Mittwoch, 19. Dezember 2007

Breno zu Bayern München

Arsenal Sarandí gewann Südamerika-Cup

Von Karl Weiss

Die neueste Verstärkung der Münchner Bayern scheint nun endlich unter Dach und Fach zu sein. Breno, 18 Jahre alt, Verteidiger und in Brasilien als Entdeckung des Jahres gefeiert, wird mit aller Wahrscheinlichkeit ab Januar mit den Münchnern trainieren. Er ist bereits in München zur obligatorischen medizinischen Untersuchung.



Er hat bereits in diesem Alter einen großen Teil der Saison in einer schweren ersten Liga einer wichtigen Fußball-Nation hinter sich. Er war eine der wesentlichen Stützen der Hintermannschaft des São Paulo F.C. in der zweiten Hälfte der Meisterschaft, der Meister wurde mit 14 Punkten Vorsprung. Der starke Mannschaftsteil dabei war die Hintermannschaft. In 38 schweren Spielen bekam man nur 19 Tore ab, das ist brasilianischer Rekord.

Natürlich hat Breno dies keineswegs allein geschafft, wie es im Fußball auch gar nicht möglich ist. São Paulo hatte auch den besten Torhüter der Liga, Rogério Sene (gewählt zum besten Spieler der Saison), sowie andere gute Spieler in der Hintermannschaft. Dazu kam eine defensive Spielweise, welche die Räume vor dem Tor von São Paulo extrem eng machte und es einem jungen Spieler erleichterte zu brillieren.

Auch Real Madrid war an Breno interessiert. Doch eine Voraussetzung, ihn zu engagieren, war eine spezielle Knochenuntersuchung zur Altersbestimmung. Das wurde von Breno empört abgelehnt. Bei Spielern aus einfachsten Verhältnissen in Brasilien ist nicht immer eine Original-Geburtsurkunde vorhanden. Oft wird erst nachträglich eine ausgestellt, wobei man sich dann auf die Angaben der Mutter verlassen muss. Es gab auch schon Fälle, in denen eine Urkunde gefälscht wurde. So wollen viele wichtige europäische Clubs keine Katze im Sack kaufen und bestehen auf einer genauen Altersbestimmung. Dazu kommt, dass Breno, hoch aufgeschossen, für seine 18 Jahre schon einen beeindruckend athletischen Körper hat.

Breno wird u.a. in nächster Zeit Teil der brasilianischen „Unter-23-Auswahl“ sein, die ein Turnier zur Qualifikation für Peking bestreiten wird. Man wird dann in Deutschland wohl einige Ausschnitte zu sehen bekommen.

Fast jedes Jahr bringt die erste braslianische Liga mindestens ein ganz grosses Talent heraus. War das im Vorjahr der Stürmer Pato (damals noch 17, heute ebenfalls 18) von Internacional Porto Alegre, der heute bereits beim A.C. Mailand unter Vertrag ist, so wurde dieses Jahr der Verteidiger Breno (18) vom Meister São Paulo F.C. zu jener Entdeckung des Jahres gewählt – eine Sport-Journalisten-Wahl.

Natürlich sind dies jeweils Talente, offensichtliche Talente, noch nicht fertige Fussballspieler, geschweige denn schon Überflieger von der Klasse eines Kaká oder eines Robinho.

Ob daraus einmal ganz grosse Spieler werden, kann niemand wissen. Es gab bereits Grosstalente, die wieder in der Versenkung verschwunden sind, deren Karriere abrupte Brüche zu verzeichnen hatte oder – am wahrscheinlichsten – die einfach gute Fussballspieler wurden, ohne je Überragendes zu leisten.

Ein Beispiel ist der Stürmer Dodó, vor einigen Jahren als Supertalent angesehen und auch von São Paulo herausgebracht. Er spielt heute bei Botafogo Rio de Janeiro in der ersten Liga, schiesst Tore, aber reisst keine Bäume aus und hat es nie nach Europa geschafft.

