Guttenberg: Es gab einen Präzedenzfall in der Union
Von Karl Weiss
Wie die „Süddeutsche“ meldet, gab es bereits vor Guttenberg einen Unionspolitiker, der sich mit einem Plagiat den Doktortitel erschlichen hatte. Er war Vorsitzender des Landesverbandes Lippe, wurde mit Geldbusse und Strafzahlung belegt und von seinem Landesverband des Amtes enthoben. Auch der Nachfolger des damaligen Doktorvaters von Guttenplag findet deutliche Worte.
Der jetztige Lehrstuhlinhaber dort in Bayreuth, wo Guttenplag seine „Doktorarbeit“ einreichte und mit Ehrenwort versicherte, das sei alles auf seinem Mist gewachsen, Professor Oliver Lepsius, sagt in aller Klarheit: „Wir sind einem Betrüger aufgesessen.“
Hier: http://www.sueddeutsche.de/politik/plagiatsaffaere-um-guttenberg-wir-sind-einem-betrueger-aufgesessen-1.1065263
Er lässt die Ausrede Guttenplags, er habe „Blödsinn“ gemacht und nicht genügend aufgepasst bei den Zitaten, die er verwendete, nicht gelten. "Der Minister leidet unter Realitätsverlust. Er kompiliert planmäßig und systematisch Plagiate, und er behauptet, nicht zu wissen, was er tut. Hier liegt die politische Dimension des Skandals."
Lepsius meint auch, die Stellungnahmen von Regierungspolitikern einschliesslich der Bundeskanzlerin, die Guttenplag die Stange halten, seien "von Seiten der Wissenschaft nicht hinnehmbar".
Besonders entsetzt zeigt er sich über die Äusserung der für die Wissenschaft zuständigen Ministerin, Anette Schavan, die sagte, es sei egal, ob und wie jemand promoviere. „Das vergrössert den Skandal“.
Lepsius könnte aufgrund dieser Äusserungen von Guttenplag auf Unterlassung und wegen „Übler Nachrede“ verklagt werden, aber der Professor ist sich seiner Sache sicher und meint, Guttenplag würde dies aus guten Gründen nicht wagen – und er ist immerhin Professor der Jurisprudenz.
Weiter berichtet die „Süddeutsche“, was der Präsident des deutschen Hochschulverbandes, Bernhard Kempen, sagte: "Die Marginalisierung schwersten wissenschaftlichen Fehlverhaltens durch höchste Repräsentanten unseres Staates ist empörend." Er hält es für "unerträglich, wie die Bedeutung der Wissenschaft und ihrer ehernen Gesetze politisch kleingeredet wird".
Das wichtigste aber kommt erst danach. Es gab nämlich in der Union schon einmal einen Fall, in dem ein aufstrebender Politiker sich den Doktortitel durch Abschreiben erschlichen hatte. Er war nach diesen Angaben Landesverbandsvorsitzender in Lippe und wurde dabei ertappt, genau wie Guttenberg eine Doktorarbeit mit Zitaten zusammengestöpselt und den Doktor damit erschlichen zu haben.
Damals wussten die Unionspolitiker noch, was in einem solchen Fall zu tun ist. Der Politiker, dessen Name mit Andreas K. angegeben wird, wurde abgesetzt. Er musste ausserdem eine Strafe von 9000 Euro wegen Verstosses gegen das Urheberrecht berappen und bekam noch zuzätzlich eine Geldstrafe von 10 000 Euro aufgebrummt. Auch er hatte stets behauptet, die „Doktorarbeit“ nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet zu haben.
Auch die Berliner Morgenpost hat diesen Fall: http://www.morgenpost.de/politik/article1557300/Als-ein-Plagiat-das-Karriere-Aus-in-der-CDU-bedeutete.html#reqRSS
Der Kreisvorsitzende Lippe der CDU sagte, es gebe "eine klare Vergleichbarkeit der Fälle. Der Unterschied ist, dass die Kommunalpolitik strengere politische und ethische Maßstäbe angelegt hat, als es die Kanzlerin offenbar zu tun gewillt ist.“
Interessant, nicht, wie mit zwei Massen gemessen wird? Hier wird abgesetzt und dort heisst es, man brauche schliesslich einen Politiker und keinen wissenschaftlichen Assistenten.
Danke Frau Merkel, für diese klaren Worte. Nun ist endgültig auch von höchster Stelle festgestellt: Politiker haben nichts mit der Wahrheit (Wissenschaft) am Hut und brauchen auch keine Ehre – oder gar so etwas wie Charakter – wo kämen wir denn da hin, so extreme Anforderungen zu stellen, nicht wahr?
Mubarak, Ghaddafi, Berlusconi, Sarkosy, Merkel und Guttenplag: Alles Früchte vom gleichen Stamm.
Ehre, Wahrheit? Brauchen wir nicht!
Was wir brauchen, ist Macht, Macht, Macht, macht, macht.............