Freitag, 19. März 2010

Bundeswehr lernt iranisch

Als Herr Schmidt sich einmal versprach

Von Karl Weiss

Der Herr Schmidt, das ist Herr Schmidt, Staatssekretär im Bundes“verteidigungs“-Ministerium von der CSU. Um der Illusion, es gäbe in Deutschland eine Demokratie, in der man sogar so hochgestellten Herren Fragen Stellen darf, ein wenig an Glaubwürdigkeit zu geben, musste er sich einer Frage der Parlamentarierin Inge Höger von der LINKEN in NRW stellen, was er aber unter seiner Würde fand.

Atombombe 2.Weltkrieg

Sie fragte nämlich: „Warum druckt das Bundessprachenamt, das zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung gehört, einen 61-seitigen persischen Sprachführer für die Bundeswehr, dessen Vokabular sich insbesondere auf den Iran bezieht und militärische Befehle beinhaltet?"

Nun sollte also die Antwort lauten, es gäbe in Afghanistan persisch sprechende Minderheiten und deshalb wolle man den deutschen Soldaten ein wenig Persisch an die Hand geben. Das zieht aber nicht richtig, weil es im Norden, wo deutsche Soldaten stationiert sind, gar keine solchen persisch sprechenden Minderheiten gibt. Ausserdem enthält der Sprachführer Bezüge auf den Iran und nicht auf Afghanistan.

Deshalb versuchte er der Fragestellung auf (wie er wohl zunächst meinte) elegante Weise aus dem Weg zu gehen und antwortete folgendes:

„Ich möchte darauf hinweisen, dass in diesem Hohen Hause vor wenigen Stunden der Bundestagspräsident den israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres begrüßt hat. Dabei wurde auf die Bedrohungslage Israels hingewiesen und das Existenzrecht Israels erneut ausdrücklich bekräftigt. Der israelische Staatspräsident hat aus einer aktuellen Rede unserer Bundeskanzlerin vor dem amerikanischen Kongress zitiert. Demnach kommt ein Angriff auf Israel einem Angriff auf unser deutsches Vaterland gleich."

Erdöl

Er merkte aber dann gleich, er hatte sich da auf eine Bestätigung genau jener Vermutungen eingelassen, wegen denen die Frage gestellt worden war. Israel ist ja angeblich bedroht. Da haben „wir“ natürlich Anlass und das Recht, den Iran zu überfallen.

Militärfachleute hatten ja schon erklärt, es sei am wahrscheinlichsten, dass man den Überfall auf den Iran zunächst mit Bomben (eventuell auch einigen gezielt eingesetzten Atombomben) durchführt und das Land praktisch dem Erdboden gleichmacht, um es dann anschliessend mit NATO-Truppen zu besetzen, offenbar ist auch die Beteiligung der Bundeswehr vorgesehen.

Nur, das durfte der nicht so besonders schlaue Herr Schmidt ja nicht bestätigen!

Als er das merkte, versuchte er noch mit weitschweifenden Erklärungen von seinem Lapsus abzulenken und sprach unter anderen von einer Nicht-Regierungs-Organisation in Afghanistan, die in einem Bereich mit persisch sprechenden Minderheiten arbeitet, nur hatte das ja nun gar nichts mit der Bundeswehr zu tun.

Schliesslich wusste er nach ihrer Zusatzfrage nicht mehr aus noch ein und sagte:

„Frau Abgeordnete (...), wenn der Satz „Der Iran ist ein sehr schönes Land“ im Sprachführer der Bundeswehr steht, dann soll das so sein. Was Sie darin lesen können oder nicht, ist Ihre Sache. Jedenfalls wird die Bundesregierung hierzu keine Stellung nehmen."

Ja, da bleibt uns nur noch, dem Herrn Schmidt für seine Offenheit zu danken und der CSU, dass sie einen nicht sehr Hellen nach Berlin gehievt hat.

Und so sollten wir uns auch vorbereiten. Wir alle sollten vereinbaren, bereits am ersten Tag des Überfalls auf den Iran (wenn sie es denn wirklich wagen) abends in das Stadtzentrum zu gehen und dort mit vielen anderen gegen diese neuen Schlächtereien zu protestieren.


Veröffentlicht am 19. März 2010 in der Berliner Umschau

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