Dienstag, 17. Mai 2011

Fukushima: Nun hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Schnellmerker von der Firma langsam

Von Karl Weiss

Wenn doch nur die Voraussagen des Bürgerjournalisten nicht so treffsicher wären! Dann könnte man angesichts des Supergaus von Fukushima bedeutend besser schlafen. Aber nun ist eine weitere Voraussage eingetroffen – und das verheisst wiederum nichts Gutes.

Kind Radioaktivität Japan

Bereits am 3. April hat der Bürgerjournalist im Artikel „Was war der Auslöser des Fukushima-Supergaus?“ ( http://karlweiss.twoday.net/stories/16548138/ )
folgendes geschrieben:

„Bruch der Wasserrohre durch das Erdbeben (...) ... gibt es klare Anzeichen für das Erdbeben als Auslöser des Super-Gaus in Fukushima und nicht den Tsunami, wie bisher gemeldet. Das ist insofern von Bedeutung, als hier ja das Standartargument „Bei uns gibt‘s keine Tsunamis“ verwendet wird, um die Behauptung zu unterstreichen, deutsche Atomkraftwerke seien sicher. (...) Was passiert nun, wenn ein solches Rohr bricht? Es tritt Wasser bzw. Wasserdampf aus und der Stand des Kühlwassers im Reaktor beginnt zu fallen. Liegen dann die ersten Brennstäbe teilweise frei, so überhitzen sie sich und beginnen zu schmelzen: Die katastrophale Kernschmelze ist eingeleitet.

Als Nebeneffekt erzeugt der Reaktor dabei auch noch Wasserstoff, der sich dann an den heissen Oberflächen entzündet und zu grossen Explosionen führt, wie wir das in Fukushima gesehen haben.“

erneute Explosion Fukushima

Nun, lesen Sie, was die ‚Süddeutsche‘ heute (17.5.) schreibt, also eineinhalb Monate später und vergleichen Sie:

„Die Kernschmelze im AKW Fukushima-1 begann direkt nach dem Erdbeben. Damit ist eine wichtige Schutzbehauptung der Atomlobby endgültig widerlegt. (...) Das Erdbeben hatte den Reaktor Leck geschlagen, deshalb begann sein Kühlwasserspiegel noch am selben Nachmittag zu sinken. Schon nach fünf Stunden begann die Kernschmelze.“

Die verzweifelten Versuche der Tepco, noch Wochen nach der Kernschmelze im Reaktor 1 von „teilweise geschmolzenen Brennstäben“ zu sprechen, die es zu kühlen gälte, und den Tsunami verantwortlich zu machen, dessen Intensität man nun wirklich nicht hätte voraussehen können, sind damit als Notlügen entlarvt.

Fukushima Ende März 2011 von oben nach unten Reaktor 1, 2, 3 und 4

In Wirklichkeit liegt die gesamte Masse der Brennstäbe von Reaktor 1 schon seit Mitte März am Boden des Reaktorbehälters als ein geschmolzener Block. Da nun tonnenweise Wasser in den Reaktorbehälter gepumpt wurde, hat man damit riesige Mengen von radioaktiv strahlenden Partikeln aus diesem Block herausgelöst oder –gespült und dies Wasser ist durch die bereits vorhandenen Löcher in der Wand des Behälters in den Untergrund gesickert und von da ins Meer.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass weit entfernt von Fukushima im Meer bereits mehrmals radioaktive Strahlung von einer Intensität gemessen wurde, die mit den zugegebenen Ereignissen nicht in Zusammenhang zu bringen war (siehe auch den oben schon verlinkten Artikel).

Was die ‚Süddeutsche‘ aber wiederum vermeidet, ist zu sagen, was das denn nun bedeutet. Es lässt sich bereits voraussehen: Auch die beiden anderen am Tag des Erdbebens im Betrieb stehenden Reaktoren 2 und 3 werden wahrscheinlich ein ähnliches Schicksal erlitten haben. Also waren auch dort die bisherigen „Rettungsmassnahmen“ nicht sachgerecht.

Zum Reaktor 4, der ja ebenfalls zerstört ist, aber gar nicht im Betrieb war am Tag des Erdbebens, wurde nun erstmals teilweise Stellung genommen: Er sei unterirdisch mit dem Reaktor 3 verbunden gewesen und sei deshalb durch die Riesenexplosion des Reaktors 3 ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden. Interessante Bauweise, nicht? Das bot sich natürlich an, die Reaktoren unterirdisch zu verbinden, nicht?

Wichtig in diesem Zusammenhang nicht zu vergessen: Der Reaktor 3 wurde mit Mox-Stäben betrieben, die Plutonium enthalten. Wenn diese ganzen Mengen Plutonium an die Luft oder ans Wasser abgegeben werden, dann sind da ganze Gegenden bzw. das Meer weltweit für Zehntausende von Jahren strahlend, denn das wichtigste Plutonium-Isotop hat eine Halbwertszeit der Strahlung von Zehntausenden von Jahren!

