Carriles for President!

Satire

Von Karl Weiss

Da nun gerade ein Posten frei ist für eine wirklich verdienstvolle Persönlichkeit, nachdem unser lieber Freund Wolfowitz durch eine hässliche Schmutzkampagne verfluchter linker Hetzer gezwungen wurde zurückzutreten, ist es an der Zeit, sich einer Persönlichkeit zu erinnern, die nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten bewiesen hat, dem höheren Ruhm unseres geliebten amerikanischen Vaterlands zu dienen: Luis Posada Carriles!

Natürlich werden gewisse interessierte Kreise nun mit dem Argument kommen, Carriles habe keine einschlägigen Erfahrungen, aber das lenkt nur vom Kern der Frage ab. Welche einschlägigen Erfahrungen hatte Wolfowitz? Na, sehen Sie! Welche einschlägigen Erfahrungen hatte Bolton für das Amt des UNO-Botschafters? Na, sehen Sie! Welche Erfahrungen hatte Gonzales (auch Amerikaner mit Latino-Abstammung) für den US-Generalstaatsanwalt? Na, sehen Sie! Was hatte der Chef der FEMA (verantwortlich für das New Orleans-Desaster) vorzuweisen außer ein Republikaner zu sein? Na, sehen Sie!

Für eine verantwortliche internationale Spitzenaufgabe, die natürlich auch eine Anzahl von gut bezahlten Posten für Familienangehörige und Geliebte beinhaltet, braucht man vor allem Männer der Tat, Männer, die in ihrer Vorgeschichte bewiesen haben, auch den Tod nicht zu scheuen, wenn es darum geht, zum höheren Ruhm unserer geliebten amerikanischen Nation beizutragen.

Das hat Wolfowitz bewiesen und so hat es Carriles. Wolfowitz war der entscheidende Planer für die Demokratie, die unsere hochverehrten Truppen dem Irak gebracht haben. Er hat sich den Hass aller Terroristen der Welt zugezogen, indem er den weisen Plan der Übernahme der Macht im Irak durch unserer großen Nation wohlgesonnene Politiker entwickelt und in die Tat umgesetzt hat. Hunderttausende von Terroristen wurden seitdem dort ausgeschaltet. Nur bösartige linke Hetzer behaupten, das seinen Zivilpersonen gewesen.

Schließlich – wie will jemand Zivilpersonen und Terroristen unterscheiden? Na, sehen Sie!

In ähnlicher Weise hat sich auch Carriles verdient gemacht. In seinem Fall war es ein ganzes kubanisches Flugzeug voller Terroristen. Er hat es in die Luft gejagt. So hat auch er sich den Hass aller Terroristen - und natürlich der bösartigen linken Hetzer – zugezogen und schwebt, wie Wolfowitz, täglich in Lebensgefahr.

Wolfowitz

Wolfowitz: Tod von Tausenden von US-Soldaten und Zivilisten im Portfolio

Natürlich behaupteten diese linken Hetzer später, es habe sich um ein Flugzeug voller kubanischer Zivilpersonen gehandelt – aber man weiß ja, von wo solche Aussagen kommen. Alle Kubaner, die auf der richtigen Seite stehen, leben längst in Miami und Umgebung. Wer dort in Kuba blieb, ist sowieso ein Terrorist. Hat man nicht gerade wieder Fidel Castro zugejubelt? Na, sehen Sie!

Jeder weiß schließlich, die üble Achse des Bösen erstreckt sich von China über Nordkorea und den Iran nach Venezuela und endlich nach Kuba. Übrigens habe ich gehört, wir sollen jetzt auch Russland mit in diese Aufzählung einbeziehen, nachdem der dortige Präsident, der bezeichnenderweise so ähnlich heißt wie das Wort Hure auf Spanisch, es gewagt hat, der lieben Freundin des großen amerikanischen Volkes, der Deutschen Merkel, Widerworte zu geben. Nachdem sie ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, er dürfe Demonstrationen von Oppositionellen nicht unterdrücken, hatte der es doch tatsächlich für nötig befunden, Frau Merkel zu sagen, sie habe ja auch Demonstrationen gegen den G8-Gipfel in ihrem Land verbieten lassen.

Der Mann versteht offenbar nicht: Es gibt gute Opposition, das ist jene, die wir mit unserer CIA unterstützen und es gibt böse Opposition, das sind die bösartigen linken Hetzer. Hat man doch bei diesen Leuten, die dort an einem heiligen Ort in Deutschland (jedenfalls heißt der so) gegen unsere geliebten Führer demonstrieren wollen, terroristisches Material gefunden: Wecker, Drähte und China-Böller. Da hätten sie doch den ganzen Gipfel mit in die Luft sprengen können! Jeder weiß doch: Wecker, Drähte und China-Böller sind das tägliche Brot der Terroristen.

