Aktienverkäufe vor der Ölkatastrophe
Von Karl Weiss
Ermittler des US-Kongresses, die Finanznachrichtenagentur Bloomberg und der Londoner „Telegraph“ berichten, es seien bereits vor der Explosion auf der Tiefwasserbohrplattform „Deepwater Horizon“ Informationen über Lecks vorgelegen, die u.a. dazu geführt hätten, dass die Bank Goldmann Sachs und der Vorstandsvorsitzende von BP, Hayword, BP-Aktien abgestoßen hätten.
Bereits Monate vor der Explosion (am 20.4.2010) auf der Bohrplattform Deepwater Horizon, im Februar diesen Jahres, wurde die „Mining and Managment Services“, die Teil des US-Innenministeriums ist, darauf hingewiesen, dass am Bohrloch „Macondo“ (das ist nach diesen Meldungen jenes, das heute die Riesen-Ölmengen freigibt) Risse aufgetreten seinen, die BP versuche abzudichten. Dies wurde zum Zeitpunkt 13.2.2010 berichtet. Ermittler des US-Kongresses hätten diese Information gefunden.
Genau um diese Zeit herum hätten die Bank Goldmann-Sachs und der Vorstandsvorsitzende der BP, Hayward, BP–Aktien in großem Umfang verkauft. Goldmann Sachs hätten im ersten Quartal 2010, also lange vor der Explosion, 44% ihrer Anteile an BP Oil verkauft. Dazu muss man wissen, dass der heutige Chef von Goldmann-Sachs, Sutherland, früher Aufsichtsratsvorsitzender der BP gewesen ist.
Der Londoner „Telegraph“ berichtet, zu diesem Zeitpunkt hätte der BP-Vorstandsvorsitzende Hayward BP-Aktien im Wert von 1,4 Millionen Britischen Pfund verkauft.
In die Abdicht-Versuche war offenbar auch die Halliburton verwickelt, die eine der beiden von der BP mit jener Bohrung beauftragten Firmen ist. Sie wurde besonders bekannt, weil sie in enger Verbindung mit dem berüchtigten früheren US-Vizepräsidenten Chenney stand. Die Halliburton ist die zweitgrösste Firma, die Dienstleistungen rund um Erdölbohrlöcher anbietet. Auffallenderweise hatte die Halliburton am 12. April 2010 die kleine, aber auf dem Gebiet der Kontrolle von Ölbohrlöchern extrem erfahrene Firma Boots + Coots gekauft.
Dies sind Indizien, wenn auch noch keine Beweise, dass man in hohen Etagen der betroffenen Firmen bereits wusste, es würde oder könnte zu einem so grossen Unfall kommen. Wenn man trotzdem die Mannschaft auf der Plattform gelassen hat, von denen viele umgekommen sind, so ist das Mord oder zumindest Totschlag.
Veröffentlicht am 24. Juni 2010 in der Berliner Umschau, hier mit einem kurzen Zusatz