Fukushima - Reaktor 3 - Plutonium

All dies zieht die ‚Süddeutsche‘ vor, nicht zu berichten – das könnte ja Panik auslösen!

Allerdings gibt es doch einen sehr positiven Teil des Artikels, aus dem man lernen kann. Hier:

http://sueddeutsche.dehttp://www.sueddeutsche.de/panorama/atomkatastrophe-in-fukushima-der-unbemerkte-gau-1.1098291

Dort wird nämlich Haruki Madarame zitiert, der heute oberster Wächter Japans über alle Reaktorsicherheitsfragen ist. Der habe, als er noch Professor an der Universität in Tokio war, gesagt:

"Irgendwo muss man einen Strich ziehen. Es wäre unmöglich, ein AKW zu entwerfen, wenn die Ingenieure jede einzelne Möglichkeit berücksichtigen müssten."

Hören Sie? Hören Sie? Wenn alle Möglichkeiten eines Atomunfalles berücksichtigt würden, wäre es unmöglich, die Atomkraftwerke zu bauen!

Warum? Weil sie bei weitem zu teuer würden! Andersherum gesagt: Die Atomkraftwerke gibt es nur, weil eben nicht alle Möglichkeiten von Atomunfällen ausgeschlossen werden. Damit sind alle, die da vor sich hinbeten „Bei uns sind die Atomkraftwerke sicher“ widerlegt.

Atomkraftwerke sind nur nebenbei zur Stromerzeugung da, ihre Hauptaufgabe ist es Profit zu erzeugen und damit ist klar, es werden eben nicht alle Möglichkeiten berücksichtigt.

Atomkraftwerke sind der reinste, der extremste und der am meisten charakteristische Ausfluss des Kapitalismus. Es ist, als wären die Worte Atomkraftwerk und Kapitalismus identisch.

25 Jahre Tchernobyl 1986

Und damit ist auch klar: Wer da immer noch Restlaufzeiten befürwortet, werd da immer noch plappert, ohne AKWs gingen die Lichter aus, wer immer noch nicht begriffen hat, auf welchen Zeitbomben wir alle sitzen, der steht auf der Seite des Todes und nicht auf der des Lebens!

Wählen wir das Leben! Alle Atomkraftwerke abschalten, sofort!


Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7
- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten!

Wie damals bei den oberirdischen Atom-Explosionen

Von Karl Weiss

Was bereits mehrmals angedeutet wurde hier im Blog, hat sich nun als Tatsache herausgestellt: Nicht nur Reaktor 1 – wie schon im letzten Artikel gemeldet – hat eine Kernschmelze des wesentlichen Teils des Reaktorkerns erlitten und gibt ununterbrochen hohe Mengen an Strahlung und strahlender Teilchen ab, sondern dies trifft auch auf die Reaktoren 2 und 3 zu! Die Tepco selbst hat dies nun zugegeben. Damit haben wir den dreifachen Supergau oder drei Mal Tchernobyl!

Kind Radioaktivität Japan

Dies ist also bereits jetzt das grösste Atomunglück aller Zeiten und übertrifft Tchernobyl bereits deutlich. Genau dies war eigentlich schon seit über einer Woche klar, nur hat die Tepco – ebenso wie die japanische Regierung – immer um den heissen Brei herumgeredet.

Nun steht also fest: Alle drei Reaktoren, die zum Zeitpunkt des Erdbebens und kurz danach des Tsunamis in Funktion waren, sind durch die mangelnde Vorsorge des Herstellers und des Betreibers für viel zu lange Zeit ohne Kühlung des Reaktorkerns geblieben und haben dementsprechend eine wesentliche Kernschmelze erlitten (die Fragen über den vierten Reaktor werden wir später noch behandeln).

Fukushima Ende März 2011 von oben nach unten Reaktor 1, 2, 3 und 4

Dabei spielt es keine Rolle, wieviel % der Brennstäbe eventuell noch nicht geschmolzen sind, denn die geschmolzenen Teile haben längst Löcher in die Stahlwände des Druckbehälters gefressen (kein Stahl hält 2000 Grad aus!) und die Radioaktivität strömt ungehindert ins Freie.

Ins Freie, das heisst zum einen, in das Wasser, das dort andauernd hineingepumpt wird in der verzweifelten Hoffnung, noch einen Teil der Kernschmelze verhindern zu können (es ist von Tausenden von Tonnen Wasser pro Tag die Rede), das dann dann durch die Löcher hinausfliesst und in den Untergrund und ins Meer, das heisst zum anderen, in die Luft, weil die 2000 Grad heisse Kernschmelze die Partikel radioaktiv strahlender Teilchen in die Höhe trägt.

Grössere Teilchen kommen innerhalb von 100 bis 500 km in Windrichtung wieder herunter und schaden dort mit ihrer Strahlung. Feinere Teilchen können höher getragen werden und zwischen 500 und 3500 km überwinden, bevor sie den Boden wieder erreichen. Die feinsten Teilchen aber werden bis in die Stratosphäre getragen, wo die Jet-Streams in West-Ost-Richtung um die Erde fegen und diese Partikel rund um die Erde verbreiten.