Und noch mehr, man hat auch Flaschen dort gefunden und außerdem Benzin und Öl, versteckt im Tank und im Motor eines Autos in der Garage, womit man ja, wie jeder weiß, Molotov-Cocktails herstellt, also eine offensichtliche terroristische Vereinigung!

So war es doch tatsächlich so, dass eines dieser Länder der Achse des Bösen, Venezuela, Carriles eingesperrt hatte mit der Anklage des Terrorismus, so als ob Bombenanschläge von der Seite der Guten Terrorismus wären. Lächerlich! Glücklicherweise konnte er aber aus dem Gewahrsam der Bösen fliehen und kam in unser herrliches Heimatland Amerika.

Luis Posada Carriles: Flugzeug mit 74 Personen an Bord in die Luft gesprengt

Luis Posada Carriles: Flugzeug mit 74 Personen an Bord in die Luft gesprengt

Wie, damals war Chávez noch gar nicht an der Macht in Venezuela, sondern ein US-freundlicher Präsident? Na, jedenfalls muss es auch schon damals böse Kräfte in Venezuela gegeben haben, sonst hätten sie ja einen Helden wie Carriles nicht eingesperrt.

Auch die lange Gefängnisstrafe, zu der er in Panama, zum Glück in Abwesenheit, verurteilt wurde, wegen terroristischer Morde und Anschläge, ist natürlich nichts als ein Komplott der Bösen mit den Linken, denn es war doch offensichtlich, er hat in Zusammenarbeit mit der CIA gebombt, wenn nicht sogar in deren Auftrag. Na gut, bei einem seiner Bombenanschläge wurde auch ein Italiener getötet, aber das ist eben der Preis, den man zahlen muss, will man die Welt frei halten von Terroristen und linkem Gesindel.

Da nun jeder weiß, die CIA ist der konzentrierte Ausdruck des Guten und der Demokratie auf der Welt, so ist es ja völlig logisch, man kann ihn unmöglich an Panama (oder gar Venezuela) ausliefern, das wäre ja Verrat an der eigenen Sache!

Es gab aber immerhin schlechte Menschen in Amerika, die ihn sogar ins Gefängnis gebracht und angeklagt haben. Daran sieht man, auch hier, im Land der Freien, in der Heimat der Mutigen, gibt es dunkle Gestalten, die anscheinend ähnlich wie die bekannten linken Hetzer nicht verstehen, Gut und Böse zu unterscheiden.

Nun hat das Gericht in Miami (wo sonst?) aber endgültig festgestellt, der Mann ist selbstverständlich unschuldig und hat das Recht, sich in den USA aufzuhalten, so als ob man mit irgendeinem Recht hätte etwas anderes entscheiden können. Er wurde dementsprechend freigelassen und hat keine weiteren Probleme zu erwarten. Damit ist der Weg frei für seine Präsidentschaft bei der Weltbank.

Nun ist auch das andere Argument widerlegt, das jemand gegen die Präsidentschaft von Carriles bei der Weltbank hätte vorbringen können, denn Wolfowitz war natürlich eng verbunden mit der US-Regierung und mit den Organisationen, welche die Amerikaner beschützen, wie dem CIA und anderen. Nur ist nun auch klar geworden, das trifft ebenfalls auf Carriles zu. Auch er ist zweifellos intim mit offiziellen US-Stellen. Wahrscheinlich war und ist er die ganze Zeit Agent der CIA gewesen, nur dürfen die das natürlich nicht offen sagen.

Damit ist er geradezu prädestiniert für die Position in der Weltbank. Da nun Wolfowitz dort – wohl auch mit seiner Geliebten (vielleicht auch anderen, wie Freunden und Bekannten) -ausziehen wird, ist dann wohl auch Platz für eine Anzahl von Mitgliedern der Carriles-Familie. Nach letzten Meldungen brauchen dort 19 Personen einen gut dotierten Posten – ein Privileg, das einem Helden der Nation natürlich auch zusteht.

Da trifft es sich gut, dass die Europäer in der Weltbank gerade versprochen haben, wieder dem US-Präsidenten die Wahl des Präsidenten der Weltbank zuzugestehen, so wie das seit 1940 der Fall ist. Somit ist denn die wirkliche Unabhängigkeit der Weltbank von allen linken und terroristischen Kräften gewährleistet. Damit dürften die letzten Hindernisse auf dem Weg von Carriles in die Weltbank aus dem Weg geräumt sein.


Artikel veröffentlicht am 21. Mai 2007 bei "Journalismus - Nachrichten von heute"


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