'Double-Dip' oder ‚Die US-Wirtschaft in der zweiten Abwärts-Phase‘
Von Karl Weiss
Diese Krise ist nicht ausgestanden – im Gegenteil. Es wird eine ausgedehnte weltweite Wirtschafts-Krise, die dann in die kapitalistische Endzeitkrise übergeht. Zwar gab es im zweiten Teil von 2009 und Anfang 2010 eine Unterbrechung des steilen Abschwungs mit einer Seitwärtsbewegung, aber das war nur den massiven milliardenschweren Konjunkturprogrammen zu verdanken. Jetzt beginnt gerade der „double dip“, also die Phase des zweiten steilen Abschwungs, ausgehend von den USA.
In einer erneuten akuten Situation des schwindenden Marktes, der fehlenden Käufer und des zusammenbrechenden Vertrauens wird es nicht mehr, wie beim ersten „dip“, die Möglichkeiten geben, Hunderte von Milliarden von Dollar und Euro in die Wirtschaft zu pumpen, denn die Situation der Verschuldung ist bereits extrem eng. Sich erneut in diesen Größenordnungen zu verschulden würde den Staatsbankrott bedeuten.
Und diesmal reden wir nicht vom Staatsbankrott von Griechenland, von Irland oder der Ukraine, diesmal geht es um die Vereinigten Staaten und auch um Großbritannien. Die Hunderte von Milliarden der „Konjunkturprogramme“ wurden den Banken in den Rachen geworfen, die jetzt schon wieder eifrig am spekulieren mit „Derivaten“ sind. Statt in die reale Wirtschaft zu investieren, statt die Löhne massiv zu erhöhen, um Kaufkraft und damit Binnen-Nachfrage zu schaffen, hat man den vor Reichtum stinkenden Banken das Leben gerettet. Nun folgt die Rache des Marktes, den man doch immer angebetet hat.
Die klarsten Zahlen in dieser Hinsicht haben die USA aufzuweisen.
Der Index der zum Verkauf stehenden fertiggestellter Häuser in den USA ist im Juni um 33% gefallen. Im Mai haben 30% weniger einen Vertrag zum Bau eines Hauses abgeschlossen als im Monat vorher. Ein Banker wird zitiert: „Das ist ein Kataklysmus!“
Das Verbrauchervertrauen ist im Juni von 62,9 auf 52,7 Punkte gefallen. Das sind Minus-Zahlen wie zu Zeiten der Lehmann-Brothers-Pleite!
Häuser in Bau sind um 10% zurückgegangen.
Die Aktivität der herstellenden Industrie ist von +3% auf – 4% gefallen.
Wie ein Kommentator in diesem Artikel ( http://www.marktorakel.com/index.php?id=3779349173569288237 &set_language=de ) richtig feststellt, wird hier nicht über ein Land geredet, das im wesentlichen von Exporten lebt, sondern von den USA :
„Wir reden hier über eine Volkswirtschaft, die in erster Linie konsumiert und nicht produziert.
Wir reden hier über eine Volkswirtschaft, wo der Häuserbau die tragende Säule des letzten Aufschwungs war.
Und wir reden über eine Volkswirtschaft, wo der Staat und seine Verbraucher so sehr über seine Verhältnisse gelebt hat, wie kein anderer in der Welt.“
Robert Reich, früherer Staatssekretär für Arbeit in den USA, wird im britischen „Telegraph“ zitiert:
„Hausverkäufe gehen zurück. Der Einzelhandelsumsatz geht zurück. Industrieaufträge haben im Mai ihren größten Rückgang seit März letzten Jahres gehabt. Was tun wir dagegen? Weniger als nichts!“
Nun, das Pulver ist verschossen. Würde Obama noch einmal große Konjunkturprogramme auflegen, würde die Staatsverschuldung alle Grenzen sprengen.
Es kann kein Zweifel mehr bestehen. In den USA droht nicht nur der „double dip“, er hat bereits begonnen.
