Kriechen in der Talsohle für US-Wirtschaft
Von Karl Weiss
Die US-Wirtschaft kommt nicht aus der Krise und wird wohl auch die anderen großen Volkswirtschaften daran hindern, ins Gewicht fallende Wachstumsraten zu erreichen. Seit vergangenem Oktober wird zwar andauernd Optimismus verbreitet und mit steigenden Zahlen des Brutto-Inlandsproduktes (BIP) hausieren gegangen, aber das sind Auswirkungen von Geld drucken und neue US-Bonds ausgeben. Das schafft kein Wirtschaftswachstum, sondern erhöht nur die Schulden.
Die wirkliche Entwicklung lässt sich am Arbeitsmarkt ablesen. Zwar wird im Mai eine geringfügige Verringerung der Arbeitslosenquote auf nun 9,7% gemeldet, doch das ist die Auswirkung der Resignation vieler US-Bürger (genau gesagt 322.000), die es aufgegeben haben, Arbeit zu suchen und deshalb aus der Arbeitslosenstatistik gestrichen wurden.
Im privaten Sektor wurden nur 41.000 neue Jobs geschaffen im Mai, das ist eine desaströs niedrige Zahl (speziell wenn man die statistischen Tricks berücksichtigt, die hier erklärt werden), die dann auch gleich zu einem kräftigen Einbruch der Börsen und des Ölpreises führten, während der Dollar nur geringfügig betroffen war.
Zwar hat der Staat im Mai 411.000 neue Stellen geschaffen, aber die sind für die Volkszählung und nur befristet. Hewlett–Packard und die Citi-Group haben Stellenabbau angekündigt. Die höchste Arbeitslosenquote weist in den USA der Staat Michigan mit formal 14% Arbeitslosen auf, das ist da, wo Detroit und die Automobilindustrie liegen.
Nach einer Meldung der „Financial Times Deutschland“ (FTD) vom 4. 6. 10, sagte David Rosenberg, Chefvolkswirt beim kanadischen Vermögensverwalter Gluskin Sheff: „Wenn man sich überlegt, wie stark die Regierung und die Notenbank die Wirtschaft stützen, ist das wirklich alarmierend" in Bezug auf diese Zahlen.
Veröffentlicht am 7. Juni 2010 in der Berliner Umschau