'... ist die US-Ökonomie am A...!'
Von Karl Weiss
Der US-Informationsdienst ‘businessinsider” schreibt am 30. Dezember 2010: Wenn die Häuserpreise weiter so fallen, ist die US-Ökonomie am A...“ (man benutzt das Verb „screwed“). Was damit gemeint ist: Die US-Wirtschaft hat sich noch keineswegs erholt. Eine solche Erholung wäre davon abhängig, dass die Häuserpreise zu fallen aufhören und erneut zu steigen beginnen. Das Hausbau ist ein wesentlicher Teil der US-Ökonomie. Es droht, ein zweiter, erneuter Fall in die Krise ("double dip").
Im Gegensatz zu Deutschland, wo ein wesentlicher Teil des Volkes gezwungen ist, in Miete zu leben, ist die Bevölkerung der USA ein Volk von Hausbesitzern (oder sollte man sagen „war“?). Häuser und Grundstücke sind weit billiger als hierzulande und die typische amerikanische Familie ruht und rastet so lange nicht, bis sie ihr eigenes Haus hat. Damit wurde der Hausbau zu einem wesentlichen Wirtschaftszweig in den USA.
Er ist so wesentlich, dass das Abkippen der Baukonjunktur, das Absinken der Häuserpreise und das Platzen der Hypothekenblase der ausschlaggebende Auslöser der Wirtschaftskrise und der Finanzkrise in den USA war, die dann wiederum die weltweite Krise auslöste.
Damit ist aber gleichzeitig umgekehrt auch das Herauskommen aus der Krise an einen Wiederanstieg der Häuserpreise gebunden, an neue billige Hypotheken zum Hausbau und an eine neue Baukonjunktur.
Aber die Auswirkungen der Wirtschaftskrise haben Millionen von US-Amerikanern den Job gekostet und so entsteht ein Teufelskreis: Solange nicht viele neue Jobs geschaffen sind, kann die Hausbaukonjunktur nicht wieder in Gang kommen und solange die Konjunktur nicht wieder in Gang kommt, werden kaum neue Jobs geschaffen.
Zwar gab es bis Mitte 2010 eine deutliche Verlangsamung des Sinkens der Häuserpreise und einige riefen bereits „Halleluja, es geht wieder bergauf!“, aber in der zweiten Hälfte 2010 hat sich im allgemeinen das Sinken der Häuserpreise fortgesetzt und sogar beschleunigt.
Im Oktober, so berichtet der wesentlichste US-Hausbau-Ökonom Robert Shiller, war der Preisabfall, umgerechnet aufs Jahr, bei 10%. Er sagte, wenn die Preise weiter so schnell fallen, gibt es „serious reasons to worry“. Diese Aussage wird von „businessinsider“ als „apokalyptik statement“ für die Verhältnisse von Shiller gewertet. So zog man den Schluss: Wenn die Preise weiter so schnell fallen, ist die US-Ökonomie „screwed“.
In sechs der zwanzig größten Stadte in den USA sind die Häuserpreise auf einem neuen Tiefstand, niedriger als 2009, als die Stabilisierung begann. In vielen Städten sind die Preise für Häuser so niedrig wie vor 10 Jahren (danach gab es steile Preisanstiege für Häuser).
Die Situation in 2010 in den USA war so: Anfang des Jahres begannen sich deutliche Anzeichen einer Stabilisierung zu zeigen und manche meinten schon, die Krise sei vorbei. Was wirklich gefürchtet wurde, war der „double dip“ (der zweifache Fall), wie er in den Dreißiger Jahren in der „Großen Depression“ auftrat. Nachdem man 1932 bereits eine Stabilisierung sah, begann ab 1933 eine zweiter, noch tieferer Teil der Krise alle Voraussagen über den Haufen zu werfen. Genau dies, der „double dip“, kommt nach Ansicht jenes US-Wirtschafts-Informationsdienstes nun erneut auf die Vereinigten Staaten zu – und der entscheidende Faktor ist die erneute Beschleunigung der Verschlechterung („double dip“) im Häusermarkt.
Da gibt es für alle außerhalb der USA keinerlei Schadenfreude. Die US-Wirtschaft ist weiterhin führend in der Welt und wird fast alle anderen Länder mit sich in eine neue, vertiefte Krise reißen, wenn diese Vorausschau richtig ist.
Dass sie dies ist, sagt ein anderer US-Ökonom, Peter Shiff. Er schreibt im „Wall Street Journal“, bevor an eine Erholung der Häuserpreise zu denken sei, müsse erst wieder die typische historische Linie der Häuserpreise erreicht werden, was einen weiteren Fall der Häuserpreise um etwa 20 bis 28% notwendig mache.
Was in den USA geschah, war eine „Blase“, in diesem Fall eine Blase der Häuserpreise. Die Preise stiegen in spekulativer Weise, weit schneller und höher, als dies die tatsächlichen Wirtschaftsdaten hergaben. Die Lehre lautet: Wenn die Blase platzt, muss man zurück auf Null, erst dann kann es wieder vorwärts gehen.
Übrigens gab es zeitgleich auch ‚Blasen‘ der Häuserpreise in Spanien, Irland und Großbritannien, wenn auch nicht in so katastrophalem Ausmaß wie in den USA.
Wie auch immer, der „double dip“ der US-Wirtschaft ist ausgerufen!
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