Samstag, 19. August 2006

Suche nach präsentierbarem Täter

Jamaikaner, Chemiker, Sprengstoffe, Al Quaida …..und?

Von Elmar Getto


Dies ist ein Artikel von Elmar Getto, der nach den Sprengstoffanschlägen des 7.7. 2005 in London in 'Rbi-aktuell' erschien. Er wird dadurch im Moment wieder besonders brisant, weil hier ausführlich auf den Sprengstoff Acetonperoxid eingegangen wird, den die Attentäter angeblich benutzt haben und der jetzt durch die Terrorwarnungen in England erneut im Blickpunkt steht.

Die Jagd nach dem „Al Quaida-Mastermind“, der eigentlichen Führungsfigur hinter den Anschlägen, die angeblich von den vier britischen ‚Jungs’ ausgeführt wurden, läuft auf vollen Touren, jedenfalls im Blätterwald. Ob er je gefunden wird? Das ist zu bezweifeln. Am 13.7. kam die Nachricht, daß drei der vermutlichen „Bomber“ identifiziert worden seien:

“The man who planted the bomb at Edgware Road was named last night as Mohammed Sidique Khan, 30, the married father of an eight-month-old baby, who is believed to have come from the Leeds area.
Two other terrorists were Hasib Hussain, 19, who bombed the bus in Tavistock Square, of Colenso Mount, Leeds, and Shehzad Tanweer, 22, the Aldgate bomber, who lived at Colwyn Road, Leeds.”

Für den vierten Mann hatte man sich auf einen Jamaikaner eingeschossen. Die ‚Süddeutsche’ z.B. schrieb am 15.7.05 morgens: „Nach Angaben der Polizei handelte es sich bei dem vierten Terroristen um Lindsey Germaine, der in der Grafschaft Buckinghamshire wohnte und in Jamaika geboren wurde.“

Dann stellte sich aber heraus, daß er gar kein Muslim war und damit nicht ins „Al Quaida-Schema“ paßte. Da wurde er schlagartig als Thema fallengelassen. Heute findet man auf keiner Website irgendeines großen Sender oder einer großen Zeitung oder Zeitschrift in Deutschland mehr einen Hinweis auf den „Jamaikaner“, der doch gerade eben noch der „vierte Terrorist“ war.

Dann wurde eine Meldung lanziert, daß nun stattdessen ein 37-jähriger mit dem Namen Nadim Fiaz aus Leeds der vierte Mann sei.

Wäre auch zu schwierig, an der Theorie von vier fanatischen islamistischen „Selbstmordbombern“ festhalten, wenn einer der vier nicht einmal Muslim war, nicht wahr?

Schließlich wurde dann ein fünfter Terrorist gesucht. Im gleichen Artikel der ‚Süddeutschen’ steht: „Unter Berufung auf Polizeiquellen meldete die Presse, dass ein möglicher fünfter Attentäter gesucht werde. Bilder von Überwachungskameras sollen zeigen, daß die vier Attentäter kurz vor ihrer Tat auf einem Bahnsteig in der Vorstadt Luton noch mit einem fünften Mann zusammenstanden.“

Das konnte also nicht der bereits vorher als eventueller „mastermind“ identifizierte Syrer Mustafa Setmariam Nasa sein, der auch die spanische Staatsbürgerschaft besitzt und seit einiger Zeit auch in Zusammenhang mit den Anschlägen in Madrid gebracht wird. Er war nämlich laut Angaben aus Sicherheitskreisen kurz vor den Anschlägen aus London abgereist.

Stellt sich natürlich die Frage, warum die „Sicherheitskreise“ ihn denn nicht hopps genommen hatten, als er in London war. Man wußte, daß er aus London abgereist war, also wußte man auch, daß er in London war. Die Madrider Anschläge haben an die 200 Tote gefordert und man nimmt einen nicht fest, der damit in Zusammenhang gestanden haben soll? Kann das mal einer erklären? Man trifft bei den Terrorverdächtigen andauernd auf diese Tatsache: Geheimdienst oder Polizei wissen, wo sie sind, nehmen sie aber nicht fest.

