Dossier Demographie, Alter und Renten, Teil 1
Von Elmar Getto
Dies, schon deutlich mehr als ein Artikel, man könnte es auch eine Diplomarbeit nennen, ist sicherlich eine der wichtigsten Ausarbeitungen von Elmar Getto, die in 'Rbi-aktuell' erschien. Er widerlegt auf wissenschaftlicher Grundlage die großen Lebenslügen der Politik über Alter und Renten, so z.B. daß die Menschen immer älter würden, daß die deutsche Gesellschaft rettungslos vergreise, daß die niedrigen Geburtenzahlen für die Ebbe in den Rentenkassen verantwortlich seien, daß es bald keine Menschen mehr in Deutschland gäbe, daß die Rentenversicherung immer schon als Generationenvertrag gestaltet war und daß die Renten eine angemessene Höhe hätten. Dieses Werk erschien in fünf Folgen zwischen dem 2. und 9. August 2005. Hier wird es in zwei Teilen vorgestellt.
Die Politiker des CDUGRÜNEFDPSPDCSU-Einheitsbreis, wie auch der Mainstream-Medien-Einheitsbrei pauken uns Tag für Tag die Lüge in die Köpfe, die Renten seinen nicht sicher, weil die Bevölkerung immer älter würde, weil zu wenig Babys geboren würden: das demographische Problem. Eine Lüge? Eine Lüge!
In Wirklichkeit sind die Renten nicht sicher, weil in den letzten 30 Jahren um die 10 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland vernichtet wurden und weil darum heute zwischen 7 und 10 Millionen der Menschen in Deutschland keine Arbeit haben, obwohl sie arbeiten wollen, und daher auch keine Rentenbeiträge zahlen.
Wären in Deutschland weiterhin so viele Babys geboren worden wie bis zum „Pillenknick", hätten wir heute vielleicht 20 Millionen statt 10 Millionen Arbeitslose und keinen Cent mehr in der Rentenkasse. Es gibt keinen Zusammenhang mit der Verschiebung des Altersdurchschnitts nach oben durch den Geburtenrückgang. Dies könnte vielmehr "mit links" durch die erhöhte Produktivität aufgefangen werden, die in diesen Jahren erreicht wurde.
Weiter unten wird noch auf einen anderen Grund eingegangen, warum die Rentenkassen leer sind.
In diesen Tagen ging die Meldung durch den Blätterwald, daß im Monat Juni 2005 die deutsche Rentenversicherung zum ersten Mal in ihrer Geschichte Geld aufnehmen muß, um die Renten zahlen zu können. Aber gehen wir alles der Reihe nach an.
Die Aussage, die Menschen würden immer älter entsprechend der „durchschnittlichen Lebenserwartung" ist eine der wesentlichen Grundlügen, auf denen andere Lügen basieren, mit denen uns die Story mit der Unsicherheit der Renten aus demographischen Gründen beigebracht werden soll. Eine kleine private Meinungsumfrage im Familien- und Bekanntenkreis des Autors erbrachte das Ergebnis, daß 18 von 21 befragten Personen diese These für richtig hielten.
Zur Begründung gaben fast alle an, daß sie in Zeitungen oder Zeitschriften gelesen oder im Rundfunk oder Fernsehen gehört hätten, daß die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland (wie übrigens auch in anderen Ländern) ständig weiter ansteigt. Die Familie und die Bekannten haben soweit recht. Dies wird tatsächlich andauernd berichtet. Nur heißt das nicht, daß es auch wahr ist.
Die Spezies homo sapiens sapiens lebt im Schnitt in etwa 90 Jahre, soweit die einzelnen Individuen es bis dahin geschafft haben, natürlich mit einer breiten Spannweite von individuellen Schwankungen, wie alles, was auf Biologie beruht. Eventuell wird sich in Zukunft heruasstellen, dies typische Menschenalter ohne spezielle Erkrankungen liegt in Wirklichkeit bei 95 oder bei Hundert Jahren, aber das spielt für unsere Betrachtunen jetzt keine Rolle.
Das war zur Zeit der Steinzeitmenschen so und ist heute so, die Gene der Menschheit als Ganzes haben sich ja nicht wesentlich geändert seitdem, dementsprechend bleibt auch das Sterbealter im wesentlichen gleich.
Wenn uns gesagt wird, daß die ‚durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt’ in der Steinzeit, also etwa zur Zeit des "Ötzi", bei 20 Jahren lag, so wird hier über etwas anderes gesprochen. Ebenso, wenn man uns sagt, bei den alten Römern und auch noch im Mittelalter habe die ‚durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt’ bei 30 Jahren gelegen und selbst am Ende des 19. Jahrhunderts noch bei etwa 45 Jahren, während sie heute auf Werte zwischen 79,5 und 84,5 Jahren bei Frauen und auf zwischen 74 und 77,5 Jahren bei Männern angestiegen ist (dies ist das Intervall, in dem die großen Industrieländer liegen).
Deutschland / Männer 74,8 Jahre / Frauen 80,8 Jahre / Durchschnitt 77,7 Jahre
EU der 25 / Männer 74,6 Jahre / Frauen 81,0 Jahre / Durchschnitt 77,8 Jahre
Frankreich / Männer 75,6 Jahre / Frauen 82,9 Jahre / Durchschnitt 79,3 Jahre
Großbritannien / Männer 75,7 Jahre / Frauen 80,4 Jahre / Durchschnitt 78,1 J.
