'Dieser verdrehte, dumme und unerfreulich gewalttätige Mann'
Von Karl Weiss
„Wo endet der Wahnsinn?“ ist die neue Kolumne von Robert Fisk im britischen ‚Independent’ überschrieben. Er bezieht sich auf die Berichterstattung über die Vorgänge im Libanon und speziell auf die Politik von George W. Bush. Wenn man wissen will, was im Nahen Osten wirklich vorgeht und nicht von den Nachplapperern der US- und israelischen Meinung getäuscht werden will, kommt nicht darum herum, die Kolumne von Fisk im ‚Independent’ zu lesen.
Fisk ist der einzige westliche Journalist im Nahen Osten, der sich nicht hat kaufen lassen und nicht dem US-/Israel-Mainstream seine Opfer in Form von Lügenartikeln darbringt. In dieser Woche nun sagt uns Fisk, was im Libanon vorging. Er sagt, die Regierung war sowieso schon schwach. Nun haben die Hizbollah-Brigaden ein wenig die Muskeln spielen lassen und haben gewonnen. Niemand wollte den fast schon angefangenen Bürgerkrieg weiterführen, denn alle wussten: Die Hizbollah hat gewonnen.
Diese Tatsache haben uns die anderen Quellen vorenthalten.
Es ist nicht so, wie man uns weismachen wollte, es bestünde weiterhin eine Art Doppelherrschaft im Libanon. Die Hizbollah hat gewonnen. Sie wird in Zukunft im Libanon sagen, was geschieht, möge das jemand gefallen oder nicht.
Und wir erfahren noch mehr. Er bezeichnet Bush wegen seiner diesbezüglichen Äußerungen wörtlich als „Dieser verdrehte, dumme und unerfreulich gewalttätige Mann“.
Bush, so berichtet er, habe nämlich genau zu diesem Zeitpunkt bei seinem Nahostbesuch gesagt: „Al Quaida, Hizbollah und Hamas werden verlieren, denn die Muslims der Region erkennen die Inhaltslosigkeit der terroristischen Sicht und die Ungerechtigkeit ihrer Sache.“
Angesichts dieser Aussage fragt Fisk, ob Worte überhaupt noch irgendeinen Sinn haben.
Er sagt: „Al Quaida ist nicht geschlagen. Hizbollah hat gerade ihren Haus-Krieg im Libanon gewonnen, so wie die Hamas schon vorher im Gaza-Streifen.“
Er sagt: „Afghanistan und Irak und Gaza sind Höllen-Desaster“.
Diese Bilder von "unschädlich gemachten" jungen "Terroristen" im Irak stammen auch von Robert Fisk. Wer es erträgt, mehr davon zu sehen, kann hier nachsehen: "Ein Weihnachtsartikel"
Er fragt ernsthaft, ob wir uns noch das Gerede von einer angeblichen Demokratie in Israel anhören müssen, wenn es für die Palestinenser keine Demokratie gibt, sondern ihnen weiterhin Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat das Land gestohlen wird, das seit Generationen ihres war.
Er betont: Es gibt keinen anderen Verbündeten des US-Imperialismus als Israel im Nahen Osten. Zwar gibt es eine einige Tyrannen dort, die entgegen dem Willen der Bevölkerung eine Allianz mit dem Mörder- und Weltenherrscherregime bevorzugen, wie Ägyptens Mubarak und die Könige von Saudi-Arabien, Marokko und Jordanien, aber wenn dort die Völker Gewicht hätten, würde niemand Verbündeter der USA sein.
Fisk macht deutlich: Der Nächste Präsident des Libanon wird der Armee-General Michel Sleiman sein und der wird keinerlei Krieg gegen die Hizbollah führen, ebensowenig wie sich mit Syrien anlegen. Der Libanon wird sich nicht Bushs „Jihad“ gegen den Welt-Terrorismus anschliessen.
Kurz: Bush ist zwar intim mit Israels Führern, aber er hat nicht die geringste Ahnung vom Nahen Osten. Israel ist da sein einziger Verbündeter und das wird nicht ausreichen.
Verdrehter, dummer und unerfreulich gewalttätiger Mann.
Veröffentlicht am 19. Mai 2008 in der Berliner Umschau
Originalveröffentlichung