Donnerstag, 26. Mai 2011

Kohlenmonoxid – noch ein SuperGau möglich

Ohne Unterlass wird Höchst-Risiko gebaut, diesmal: CO-Pipeline

Von Karl Weiss

Ein einziger Wahnsinn, dieser Kapitalismus! Nicht nur werden überall in dicht besiedelten Gegenden Atomkraftwerke hingestellt, die überhaupt nie nötig waren, eine höchste Gefährdung der Bevölkerung darstellen und deren Abfälle für Jahrzehntausende das Leben auf der Erde gefährden, nun hat man auch noch den chemischen Super-Gau erfunden: Eine CO-Pipeline, die dem Bayer-Konzern höhere Profite verspricht.

Auf Kapitalisten-Chinesisch heisst das dann: „Es werden Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen gesichert.“ Hören Sie die Drohung? „Sonst machen wir das im Ausland, dann werfen wir hier Leute raus.“

Kohlenmonoxid mit der chemischen Formel CO ist eines der heimtückischsten und giftigsten Gase, die es gibt. Während andere giftige Gase, wie zum Beispiel Chlor, Salzsäure-Gas, Ammoniak, Blausäure, Phosgen usw. sofort wegen ihres heftigen Geruchs wahrgenommen werden (andere wegen ihrer Farbe) und so automatisch zur Flucht und zum Wahrnehmen der Gefahr führen, ist CO zur gleichen Zeit hochgiftig und geruchs- und farblos.

Bei einem Unfall merkt also für lange Zeit niemand, dass etwas passiert ist, bis die Menschen tot umfallen wie die Fliegen – und auch dann bleibt unklar, was eigentlich passiert ist, bis am nächsten Tag verlautet, es sei CO aus der Leitung ausgetreten, was die Bayer natürlich sofort dementieren wird und dann wird der „Krieg der Gutachter“ beginnen – so wie wir es mit dem Atom-Super-Gau von Fukushima erleben.

Drei tiefe Atemzüge von reinem CO reichen aus, um einen Menschen zu töten.

CO wird vom menschlichen Körper nicht als solches erkannt, sondern vielmehr für Sauerstoff O-O gehalten. Der Körper baut es in die Sauerstoffstellen im Körper ein und nimmt dem Körper damit die Möglichkeit, Sauerstoff zu speichern und zu transportieren. Ist die Menge von CO hoch genug, stirbt der Mensch dann einem inneren Ersticken, weil kein Sauerstoff mehr aufgenommen werden kann.

CO ist jenes Gas, das u.a. in den Autoabgasen enthalten ist. Wenn jemand das Garagentor schliesst, den Motor des Wagens anmacht und sich hineinsetzt, ist er innerhalb von 10 Minuten tot. Die Zeitverzögerung nur, weil die Konzentration von CO im Autoabgas gering ist.

Und nun hat die Bayer eine Verbindungspipeline zwischen zweien seiner Werke gebaut und will dort CO durchleiten. Das fällt in Dormagen an und wird in Krefeld-Uerdingen gebraucht.

Nun ist natürlich im Prinzip eine solche Pipeline denkbar, wenn sie mit extremen Sicherheitsausrüstungen ausgestattet ist. So müsste man das Rohr natürlich doppelwandig auslegen, um bei einem Bruch mehr Sicherheit zu haben. Zudem müssten mindestens alle hundert Meter (die Pipeline ist 67 km lang) Schieber eingebaut sein, die bei einem Druckabfall innerhalb von Zehntel-Sekunden schliessen. So könnte sichergestellt werden, dass höchstens die Menge CO austreten kann, die in Hundert Meter Rohr enthalten ist.

Aber von solchen Sicherheitsvorkehrungen ist nicht die geringste Rede. Das würde ja was kosten und die Profite schmälern. Es wird vielmehr eine völlig normale Pipeline gebaut, mit einfachen Rohr, ohne viele Schnellschlussschieber, so als ob es zur Erdgasversorgung benutzt würde und nicht für CO. Lediglich die Dicke der Rohrwandung wurde erhöht, was aber nicht viel zusätzliche Sicherheit bringt.

Im Boden verlegte Rohrleitungen haben wegen der allgemeinen Erkenntnis, dass der Boden immer „arbeitet“, meistens ziemliche Spannungen auszuhalten. Nicht erkannte mikrofeine Risse sind darum typischerweise die Ursache für Brüche von Pipelines. Diese mikrofeinen Risse werden durch höhere Wanddicke keineswegs vermindert. Es ist vielmehr eine extrem aufwendige Röntgenuntersuchung der gesamten Rohrleitung vor dem Absenken in den Boden nötig, die aber oft nicht und oft nur oberflächlich durchgeführt wird.

Der „Sachverständige“, den man da herbeigeholt hat, ist von der Bundesanstalt für Materialforschung in Berlin, also einer Bundesbehörde, die Weisungen unterworfen ist. Hätte er gegen die Pipeline ausgesagt, hätte sein Arbeitsplatz gefährdet sein können.

So aber sagt er den denkwürdigen Satz: Die verwendeten Sicherheitseinrichtungen etwa zum Absperren der Pipeline bei einer Leckage seien "Stand der Technik". Das ist, mit Verlaub gesagt, ungeheuerlich. Da es noch nie eine Pipeline für ein unsichtbares, hochgiftiges Gas ohne Geruch gegeben hat, gibt es natürlich keinen „Stand der Technik“ dafür.

Der „Stand der Technik“ für Pipelines bezieht sich auf Erdölpipelines oder auf Erdgas-Pipelines, aber nicht auf hochgiftiges Gas. Der Stand der Technik reicht hierfür nicht aus, er hätte entwickelt werden müssen für diese neue Pipeline, aber der Gutachter sagt, sie sei „Stand der Technik“.

Die Profitinteressen des Bayer-Konzerns sind für die Regierung wichtiger als so unwichtige Dinge wie menschliches Leben.

Kurios, dass dies ausgerechnet mitten in einem Gebiet „erprobt“ wird, in dem die höchste Bevölkerungsansammlung und eine der höchsten Bevölkerungsdichten auf der ganzen Welt herrscht.

Sehen Sie sich einmal das Satelittenbild von Europa bei Nacht an. Da zieht sich ein einziges, breites Lichtband von Rotterdam bis nach Dortmund, die durch Licht bewiesene höchste Ansammlung von Menschen an einem Fleck auf der ganzen Welt.

Und die CO-Pipeline wird genau in der Mitte dieses Lichtstreifens gebaut!

Wir wollen leben! Weg mit kapitalistischer Todestechnik!

Karl Weiss - Journalismus

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