USA / Männer 74,1 Jahre / Frauen 79,7 Jahre / Durchschnitt 76,9 Jahre
Japan / Männer 77,5 Jahre / Frauen 84,3 Jahre / Durchschnitt 80,9 Jahre
Quelle: EUROSTAT
Tabelle1: Durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt, Stand 2002, bezogen auf die Sterbetafel 1998/2000
Es gibt ja viele Gründe, warum ein Mensch nicht an die Grenze seiner natürlichen Lebenserwartung herankommt: Krankheiten, Seuchen, Kriege, Autounfälle, Mord, Selbstmord, all dies kann ihn früher hinwegraffen.
Offensichtlich spielen hierbei Krankheiten die wichtigste, wenn auch abnehmende Rolle, während Seuchen heute schon deutlich verringerten Einfluß haben. Autounfälle, Mord und Selbstmord haben dagegen heute eine erhöhte Bedeutung weltweit.
Aber fangen wir auch hier am Anfang an: Was ist ‚durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt’? Dies ist eine Statistik, die eigens zu dem Zweck erfunden wurde, uns zu täuschen, zum einen über den medizinischen Fortschritt, zum anderen über die Gründe für die Probleme der Rentenkasse. Gewagte These? Wir werden sehen.
Die Statistik der ‚durchschnittlichen Lebenserwartung bei der Geburt’, die statt vernünftiger Statistiken überall (aus den gleichen Gründen) verwendet wird, bezieht ALLE Menschen des betrachteten Landes ein, vom Baby ab dem Moment seines ersten Atemzuges bis zur ältesten Person. Dies führt dazu, daß die Baby- und Kindersterblichkeit weit überproportional in diesen Wert einfließt. Sehen wir uns das an einem Beispiel an:
Betrachten wir 10 Personen, die alle 90 Jahre alt geworden sind. Offensichtlich hatte diese Gruppe die durchschnittliche Lebenserwartung von 90 Jahren. Stirbt einer davon schon mit 89, ist der Durchschnitt immer noch 89,9 Jahre, stirbt einer schon mit 80 Jahren, ist der Durchschnitt immer noch 89 Jahre, sterben 2 mit 80, ist der Durchschnitt immer noch 88 Jahre. Ergebnis: Abweichendes Sterbealter in der Nähe des Durchschnitts ändert nur wenig am Durchschnitt.
Ganz anders, wenn eine der 10 Personen bereits als Baby stirbt, also mit 0 Jahren. Diese eine Person verringert dann den Durchschnitt von 90 auf 81 Jahre, also um 9 Jahre. Sterben zwei als Baby, wird der Durchschnitt auf 72 Jahre heruntergesetzt, obwohl in diesem Fall immer noch 80% der Personen mit 90 Jahren gestorben sind. Sterben drei als Baby, rutscht der Durchschnitt auf 63 Jahre, obwohl immer noch 70% der betrachteten Gruppe 90 geworden ist. Ergebnis: Die Todesfälle im Baby- und Kinderalter gehen weit überdurchschnittlich in das Ergebnis der Statistik ein.
Kurz gesagt, die ‚durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt’ ist nicht mehr und nicht weniger als im wesentlichen eine Darstellung der Säuglings- und Kindersterblichkeit in dem betrachteten Land. Daß dieser Wert in den meisten Industrieländern während des 20. Jahrhunderts deutlich angestiegen ist (im Schnitt von etwa 45 auf über 74 Jahre), beruht in großem Maße auf den ständig weiter verbesserten Methoden der Säuglingsversorgung und der Kindermedizin. Gerade in den letzten 20 Jahren sind wesentliche weitere Verbesserungen hinzugekommen, besonders bei Frühgeburten. Heute können schon manche Säuglinge "durchgebracht" werden, die nach nur 6 Monaten Schwangerschaft geboren wurden. Dies läßt entsprechend dem oben gezeigten starken Einfluß die Werte der ‚durchschnittlichen Lebenserwartung bei der Geburt’ immer noch ansteigen. Das heißt aber in keinster Weise, daß „die Menschen immer älter" würden.
Aber, so mag einer nun einwenden, gibt es nicht laufende medizinische Fortschritte auch außerhalb der Baby- und Kinderversorgung? Werden die Menschen nicht wirklich laufend älter wegen dieser Fortschritte? Ein Teil der Befragten in der kleinen Umfrage, die oben schon erwähnt wurde, waren dieser Überzeugung.
Es sei sichtbar, daß die Menschen deutlich älter würden. Die Mutter, die Großmutter, die Großtante seien jetzt schon so und so alt. Nun, der Autor pflegte ihnen entgegenzuhalten, daß 8 der Geschwister seiner Urgroßmutter mütterlicherseits über 90 geworden sind. Daß man Personen kennt, die sehr alt werden, sagt gar nichts.
