Die Internationale - wer hätte das gedacht

Polizei verhilft altem Kampflied der Arbeiter zu einer Renaissance

Von Karl Weiss

Kaum zu glauben, aber wahr. Wenn es der ‚Stern’ bringt - der hat bestimmt kein Interesse, so etwas zu erfinden. Das Singen der Internationale, einem Kampflied der Arbeiter aus dem 19. Jahrhundert, das weiterhin sehr frisch klingt, hat einer Gruppe von Gegnern des G8-Gipfels einen unfreiwilligen Gefängnisaufenthalt eingetragen.

Private Sicherheitskräfte hatten angerufen bei der Polizei, weil vor dem Hotel in Heiligendamm, in dem im Juni die G8-Herren tagen wollen, eine Gruppe die Internationale sang. Wurden sie etwa von der Polizei belehrt, man darf in Deutschland die Internationale singen? Nein!

Polizeieinsatz gegen friedliche Demonstranten

Ganz im Gegenteil, die Polizei liess die Truppe „Kavala“ eingreifen, die auf die Verfolgung von G8-Gegnern spezialisiert ist. Am Ortsausgang von Heiligendamm passte diese Einsatztruppe die Sangeskünstler ab. Die Personalien wurden festgestellt, die Personen durchsucht. Man erklärt offen, es ginge um das Singen der Internationale. Es stellte sich heraus, die musikfreudigen Herren waren Wissenschaftler und Studenten aus mehreren Ländern.

Einer von ihnen war aus Rostock, Martin Krämer, seines Zeichens Doktor der Agrarwissenschaften, 35 Jahre alt. Auf die Frage, ob es denn seit Neuestem verboten sei, die Internationale zu singen, wurden die Polizisten fuchtig. Er und ein anderer Sänger wurden festgenommen und aufs zuständige Polizeirevier in Bad Doberan gebracht. Sie seien ein Sicherheitsrisiko.

Chorknaben und Russen

Unter den Chorknaben waren auch Russen. Sie mobilisieren einen Duma-Abgeordneten in Moskau. Der hat einen Draht zu Putin. Der musste sich genau zu diesem Zeitpunkt gerade von Frau Merkel anhören, Russland sei keine Demokratie, denn man verfolge Oppositionelle, die Demonstrationen machten. Alle wissen, was er geantwortet hat.

Filbinger - Schäuble

Schäuble ehrt den verstorbenen Faschisten Filbinger

Kurz danach werden die Festgenommenen schnell entlassen. Wenn internationale Diplomatie betroffen ist, dann sind die Sangesfreudigen plötzlich kein Sicherheitsrisiko mehr.

Obrigkeits- und Überwachungsstaat

Wer hätte das gedacht, die Internationale! Sie war in Frankreich entstanden, unmittelbar nachdem die Pariser Kommune, der erste sozialistische Staat, im Blut ertränkt worden war.

Wer also geglaubt hatte, die Internationale sei vielleicht schon etwas verstaubt, muss sich eines Besseren belehren lassen. Sie ist der Staatsmacht des gerade in Entwicklung befindlichen Obrigkeits- und Überwachungs-Staates in Deutschland ein Dorn im Auge, und offenbar ein gewaltiger.

Also, nun wissen wir, wie wir sie erinnern können, das WIR das Volk sind: Die Internationale, so aktuell wie je. Man braucht auch kein Arbeiter zu sein, um sie zu singen, aber speziell die Arbeiter sollten sie erneut zu ihrer Hymne machen. Die Politiker-Kaste und ihr Gewaltapparat versteht auf Anhieb, was gemeint ist. Das ist toll.

Polizeieinsatz

Für alle, die eventuell noch nicht vertraut mit dem deutschen Text sind, hier ist er:

Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hungern zwingt!
Das Recht wie Glut im Kraterherde
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit den Bedrängern!
Heer der Sklaven, wache auf!
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger
Alles zu werden, strömt zuhauf!

|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|

Es rettet uns kein höh'res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun
Uns aus dem Elend zu erlösen
können wir nur selber tun!
Leeres Wort: des Armen Rechte,
Leeres Wort: des Reichen Pflicht!
Unmündig nennt man uns und Knechte,
duldet die Schmach nun länger nicht!

|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|

In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute,
wir sind die stärkste der Partei'n
Die Müßiggänger schiebt beiseite!
Diese Welt muss unser sein;
Unser Blut sei nicht mehr der Raben,
Nicht der nächt'gen Geier Fraß!
Erst wenn wir sie vertrieben haben
dann scheint die Sonn' ohn' Unterlass!

|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|



Veröffentlicht am 24. Mai 2007 in Journalismus - Nachrichten von heute

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