Die Völker werden siegen!
Von Karl Weiss
Bereits während des letzten Libanonkrieges, als im Jahr 2006 Israel zum aberen Male den Libanon überfallen und dort ein Blutbad angerichtet hatte, schrieb der Bürgerjournalist in diesem Artikel ( http://karlweiss.twoday.net/stories/2823593/ , ursprünglich veröffentlicht am 22. August 2006): „Die USA und Israel haben den Krieg bereits verloren“. Das mag Manchem voreilig erschienen sein, aber jetzt, mit den Revolten in Tunesien und Ägypten – wie auch in weiteren Ländern – wird mehr und mehr klar, diese Aussage war völlig richtig.
Schon damals schrieb der Bürgerjournalist im genannten Artikel u.a.:
„Ihnen [den Regierungen der USA und Israels) ist nicht klar (oder sie unterschätzen sträflich), daß parallel zu den rein militärischen Ergebnissen eines Krieges immer ein Kampf um die Herzen der Menschen gefochten wird und daß sie dabei sind, diesen zu verlieren. Nicht nur die Herzen der Menschen im Libanon haben sie schon verloren, nicht nur die der Menschen in der arabischen und islamischen Welt, sondern auch und gerade da, wo ihre wichtigsten Rückhalte lagen: In der europäischen und nordamerikanischen Bevölkerung.“
„In vielen arabischen und islamischen Ländern versammelten sich Menschen vor den Bildschirmen von Computern und TV und sahen sich immer neue Photos und Videos von zerfetzten Babys, Kindern ohne Arm oder Bein, zerschmetterten Körpern und weinenden und klagenden Menschen an. Und diese Menschen rufen auf arabisch, das fast alle in der Region verstehen: „Seht an, was Israel uns angetan hat! Seht, was Amerika uns angetan hat! Gott wird sie strafen dafür!“
„Schwerlich wird die Bevölkerung etwa in Saudi-Arabien und Ägypten hinnehmen, daß die dortigen Regierungen beifallklatschend daneben stehen. Die werden vielmehr unter heftigsten Druck der eigenen Bevölkerung geraten oder sogar hinweggefegt werden und dann muß man diese Länder auch erobern.“
„Der "Neue Nahe/Mittlere Osten" [also ein auf die Dauer von USA/Israel und ihren Verbündeten militärisch beherrschtes Gebiet vom Suezkanal bis zur indischen Grenze] ist unerreichbar. Der Krieg ist nicht zu gewinnen. In Kriegen gibt es kaum je Unentschieden, also ist er für USA/Israel bereits verloren.“
Und so kommt es wie vorhergesagt, obwohl USA/Israel bisher den Iran noch gar nicht überfallen haben: Die kurrupten herrschenden Oligarchien in den arabischen und anderen islamischen Ländern sind schon seit langem verhasst. Es brauchte nur noch solche Ereignisse wie die extremen Preiserhöhungen bei Lebensmitteln und Treibstoff, um die Lunte ans Pulverfass zu legen. Und nun explodieren die Pulverfässer eines nach dem anderen, zum Teil unabhängig voneinander, zum Teil ermutigt durch den Aufstand im Nachbarland.
Doch auch ausserhalb des engen arabisch/islamischen Bereichs gibt es bereits Revolten. So berichtet die russiche Agentur Ria Novosti über Manifestationen von Zehntausenden von Menschen in Indien, die der Korruption der herrschenden Oligarchie überdrüssig sind.
Innerhalb der arabischen Welt gibt es bereits Demonstrationen in Algerien und im Yemen und es gibt auch schon eine (allerdings noch unbestätigte) Meldung über Demonstrationen in Saudi Arabien.
Im Endeffekt ist es nun gar nicht so wichtig, ob in allen diesen und eventuell weiteren Ländern die jeweiligen Despoten zurücktreten und ins Ausland fliehen müssen, ob es den aufgebrachten Völkern gelingt, in jedem Fall alle Mitglieder der herrschenden Oligarchien aus den neuen Regierungen herauszuhalten oder ob einige dieser Aufstände mit saftigen Niederlagen enden, wie zum Beispiel die vor einem Jahr in Thailand.
Haben die Völker erst einmal ihre Stärke erkannt, werden Rückschläge nur zeitweise sein – wobei diese Zeit manchmal etwas länger dauern kann – und am Ende werden die Völker siegen.
