Freitag, 27. November 2009

Offener Brief an die 'Arbeiterfotografie'

Wir repräsentieren die Aufklärung

Von Karl Weiss

Originalveröffentlichung

Zu den Artikeln gegen Euch in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ und Eurer Gegendarstellung, die in der Berliner Umschau eingestellt wurde.

Ich habe die Auseinandersetzung verfolgt, zumal ich die E-Mails der „
Steinbergrechercheabonniert habe und so jeweils den neuesten Stand erfuhr.

Pfarrer Dr. Stoodt

Zunächst darf ich Euch meine Solidarität aussprechen und die Stellungnahmen in der „Neuen Rheinischen Zeitung“, speziell die vom Zeitgenossen Stoodt, verurteilen. Ich wäre sicherlich zu jener Veranstaltung im Club Voltaire in Frankfurt gekommen, wenn ich in Deutschland gewesen wäre und hätte mitgeholfen, sie zustande kommen zu lassen.

Da ich selbst bereits in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ geschrieben habe, zusammen mit Herrn Hans Georg von jenem Blatt (siehe hier: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10117 ), fühle ich mich auch persönlich betroffen, nicht nur als Linker und Bürger-Journalist. Heute scheint es so, als müsste ich mich glücklich schätzen, weil dort weitere Beiträge von mir nicht mehr angenommen wurden. Es wäre eine Tragödie, wenn ein Blatt, das den Namen von Karl Marxs Zeitschrift benutzt, nun in die Hände von Leuten aus dem Umfeld der Anti-Deutschen-Szene gefallen sein sollte.

Was Herrn Stoodt betrifft, ist er nach meiner Kenntnis ein aufrechter Antifaschist. Offensichtlich hat er sich von Leuten beeinflussen lassen, die ihn veranlasst haben, seinen Namen für eine schlechte Sache herzugeben, nämlich euch ans Bein zu pinkeln. Wieso er seinen Namen unter einen Artikel gesetzt hat, der gar nicht von ihm zu sein scheint und eine Menge falscher Behauptungen aufstellt (unten belege ich weitere), entzieht sich meinem Verständnis.

Speziell bin ich aber nun persönlich angesprochen, denn die Stoodtsche Erklärung behauptet, die „Berliner Umschau“ sei „Querfront“, also Zusammenarbeit von radikal Linken mit extrem Rechten. Ich bin aber eben einer der linken Kommentatoren der Berliner Umschau und müsste daher logischerweise mit Faschisten zusammenarbeiten. Bei einem solchen Vorwurf hört bei mir die Toleranz auf und ich erkläre hiermit Stoodt zu einer Dreckschleuder. Wieso er sich zu dieser Erklärung hat hinreißen lassen, ist mir schleierhaft.

Die Vorwürfe „Querfront“ gab es in den letzten Jahren immer wieder – nur kamen sie praktisch ausschließlich aus der Ecke „Anti-Deutsche“. Speziell in „indy-media“ war der Vorwurf „Querfront“ fast täglich im Gebrauch – auch dort muss man davon ausgehen, alles ist längst von „Anti-Deutsch“ und Umfeld übernommen worden.

Geht man den einzelnen Fällen nach, bei denen jemand „Querfront“ vorgeworfen wird, so wird mit lächerlichen Argumenten gearbeitet. Zunächst: „Querfront“ wird immer nur Linken vorgeworfen, nicht ein einziger Fall, wo Faschisten Querfront vorgeworfen wurde. Wie kann jemand mit Rechten zusammenarbeiten, wenn es rechts gar keinen Widerpart gibt?

Das ist auch logisch, denn für Rechte wäre es ja ein großer Erfolg, wenn es ihnen irgendwie gelingen könnte, in einen linken Zusammenhang eingebunden zu werden. Für Linke dagegen ist der Vorwurf Querfront praktisch Rufmord.

Was dann an „Beweisen“ kommt ist hanebüchen. In der Regel wird abgeleitet, weil jemand einem rechten Magazin („Junge Freiheit“) ein Interview gegeben habe, sei er „Querfront“. Meistens wusste derjenige gar nicht, wem er da ein Interview gibt.