Damit sind wir nun bereits bei sechs. Das ist aber auch noch nicht alles. Im oben schon erwähnten Artikel war auch schon der „Chemiker der Gruppe“ als einer der Verdächtigen genannt worden, denn er sei kurz vor den Anschlägen verschwunden und in seiner Wohnung hätte man Spuren des bei den Anschlägen verwendeten Sprengstoffs gefunden. Das ist nun also Nummer 7.

Achtung: Der Sprengstoff, der bei den Anschlägen verwendet wurde, war also zu diesem Zeitpunkt bereits identifiziert, sonst hätte man ja den gleichen nicht in jener Wohnung finden können. Das werden wir weiter unten noch seltsam finden.

Der „Chemiker“ heißt Magdi-Al-Naschar, ist 33 Jahre alt und Ägypter, stellte sich inzwischen als Biochemiker heraus und wurde in Ägypten gefaßt. Nach einem akademischen Abschluß in seinem Heimatland hatte er in den USA seinen „Master“gemacht und war im Jahre 2000 nach Leeds in England gekommen, wo er an der Universität seinen Doktortitel erwarb, den er im Mai erhielt. Er arbeitete dort nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Vor zwei Wochen war er zu Ferien in sein Geburtsland gereist und wollte nach einigen Wochen zurückkehren.

In seiner Wohnung in Leeds waren Spuren von Sprengstoff gefunden worden. Leider erklärte niemand, wie man denn überhaupt auf diese Wohnung gestoßen war. Er, so wird berichtet, leugnet jede Verbindung zu dem Anschlag. Interessant aber, daß nach ihm gesucht wurde aufgrund des Sprengstoffs, laut diesen Angaben tagelang durch Scotland Yard, Interpol und FBI. Man hatte also eine klare Vorstellung, welcher Sprengstoff benutzt wurde und suchte gezielt nach so einem Sprengstoff und fand ihn dort. Wie gesagt, das wird uns weiter unten noch interessieren.

Dann kommt eine ganz komische Aussage: „Die britische Polizei bezeichnet Naschar offiziell nicht als Verdächtigen.“ Wie, man hatte genau den benutzten Sprengstoff in seiner Wohnung gefunden, tagelang nach ihm gefahndet und er ist keine Verdächtiger????

Bei der ägyptischen Polizei hört sich das anders an: „Er sei in Anwesenheit des britischen Geheimdienstes verhört worden, bestätigte ein Botschaftssprecher in Kairo.“ Interessant, nicht wahr, wie leicht ein ausländischer Geheimdienst Zugang zu festgenommenen Staatsbürgern erhält? Für Ägypten, einem der bekannten Folterländer, vielleicht an der Tagesordnung, aber die Regeln eines Rechtsstaats beinhalteten doch bis vor kurzem die strikte Trennung von Geheimdienst und Polizei (aus guten Gründen, nach den Erfahrungen mit der Gestapo), oder? War nicht Großbritannien vor nicht allzu langer Zeit noch als Rechtsstaat bezeichnet worden?

Wie auch immer, am Morgen des Samstags, den 16.7., wurde folgende Nachricht von mehreren Zeitungen veröffentlicht: „Der in Verbindung mit den Anschlägen festgenommene Ägypter hat offenbar doch keine Verbindung zur al-Qaida.“ Stattdessen würde man jetzt die „pakistanische Spur“verfolgen.

Also wie denn nun? Man hat genau jenen Sprengstoff in seiner Wohnung gefunden, aber seine Spur ist nicht mehr „heiß“, weil er keine Verbindung zur Al–Quaida hat???? Es muß also unbedingt ein Al-Quaida–Anschlag sein, ein anderer interessiert nicht? Kann das jemand erklären?