Interessant auch, wie den herrschenden Betonköpfen in allen Ländern immer nur das Gleiche einfällt, wenn sie massenhaften Demonstrationen gegen sie selbst gegenüberstehen. Massiv Polizei gegen die Menschen einsetzen, auch wenn die Demonstrationen völlig friedlich sind. Die Polizei in barbarischer Weise überreagieren lassen, sie oft auch mit Schusswaffen vorgehen und zum Teil auch morden lassen. Ausgangssperren, Prügelorgien der Polizei, die Reaktionen sind immer sehr ähnlich, z.T. wird auch das Militär eingesetzt.
Das war so, als der russische Zar 1905 mit einem Volksaufstand konfrontiert war und diesen mit Schusswaffen „erledigte“, mit dem Ergebnis tausender Tote (Das war übrigens der gleiche Zar, der zwölf Jahre später von der russischen Oktoberrevolution hinweggefegt wurde und im Volk so verhasst war, dass es nicht nur ihn, sondern gleich seine ganze Familie umbrachte.).
Das war so in Thailand im letzten Jahr, wo der König den Volksaufstand ebenfalls im Blut ersticken liess, aber anscheinend nur ein Jahr gewonnen hat damit.
Das war auch so in Bolivien, wo der damalige Staatspräsident sich trotz heftigster Polizeieinsätze so lange und so intensiv Manifestationen des Volkes gegenübersah, bis er resignierte und Neuwahlen auschreiben liess, aus denen der jetzige Präsident Evo Morales siegreich hervorging.
Aber die vergleichbare Strategie auch in solchen Fällen, in denen es nicht um den Sturz der nationalen Regierung geht, sondern um spezifische Anliegen. Die Brutalität, mit der man in Gorleben Anti-Atom-Demonstrationen niederknüppeln und einkesseln lässt, ist bundesweit bekannt. Auch in Stuttgart, wo es eigentlich „nur“ um einen Bahnhofsumbau ging, wurde gleich der dicke Hammer herausgeholt, als die Demonstrationen gegen „Stuttgart21“ zu gewaltig geworden waren. Kaum war eine Demonstration von Kindern angemeldet worden, die das Geld für „Stuttgart 21“ besser im Bildungswesen angelegt gesehen hätten, holte Ministerpräsident Mappus eine spezielle Schläger-Polizeieinheit und die Wasserwerfer mit der grössten Atü-Zahl und liess den aggressivsten Pfeffer-Spray versprühen, um den Demonstranten und speziell den Kindern „eine Lehre zu erteilen“.
Die Antwort war eindeutig: Auf der nächsten Demonstration wurde ein riesiges Transparent mitgetragen, das lautete: „Wenn Polizisten Kinder schlagen, zeigt der Staat sein wahres Gesicht“. Die Auseinandersetzung war von der Ebene eines Bahnhofsumbaus auf die des Charakters des Staates gehoben worden.
Bis heute hat es noch keinen Gewaltherrscher gegeben, dem etwas anderes eingefallen wäre gegen grosse und andauernde Manifestationen. „Eskalieren! Eskalieren! Eskalieren!“ ist die Devise. Offenbar sind jene Betonköpfe einfach nicht in der Lage zu sehen: Sie lassen die Wut und den Ärger damit in offenen Hass umschlagen und mit dem weicht die Angst. Sie putschen also ihre Gegner auf.
Und in Israel schlottern schon so Einigen die morschen Knochen. Eben wurde berichtet, die Israelische Regierung habe die US-Regierung und die europäischen Regierungen aufgefordert, Mubarak zu unterstützen. Und wenn die das nun nicht tun? Was dann?
Das Charakteristische an der Eskalationsstrategie der Betonkopf-Mafia ist die schnelle Bewusstwerdung der angegriffenen Volksmassen, die protestieren. Wie schnell die Menschen in der Aktion lernen, ist beeindruckend. Geht es eingangs noch um relativ kleine Ziele („Bouteflika muss weg“ „Kein Stuttgart 21“), erkennt das Volk nach der Eskalation: „Die haben Angst vor uns“, was den Sieg des Volkes wahrscheinlicher macht, selbst wenn das nicht im ersten Anlauf klappt oder wenn zunächst nur ein Phyrrus-Sieg erzielt wird.
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