Natürlich hat es wirklich medizinische Fortschritte gegeben, z.T. sogar immense. Als z.B. die Mikroben entdeckt wurden und die Bedeutung der Hygiene, als die ersten wichtigen Impfstoffe entwickelt wurden, bekamen weit mehr Menschen als vorher die Chance, bis zur Grenze ihres natürlichen Lebensalters zu gelangen. Wie vielen Menschen ein Robert Koch oder Louis Pasteur zu vielen zusätzlichen Jahren verholfen haben, ist kaum abzusehen. Auch danach gab es noch wesentliche Fortschritte. Die Erfindung der Antibiotika, zunächst Penicillin und dann weitere, verschafft Millionen Menschen zusätzliche Jahre.
Für jüngere Menschen mag auch die Entwicklung der Transplatantionstechnik eine gewisse Rolle gespielt haben. All dies hat lediglich mehr Menschen an die Grenze ihrer natürlichen Lebenserwartung herankommen lassen, diese aber nicht verändert.
Sieht man sich an, was wirklich nach den Antibiotika noch als Fortschritt für Menschen mit mehr als 65 Jahren dazugekommen ist, so wird man bestenfalls auf Kleinigkeiten stoßen, die nur noch Bruchteile von Jahren als Unterschied ausmachen. Gibt es auch für sie noch kleinere Fortschritte (z.B. lebensverlängernder Einsatz der Intensivmedizin bei Sterbenden, wobei über Sinn und Unsinn dieses ‚Fortschrittes’ getrost gestritten werden kann), so steht dem auch ein Anstieg von Erkrankungen gegenüber, die für diese Menschen tödlich verlaufen. Speziell Krebs und Herz-/Kreislauf-Leiden nehmen zu, nicht etwa ab (wie man vielleicht meinen möchte). Verständige Ärzte geben der Vermutung recht, daß dies viel mit Streß der verschiedensten Art und damit mit dem Kapitalismus zu tun hat.
Nun, werden Sie sagen, warum benutzt man denn diese Statistik hierfür und nicht eine bessere – und wie sähe so eine bessere aus? Nun, das war ja die These: Um uns zu Täuschen.
Zum einen haben Gesundheitspolitiker und Pharmaindustrie ein Interesse daran, uns weiszumachen, die medizinischen Fortschritte würden uns laufend deutlich länger leben lassen. Weiter unten werden wir noch hierauf eingehen. Zum anderen braucht man diese Täuschung, um uns die Lüge mit dem demographischen Problem aufzubinden. Den menschenverachtenden Politiker-Masken kommt es dabei nicht so sehr auf die absolute Zahl von Jahren an, die ein Rentner überlebt, nein, es kommt ihnen darauf an zu zeigen, daß diese Zahl laufend ansteigt.
Gerade da wird ihre Argumentation ja besonders absurd: Sie beginnen nämlich, diesen laufenden Anstieg in die Zukunft fortzuschreiben. Hat sich gerade diese ‚durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt’ in den letzten Jahren (bis etwa 2002) noch einmal deutlich erhöht (wegen der aktuellen Fortschritte in der Neugeborenen-Versorgung), so projizieren sie diese Entwicklung in die Zukunft. Beginnen sie dann Rechnungen für das Jahr 2030 oder 2040 oder 2050 aufzustellen, so bekommen sie unglaubliche Zahlen: Die Menschen würden dann im Schnitt Hundert Jahre alt werden.
Im Internetportal des Heise-Verlags, ‚Telopolis’ erschien gerade vor kurzem ein Artikel über solche statistische Betrachtungen, in dem es wörtlich hieß: „Ein Mädchen, das heute geboren wird, hat gute Aussichten, über 100 Jahr alt zu werden." Basiert war dies auf der Vorausschau, daß in 45 Jahren, im Jahre 2050, die Lebenserwartung bei 100 Jahren liegen würde.
In dem in Rbi-aktuell schon kommentierten Thesenpapier des „Managerkreis der SPD" von 2005 wird ebenfalls eine ähnliche Vorausschau auf 2040 und 2050 gehalten. Die „Manager" (hier bekommt man einmal einen richtigen Eindruck, wer in Deutschland Manager wird) kamen zu der beeindruckenden Rechnung, daß in so ferner Zukunft mehr als die Hälfte des Bundeshaushalts zur Unterstützung der Rentenkassen verwendet werden müßte, um noch Renten auf dem heutigen Niveau zahlen zu können (basiert natürlich auf Lebenserwartungswerten, die ähnlich den oben genannten liegen).
Die aktuellen Pläne des US-Präsidenten Bush zur Neuregelung der Renten in den USA gehen von einer Vorausschau bis zum Jahr 2047 aus, wo ebenfalls phantastisch gestiegene Lebenserwartungen zugrunde gelegt werden. Dies alles ist, um es mit dem US-Ausdruck zu belegen, bullshit.
Projektionen von Statistiken in die Zukunft sind sowieso immer mit äußerster Vorsicht zu genießen, erst recht, wenn man 40 oder 50 Jahre in die Zukunft geht. Die Annahme, daß sich in dieser Zeit keiner der äußeren Umstände ändern wird, ist fast immer falsch.
In diesem Fall ist es aber besonders absurd, weil man gar nicht versucht hat herauszufinden, was denn die Ursache des Anstiegs in den letzten Jahren war. Heute ist die Neugeborenenversorgung bereits so perfektioniert, daß wesentliche Fortschritte von dort her nicht mehr zu erwarten sind. Die ‚durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt’ wird also in Zukunft im wesentlichen stabil bleiben, bzw. in dem Maße, wie im Zuge der „Reformen" die medizinische Versorgung verschlechtert wird und Armut erzeugt wird, sogar beginnen zu sinken.