Also, wie weit sind wir jetzt? Man hat den vierten Mann identifiziert, aber er interessiert nicht, weil sowieso schon niemand mehr zuhört. Vom fünften Mann hat man zwar Videoaufnahmen, kann ihn aber nicht identifizieren. Den sechsten hat man unbehelligt aus London verschwinden lassen, obwohl er als Terrorverdächtiger und Al-Qaida bekannt war. Der siebte interessiert auch nicht mehr, weil er keinen Zusammenhang mit Al-Quaida hat. Stattdessen konzentriert man sich jetzt auf die Aufenthalte von zwei der ‚Jungs’ in Pakistan, dem Land ihrer Vorfahren. Man kann jetzt schon voraussehen, was dabei herauskommt: Nichts Konkretes. Höchstens unter Folter erzwungene Geständnisse irgendwelcher Pakistani. Das war schon in früheren Jahrhunderten die Methode der katholischen Kirche: Da man nicht an der Wahrheit interessiert war, folterte man so lange, bis die „richtigen“ Aussagen herauskamen.

Doch nun kommt die Sache mit dem Sprengstoff. Plötzlich taucht einen neue Meldung auf:

„Der bei den Anschlägen verwendete Sprengstoff ist laut BBC entgegen ersten Vermutungen nicht militärischer Herkunft. Die Zutaten der bei einer Hausdurchsuchung in Leeds gefundenen Sprengstoffmischung auf Basis von Acetonperoxid (Apex) seien frei im Handel erhältlich. Polizeichef Blair bestätigte die Angaben indirekt.“

Hoppla! Man hat in der Wohnung des „Chemikers“ gar nicht jenen Sprengstoff der Bomben gefunden? Wie hatte man ihn dann mit diesen Anschlägen in Verbindung gebracht? Man hatte doch gerade noch behauptet, man sei auf ihn gestoßen, weil der Sprengstoff der Bomben bei ihm gefunden wurde.

Man hat einen anderen Sprengstoff gefunden und dieser wurde nun als der Sprengstoff der Anschläge definiert? Wie wird diese Verbindung hergestellt? Nun wird es immer konfuser:

„Süddeutsche“ vom 15.7.: „Laut BBC ähnelt einer der gefundenen Stoffe dem, den der sogenannte Schuhbomber Richard Reid bei seinem versuchten Anschlag auf ein Passagierflugzeug 2001 verwendete. Der explosive Inhaltsstoff der Sprengsätze sei Acetonperoxid, dessen chemischen Bestandteile man sich in jeder Drogerie besorgen könne, berichtete die BBC unter Berufung auf die Ermittler. Allerdings gibt es die Stoffe dort üblicherweise nicht in den Mengen und Konzentrationen, die für einen Sprengsatz gebraucht werden.“

Hier wird immerhin noch darüber gesprochen, daß die Bestandteile nicht in den benötigten Mengen und Konzentrationen frei verkäuflich sind. Doch das verschwindet in anderen Meldungen, wie auch in der oben schon zitierten:

Handelsblatt: „Der US-Fernsehsender ABC berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, der 33-Jährige [Chemiker] solle beim Bau der Bomben in der nordenglischen Stadt Leeds eine zentrale Rolle gespielt haben. Bei ihm handele es sich um den mutmaßlichen Drahtzieher der Bombenanschläge. Er soll die Sprengsätze mit der Chemikalie Acetonperoxid gebaut haben, die nach Angaben britischer Ermittler leicht zu beschaffen ist. In seinem Haus wurden Reste der Chemikalie gefunden.“

Das bezieht sich auf einen Mann, der offiziell nicht als Verdächtiger gilt!

Nun steht also fest, der Sprengstoff des Anschlags sei Acetonperoxid, das auch Apex genannt werde, leicht herzustellen sei, in der Wohnnung des „Chemikers“gefunden wurde, der offiziell kein Verdächtiger ist. Alles klar?

Der in der Meldung erwähnte „Schuhbomber“ hatte kleine Mengen des Sprengstoffs Acetonperoxid in den Absätzen seiner Schuhe versteckt und versucht damit ein Verkehrflugzeug zu entführen, was aber nicht gelang.

Der geneigte Leser findet dies alles etwas verwirrend? Dann warte er erst einmal, was jetzt kommt.

Der Schreiber dieser Zeilen ist Chemiker und fühlte sich daher herausgefordert, den Spuren des Schuhbombers und seines Acetonperoxids, das auch Apex genannt wurde, nachzugehen.