Das entspricht einer Situation, wie sie in den 50er Jahren erreicht wurde, in der ersten Phase des „Kalten Krieges“ zwischen den USA und der Sowjetunion. Damals wurden von beiden Seiten zig Atombomben und später auch Wasserstoffbomben in Probe-Explosionen gezündet, zum einen, um die Wirkungen besser erforschen zu können und zum anderen, um der anderen Seite deutlich zu machen, wie weit man ist mit den Atomwaffen, nämlich genauso weit wie die Anderen.

Die Amerikaner führten die Versuche in der Nevada-Wüste durch, die Sowjetunion (soweit man weiss) in einer der südlicheren Sowjetrepubliken auf fast genau der gleichen geographischen Höhe wie Nevada in den USA. Diese oberirdischen Versuchs-Explosionen führten zu einem Streifen von Radioaktivität rund um die Welt in jener geographischen Höhe, die bald danach in einem deutlichen Anstieg der Fälle von Krebs (hauptsächlich Leukämie) vor allem von Kindern genau auf jenem Breitengrad führte.

Nachdem dies nachgewiesen war, versuchte der grösste Physiker aller Zeiten, Einstein, eine Bewegung zu schaffen, um die beiden Supermächte zum Einstellen dieser Versuche zu bewegen. Es gelang ihm, eine bedeutende Anzahl anderer Wissenschaftler für diese Bewegung zu gewinnen, aber er starb noch während dieser Versuche im Jahr 1957.

An seiner Stelle übernahm der überragende Chemiker Linus Pauling diese Bewegung, der einzige Nobelpreisträger für zwei unterschiedliche Dinge (Chemie- und Friedensnobelpreis), während Madame Curie (als einzige Andere mit zwei Nobelpreisen) einen für Physik und einen für Chemie bekam. Es gelang ihm am Ende, mehr als 11 000 der wichtigsten Naturwissenschaftler auf der Welt zu einer Unterschrift auf der Petition zu bewegen, die von den beiden Supermächten die Einstellung der oberirdischen Atomwaffenversuche verlangte.

Angesichts dieser (fast) Einstimmigkeit kamen die beiden Führer der damaligen Supermächte, der sowjetische Parteichef Chrustschow und der US-Präsident Kennedy nicht mehr darum herum nachzugeben. Im Jahr 1962 wurde der Vertrag über die Einstellung der oberirdischen Atomwaffenversuche unterzeichnet und kurz darauf wurde Linus Pauling der Friedensnobelpreis zuerkannt.

Es sei nicht geleugnet, Sie haben es beim Bürgerjournalisten nicht nur mit einem Chemiker zu tun, sondern auch mit einem der grössten lebenden Fans von Linus Pauling. Darum hier auch noch eine kurze weitere Information: Der Entwickler von Linux, Linus Torvalds, wurde nach Linus Pauling benannt.

Einen ähnlichen Streifen von Krebs (vor allem Leukämie, vor allem bei Kindern) könnte jetzt auf der Höhe von Fukushima, das ist ein Stück nördlich des damaligen, rund um die Erde auftreten (das braucht einige Jahre, um sich zu entwickeln).

Die menge von radioaktiven Teilchen, die von drei durchgegangenen Brennstoff-kernen ausgehen, kann absolut mit der von einer Anzahl von Atombomben verglichen werden, natürlich nicht die unmittelbare Wirkung einer Atombombe.

Es ist aber auch möglich, dass der bei weitem grösste Teil der strahlenden Partikel im Fall Fukushima ins Meer gespült wird. Dann muss man angesichts der Meeresströmungen verfolgen, wohin die Radioaktivitität gelangt und dann vor allem die Akkumulation untersuchen bzgl. der Fische und anderer Meereslebewesen.

Es könnte passieren, dass in drei oder vier Jahren dringend von Verzehr bestimmter Fische und anderer Meereslebewesen abgeraten wird, wobei selbstverständlich die Regierungen wiederum versichern werden, es gäbe keine Gefahr, denn die „Grenzwerte seien nicht überschritten“, die man einfach noch ein bisschen höher gelegt hat.

Der Umfang des Entsetzens, des Unglaubens, der Rachsucht und der stillen Trauer, die man angesichts der Behandlung dieses Themas durch die Regierungen und die offiziellen Medien bei diesem Thema spürt, ist fast unendlich.

Wir dürfen nicht glauben, was sie sagen, wir dürfen nicht nachlassen in den Bemühungen, die ganze Wahrheit zu erfahren!

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies Bild zeigt eine Wandzeichnung eines von der Krebsbehandlung gezeichneten Kindes in Tchernobyl mit der Ruine des Atomreaktors im Hintergrund. Das schlimmste an den Atom-Katastrophen sind meistens die vielen Kinder mit Krebs.

Es sind unsere Kinder, die betroffen sein werden, verdammt noch einmal! Die Kinder werden Leukämie bekommen und Du kannst diesen Scheiss-Schleimern in der Regierung nicht einmal klar nachweisen, dass sie Schuld sind!



Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

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- Super-Gau Japan 3

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