'Das Undenkbare denken'
Von Karl Weiss
Der “International Monetary Found” (IMF) ist eine der wichtigsten internationalen Finanz-Institutionen und darf aus allen möglichen Gründen berechtigterweise kritisiert werden, aber nicht dafür, dass er nicht konservativ genug wäre. Nun aber hat dieser IMF die Regierungen der reichen Länder aufgefordert, „das Undenkbare zu denken“ in Bezug auf die fortschreitende internationale Finanz- und Wirtschaftskrise.
Was ist damit gemeint? Es wird gewarnt, es könne sein, dass sich die Finanzkrise, die sich durch Banken und Fonds-Organisationen ausbreitet, die beginnende Wirtschaftskrise weiter vertieft, weil die Möglichkeiten der Unternehmen, sich billig zu refinanzieren, bedroht sein könnten und dass die sich die beginnende Wirtschaftskrise weiter negativ auf die bereits bestehende Finanzkrise auswirkt, indem die schwindende Kaufkraft die Umsätze beeinträchtigt und dann auf die Renditen durchschlägt, die wiederum die bestehenden Finanzierungen in Frage stellen und damit eine Abwärtsspirale in Gang setzen.
Am Ende, so darf man die Warnung verstehen, könnte das gegenseitige Hochschaukeln der Finanz- und der Wirtschaftskrise zu einem Desaster wie jenem der 29-er Krise führen (in den USA „Die Große Depression“ genannt), welche die gesamte Weltwirtschaft und alle Finanzinstitutionen bis praktisch an den 2. Weltkrieg heran zurückwarf und ungehäures Elend in vielen Ländern auslöste.
Man weist dabei besonders auf die katastrophalen Begleitumstände hin:
- Der US-Dollar, immer noch die internationale Leit- und Reserve-Währung, ist in einem anscheinend unaufhaltsamen Entwertungsprozess begriffen, er steuert im Moment auf 1,60 im Vergleich zum Euro zu, aber niemand wagt eine Wette, dort würde er haltmachen. Er reisst die Weltwirtschaft mit hinunter, solange er nicht abgelöst ist.
- Der Erdölpreis, heute der wichtigste Leitpreis der Weltwirtschaft, beginnt sich in der Nähe von 110 Dollar pro Barrel einzunisten (was noch vor kurzem als Katastrophenszenario galt) und es sieht nicht so aus, als würde er bald wieder sinken, auch wenn er kurzzeitig abgerutscht ist.
- Der Goldpreis, früher die ausschlaggebende Zahl, aber auch heute noch einer wichtigsten Anhaltspunkt für Alles, was vor sich geht, hat nun endgültig das 1000 Dollar/Feinunze-Niveau überschritten - vor einem Jahr noch undenkbar -, was für die Weltwirtschaft und die Finanzwelt als entscheidendes Signal gewertet wird.
- Die schon bekannten Zahlen der US-Wirtschaft für das erste Quartal sind besorgniserregend, um das wenigste zu sagen. Man muss damit rechnen, dies Quartal wird bereits das erste negative Ergebnis gegenüber dem vorherigen Quartal ergeben, was bereits die Hälfte der offiziellen Deklaration des Beginns der Wirtschaftskrise bedeuten würde.
Wenn also der IMF warnt, es müsse „das Undenkbare gedacht“ werden, ist dies eine klare Warnung, es kann eben genau dazu kommen und die Regierungen sollen sich darauf einstellen.
Die „Zeit“ nennt dies in einem Artikel die „Kernschmelze des Finanzsystems“. Man höre nur, welche Massnahmen da ernsthaft diskutiert werden: „...die vorübergehende Nationalisierung von (...) Banken“, „... Gesetze, die die Institute dazu zwingen, ihren Kunden Kreditschulden zu erlassen...“, „...eine staatliche Gesellschaft, die Immobilien erwirbt...“. Welch unerhörte Absurditäten! Da hat Würth ja direkt recht, das wäre die „Edel-DDR“! Nur hat das im Gegensatz zu seiner Ansicht nichts mit „der Linken“ zu tun, sondern mit der „Fed“. Verkehrte Welt!
Eine Krise dieser Grössenordnung in der heutigen Situation ist nämlich kaum mit der damaligen zu vergleichen, als die Menschheit kaum 1 Milliarde Menschen umfasste. Heute sind es 6,5 Milliarden!. Das Ausmass der Arbeitslosigkeit, des Elends, der generellen Armut würde alles vorher Bekannte übertreffen.
Die Menschen würden sich das natürlich nicht so einfach gefallen lassen, zumal die Superreichen natürlich weiter superreich wären und die Politiker weiterhin von Party zu Party eilen würden.
Soziale Aufstände bisher unbekannten Aussmasses wären die offensichtlichen Folgen in vielen Ländern der Industrie-Welt und man stellt sich bereits darauf ein:
Der Überwachungsstaat, die Rasterfahndung, die Lokalisierung der Handys, die Überwachung der Konten, die Video-Überwachung, das Eindringen in die Computer und vieles mehr wird entwickelt, denn man wird potentielle Anführer solcher sozialer Bewegungen rechtzeitig aus dem Verkehr ziehen wollen.
Auf diesem Photo kann man Elmar im Januar 2006 auf der Stuttgarter Montagsdemo sehen. Im Hintergrund erkennt man die Polizeiwagen, aus denen ununterbrochen fotografiert und gefilmt wurde. Warum wohl?
Entsprechende Ausweitungen der Gefängnis-Kapazitäten sind bereits im Bau.
Lassen wir uns nicht an der Nase herumführen. Der Überwachungs- und Unterdrückungsstaat ist bereits am Anrollen, denn man weiss, mit der Wirtschaft wird keine Staat mehr zu machen sein und Mehr und Mehr werden zur Überzeugung kommen: Dieses System muss weg!
Veröffentlicht am 18. März 2008 in der Berliner Umschau, hier leicht redigiert
Originalartikel