Zu Acetonperoxid zunächst folgendes aus einem Chemie-Forum:

„Acetonperoxid (Umgangssprachlich APO) ist ein weißer Pulversprengstoff, der extrem leicht detoniert und um einiges stärker ist als Schwarzpulver. Er wird hauptsächlich aus Aceton, Wasserstoffperoxid und einem Aktivator gewonnen. Von der Herstellung würde ich jedem abraten, weil mir Fälle bekannt von Leuten sind, die man [danach] im Umkreis von mehreren Metern wieder zusammensammeln konnte.

Die Acetonperoxide (allgemein als APO bezeichnet) sind zyclische Verbindungen mit einer sehr hohen Neigung zur Sublimation, die den Einsatz beim Militär verhinderte. [Unter Sublimation versteht man den direkten Übergang vom festen zum gasförmigen Zustand und zurück zum festen.]

Acetonperoxid (dimer) Fp.: 127-133°C je nach Reinheit

Acetonperoxid (trimer) Fp.: 96-97°.

Der Schmelzpunkt (Sublimationspunkt) und die Zersetzungstemperatur (Detonationspunkt) liegen sehr eng. Seit der Pressemitteilung der Bundesanstalt für Materialprüfung vom 4. März 2002 gilt die Ausrede nicht mehr, man benötige ... [sie] für die Polymerisation oder für Anschauungszwecke. Vorher als explosive Substanz mit industriellem Interesse gehandelt, unterliegen die Acetonperoxide (...) direkt und ohne Ausnahme dem vollen Regelwerk des Sprengstoffgesetzes.“

Zunächst zur Beschaffbarkeit: Die Behauptung der leichten Beschaffbarkeit der Rohstoffe, gar in Drogerien, ist so nicht richtig. Hoch konzentrierte Lösungen von Wasserstoffperoxid in größeren Mengen sind bestenfalls in spezialisierten Chemikalienhandlungen zu bekommen, Aceton, speziell in größeren Mengen, ist starken Restriktionen unterworfen, weil es eine der Substanzen zur Herstellung bestimmter Rauschgifte ist. Zwar könnte ein Chemiker, der an einem Institut arbeitet, an beides herankommen, wie auch an die Salzsäure, aber wir reden hier von Mengen von über 20 Kg (jede der vier Bomben soll etwa 5 Kg Sprengstoff enthalten haben und weiterer Sprengstoff soll in jenem Auto gefunden worden sein). Solche Mengen kann man keineswegs irgendwo „mitgehen lassen“. Es müßte von ihm im Institut schon ausdrücklich bestellt worden sein und das ließe sich ja leicht nachprüfen.

Dann kommt aber das weit größere Problem: Die Herstellung. Die ist keineswegs einfach und vor allem sehr gefährlich. Die Herstellung in einer Wohnung, ohne daß dort ein kleines chemisches Labor eingerichtet wurde, kann ausgeschlossen werden. Aber der „Chemiker“ hätte es ja im Institut herstellen können. Läßt man die Substanzen in einem geeigneten Gefäß reagieren, muß man große Mengen Eis (besser: Trockeneis) zur Verfügung haben, um jede wesentliche Temperaturerhöhung zu unterbinden. Man muß also ununterbrochen die Temperatur in Reaktionsgefäß überwachen.

Ist die Reaktion abgeschlossen, gießt man das überstehende (saure) Wasser und Aceton von der entstandenen gelblichen oder braunen Masse ab. Was man da nach dem Trocknen vor sich hat, ist allerdings extrem leicht zur Detonation zu bringen, jede wesentliche Temperaturerhöhung löst sie aus, schon direktes Sonnenlicht kann dies tun. Zwar ist dies kein Sprengstoff, der auf Schlag detoniert, wie die Azide, aber das Zerquetschen einiger Kristalle kann mit einer Temperaturerhöhung verbunden sein, die alles in die Luft gehen läßt. Jede Art von Manipulation dieses Sprengstoffes ist also lebensgefährlich.

