Stuttgart21: Bahn frisierte Kosten
Von Karl Weiss
Dem „Spiegel“ wurden bahninterne Unterlagen zugespielt, die belegen: Die innerhalb der Bahn bereits zusammengezählten Kosten des Projekts Stuttgart21 haben längst die 4,5 Milliarden Euro überschritten, die Bahn-Chef Grube als Obergrenze akzeptiert hatte. Bereits vor zwei Jahren hätte die Bahn das Projekt stoppen müssen, wenn sie diese Obergrenze tatsächlich ankennen würde.
Es ist wie bei allen grösseren Projekten: Die an einer Verwirklichung interessierten, seien es jene, die an den Baukosten verdienen, seien es jene, die an den Folgekosten verdienen oder seien es jene, die schlicht und einfach mit einem Grossprojekt in die Geschichte eingehen wollen, sie arbeiten immer und ohne eine einzige Ausnahme mit einer Kostenvorschau, von der sie selbst wissen, das wird nie zu realisieren sein.
Wenn dies bei Stuttgart21 nicht der Fall wäre, wäre dies in der Geschichte der Menschheit das erste Grossprojekt, das nicht absichtlich viel billiger angepriesen wurde als es dann später sein wird. Vor diesem Hintergrund ist es zumindest bemerkenswert, mit welcher Chuzpe Bahnchef Grube behauptet, der Rahnmen von 4,5 Milliarden Euro für den unterirdischen Stuttgarter Bahnhof und alle seinen Nebenkosten sei einzuhalten.
Die Unterlagen, die dem Spiegel zur Verfügung standen, sagen etwas ganz anderes. Es handelt sich um Vermeke, Protokolle und Berechnungen aus den Jahren 2002 bis 2010. Der Unterschied zwischen dem, was öffentlich zugegeben wurde und den internen Berechnungen lag Ende 2002 bereits bei 700 Millionen Euro, im März 2005 schon 1,3 Milliarden Euro. Da gilt also bei der Bahn so wie auch bei den Flughäfen, den Magnetschwebebahn-Berechnungen, den Kohlekraftwerken und den Opernhäusern und Philharmonien: Man gibt nie die bereits bekannten Kosten an, sondern ‚frisiert‘ sie.
Doch steht man dann später nicht ziemlich schlecht da, wenn sich die wirklichen Kosten herausstellen?
Auch das haben wir schon zig Mal erlebt. Wenn dann die wirklichen Kosten bekanntgegeben werden (die noch später immer noch weiter aufgestockt werden müssen), gibt es bereits kein Zurück mehr.
Die Apologeten rechnen uns vor, jetzt aus dem Projekt auszusteigen, käme weit teurer als es fertigzustellen, denn es gibt langfristige Verträge, es gibt die Summe, die bereits investiert wurde und bei Abbruch verloren wäre und schliesslich gibt es noch die Inflation, die einem den Strich durch die Rechnung gemacht hätte.
Dass Inflation nicht vorauszusehen ist, ist eines der Irrsinns-Argumente, die dann immer kommen.
Selbstverständlich kann man grössenordungsmässig die Inflation voraussehen und auch, dass die Kosten von Bauleistungen und –materialien über der offiziellen Inflationsrate steigen.
Doch die Verantwortlichen sind meistens gute Schauspieler und geben sich glaubwürdig überrascht von der angestiegenen Inflation.
Auch Grube setzt natürlich auf diesen Effekt. Er wird ohne Wimpernzucken Kosten von 8 oder 9 Milliarden nur für den Bahnhofsanteil in Stuttgart verkünden und sich von den Preisteigerungen überrascht geben.
Das ganze Projekt einschliesslich des neuen unterirdischen Intercity-Bahnhofs Stuttgart-Flughafen und der neuen Tunnel und der Steigungsstrecke am Albaufstieg und der Anbindung an das bisherige System dürfte kaum unter 16 bis 18 Milliarden zu haben sein und Grube wird sich dann echt überrascht geben von solchen Kosten.
Aber – es gibt ja keine Alternative, wir bauen ja inzwischen schon 12 Jahre an diser Neuerung und wenn wir wir jetzt abbrechen würden, wären alle Investitionen umsonst usw. usw., und blah, blah.
Erinnern Sie sich, wie oft Sie das schon gehört haben?
Verarscht zu werden ist bereits schwer zu schlucken, aber so offensichtlich, so lächerlich, so gegen alle Erfahrungen sich verarscht haben zu lassen, das sollten sich die Stuttgarter und Baden-Württemberger doch nicht antun.
Es gilt zurück auf die Strasse zu gehen und die Stimme zu erheben gegen Stuttgart21, das unsinnigste Projekt aller Zeiten (wenn man kein Profiteur ist).
Wenn man den scheinheiligen „Schlichter“ hört, der sich jetzt mehr und mehr selbst entlarvt ( „Der Bahnhof wird ja doch gebaut“), so sollten Sie jetzt den Schwanz einziehen, zu Hause bleiben und ein Tränchen verdrücken.
Der Bürgerjournalist rät dagegen, jetzt genau dort weiterzumachen, wo man aufgehört hatte, als die Inszenierung einer Schein-Schlichtung über die Medien hochgeputscht wurde.
Die Strasse ist unser! Das muss unser Motto sein! Jetzt gibt es nur noch ein Mittel, Stuttgart21 zu stoppen: Wenn sie merken, sie schaffen sich Hunderttausende von Feinden um eines Profits willen. Dann werden sie sichs vielleicht doch noch überlegen.
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