Da wurde zum Beispiel behauptet, die MLPD sei „Querfront“. Beweise? Ein Sprecher der MLPD habe einmal auf der gleichen Kundgebung gesprochen wie ein Abgeordneter, der später nach ganz rechts abgewandert sei. Außerdem gäbe es in Würzburg eine Buchhandlung „Neuer Weg“, die u.a. extrem rechtes Material vertreibe. Da der Verlag der MLPD auch „Neuer Weg“ heißt, sei damit die Querfront bewiesen.

Phantastische Beweisführung, was?

Im Fall der „Berliner Umschau“ wird argumentiert, der Eigner, Martin Müller-Mertens, habe früher mal an einem anderen Objekt gearbeitet, das u.a. in einer Zeitschrift von Vertriebenen angekündigt worden sei. Das belegt genau was???

Was Stoodt zitiert, um der Berliner Umschau „Querfront“ zu „beweisen“, ist in zwei der drei Fälle ein uraltes, schwer verständliches, anonymes Gemurre aus „indy-media“, offenbar beides aus der gleichen Quelle. Es wird behauptet und als Beleg eine andere Behauptung gebracht. Nachprüfbare Quellen: Fehlanzeige – dazu offenbar aus der Anti-Deutschen Ecke. Da müssten bei Stoodt eigentlich einige Warnlampen angegangen sein. Hätte er auch die Kommentare unten drunter gelesen, wäre ihm schon aufgefallen, wie man das einschätzen muss: Reine Dreckschleuderei, gekünstelte „Insider“-Attitude („ich weiß alles“) ohne tatsächlich nachprüfbare Fakten, kurz: Typisches „Anti-Deutsche“-Geschmiere.

Der dritte Beleg, bei dem er sich ausdrücklich von der Quelle distanziert (warum bringt er es dann?) ist ein Artikel aus RF-news, der überhaupt nicht über „Querfont“ geht, sondern über die Frage, ob die Berliner Umschau eine linke Zeitung ist. Es wird bemängelt, dass über Faschisten im Ton bürgerlicher Blätter „objektiv“ berichtet wird, nicht im Ton linker Blätter. Nur hat die Berliner Umschau auch nie behauptet, ein linkes Blatt zu sein, also ein schlichtes Missverständnis.

Typisch auch, was man den Akteuren im Club Voltaire vorwirft: Davidson plädiert, man könne auch mit traditionell Rechten Kontakt haben. Ich geh davon aus, er meint damit keine Faschisten. Selbstverständlich kann und soll jeder Kontakt mit allen möglichen Menschen im Volk haben, auch und gerade, wenn sie nicht mit unseren Ansichten übereinstimmen. Wir prangern ja gerade an, dass die Politik jeden Kontakt zu den Menschen verloren hat. Wir müssen uns immer auch wieder mit rückständigen Ansichten auseinandersetzen. Linke Grüppchen in hermetischer Abgeschiedenheit sind geradezu das klassische Beispiel von Absurditäten.

Auch ist es schlicht absurd uns vorzuwerfen, dass einige der aufklärerischen Themen von Linken dann auch von Rechten aufgegriffen werden, denn auch sie versuchen sich als „gegen die Regierung“ darzustellen, wie zum Beispiel das 9/11-Thema. Nach dieser Logik müssten wir uns sofort von Themen zurückziehen, die auch von Faschisten aufgegriffen werden. Auf diese Art könnten uns die Faschisten alle Themen aus der Hand schlagen. So dürften wir zum Beispiel nicht mehr gegen Hartz IV sein, weil auch die Faschisten vorgeben, dagegen zu sein. Diese Argumentation ist so absurd, dass sie zwangsläufig auf die Argumentierenden zurückfällt. Wer dafür ist, sich von Faschisten alle Themen aus der Hand nehmen zu lassen, kommt selbst in die Nähe von Faschisten, denn er lässt sich von Faschisten vorschreiben, was er tut oder nicht.

Das klassische Argument aller dieser Rechten ist aber das: Wenn ihr die Taten des Staates Israel kritisiert, seid ihr Antisemiten. Ebenso wie die „Verschwörungstheoretiker“: Beides reine Totschlagargumente - wie auch das der Querfront -, die auf ihre Urheber zurückfallen. Wer mit Totschlagargumenten arbeitet, hat keine und ist damit schon überführt.

