Griechenland als alleiniger Autohersteller?
Von Karl Weiss
750 Milliarden Euro für Hypo Real Estate und Baffin, Euroland für Griechenland: 130 Milliarden, Europäischer Rettungsfond: 720 Milliarden, voraussichtlicher Bedarf Deutscher Banken im nächsten Jahr: Bis zu 338 Milliarden Euro. Die großen Zahlen nehmen Überhand. Das Problem: Niemand hat eine Vorstellung, wieviel das wirklich ist. Bei mehreren Hundert Millionen hört das menschliche Vorstellungvermögen auf.
Darum sei hier kurz ein Vergleich gebracht: Hier in Belo Horizonte sind gerade die Planungen für ein neues Automobilwerk von FIAT auf der grünen Wiese im Gange, Seite an Seite mit dem bereits bestehenden, genau gesagt in der Stadt Betim im Großraum Belo Horizonte, von wo dies hier geschrieben wird.
Anmerkung hierzu: FIAT ist bereits seit Jahren größter Pkw-Hersteller in Brasilien, wenn man von der Zahl der verkauften Autos ausgeht und hat Volkswagen überholt.
Die Investition wird nach Angaben der FIAT etwa 1 Milliarde Dollar kosten und danach wird man etwa 5000 Autos am Tag zusätzlich herstellen können.
Rechnen wir also einmal kurz nach: 5000 am Tag, das sind gerechnet 320 Produktionstage im Jahr (Tag und Nachtarbeit, aber es gibt immer Unterbrechungen) also etwa 1,6 Millionen Autos im Jahr.
Nehmen wir einmal einfach einen Dollar für einen Euro, die Tendenz geht sowieso dahin.
Die Gesamtkapazität der Pkw-Herstellung weltweit ist nach einer Zahl, die ich noch nicht überprüfen konnte, aber nicht weit von der Wirklichkeit liegen dürfte, etwa 80 Millionen Fahrzeuge pro Jahr (das dürfte sich auf Pkw und kleine Transporter beziehen).
Wenn also für 1,6 Millionen Autos pro Jahr etwa 1 Milliarde investiert werden muss, dann sind es für 80 Millionen Autos pro Jahr etwa 50 bis 60 Milliarden Euros oder Dollar.
Dabei spielt die Genauigkeit dieser Zahlen keine Rolle, es geht nur um die Größenordnung.
Das ist nun ein großer Zufall, denn das ist fast genau die Hälfte jenes Betrags, den man für Griechenland bereitgestellt hat (es gibt keinen Zweifel darüber, dass Griechenland diesen Betrag wirklich brauchen und an deutsche und französische Banken weitergeben wird, die Zweifel bestehen aber darüber, ob dies ausreichen wird). Oder mit anderen Worten ausgedrückt:
Wenn momentan alle Automobilfabriken schließen würden und all dies erst als Neuinvestition aufgelegt werden müsste – wohlgemerkt alle Autofabriken der Welt(!), dann hätte Griechenland, wenn man das Geld nicht für anderes brauchen würde, die Möglichkeit, die gesamte Autoindustrie der Welt zweimal innerhalb seiner Staatsgrenzen zu haben!
Natürlich geht es hier, Sie, geneigter Leser verstehen das sicherlich, nicht darum, ob die gesamte Automobilproduktion nach Griechenland verlagert wird und auch nicht darum, ob dies überhaupt möglich wäre!
Mit den Baffin- und Real Estate-Milliarden könnte man also etwa 15 Mal die gesamte Welt-Autoindustrie aufbauen! Mit dem "Europäischen Schutzschirm" könnte man etwa 14 mal die ganze Automobilindustrie aus dem Boden stampfen!
Es geht darum, in etwa einen Eindruck von den Wahnsinnsbeträgen zu bekommen, mit denen hier umgegangen wird, als ob dies Millionen- und nicht Milliardenbeträge wären. Es muss verhindert werden, dass Frau Merkel und Herr Westerwelle uns weiter an der Nase herumführen, so als ob sie nicht völlig kosmische Garantien geben würden für Dinge, die eigentlich nur bedeuten, dass eine Bank pleite geht oder auch mehrere, wo es doch über 2000 in Deutschland gibt.
Warum müssen diese Irrsinnsbeträge aufgebracht werden aus unseren Steuergeldern für ganz bestimmte Großbanken? Weil sie die Herrscher sind in diesem kapitalistischen System! Die Groß-Banken und –Konzerne sind es , die hier herrschen und die den Politikern sagen, was zu tun ist!
Darum versuchen Obama, Merkel, Westerwelle, Sarkozy und wie sie alle heißen, uns weiszumachen, es gäbe keine Alternative zu diesen massiven Ausgaben, es seien „Rettungstaten“ ohne Alternative.
Beginnen wir, ihnen nichts mehr zu glauben, beginnen wir uns dagegen aufzulehnen, dass alles auf unseren Schultern abgeladen wird. Beginnen wir zu rebellieren!
Veröffentlicht am 22. Juni 2010 in der Berliner Umschau