Sonntag, 12. Juni 2011

USA: Ineffizienz

Die USA zeigen ein absurdes Ungleichgewicht zwischen Gesamtschulden und Wirtschaftsleistung

Karl Weiss

Das Ungleichgewicht zwischen dem Brutto-Inlandsprodukt (BIP), also der totalen Wirtschaftsleistung der USA und den gesamten Schulden der Bürger, Unternehmen und des Staates der USA hat sich in etwa zum Dreifachen zu Lasten der Schulden ausgewachsen. D.h., die USA leben in etwa zum dreifachen über ihre Verhältnisse. Die Gesamtverschuldung der privaten Haushalte, Unternehmen, inkl. Finanzsektor und des Staates stiegen im ersten Quartal 2011 (explizit) auf 350,45% des nominalen BIPs.

USA: Gesamtverschuldung und BIP 1952 bis 2011

Ja, das muss man sich ganz langsam einmal zu Gemüte führen, dieses Chart. Die untere Linie ist das Brutto-Inlands-Produkt (BIP) der USA von 1952 bis 2011 (es zeigt wegen der Vergleichbarkeit jeweils die ersten Quartale, hochgerechnet aufs Jahr, was gewisse Differenzen zu den tatsächlichen Zahlen am Ende des Jahres bedeutet, die aber für die Gesamtaussage keine Bedeutung haben). Die obere Linie ist die Summe aller Schulden des US-Staates und seiner Untergliederungen, der Schulden der privaten Haushalte, der Unternehmen und des Finanzsektors. Diese Zahl für die Gesamtschulden erreichte im 1. Quartal unglaubliche 52, 604 Billionen Dollar (diese Billionen sind keine US-Billions, sondern echte Billionen, es ist also folgende Zahl: 52 604 000 000 000)!

Dieses Chart zeigt auch: Bis etwa zum Ende der 60er Jahre gab es einen einigermassen Gleichstand zwischen den Gesamtschulden der US-Ökonomie und dem BIP. Dann, etwa ab dem Moment, als der Vietnam-Krieg zu einem voll ausgewachsenen Krieg hochgestuft und Nordvietnam systematisch bombardiert wurde, begannen die Schulden sich deutlich höher zu entwickeln als die Wirtschaftsleistung.

Das weitete sich in der Folgezeit immer weiter aus. Die massiven Steigerungen der Militärausgaben unter Ronald Reagan führten bereits zu einem Gesamtschuldenstand vom Doppelten des BIP und auch unter den folgenden Präsidenten, Bush Vater, Clinton und Bush Sohn, wurde diese Entwicklung konsequent weitergeführt.

Hätte irgend jemand gedacht, mit der Weltwirtschaftskrise würde nun eine Besinnung auf reale Werte eintreten und der Wahnsinn, der sich in diesen Zahlen ausdrückt, würde gestoppt, der hätte nicht mit der Realität des imperialistischen Systems gerechnet. Der Krug wird so lange weiter zum Brunnen gehen, bis er bricht.

Der Betreiber des Blogs „Querschüsse“, dem dieses Chart entnommen wurde, nennt das eine Voodoo-Ökonomie.

Man muss konstatieren:

1. Die USA sind die bei weitem ineffizienteste Volkswirtschaft. Wer soviel Geld geliehen bekam und daraus so wenig macht, ist Weltmeister in Ineffizienz.

2. Die USA sind objektiv pleite – und das nicht erst seit gestern. Es wird unter keinerlei Umständen mehr möglich sein, eine so extrem Verschuldung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung mit irgendwelchen Mitteln zurückzuführen, ohne durch den Prozess des Staatsbankrotts zu gehen.

3. Dass der Staatsbankrott noch nicht öffentlich erklärt werden musste, ist nur darauf zurückzuführen, dass niemand diesen Bankrott will und niemand sich überhaupt ausmalen will, wie es danach aussähe. Der Kaiser ist also bereits ohne Kleider und von allen Seiten rufen die kleinen Jungen: „Aber der Kaiser ist ja nackt!“, aber alle anderen tun so, als würden sie nichts hören und nichts sehen und versichern sich immer wieder gegenseitig, der Kaiser trage doch Kleidung.

4. Irgendeine Chance, all diese Schulden zurückzuzahlen, gibt es nicht. Jeder, der heute noch US-Staatsanleihen mit geringen Zinsen kauft, muss gewiss sein, das Geld sieht er nicht wieder oder bestenfalls einen winzigen Teil davon. Trotzdem gibt es viele Nibelungentreue (vor allem die chinesiche Regierung), die weiterhin US-Staatsanleihen kaufen, obwohl sie eigentlich die Zeichen der Zeit erkannt haben müssten.

5. Mit jedem Tag, den dieses Spiel noch dauert, wird der Knall, mit dem es dann platzt, wenn die Chimäre endgültig fallen wird, umso ohrenbetäubender.

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