Wie gesagt, unsere Spezies wird im Schnitt etwa 90 Jahre alt (nach heutigem Ertkenntnisstand), wenn wir es denn bis dahin geschafft haben. Diese Aussage ist empirisch. Es könnte sich in Zukunft herausstellen, wenn wir im Sozialismus und Kommunismus alle Krankheiten heilen können bzw. dafür sorgen, daß sie gar nicht ausbrechen, daß diese Grenze etwas höher liegt im Schnitt, vielleicht bei 95, aber dies ist Zukunftsmusik.
Eine durchschnittliche Frau wird also bei der heutigen Altersgrenze (60 Jahre) in etwa 24 Jahre (288 Monate), ein durchschnittlicher Mann (65 Jahre) in etwa 16 Jahre (192 Monate) Rente beziehen (siehe Statistik unten). Da beide ja in etwa 35 Jahre einbezahlt haben müssen (35 Beitrags- oder Ersatz-Jahre sind Voraussetzung des vollen Rentenbezugs), ist damit genug in die Rentenkassen geflossen, um dies locker zu zahlen. Hat man weniger Jahre eingezahlt, sind die Renten auch heute schon verschwindend klein. Das Geld, das in der Rentenkasse sein müßte, wäre also völlig ausreichend.
Man merkt schon am Konjunktiv (sein MÜSSTE), daß es da einen Haken gibt. Darauf kommen wir später zurück.
Was wäre eine brauchbare Statistik? Viel klarer wäre eine Statistik, die über die Lebenserwartung derer Auskunft gibt, die schon 20 geworden sind. Besser noch eine über die Lebenserwartung jener, die es bis zum 40. oder 60. Lebensjahr geschafft haben.
Die eigentlich notwendige Statistik dagegen ist selbstverständlich die, welche die durchschnittliche Lebenserwartung jener angibt, die das Rentenalter erreicht haben, also in Deutschland (noch) das 60. Lebensjahr bei Frauen und das 65. Lebensjahr bei Männern. Eine solche Statistik ist im Grunde nicht schwer zu erstellen. Man muß lediglich die Daten der Toten in Deutschland haben (Alter auf dem Totenschein). Dann nimmt man alle heraus, die vor dem Rentenalter gestorben sind und bildet den Durchschnitt aus den anderen.
Hier seien diese Statistiken aufgeführt im Vergleich zu der ab der Geburt, vom statistischen Bundesamt, letzte Aktualisierung vom 18.11.2004.
Was das statistische Bundesamt unter Sterbetafel versteht , ist das folgende: Man nimmt die Todesalter der letzten drei Jahre von allen in diesen Jahren gestorbenen Personen zusammen („Alter 0") und dann die jeweiligen durchschnittlichen weiteren Lebenserwartungen derer, die 20 Jahre erreicht haben, die 40, 60, 65 und 80 erreicht haben und stellt sie in Tabellen (Tafeln) zusammen.
Die Zusammenfassung von drei Jahren soll zufällige Schwankungen weitestgehend aus den Zahlen nehmen, weil die absolute Zahl der Todesfälle in einem Jahr als Basis relativ gering ist im statistischen Sinne. Das statistische Bundesamt erstellt diese Zahlen mit einer Genauigkeit von zwei Stellen nach dem Komma, doch dies ist mit Sicherheit Unsinn wegen der immer noch vorhandenen zufälligen Schwankungen. Wir haben sie darum auf eine Stelle nach dem Komma gerundet.
Durchschnittliche weitere Lebenserwartung
Alter 0 / Männer 75,1 Jahre (99/02) / 75,4 Jahre (00/02) / 75,6 Jahre (01/03)
Alter 0 / Frauen 81,1 Jahre (99/01) / 81,2 Jahre (00/02) / 81,3 Jahre (01/03)
Alter 20 / Männer 55,8 Jahre (99/02) / 56,1 Jahre (00/02) / 56,3 Jahre (01/03)
Alter 20 / Frauen 61,6 Jahre (99/01) / 61,8 Jahre (00/02) / 61,9 Jahre (01/03)
Alter 40 / Männer 36,6 Jahre (99/02) / 36,9 Jahre (00/02) / 37,1 Jahre (01/03)
Alter 40 / Frauen 42,1 Jahre (99/02) / 42,2 Jahre (00/02) / 42,3 Jahre (01/03)
Alter 60 / Männer 19,5 Jahre (99/02) / 19,7 Jahre (00/02) / 19,8 Jahre (01/03)
Alter 60 / Frauen 23,7 Jahre (99/02) / 23,8 Jahre (00/02) / 23,9 Jahre (01/03)
Alter 65 / Männer 15,8 Jahre (99/02) / 15,9 Jahre (00/02) / 16,1 Jahre (01/03)
Alter 65 / Frauen 19,4 Jahre (99/02) / 19,6 Jahre (00/02) / 19,6 Jahre (01/03)
Alter 80 / Männer 7,1 Jahre (99/02) / 7,1 Jahre (00/02) / 7,1 Jahre (01/03)
Alter 80 / Frauen 8,6 Jahre (99/01) / 8,6 Jahre (00/02) / 8,6 Jahre (01/03)
[Die Zahlen in Klammern wie (99/01) beziehen sich auf die Dreijahresperioden der Sterbetafeln, auf denen die Zahlen beruhen.]