Ein anderes Beispiel ist Maicon, rechter Aussenverteidiger, vor vier Jahren als Supertalent gefeiert, damals 19. Bei den Qualifikationsspielen der „Unter 23-Auswahl“ zu den olympischen Spielen in Athen legte er im Spiel gegen Paraguay einen Alleingang mit abschliesssendem Tor hin, der extreme Ähnlichkeit mit dem von Maradona im Spiele gegen England bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko aufwies. Das Fernsehen zeigte wieder und wieder die beiden Alleingänge und ging bis in die Details, wer dabei wie oft den Ball gespielt hatte usw.

Dieser Vergleich mit Maradona war zu viel für Maicon. Sein Spiel wurde plötzlich weit schlechter, was u.a. dazu beitrug, dass Brasilien sich nicht für jene Olympiade qualifizierte. Auch danach war er nur noch ein Schatten seiner selbst – fussballerisch gesehen. Erst jetzt, mit vier Jahren Abstand, kommt Maicon langsam wieder der Form nahe, die er damals gezeigt hatte. Inzwischen wurde er schon als rechter Aussenverteidiger in die brasilianische Auswahl gerufen.

Man redet ja hier von ausgesprochenen jungen Leuten, die ausserdem im brasilianischen Fall meist aus einfachsten Verhältnissen stammen – so wie auch im Fall Breno (eine der wenigen Ausnahmen ist Kaká, der aus bürgerlichen Verhältnissen kommt). Da steht man plötzlich in einer völlig anderen Welt und braucht eine fast überirdische Charakterstärke und ein robustes Nervenkostüm, um plötzlich ein Fußball-Star-Leben auszuhalten, was nicht alle aufweisen.

Speziell der F.C. Bayern hat ja eine bekannte Geschichte der Zerstörung von jungen Talenten. Es sei nur der Name Deissler erwähnt. Der unglaubliche Druck, der die ganze Zeit auf jedem lastet, der bei den Bayern spielt, ist eine psychische Bürde besonderer Art. Manche können damit ohne grössere Schwierigkeiten fertig werden, andere weniger.

Im Fall Breno gibt es gute Voraussetzungen. Zum einen ist Breno ein einfach gestrickter Junge, der zum Beispiel auf die Frage, ob er sich darauf freue, eine neue Kultur kennenzulernen in Deutschland, antwortete, er ginge nach Deutschland, um Fußball zu spielen.

Zum anderen – und das dürfte ausschlaggebend sein, hat Bayern Lúcio, Brasilianer und einer der weltbesten Verteidiger. Wenn der sich Brenos annimmt, kann kaum noch etwas schief gehen. Breno hat zweifellos wirklich viel Talent. An der Seite eines Lucio kann er so viel dazu lernen, dass er zu ähnlichen Höhen aufsteigen könnte und eines Tages eine Bank in der Standard-Aufstellung der brasilianischen Nationalmannschaft werden könnte, so wie es Lúcio heute ist.

Da gerade von Südamerika-Fußball die Rede ist, hier noch nachgetragen das Ergebnis des 2. Endspiels in der Copa Sulamérica. Arsenal Sarandí aus einer argentinischen Mittelstadt konnte dies Spiel nicht im eigenen Stadion austragen, weil dort nicht die vom Verband geforderte Zahl von Zuschauerplätzen erreicht werden kann. Man war in das Stadion von Racing in Avellaneda ausgewichen.

America, der mexikanische Meister, liess sich diesmal nicht so überraschen wie im Hinspiel und konnte schnell ein Tor erzielen. Nur noch en zweites Tor und man hätte doch noch die Trophäe nach Nordamerika mitnehmen können. Arsenal vergab viele Torchancen und tatsächlich gelang America in der zweiten Halbzeit das zweite Tor. Nun nur noch das Ergebnis gegen die wütend anrennenden Spieler von Arsenal verteidigen! Doch es kam, wie es kommen musste: Kurz vor Schluss gelang Arsenal das Anschlusstor und man konnte das Ergebnis dann über die Zeit retten.

Damit war Arsenal Cup-Sieger von Südamerika. Argentinische Vereine haben nun 4 von insgesamt 6 Copas Sulamérica (so eine Art südamerkanischer UEFA-Cup) gewonnen.

Veröffentlicht am 19. Dezember 2007 in der Berliner Umschau

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