzer. Rund 75 Prozent der brasilianischen Treibhausgasemissionen stammen aus Entwaldung und Landnutzungsänderung, wiederum 59 Prozent davon aus Zerstörung und Brandrodung des Regenwaldes im Amazonas-Gebiet. Rinderzucht ist die Hauptursache für die Zerstörung des Regenwalds. Seit Beginn der 70er Jahre breitet sie sich kontinuierlich aus.
In Brasilien gibt es die weltweit größte kommerzielle Rinderhaltung. Seit 2003 ist das Land der größte Rindfleisch-Exporteur der Welt (...). Rund 40 Prozent aller brasilianischen Rinder befinden sich im Amazonas-Gebiet. Eine Greenpeace-Analyse von Daten der brasilianischen Regierung zeigt, dass im Jahr 2006 80 Prozent der genutzten Fläche im „Legal Amazon" für die Rinderzucht beansprucht wurde (...).“
Eine Graphik zeigt beeindruckend, dass Rinderbestand und Regenwaldvernichtung genau parallel verlaufen. Die Anzahl der Rinder im Gebiet, das von Brasilien als „Amazónia legal“ bezeichnet wird, von dem Bericht als „Legal Amazon“, stieg von 1990 bis 2003 von 26,6 Millionen auf 64 Millionen Tiere. Die Weideflächen wuchsen zwischen 1996 und 2006 um etwa 10 Millionen Hektar, das ist so groß wie ganz Island oder auch die gesamte deutsche Waldfläche.
Unter anderem werden mehrere in Deutschland tätige Gruppen aus der Lebensmittel-Vertrieb ausdrücklich in dem Report genannt, darunter: Aldi, Lidl, Spar, Wal Mart und Kraft Foods. Deutschland ist an fünfter Stelle unter den Ländern, die brasilianisches Rindfleisch importieren, nach den USA, Großbritannien, den Niederlanden und Italien.
Der Hintergrund dieser Entwicklung ist der weiterhin ansteigende Konsum von Fleisch und spezielle Rindfleisch in den entwickelten Ländern, trotz gesundheitlicher und Klimaschutz-Bedenken.
Hier in Brasilien wird in den Berichten zum „Greenpeace“-Report vor allem die Tatsache herausgestellt, dass die Brasilianische Regierung selbst eine Art von Teilhaberschaft an diesen riesigen Rinderzucht-Farmen hat.
Über die brasilianische staatliche Entwicklungsbank BNDES wurden insgesamt 5,2 Milliarden Reais (ein Real entspricht etwa 33 Cents) den grossen Rinderfarmern zur Verfügung gestellt, die für 50% der Fleischexporte Brasiliens verantwortlich sind.
Die brasilianische Regierung hat bereits auf den Bericht reagiert und behauptet, dass man die großen Kredite der BNDES nur Farmern zur Verfügung stellt, die eine Umwelt-Lizenz haben, was ausschließen würde, dass sie Regenwald vernichten.
Tatsächlich haben alle diese Grossgrundbesitzer eine Umweltlizenz, nur wurde die gekauft, was die Regierung natürlich in Wirklichkeit weiss, genauso wie alle Hölzer aus kontrolliertem Anbau, die in Deutschland ankommen, natürlich dieses Siegel gekauft haben – was die deutsche Regierung sehr wohl weiss.
Außer den oben bereits genannten Firmen prangert der Bericht noch folgende als Aufkäufer von Leder aus den Rinderhäuten bzw. von Rindfleisch aus dem Amazonasbecken an: Adidas/Reebok, Timberland, Geox, Carrefour, Honda, Gucci, Ikea und Nike.
Veröffentlicht am 3. Juni 2009 in der Berliner Umschau
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