Im 1. Lebensjahr Gestorbene je 1 000 Lebendgeborene:
2001: 4,3 ; 2002: 4,2 ; 2003: 4,2
Durchschnittliches Sterbealter
Alter 0 / Männer 75,1 Jahre (99/01) / 75,4 Jahre (00/02) / 75,6 Jahre (01/03)
Alter 0 / Frauen 81,1 Jahre (99/01) / 81,2 Jahre (00/02) / 81,3 Jahre (01/03)
Alter 20 / Männer 75,8 Jahre (99/01) / 76,1 Jahre (00/02) / 76,3 Jahre (01/03)
Alter 20 / Frauen 81,6 Jahre (99/01) / 81,8 Jahre (00/02) / 81,9 Jahre (01/03)
Alter 40 / Männer 76,6 Jahre (99/01) / 76,9 Jahre (00/02) / 77,1 Jahre (01/03)
Alter 40 / Frauen 82,1 Jahre (99/01) / 82,2 Jahre (00/02) / 82,3 Jahre (01/03)
Alter 60 / Männer 79,5 Jahre (99/01) / 79,7 Jahre (00/02) / 79,8 Jahre (01/03)
Alter 60 / Frauen 83,7 Jahre (99/01) / 83,8 Jahre (00/02) / 83,9 Jahre (01/03)
Alter 65 / Männer 80,8 Jahre (99/01) / 80,9 Jahre (00/02) / 81,1 Jahre (01/03)
Alter 65 / Frauen 84,4 Jahre (99/01) / 84,6 Jahre (00/02) / 84,6 Jahre (01/03)
Alter 80 / Männer 87,1 Jahre (99/01) / 87,1 Jahre (00/02) / 87,1 Jahre (01/03)
Alter 80 / Frauen 88,6 Jahre (99/01) / 88,6 Jahre (00/02) / 88,6 Jahre (01/03)
[Die Zahlen in Klammern wie (99/01) beziehen sich auf die Dreijahresperioden der Sterbetafeln, auf denen die Zahlen beruhen.]
Informationen zur Sterbetafel 1998/2000:
Durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt :
Männer: 74,8 J.
Frauen: 80,8 J.
Durchschnittliche weitere Lebenserwartung mit Alter 60:
Männer: 19,2 J.
Frauen: 23,5 J.
Informationen zur Sterbetafel 1998/2000:
Durchschnittliches Sterbealter mit Alter 60:
Männer: 79,2 J.
Frauen: 83,5 J.
Tabellen 2 und 3: Durchschnittliche weitere Lebenserwartung und (gleiche Basis, andere Darstellung:) Durchschnittliches Sterbealter, bezüglich der Sterbetafeln von 1999/2001 bis 2001/2003 mit zusätzlichen Vergleichszahlen aus der Sterbetafel 1998/2000.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Betrachten wir zunächst einmal die Unterschiede der „Alter 0"-Zahlen zu den anderen und nehmen hierzu die 2001/2003-Tafel und sehen uns die Zahlen der Männer an (Tabelle 3, letzte Spalte):
Die „Alter 0"-Zahl ist 75,6 Jahre Lebenserwartung. Gehen wir zur „Alter 20"-Zahl, dann haben wir 76,3 Jahre, hier sind nun also die toten Babys, Kinder und Jugendlichen herausgefallen, was einen Anstieg von 0,7 Jahren Lebenserwartung ergeben hat (wir sehen in der Tabelle auch die Zahl der im ersten Lebensjahr gestorbenen Babys, die immerhin bei etwa 0,4% der Lebendgeborenen liegt, seit 2002 aber nicht mehr sinkt).
Gehen wir zur „Alter 40"-Zahl: 77,1, nun haben wir weitere 0,8 Jahre gewonnen, das waren u.a. die vielen Autounfälle der 20- bis 40-jährigen.
Dann zur „Alter 60"-Zahl: 79,8. Wir haben diesmal in 20 Jahren 2,7 Jahre Lebenserwartung gewonnen. Der starke Anstieg der Krebs- und Herz-/Kreislauferkrankungen mit tödlichem Ausgang in dieser Altersstufe von 40 bis 60 trägt sicherlich wesentlich zu diesem großen Sprung bei.
Dann nach „Alter 65": 81,1. In nur fünf Jahren haben wir weitere 1,3 Jahre Lebenserwartung gewonnen. Auch hier wohl Einfluß der vielen Krebs- und Herzerkrankungen. Schließlich der letzte Sprung zu denen, die es bis zum 80. Lebensjahr geschafft haben. Sie haben nun eine Lebenserwartung von 87,1 Jahren, von 65 bis 80 wurden also 7 Jahre gewonnen! Auch hier zeigt sich deutlich, daß immer noch viele Menschen im Bereich von 65 bis 80 Jahren an Krankheiten sterben. Hier fließt aber jetzt auch schon der Anteil derer ein, die ihre natürliche Lebensgrenze erreicht hatten, denn wenn wir die auf 90 Jahre geschätzt haben, so führt die natürliche Streuung natürlich dazu, daß schon eine Anzahl von Menschen mit weniger als 80 Jahren aus diesem Grund sterben.
