Brutaler Einbruch der US-Wirtschaft
Von Karl Weiss
Soeben wurden die Zahlen des GNP (Gross National Product, etwa: Brutto-Inlandsprodukt) der USA für das vierte Quartal 2008 revidiert. Auf das Jahr umgerechnet, beträgt der Rückgang der Wirtschaftsleistung 6,2%. Solche Rückgänge gab es nicht seit Beginn der Achtziger Jahre, aber damals waren sie auf einen relativ kurzen Zeitraum beschränkt. Dieses Mal sieht es mehr so aus, als ob dieser Rückgang nur der Beginn es noch weit tieferen Einbruches ist.
Die „Financial Times Deutschland“ sieht die US-Wirtschaft bereits in einem Teufelskreis: „Die Aufträge für Investitionsgüter brechen ein, die Unternehmen entlassen Mitarbeiter. Letztere konsumieren weniger, was wiederum die Nachfrage drückt - und zu Auftragseinbrüchen führt.
Im Vergleich haben nur die Volkswirtschaften von Japan und Deutschland im 4. Quartal einen noch höheren Einbruch erlebt. Deutschland erlebte ein Minus von 8,2% umgerechnet aufs Jahr, die letzte Schätzung für japan beträgt 9,3%, bezogen aufs Jahr. Damit hat die Weltwirtschaftskrise den drei grössten Volkswirtschaften der Erde (nach dem Dollar-Vergleich) auch die drei heftigsten Einbrüche beschert.
Auch in den USA hat ein stark gefallener Export wesentlich zu diesem Desaster-Ergebnis beigetragen. Er ging im Quartal um 23,6% zurück. Sieht man einmal von China ab, sind damit die drei Wirtschaften mit dem höchsten Export am stärksten betroffen, denn eine der Haupt-Wurzeln des Wirtschaftseinbruchs ist der gewaltige Rückgang des internationalen Warenaustausches. Fast die Hälfte der internationalen Handelsflotte liegt vor Anker und wartet auf Beschäftigung.
Bei den USA ist allerdings im Gegensatz zu Deutschland und Japan der Export nur zu einem kleinen Teil am Brutto-Inlandsprodukt beteiligt. Dort macht der Inlandskonsum 70% der Wirtschaftsleistung aus. Aber eben genau dieser Konsum geht bereits ein ganz es Jahr beständig zurück. Das ist nicht nur die wesentliche Basis der US-Krise, sondern der ganzen Weltwirtschaftskrise. Insofern ist das Obama´sche Konjunkturprogramm nicht zielgerichtet genug. Anstatt vor allem den Konsum zu steigern, was vor allem über die Ärmeren und Sozialhilfeempfänger funktioniert hätte, setzt man zu viel auf Hilfe für Unternehmen.
Das ist der typische Fehler von Harvard-Ökonomen: Sie negieren völlig die Wirkung des privaten Verbrauchs auf die Wirtschaft und sehen diese vor allem als die Summe der Unternehmen. Sie wollen nicht begreifen, was die Ursache der Krise ist: Die Menschen können nicht mehr alle produzierten Güter kaufen, weil sie nicht genügend Geld haben.
Die Verbraucher in den Vereinigten Staaten schränkten ihre Ausgaben zu Ende des Jahres 2008 (Viertes Quartal) um 4,3% gegenüber dem Vorquartal ein. Eine solche Abnahme innerhalb eines Quartals ist seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen.
Die Auftragseingänge von Investitionsgütern der Industrie in den Vereinigten Staaten erlebten im Januar 2009 einen Rückgang von 5,2% gegen den Dezember (der ja schon ein Krisenmonat war).
Inzwischen leben bereits 5,1 Millionen US-Amerikaner von staatlicher Unterstützung. Die tatsächliche Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung ist aber weit höher. Viel realistischer dürften die Zahlen der Arbeitslosigkeit in Kalifornien sein. Dort hat die Quote eben die 10 % überschritten.
Währenddessen ist das Schicksal der beiden am meisten betroffenen Autobauer GM und Chrysler ungewiss. Die Obama-Regierung hat bisher keine neuen Gelder locker gemacht. In der nächsten Woche soll die Entscheidung fallen, ob weiteres Geld in diese Autombilkonzerne gesteckt weden soll. Auf jeden Fall wird es weitere Massenentlassungen in der Automoblindustrie geben, was den Konsum in den USA weiter schrumpfen lassen wird.
Veröffentlicht am 2. März 2009 in der Berliner Umschau