Der Chemiker im oben zitierten Forum warnt nicht umsonst vor dieser Herstellung. Bei den Fällen, von denen er spricht, in denen man Teile der experimentierenden Personen im Umkreis aufsammeln mußte, handelte es ich um kleine Mengen, etwa solche, die in ein Reagenzglas passen. Hier aber reden wir von über 20 Kg!

Der Sprengstoff ist dann auch keineswegs für einen sicheren Transport geeignet, denn auch hier besteht immer die Gefahr des Zerquetschen von Kristallen. Tatsächlich einen solchen Sprengstoff für diese Anschläge zu verwenden, wäre nicht sehr überlegt.

Dazu kommt, daß man beim Beschaffen der Rohstoffe hätte auffallen können und so leicht bereits vor den Anschlägen hätte entdeckt werden können. Wenn wir auch von fanatischen Attentätern sprechen, so hat sich doch auch eine Kühle und Wohlüberlegtheit gezeigt, was die Vorbereitung solcher Anschläge betrifft. Warum sollte man eine extrem gefährliche Heimherstellung und Beförderung eines extrem unsicheren Sprengstoffes riskieren, wenn in einem Industrieland wie dem Vereinigten Königreich sicher Sprengstoffe in beachtlichen Mengen an vielen Orten vorhanden sind?

Viel wahrscheinlicher ist es, wenn also die Verwendung von Acetonperoxid bei den Anschlägen bewiesen ist (was bisher noch niemand von der Polizei festgestellt hat, obwohl die chemischen Labors von Scotland Yard berühmt für ihre Genauigkeit und Schnelligkeit sind), daß ein Emulsionssprengstoff auf der Basis von Acetonperoxid verwendet wurde, wie er laut jenen Meldungen als Apex verkauft wird. Diese Emulsionssprengstoffe sind in Bergwerken, offenen Minen und Steinbrüchen in Gebrauch.

Die Firma Alaska Pacific Powder z.B. verkauft „Apex Extra“und „Apex Elite“ als Emulsionssprengstoffe, es gibt ein „Apex Ultra 40“ und eine Firma „Apex Explosives“ in Indien und Australien, auch ist die Bezeichnung „Apex Gel“ verbreitet. Hier wird offenbar der Herstellprozess in der Industrie ungefährlich gemacht, indem man nicht einfach in Wasser, sondern in einer mit Öl-in-Wasser-Emulsion reagieren Läßt. Dadurch hat man zu keinem Zeitpunkt das feste getrocknete Acetonperoxid vorliegen. Das gebildete Produkt sammelt sich vielmehr in der Ölphase der Emulsion, gelöst im Öl. Dieser Herstellprozess ist allerdings für Nicht-Fachleute nicht zugänglich. Nur mit jahrelanger Erfahrung kann man wissen, welches Öl zu verwenden ist und mit welchen Mengen welcher Emulgatoren man arbeiten muss, um eine stabile Emulsion zu erhalten usw. (die Stabilität der Emulsion ist ja für die Sicherheit des Sprengstoffes ausschlaggebend).

Die fertige Emulsion wird dann in Plastik-Würste abgefüllt, die mit einem Stoff überzogen sind. Dadurch kommt kein Sonnenlicht an den Sprengstoff. Es wird von solchen „Plastiktaschen“ von 2 oder 3 Inch Durchmesser und 44 cm Länge gesprochen. Das sind also Maße, die etwa denen von Dynamit-Stangen entsprechen, nur mit dem Vorteil, daß sie flexibel sind. Allerdings geht dieser Sprengstoff nicht mit einem Funken oder einer Zündschnur los (das Wasser als äußere Phase der Emulsion verhindert einen starken Temperaturanstieg). Man braucht einen „Booster“. Das sind kleine Mengen von anderen Sprengstoffen, die leicht mit einem Funken zur Explosion zu bringen sind und die dann die Detonation des eigentlichen Sprengstoffes auslösen.

Es ist denkbar, daß solche industriellen Sprengstoffe verwendet wurden. Sie sind sicherlich in vielen Minen Großbrittanniens vorhanden. Im Fall der spanischen Anschläge war bekannt geworden, daß ein Spitzel der spanischen Polizei die verwendeten Sprengstoffe in einer Mine gestohlen und den Attentätern übergeben hatte. Bis heute sind weder dieser Spitzel noch seine Auftraggeber bei der spanischen Polizei für diese Beteiligung an den menschenverachtenden Attentaten von Madrid vom März 2004 vor Gericht gestellt worden.