Insgesamt haben wir auf der Reise von der Geburt bis zum 80. Lebensjahr also 11,5 Jahre Lebenserwartung gewonnen. Das belegt eindeutig, warum man nicht die „bei-der-Geburt"- oder „Alter 0"-Statistik verwenden darf.
Als zweites wollen wir nun die Zahlen herausholen, die für die Rentenfrage besonders interessiert: Wieviel Jahre leben die Menschen zum Zeitpunkt ihrer Verrentung noch:
Frauen (60 Jahre): 23,9 Jahre (oben haben wir mit 24 Jahren argumentiert). Männer (65 Jahre): 16,1 Jahre (oben haben wir 16 Jahre verwendet). Es gibt also nicht den geringsten Grund, „Alarm" zu schreien, diese Anzahl von Jahren ist nichts, was eine richtig geführte Rentenkasse nicht bezahlen könnte. ES GIBT ALSO NICHT DIE GERINGSTE BERECHTIGUNG, DAS RENTENALTER ZU ERHÖHEN.
Die dritte Betrachtung soll die sein, ob sich nun tatsächlich die Lebensspanne der Menschen ständig in schnellem Rhythmus erhöht. Dazu betrachten wir die zwei Werte, bei denen wir einen Vier-Jahresvergleich anstellen können, weil wir auch Werte der 1998/2000-Tafel haben. Das sind die „Alter 0" und „60 Jahre".
Bei den Frauen steigen diese Werte im ersten Fall von 2000: 80,8 Jahre auf 2001: 81,1 Jahre (drei Zehntel), dann 2002: 81,2 (ein Zehntel) und schließlich 2003: 81,3 (ein Zehntel). Im Vier-Jahresvergleich ein geringer Anstieg, der aber deutlich langsamer wird und bis 2003 fast ganz zum Stehen kommt (unter Berücksichtigung der Tatsache, daß da ja immer zwei Vorjahre auch noch ‚mitlaufen’).
Bei den Männern ein ähnliches Bild: Vom Dreijahrezeitraum 1998/2000 zu jenem 1999/2001 noch drei Zehntel, zum 2000/2002 noch einmal drei Zehntel, dann zum 2001/2003 nur noch ein Zehntel. Auch hier ist die Tendenz klar, daß der geringe Anstieg schon fast zum Stehen kommt.
Eigentlich wichtiger als dieser Vergleich der „Alter 0"-Werte aber der mit 60 Jahren: Bei den Frauen nähert er sich offensichtlich dem Stillstand: Zwei Zehntel, ein Zehntel, ein Zehntel. Bei den Männern ein ähnliches Bild: Drei Zehntel, zwei Zehntel, ein Zehntel.
Die Mär von unaufhaltsamen, in stetigem Rhythmus ansteigenden Zahlen der Lebenserwartung ist damit eindeutig widerlegt. Auch die anderen Zahlen belegen im Vergleich eindeutig einen lediglich geringen Anstieg, der sich außerdem im Verlauf der drei Jahre deutlich vermindert. Da die letzten Zahlen von 2003 sind und jeweils drei Jahre einfließen, ist natürlich hier noch keinerlei Einfluß der „Reformen" der ‚Agenda 2010’ festzustellen. Man kann also getrost von einem abrupten Stop dieses Anstiegs in den nächsten Jahren ausgehen.
Schließlich lohnt es sich außerdem, sich die „Alter 80"-Zahlen näher anzusehen. Wer es bis zum 80. Lebensjahr geschafft hat, ist offensichtlich mit einer robusten Gesundheit ausgestattet. Er hat durchschnittlich gute Aussichten, bis nahe an die 90 zu kommen, die wir ja als durchschnittliche natürliche Lebensdauer unserer Spezies angesehen hatten. Diese These wird durch die Zahlen eindrucksvoll belegt. Im Drei-Jahres-Vergleich gibt es keinerlei Anstieg dieser Lebenserwartung mehr, weder bei den Männern noch bei den Frauen!
Das bedeutet, es gibt keinen über dieses Alter hinausgehenden möglichen Anstieg der Lebenserwartung. Hier ist jegliche Bemühung an natürliche Grenzen gestoßen (wenn wir einmal von der Möglichkeit absehen, daß in der Zukunft eventuell Methoden gefunden werden könnten, das Altern zu verlangsamen).
Ein überzeugender Beweis gegen die „2050: Hundert Jahre Lebenserwartung"-These. Sehen wir einen vorhandenen, geringen Anstieg der Lebenserwartung als vor allem durch Fortschritte der Medizin verursacht an, so können uns diese Zahlen auch lehren: Für jemand über 80 gibt es schon keine Fortschritte der Medizin mehr. Er wird – durchschnittlich mit etwa 87 oder 88 Jahren – sterben und für ihn wird die Todesursache mit großer Wahrscheinlichkeit ‚Ablauf der natürlichen Lebensuhr’ lauten. Immerhin auch die andere Aussage der Statistik: Wer es bis 80 geschafft hat, hat etwa 50% Chancen, über 87/88 Jahre alt zu werden.
