Deutschland: Fortschreitende Handels-Umsatzeinbrüche
Von Karl Weiss
Auch jetzt noch, nach den Wahlen, versuchen die Politik und die Massenmedien den Bundesbürger an der Nase herumzuführen. Während sie andauernd von „guter Konsum-Laune“ der deutschen Verbraucher faseln, basiert auf Meldungen der „Gesellschaft für Konsumforschung“, wo anscheinend berufsmäßige Fälscher sitzen, ist die Wirklichkeit eine andere.
Im September (jetzt veröffentlichte Zahlen des statistischen Bundesamtes) fielen die Umsätze im Großhandel in Deutschland real (also unter Herausnahme der Preisänderungen) um 9,8% im Vergleich zum Vorjahr. Im Vergleich zum August lag der Rückgang (preis-, kalender- und saisonbereinigt) bei 1,7%. Die gleichen Zahlen in Bezug auf den Einzelhandel lagen bei real 3,9% weniger gegen den Vorjahresmonat und real 0,5% gegen den Vormonat.
Doch das ist noch keineswegs alles: Nimmt man nämlich statt der realen Umsätze (also preisbereinigt) die nominalen, also in Euro, so sind die Rückgänge noch höher, es gibt also Preisverringerungen oder mit anderen Worten das Gespenst: Deflation!
Nominal fiel nämlich der Großhandels-Umsatz im Jahresvergleich September-September um 17,2% und gegen den Vormonat um 2,8%; sowie der Einzelhandelsumsatz im Jahresvergleich um 4,8%.
In der Regel geht man davon aus, dass die Umsätze im Lebensmittel-Einzelhandel außer in einigen kaum vorstellbaren Extremsituationen nie zurückgehen, oder im Normal-Fall nur um die Verminderung der Bevölkerung (die liegt in Deutschland um 0,1% im Jahr und kann daher vernachlässigt werden).
Nun, wir haben eine solche kaum vorstellbare Extremsituation: Der Einzelhandelsumsatz sinkt auch im Lebensmittel-Einzelhandel und zwar sowohl nominal wie auch real! Der Bundesbürger ist im Schnitt gezwungen, auf billigere Marken oder Lebensmittel überzugehen! Eventuell sind auch schon einige dabei, die schlicht und einfach weniger Lebensmittel kaufen, weil es nicht mehr für die gewohnte Menge reicht.
Hier die Zahlen für den Lebensmittel-Einzelhandelsumsatz: Im September-September-Jahresvergleich real minus 2,3% und nominal minus 3,7%. Im Laufe der letzten zwei Jahre ist damit der Einzelhandel mit Lebensmitteln um mehr als 6% zurückgegangen.
Das unterscheidet Deutschland auch ganz klar von anderen europäischen Ländern: Im Vergleich mit Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien, Niederlande, Belgien, Österreich, Dänemark, Finnland, Schweden, Portugal, Irland und Griechenland ist die Entwicklung in Deutschland bezüglich der Einzelhandelsumsätze von 2005 bis 2009 am negativsten.
Das sind die Erfolge der Schröder- und dann der Merkel-Regierung: Gezielte und brutale Verarmung der breiten Mehrheit der deutschen Bevölkerung, während für die Zocker an den Derivate-Börsen der Himmel offen steht: Wenn sie sich verzocken, springt die Regierung mit Steuerzahlergeld in die Bresche!
Der Ex-Bankier Jürgen Jahnke nimmt diese Entwicklung mit spitzem Bleistift aufs Korn in diesem Artikel in seinem mit vielen interessanten Statistiken gespickten Internet-Portal.
Allerdings kann er nicht sehen, dass dies eine Verarmungspolitik ist, und zwar eine absichtliche: Es wird den weniger Bemittelten genommen, so dass sie in die Armut absinken und den Reichen gegeben, die damit dann die Zockereien finanzieren, die uns in die Finanzkrise geführt haben. Er meint, es habe mit einer Verunsicherung der Verbraucher zu tun (was auch ein Faktor sein mag), aber der Begriff Verunsicherung ist wohl für jemanden, der sich einfach nicht mehr leisten kann, was er noch vor kurzem konsumierte, nicht der richtige.
Veröffentlicht am 25. November 2009 in der Berliner Umschau