Der Artikel im britischen „Telegraph“ ist bereits überschrieben: „Mit den USA gefangen in einer Depression, fängt es wirklich an sich anzufühlen wie 1932.“
Was war 1932? Damals verlief die Krise ganz ähnlich. Im Jahr 1929 hatte sie mit einem Zusammenbruch der Aktienpreise begonnen, schien dann aber 1931 bereits wieder beendet und man hoffte angesichts einiger Zahlen bereits, der Wiederaufschwung habe begonnen. Es wurden massive Sparprogramme überall in der Welt durchgeführt, weil man die starke Erhöhung der Staatsverschuldung bekämpfen wollte. In Wirklichkeit hatte aber der Abschwung in die „Große Depression“ erst begonnen. Die Sparprogramme verschlimmerten noch die Tiefe der Depression. Die Brüningschen Sparprogramme in Deutschland waren berühmt. Sie brachten die deutsche Bevölkerung in Wut, so dass ein Teil der Deutschen den faschistischen Hitler-Parolen aufsaßen.
Wenn wir also heute wieder von Frau Merkel hören, nun müsse rigoros gespart werden, um die Staatsverschuldung abzubauen, so ist dies nichts anderes als das alte Lied: „Wir lernen nie dazu, wir machen die gleichen Fehler immer wieder!“
Merkel und Konsorten setzen wieder allein auf die Exporte, nur wird dies diesmal nicht klappen. Die anderen Euro-Ländern haben selbst wirtschaftliche Schwierigkeiten, die USA gehen eben gerade den Bach hinunter und die Exporte nach China sind äußerst begrenzt, um es vorsichtig auszudrücken.
In dem Masse, wie sich der Euro gegenüber dem Dollar zu erholen beginnt, wird das zarte Pflänzchen von steigenden Exporten bereits wieder unter den Stiefeln des zweiten großen Abschwungs dieser Depression zertreten werden.
Natürlich gäbe es einen leichten Weg, wie man ohne große Ausgabensteigerungen des Staates die deutsche Konjunktur anfeuern könnte: Binnen-Nachfrage schaffen!
- Einführung eines generellen Mindestlohns
- Verbot der Leiharbeit für nicht saisonale Arbeit
- Verbot der Scheinselbständigkeit
-Anhebung des Hartz-IV-Satzes
- Mehr Geld im öffentlichen Dienst
- Tariflöhne als Mindestbezahlung in allen Branchen
- Zulagen bei Teilzeitarbeit
und viele weitere Maßnahmen, die Geld in die Taschen des „kleinen Mannes“ spülen würden.
Nur, bevor dies die Regierung Merkel tun würde, müsste sich wohl ein Loch vor Frau Merkel auftun und sie lebend in die Hölle fahren.
Damit ist klar, die deutsche Konjunktur ist der nächste Kandidat für eine Talfahrt unbekannten Ausmaßes.
Hier eine Auswahl der wichtigsten weiterhin aktuellen Artikel des Bürger-Journalisten zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise:
„Dossier Neo-Liberalismus: Das Waterloo des Neo-Liberalismus“
„Weitere gigantische Finanzmarkt-Risiken“
„Können Sie das glauben?“
„Das Ende des Währungssystems“
„Vorhersage des Dollar-Crash“
„Der kapitalistische Krisenzyklus – Eiszeit – Kollaps – Infarkt“
„Wirtschafts- und Finanzkrise – Wer war zuerst da, das Huhn oder das Ei?“
„Dossier Auswirkungen Wirtschaftskrise I“
„Endzeitkrise des Kapitalismus“
„Lasst uns alle unsere Automobil-Industrien retten!“
„Wie die Gewissheiten in der Krise verschwinden“
„Das schreit förmlich nach einer Revolution“
„USA und Europa – Hyperinflation am Horizont“
Veröffentlicht am 7. Juli 2010 in der Berliner Umschau
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