So, nach diesem Ausflug in die Welt der Sprengstoffe sind wir nun wieder zurück in der wirklichen Welt, wo Leute, in deren Wohnung man Spuren des entsprechenden Sprengstoffs gefunden hat, nicht zu den offiziellen Verdächtigen zählen, weil sie keine Verbindung zu Al-Quaida haben.

Diese Sache mit Al Quaida ist aber noch nicht richtig ausgestanden. Im ersten Artikel zu den Londoner Anschlägen in der vergangenen Woche haben wir schon hervorgehoben, daß es keine Organisation gibt, die sich Al Quaida nennt. Dies ist vielmehr der Codename der westlichen Geheimdienste für das, was die Organisation von Osama Bin Laden sein soll. So dachte man jedenfalls bis zum 15. Juli 2005.

Dann wurde man von einem des Besseren belehrt, der es wissen muß: Tony Blair. In einem Interview, das er der US-Fernsehstation Fox gab, sagte er, befragt zur möglichen Rolle der Al Quaida bei den Anschlägen: "Al Qaeda is not an organization. Al Qaeda is a way of working ... but this has the hallmark of that approach." Al Quaida ist keine Organisation. Al Quaida ist eine Vorgehensweise … und dies ist geprägt von dieser Art zu handeln.“

Nun sind wir platt! Da haben wir seit dem 11. September 2001 aus allen Fernsehstationen, in allen Zeitungen und Zeitschriften eingetrichtert bekommen, daß Osama Bin Laden einer Organisation unbekannter Grösse vorsteht, mit der er überall auf der Welt zuschlagen kann, mit ihr die Anschläge auf die US-Botschaften in Afrika durchgeführt hat, die noch weit schwieriger vorzubereitenden und durchzuführenden Anschläge des 11. Septembers in den USA und viele weitere, einer Organisation von Tausenden von Menschen, in vielen Gruppen überall auf der Welt, und nun kommt einer der Hauptverantwortlichen für diese Illusionsmachinerie und sagt: „Ätsch! Alles erstunken und erlogen!“ Al Quaida ist ein westlicher Code für eine Vorgehensweise von Terroristen.

Das erinnert an eine Meldung, die schon Jahre alt ist:

„December 8 2002

Palestinian security forces have arrested a group of Palestinians for collaborating with Israel and posing as operatives of Osama bin Laden's al-Qaeda terrorist network, a senior official said yesterday.”

Schon im Jahre 2002 gab es keine Al-Quaida, wie Blair jetzt offiziell zugibt. Es wurden Araber bezahlt, um als angebliche Al Quaida aufzutreten.

Inzwischen (16.7.05) ist die Londoner Polizei auch schon ein wenig zögerlich geworden mit der Story der vier „Selbstmordattentäter“.

Ein Sprecher der Polizei wird in einem reuters-Bericht zitiert:

Police have carefully refrained throughout the investigation from publicly using the term "suicide bomber", describing the four men only as bombing suspects.

"We've never used the phrase 'suicide bombers'. We've always been aware that amongst the things we need to clarify is the notion these people intended to die as well as letting off a bomb," the spokesman said.

Die Polizei hat während der Ermittlungen sorgfältig vermieden, öffentlich den Begriff „Selbstmord-Bomber“ zu verwenden und beschrieb die vier Männer lediglich als verdächtig, die Bomben gelegt zu haben.

„Wir haben nie den Begriff ‚Selbstmordbomber’ verwendet. Wir waren uns immer bewußt, daß unter den aufzuklärenden Dingen jene waren, ob diese Leute sterben wollten ebenso wie ob sie die Bomben hochgehen lassen wollten.“ sagt der Sprecher.

Und damit sind wir wieder da angelangt, wo wir im zweiten Teil waren: Ohne Al Quaida, ohne Selbstmordattentäter.



Link zum Originalartikel hier

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