Immer absurder - Hysterie um „sexuelle Straftaten“
Von Karl Weiss
Originalveröffentlichung
Ausgehend von den USA, wo eine unheilige Allianz zwischen rechtsextremistischen evangelischen Kirchen und der katholischen Kirche dies vorantreibt, wird überall auf der Welt eine Hysterie geschürt, die unter dem Vorwand der Bekämpfung sexueller Straftaten läuft, aber zum Inhalt hat, bereits die Nacktheit als solche zu einem Delikt zu machen und moralisch Zweifelhaftes (wie "Doktorspiele" oder Ehebruch) zu einem Verbrechen.
Ein typisches Beispiel hierfür wird am 23.10.09 aus dem US-Bundesstaat Virginia gemeldet. Der 29-jährige Eric Williamson stand um 6 Uhr morgens auf und tappte nackt, wie er schläft, zur Küche, um die Kaffeemaschine anzuwerfen. Dabei kam er an einem Fenster vorbei, durch das man ihn von außen sehen konnte.
Dort draußen lief gerade eine Mutter mit ihrem sieben Jahre alten Sohn vorbei und die beiden konnten den Nackten sehen. Da junge Männer (und nicht nur junge) oft mit einer Erektion aufwachen, darf davon ausgegangen werden, es war ein erigiertes Glied zu sehen.
Nun wurde Williamson wegen „Exhibitionismus“ angeklagt.
Jedem verständigen Menschen ist klar, dass ein qualitativer Unterschied besteht zwischen jemandem, der auf die Strasse geht, dort seinen Mantel öffnet und sein erigiertes Glied Kindern zeigt und jemanden, der in der eigenen Wohnung durch Zufall von außen gesehen wird.
In den USA ist Exhibitionismus in den meisten Staaten, mit hohen Strafen belegt, in Virginia „nur“ mit einem Jahr, obwohl es zum Allgemeingut der Fachleute gehört, dass Exhibitionisten harmlose Kerle sind und keine Kinder vergewaltigen. Auch darf der psychische Schaden eines Kindes, das ein erigiertes männliches Glied sieht, als äußerst gering bewertet werden.
Unabhängig davon, schon die Tatsache, dass eine solche Anklage gegen Williamson erhoben wurde, zeigt bereits, wie alle diese Dinge mit der angeblichen Unzahl an Kinder-Vergewaltigern und –Mördern aus dem Ruder gelaufen sind. Alle, auch harmlose „sexuelle Straftaten“ werden wie das Vergewaltigen oder Ermorden von Kindern behandelt.
Williamson mag diesmal davonkommen, wenn er aber einen Richter findet, der aus „moralischen Gründen“ mit der ständig steigenden Zahl der Untaten der „Kinderschänder“ aufräumen will, dann können ihm ein Jahr Gefängnis drohen. Einmal im Gefängnis, hat er eine gute Chance, dort weitere Strafen „einzufangen“, denn Übertretungen von Gefängnisregeln werden schon mal mit einem Jahr zusätzlich belegt. Dabei teilt man diese Regeln den Neulingen vorsichtshalber nicht mit, so dass sie sich unweigerlich plötzlich einer neuen Anklage gegenübersehen.
Rastet derjenige dann aus, wurden ihm gleich noch einmal einige Jahre aufgebrummt. Außerdem lässt man in vielen dieser Gefängnisse „Sexualtäter“ systematisch von homosexuellen Gefangenen vergewaltigen und sieht lächelnd zu.
Wird der Gefangene entlassen, wird er sofort in die Datei der „Sexual offenders“ aufgenommen und muss sich an- und abmelden, wo er sich auch niederlässt. Im Internet kann jeder die Daten der „Sexual offenders“ abrufen, die in seiner Stadt oder Nähe wohnen, mit Name, Lichtbild, Adresse und Art der Straftat. Es kam bereits verschiedentlich zu Lynchmorden.
Viele der als „Sexual offenders“ gebrandmarkten Personen versuchen zu fliehen und lassen sich unter anderem Namen in einem anderen Staat nieder. Eine große Anzahl lokaler Fernsehstationen, die in einem extremen Wettbewerb mit den landesweiten Sendern stehen, haben es sich zum Sport gemacht, solche „Sexal offenders“ auf der Flucht aufzuspüren und ins Gefängnis zu bringen. Auf das Nichtmelden stehen wieder Jahre von Gefängnis und in der Praxis oft viele, viele Vergewaltigungen.
In den USA ist bereits in vielen Staaten Ehebruch strafbar, in Michigan sogar unter Umständen mit lebenslänglich, siehe auch diesen Artikel: „USA: Absurditäten des religiösen Extremismus“.
Es wird auch versucht, homosexuelle Beziehungen wieder strafbar zu machen. Die Aufhebung des Abtreibungsverbots wird schon in mehreren Staaten durch spezielle Gesetze umgangen. In einigen Staaten ist Oralsex bereits ein Verbrechen, in einigen Analsex. Wo der Einfluss des religiösen christlichen Extremismus besonders stark ist, wie z.B. im Staat Georgia, ist auch bereits Sex unter 18 eine Straftat. Über einen besonders krassen Fall mit 10 Jahren Gefängnis ohne Bewährung für einverständlichen Sex unter Jugendlichen siehe diesen Artikel: „Sex? Gefängnis!“
Auch in Deutschland wird die aufgeklärte Haltung gegenüber dem Sex bereits wieder zurückgedreht zu absurden Bestrafungen für Dinge, die in den Rahmen der persönlichen Lebensführung fallen. So können nach dem neuen Sexualstrafrecht zum Beispiel die Besitzer von Fotos von FKK-Stränden wegen Besitz von Kinderporno angeklagt werden, wenn jemand diese Fotos ‚aufreizend’ finden könnte.
Die Politiker glauben sich profilieren zu können, wenn sie härtere Strafen für Kinderporno als ihre Leistung hinausposaunen, während sie in Wirklichkeit die Strafbarkeit auf Dinge ausgedehnt haben, die überhaupt kein Kinderporno sind, wie zum Beispiel Nacktfotos.
Das bietet Handhaben gegen breite Teile der Menschen in Deutschland und kann zur Verfolgung von Dissidenten missbraucht werden. Eine ausführliche Dokumentation über das neue Sexualstrafrecht in Deutschland ist in den drei Dossiers „Verschärfung Sexualstrafrecht 1“, „Verschärfung Sexualstrafrecht 2“ und „Verschärfung Sexualstrafrecht 3“ enthalten.