Stuttgart 21: Spätrömische Dekadenz
Von Karl Weiss
Als unser allseits geliebter Westerwelle bei den Ärmsten im Land „spätrömische Dekadenz“ entdeckte, wurde er von einem Proteststurm, auch seiner eigenen Wähler, hinweggefegt. Die FDP, vorher auf stolzen 15%-Rossen, gurkt seitdem bei 5%.
Nur für den Fall, dass jemand nicht so vertraut ist mit "Stuttgart 21": Dies ist ein Foto des denkmalgeschützten Stuttgarter Hauptbahnhofs mit kleinen Attributen, die hinein-ge-photoshopt wurden: Die chinesischen Flaggen und das Photo des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten am Turm des Bahnhofs.
Aber gab es nicht wirklich eine spätrömische Dekadenz? Ja, nur sie betraf die Reichen und Mächtigen der damaligen Sklavenhaltergesellschaft.
So hätte sich der Porschefahrer und Baden-Württembergische FDP-Minister Goll (oder Gollum?) vielleicht vorher überlegen sollen, ob er wirklich die Stuttgart21-Gegner als „wohlstandsverwöhnt“ und egoistisch darstellen sollte.
Die Bezeichnung „spätrömische Dekadenz“, die schliesslich von der FDP in die aktuelle Debatte geworfen wurde, könnte da fürchterlich auf den Herrenreiter und Porschefahrer Goll zurückschlagen.
Gollum erklärte der „Financial Times Deutschland“ in Bezug auf die Protestierer gegen das Wahnsinnsprojekt „Stuttgart21“, „dem Stuttgarter "Halbhöhenpublikum" gehe es nicht um die Kosten des Projekts, sondern bloß um die Belästigung durch die anstehenden Bauarbeiten.
"Die Menschen sind in zunehmender Zahl sehr unduldsam und wohlstandsverwöhnt", kritisierte Goll. "Man denkt nicht an die kommende Generation, sondern nur daran, dass einem nichts passiert, was einem selbst lästig ist."
Jemand, der in einer Regierung sitzt, die gerade eben verantwortlich war für einen massiven Polizei-Gewalt-Einsatz gegen eine Demonstration von 13- bis 15-jährigen Schülern, will den Menschen beibringen, an die kommenden Generationen zu denken? Hä? Hat der se noch alle?
Wenn er speziell vom Halbhöhenpublikum spricht, bezieht er sich auf die berühmten Halbhöhenlagen des Stuttgarter Talkessels, wo die gut Betuchten wohnen, also traditionelle Wähler von CDU und FDP, wahrscheinlich auch er selbst - falls er nicht in einer seiner erhabenen Stellung mehr angemessenen Residenz Statt hält, zum Beispiel einem Schloss.
Wollte er wirklich seine eigene Klientel in die Ecke der Dekadenz stellen?
Ob der Goll schon einmal davon gehört hat, was man nicht tun soll, wenn man im Glashaus sitzt?
Anscheinend haben die beiden FDP-Politiker Gollum und Dekadenzwelle eine Wette abgeschlossen, wer es zuerst fertigbringt, die FDP bundesweit unter 5% zu drücken und sie damit innerhalb der nächsten Jahre aus den deutschen Parlamenten zu katapultieren.
Nun, die Parallelen zur Endzeit des römischen Imperiums sind tatsächlich vorhanden.
Leute wie Gollum und Dekadenzwelle repräsentieren wirklich die Perversion der Politik, die auch im römischen Reich immer offensichtlicher wurde, je mehr man dem Untergang zustrebte. Die FDP ist der höchste Ausdruck der spätkapitalistische Dekadenz!
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