Wann hätte es je eine „Querfront“ gegeben in der Geschichte aller kapitalistischen Gesellschaften seit dem 18. Jahrhundert? Niemals! Herr Stoodt, nennen Sie auch nur ein Beispiel! Rechts und links finden nicht zusammen, sie haben nämlich grundsätzlich entgegengesetzte Ziele und Ideale.

Es ist vielmehr eine Propagandabehauptung aus der kapitalistischen Trickkiste: Links und rechts sei alles dasselbe. Beide wollten nur „unsere demokratische Grundordnung“ beseitigen. In Wirklichkeit arbeitet dieser Staat intensiv mit den Faschisten zusammen und ist alles Andere als eine Demokratie. Ein wesentlicher Teil der Funktionäre und Mitglieder der NPD sind Staatsangestellte oder von Staat bezahlte Spitzel. Ohne sie hätte die NPD überhaupt keine Existenz als Partei. Die Linken dagegen, das sind die Gegner, gegen die vorgegangen wird, denn die wollen eben eine wirkliche Demokratie und sind daher gefährlich in einer kapitalistischen Monopoldiktatur. Man sehe sich nur die Aktionen der Polizei bei Faschistenaufmärschen mit Gegendemonstrationen an. Wer das sieht, weiß alles.

Wenn eine unserer Regierungsparteien, die FDP, den faschistischen Putsch in Honduras aktiv unterstützt, dann weiß man, auf welcher Seite die stehen.

Was die Berliner Umschau betrifft, das ist eine Internetzeitung, kein linkes Organ wie die Linke Zeitung, die Junge Welt oder ähnliche. Zwar hat die Berliner Umschau mit Charly Kneffel und mir zwei linke Kommentatoren, aber das wars denn auch. Die große Mehrzahl der Artikel könnte auch in jedem Massen-Blatt stehen. Also kein linkes Blatt.

Ich schreibe nun über 4 Jahre in der Berliner Umschau (vorher: Rbi-aktuell) und habe nie einen Artikel dort gefunden, der rechtsextremes oder faschistisches Gedankengut propagiert hätte. Ich bin mit der Richtung vieler Artikel nicht einverstanden (weil sie einen bürgerlichen Standpunkt einnehmen), aber das ist ja nicht der Punkt. Wenn ich ein Medium will, das meine Gedanken wiedergibt, dann mach ich ein Blog – und das habe ich getan: http://karlweiss.twoday.net.

Kurz: Es gibt einen ganz anderen Grund, warum „Anti-Deutsche“ und Umfeld so gerne andere der „Querfront“ anklagen: Sie selbst, frühere Linke, haben sich nach rechts begeben, zu Positionen, die sie dazu bringen, mit US- und Israel-Fahnen zu Demonstrationen zu kommen. Wer sich mit den wichtigsten Massaker- und Massenmörder-Staaten gemein macht, der hat nicht einmal mehr Mitleid verdient, sondern nur die Feindschaft eines jeden Menschen guten Willens.

Wenn sich Stoodt rühmt, keinerlei Gemeinsamkeiten mit Anti-Deutschen verdächtig zu sein, so mag das für die Vergangenheit gelten. Spätestens mit dieser offensichtlich nicht gut überlegten Unterschrift unter einer Stellungnahme gerät er in deren unmittelbare Nähe. Herr Stoodt, überlegen Sie sich ernsthaft, ob Sie das aufrechterhalten wollen.

Aus diesem Grund, liebe Freunde von der Arbeiterfotographie, lassen wir uns nicht ablenken von unserer Arbeit, denn es gibt ausreichend Menschen, die uns zuhören, die nicht wissen, was sie tun sollen, aber eine Riesen-Wut im Bauch haben. Wir haben ihnen zu helfen, die komplizierten Verhältnisse auf die Reihe zu bekommen.

Ihr habt wesentlich für ein besseres Verständnis beigetragen und auch ich bemühe mich, dies zu tun.

Wir stehen auf den Schulterns Voltaires und anderer, welche die Aufklärung repräsentieren. Wir müssen uns ihrer Wert erweisen. Leute wie Stoodt und andere werden hoffentlich bald bemerken, in wessen Nähe sie da gelangt sind.

Dieser Kapitalismus und seine Fahnenträger (US- und Israel-Fahnen) haben nur noch Krieg, Not, Untergang, Krisen und Verblödung zu bieten, wir dagegen repräsentieren die Zukunft der Menschheit.

Karl Weiss - Journalismus

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