Betrachten wir nun diese Statistik als letztes noch bezüglich des Unterschieds von Mann und Frau. Liegen die Unterschiede im Bereich der Lebenserwartung bei den „ab-der-Geburt"-Zahlen und den „20 Jahre"- und „40 Jahre"-Zahlen noch im Bereich von 5 bis 6 Jahren zugunsten der Frauen in der Lebenserwartung, schrumpft dieser Vorsprung bis zum 60. Lebensjahr schon auf 4,2 oder 4,1 Jahre zusammen, bis 65 weiterhin auf 3,5 bis 3,7 Jahre und liegt dann bei den 80-jährigen nur mehr konstant bei 1,5 Jahren – ein Nichts bei so einem Alter. Haben wir diese Unterschiede noch auf eine zähere Natur der Frauen zurückgeführt, so muß man dies nun genauer definieren: Im wesentlichen setzen die Frauen mehr Widerstand den Todesgründen vor dem Erreichen der 80 Jahre entgegen, also wohl hauptsächlich den Krankheiten.
Danach beweist die Spezies Mensch einmal mehr, wie wenig unterschiedlich sie ist: Die natürliche Lebensgrenze scheint bei Mann und Frau im wesentlichen gleich zu sein.
Weiß man dies nun alles, dann haben die ruchlosen Politiker natürlich Schwierigkeiten, uns glauben zu machen, das Rentenproblem sei ein demographisches Problem (ebenso wie: der medizinische Fortschritt lasse uns alle ständig länger leben).
Es wird aber auch argumentiert, die Veränderung in der Geburtenrate würde zu einer „Vergreisung" der Gesellschaft führen. In der Mitte dieses Jahrhunderts würden Unmengen von Alten einigen wenigen Jungen gegenüberstehen. Sehen wir uns hierzu die drei Alterspyramiden an, die man auf der oben schon genannten Website des Statistischen Bundesamtes finden kann.
Auf diesen Alterspyramiden kann man direkt geschichtliche Abläufe ablesen. Diese von 1950 zeigt und im oberen Teil den deutlichen und gleichmäßigen Anstieg der Geburtenraten und –zahlen in der Zeit vor dem 1.Weltkrieg, als der Kapitalismus auf der Höhe seiner Lebenskraft stand und die Menschen glaubten, in eine günstige Zukunft sehen zu können. Es wurden im Extremfall um das Jahr 1905 herum etwa 1,2 Millionen Babys in Deutschland pro Jahr geboren.
Sehen wir auf das Jahr 1910 (40 Jahre zurück von 1950) nehmen die Geburten aber schon etwas ab. Der kommende Krieg wirft seine Schatten voraus. Dann der deutliche Einbruch während des ersten Weltkriegs. Im Jahr 1916 werden nur etwa 600 000 Babys in Deutschland geboren, die Hälfte von 10 Jahren zuvor. Nach dem ersten Weltkrieg zwar eine kurze Erholung der Geburtenraten, aber sofort wieder in einen beständigen Rückgang übergehend, Jahre der Armut und des Hungers in Deutschland.
Ab dem Beginn der faschistischen Herrschaft beginnt man langsam wieder an die Zukunft für die Kinder zu glauben. Bis zum Kriegsbeginn des 2. Weltkriegs steigen die Geburten in Deutschland deutlich an. Ein deutlicher Beleg, daß man in Deutschland wirklich nicht wußte, was mit dem Faschismus auf die Menschen zukommen würde. Und tatsächlich: Im Jahre 1939, als der Krieg beginnt, hat Deutschland die höchste Geburtenzahl seiner ganzen Geschichte bis dahin: Etwa 1,3 Millionen Kinder werden geboren. Danach, bis 1945, wieder ein starker Abfall, wobei fast so niedrige Geburtenzahlen wie im ersten Weltkrieg erreicht werden.
Besonders beeindruckend aber an dem Bild der Vergleich zwischen Männern und Frauen. Rechts bei den Frauen ist ein starkes Übergewicht. Der erste Weltkrieg, vor allem aber der zweite Weltkrieg hat überwiegend so vielen Männern das Leben gekostet, daß das ganze Bild ab etwa 15 Jahre zurück „frauenlastig" ist.
Sehen wir nun die Situation 51 Jahre später, vor 4 Jahren. Die „Beule" der geburtenstarken Jahrgänge vor dem ersten Weltkrieg ist bereits verschwunden, diese Menschen sind meist schon gestorben, man kann aber noch das schwere Männerdefizit im obersten Teil der Kurve sehen.
Von den 68-jährigen (Jahrgang 1933) bis zu den 51-jährigen (Jahrgang 1950) ist die Kurve identisch mit der von 1950, die Zahl der seitdem Gestorbenen in dieser Altersgruppe ist noch so gering, daß dies bei der groben Darstellung nicht zu sehen ist.
Dann, nach 1950, beginnt eines der beeindruckendsten Phänomene der deutschen Geschichte: Zunächst eine deutliche wirtschaftliche Erholung, die dann direkt in das deutsche Wirtschaftswunder übergeht, begleitet von einem wahren Geburtenboom, wie es ihn nie vorher gegeben hat. Bis zum Jahr 1963 wird die absolute Rekordzahl an Geburten in Deutschland in einem Jahr erreicht: etwa 1,45 Millionen Babys.
