Deutsche Wirtschaft: Nur die Exporte, und die sind gefährdet
Von Karl Weiss
Die Aufschwung-Propaganda, angeführt von der deutschen Bundesregierung, mit feinsten Nuancen ‚belegt‘ durch die Medien, allen voran ‚Bild‘, versucht den zutiefst empörten Bundesbürger zu beruhigen, denn es stehen wichtige Landtagswahlen an. Wer wird schon in einem XXL-Aufschwung gegen die Regierung stimmen, nicht wahr?
Das Problem ist nur, es gibt diesen Aufschwung nur in Form von getürkten Umfragen, wie dem GFK-Konsumklimaindex, der neben anderen Lügenmärchen zur Täuschung des Bürgers dient.
Nimmt man die realen Zahlen der Einzelhandelsumsätze, inflationsbereinigt, ohne KFZ-Handel, so sieht man klar, ein Konsumboom findet nicht statt: Im Vergleich zum Januar 1994 lag der November 2010 bei 95,8 Indexpunkten, also eine Einbusse von 6,2% in 16 Jahren. 16 Jahre, in denen es im Schnitt nur abwärts ging mit dem Geld, das der Deutsche durchschnittlich zu konsumieren hatte.
Selbst wenn man nicht die inflationsbereinigten Zahlen nimmt, sondern die nominalen, erreicht der November 2010 mit 99,4 Punkten noch nicht einmal die Zahlen des Jahres 2001!
Oder nehmen wir einen anderen Index, die Einnahmen des Staates aus der Umsatzsteuer. Betrachtet man die Werte für diese Einnahmen in Quartalen, so blieb das 3. Quartal 2010 um 6,88% hinter dem gleichen Vorjahresquartal zurück und das war das Krisenjahr 2009. Vergleicht man die Novemberzahlen von 2010 mit denen von 2009, so gibt es einen Rückgang von 3,46%.
Etwas vergleichbares gibt es auch, wenn man die Statistik der Inlandsaufträge, preisbereinigt, der deutschen Industrie ansieht: Die Inlandsaufträge lagen im November 2010 mit 107,1 Punkten nur um +2,98% über dem Niveau von Januar 1991 (104,0 Indexpunkte), in 19 Jahren blieb also das Niveau der Inlandsaufträge der deutschen Industrie fast gleich! Der deutsche Binnenmarkt stagniert seit fast 20 Jahren!
Allerdings gibt es den Export. Der war und ist die einzige Stütze der deutschen Wirtschaft, doch hat das deutsche Volk nur wenig davon. Die Erlöse davon bleiben ja bei den Besitzern und Aktionären, während Löhne, Gehälter und Arbeitsplätze (die es wert sind, so genannt zu werden), auf dem absteigenden Ast sind.
Die Auslandsaufträge der deutschen Industrie lagen im November um 8,2% über dem Vormonat. Im Vergleich mit 1991 sind sie um 126,65% gestiegen! Da wird deutlich: Die Industriekapitäne haben mit den Exporten den grossen Reibach gemacht und haben davon exakt Null an die Beschäftigeten weitergegeben! Die riesigen Gewinne wurden zum Zocken an den Börsen verwendet, was einer der Gründe der Wirtschaftskrise ist.
Doch auch die florierenden Exportgeschäfte sind kein Anlass, von einem Aufschwung zu sprechen, denn sie sind bereits gefährdet. Das mekt man, wenn man die Aufträge aus dem aussereuropäischen Ausland mit dem aus der Eurozone vergleicht. Im November ging der Auftragseingang aus der Eurozone um 1,4% gegenüber dem Vormonat zurück. Das ist bereits der vierte aufeinanderfolgende Monat mit einem Minus der Auftragseingänge der Industrie aus der Eurozone.
Mit anderen Worten: Auch wenn der Export nach China boomt, der in die anderen Länder des Euros ist bereits auf dem absteigenden Ast, weil die Länder der Eurozone in eine neue, noch tiefere Wirtschaftskrise abrutschen – es mussten ja überall Sparmassnahmen (beim Volk natürlich, nicht bei Industrie und Banken) verordnet werden, was dem zarten Pflänzchen Aufschwung in all diesen Ländern durchweg den Garaus gemacht hat.
Das von all dem glorreichen Exportaufschwung nichts beim Volk hängen blieb, zeigt auch eine andere Statistik:
Die der realen (preis- ,saison- und kalenderbereinigten) durchschnittlichen Nettolöhne und -gehälter je Monat und je Arbeitnehmer. Im 3. Quartal 2010 ging es “stramm aufwärts” auf durchschnittliche 1423 Euro, immer noch -5,4% unter dem Niveau des ersten Quartals 1991!
1423 Euro im Monat, das ist es , was die deutschen Superreichen für den deutschen Arbeitnehmer übrig haben!
Allerdings gibt es einen Bereich, in dem die aktuellen Zahlen einen deutlichen Aufschwung belegen: Die Lebensmittelpreise! Im Dezember 2010 erzielte der FAO-Food Price Index mit 214,7 Punkten ein neues Allzeithoch! Es handelt sich um den Index der FAO (Food and Agricultur Organisation), bezogen auf die 55 am meisten gebrauchten Lebensmittel.
Na denn Mahlzeit!
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