Diese Entwicklung hätte wohl noch einige Jahre angehalten, vielleicht bis zum Jahr 1968, wenn da nicht die Anti-Baby-Pille erfunden worden wäre und der ‚Pillenknick’ eingetreten wäre. Allerdings wäre es völlig absurd anzunehmen, daß sich diese Steigerung der Geburtenraten ungebremst und zeitlich unbegrenzt fortgesetzt hätte ohne die Pille. Die Erfahrung aus dem „Knick" des Jahres 1910 spricht eine andere Sprache. Der ‚Pillenknick’ hat also lediglich die Verringerung von Geburten auf einige Jahre früher verlegt.
Deutlich in der Kurve auch der klare Überschuß an männlichen Geburten aus diesen Jahren.
Vergleicht man nun die laut Statistischem Bundesamt voraussichtliche Altersverteilung des Jahres 2050 mit den obigen Kurven, kann man eine deutlich Verschlankung feststellen. Ganz oben, bei über 80-jährigen kann noch der Rest der Baby-Boomer der Fünfziger- und beginnenden Sechziger-Jahre erkannt werden, aber dort sind schon so viele weggestorben, daß diese Altersgruppe zu diesem Zeitpunkt in jedem Jahr schon kleiner ist als die Gruppe der in den 70er Jahren bis 90er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts geborenen, die nun die Gruppe der 70jährigen bis 50jährigen darstellen. In dieser Gruppe, die ja dann im wesentlichen noch nicht pensioniert ist, haben wir zu diesem Zeitpunkt noch in jedem Jahrgang etwa 1 Million Menschen.
Erst wenn wir zu den unter Fünfzigjährigen in dieser Pyramide kommen, zu den Menschen, die jetzt gerade geboren werden oder noch nicht geboren sind, d.h. zu dem Teil, der eine Zukunfts-Vorausschau darstellt, nehmen die Geburten noch einmal deutlich ab und sinken auf bis zu unter 600 000 pro Jahrgang ab.
Worauf diese Voraussage beruhen soll, bleibt unklar. Die Vorstellung, daß in Deutschland die nächsten 45 Jahre etwa so bleibt wie jetzt, nur die Menschen noch weniger Lust haben, Babys zu bekommen, ist ausnehmend einfallslos.
Tatsache ist, daß wir schnelle Änderungen erleben, wie es sie vorher Jahrzehnte nicht gegeben hat. Die Durchsetzung der Agenda 2010 und von Hartz IV gegen den erklärten Willen der Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland und ähnlicher Programme in anderen Ländern hat schnelle Verschiebungen eingeleitet, die sich einerseits in politischen Krisen auswirken (Schröder muß vorzeitige Neuwahlen ausrufen, die EG steckt in einer doppelten schweren Krise: Verfassung und Finanzen) und andererseits in wachsendem Bewußtsein und Kampfwillen der Arbeiterklasse und des Volkes. Die Ankündigung der Bildung einer neuen Linkspartei mit bekannten Köpfen führte zu Ergebnissen von Meinungsumfragen, die es in der ganzen Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben hat. Eine noch nicht einmal konstituierte Partei hat bereits zwischen 8 und 11 % der Wählerstimmen in den Umfragen.
Tatsache ist, daß dieser Zeitraum der nächsten 45 Jahre jener ist, in dem entweder die sozialistische Revolution stattfinden wird (was sicherlich zu einem Baby-Boom führt) oder aber der Kapitalismus in der kapitalistischen Barbarei versinkt – und das würde die Bevölkerung weit über das hinaus zusammenschrumpfen lassen, was hier vorausgesagt wird.
Nehmen wir also den Unsinn von Voraussagen weg, die so nie eintreten werden, kann absolut zu keinem Zeitpunkt von einer ‚Vergreisung’ oder etwas ähnlichem die Rede sein. Tatsächlich wird die Zeit, wenn die Baby-Boomer der Fünfziger- und Sechziger-Jahre ins Rentenalter kommen, eine Verschiebung des Altersdurchschnittes der Bevölkerung nach oben erleben, aber eben auch nicht in dramatischen Maße. Dies wird etwa ab dem Jahr 2012 beginnen (falls das Renteneintrittsalter für die Männer bei 65 Jahren bleibt, die hier hauptsächlich betrachtet werden müssen, dann wird nämlich der erste größere Jahrgang der Männer das Rentenalter erreichen, der Jahrgang 1947) und sich bis in die 40er Jahre des neuen Jahrzehnts hinziehen, wenn die aus den 50er-Jahren des letzten ja schon 90 sind.
Zusammengefaßt kann man feststellen:
1.Die Aussage ist nicht wahr, daß die Menschen generell immer älter werden würden. In irgendeiner absehbaren Zukunft werden die Menschen in keiner Weise über ihr natürliches durchschnittliches Lebensalter von etwa 90 Jahren hinauskommen können.
2. Es gibt kein demographisches Problem von der Sorte, daß abzusehen sei, daß unsere Gesellschaft völlig ‚vergreise’, während fast keine Jungen mehr vorhanden seien. Die abzusehende Tendenz einer Verschiebung zu einem größeren Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft ist nicht dramatisch und außerdem zeitlich begrenzt.
3. Das Problem der Rentenkassen hat nichts mit der demographischen Entwicklung zu tun, sondern ist Ausfluß der Vernichtung von Millionen von Arbeitsplätzen und der daraus resultierenden Massenarbeitslosigkeit.
Link zum Originalartikel hier
Link zum 2.Teil der Ausarbeitung