Copa América: Vorrunde beendet
Von Karl Weiss
Nun haben also die 18 Spiele der Vorrunde der “Copa América“ stattgefunden, der amerikanischen Meisterschaft der Fussball-Nationalmannschaften. Die wesentlichen Ergebnisse sind die überragende Vormachtstellung Argentiniens in dieser „Copa“, die eklatanten Schwächen des brasilianischen und uruguayanischen Teams, das relativ gute Abschneiden Venezuelas und das frühe Ausscheiden der Nationalmannschaft der USA mit drei Niederlagen, die nicht an frühere gute Vorstellungen anknüpfen konnte.
Im Artikel zum Auftakt der „Copa“ wurde bereits berichtet über die – vorsichtig ausgedrückt – seltsame Einteilung der Gruppen, Aufteilung der Teams auf die Gruppen und die verkorkste Festlegung der Viertelfinal-Begegnungen. Es war bereits spekuliert worden, der für die Organisation zuständige südamerikanische Fussballverband, der in Uruguay sitzt und traditionell von urugayanischen Politikern dominiert wird, habe krampfhaft versucht, der uruguayanischen Mannschaft eine Chance zu verschaffen, ins Endspiel zu kommen.
Dazu hätte allerdings Uruguay als Gruppenerster aus der Vorrunde hervorgehen müssen. Tatsächlich begann das Team vom Rio de la Plata aber mit einer saftigen 0:3-Niederlage gegen Peru. Sah man die peruanische Mannschaft in den folgenden Spielen, blieb es unverständlich, wie sie das geschafft hatte. Sie verlor sang- und klanglos gegen Venezuela, das eigentlich als eines der beiden schwächsten Teams des Turniers eingeschätzt werden musste (zusammen mit Bolivien) und schaffte am Ende gegen Bolivien nur ganz knapp mit einem Ausgleichstor kurz vor Schluss durch Bayerns Pizarro ein Unentschieden. Mit diesen vier Punkten schaffte Peru aber immerhin den zweiten Gruppenplatz.
Venezuela dagegen, im eigenen Land offenbar beflügelt, konnte mit einem Sieg und zwei Unentschieden den Spitzenplatz der Gruppe einnehmen und darf nun gegen den Dritten der eigenen Gruppe, Uruguay, das Viertelfinale bestreiten.
Uruguay war anscheinend nicht extrem beeindruckt durch die glatte Auftaktniederlage und gewann im zweiten Spiel gegen Bolivien. Am dritten und letzten Spieltag der Gruppe A trafen dann der Lokalmatador Venezuela und Uruguay aufeinander, wobei beide mit einem Unentschieden als Ergebnis zufrieden sein konnten, Venezuela, weil es damit Gruppenerster würde und Uruguay, weil es damit Gruppendritter würde und ebenso weiterkäme. Und was war das Ergebnis, raten Sie? Richtig! Ein 0:0 Unentschieden.
Das ist so, wenn man den letzten Spieltag der Gruppen nicht, wie bei der Weltmeisterschaft, gleichzeitig austragen lässt, sondern nacheinander, wie in diesem Fall. Die im letzten Spiel wissen oft schon genau, wie sie spielen müssen.
In der Gruppe B war schon vorher sehr wahrscheinlich, dass Mexiko und Brasilien die beiden ersten Plätze belegen würden, aber die meisten hätten wohl die Reihenfolge anders herum gesehen. Mexiko hatte aber im ersten Spiel Brasilien (mit einer indiskutablen Leistung in der ersten Halbzeit) mit 2:0 geschlagen und damit den ersten Gruppenplatz belegt.
Dies bedeutet nun aber gleichzeitig, Mexiko bekam einen weit stärkeren Gegner im Viertelfinale, nämlich Paraguay, während Brasilien sich nur erneut mit Chile aus der eigenen Gruppe herumschlagen muss, das man bereits im Gruppenspiel mit 3:0 geschlagen hatte.
Es wird deutlich, dieses Schicksal hatte man eigentlich für Brasilien vorgesehen, aber nun hat man sich Brasilien in die uruguayanische Halbfinalgruppe geholt und die Chancen für Uruguay, ins Endspiel zu kommen, werden immer geringer.
Bleibt in der Gruppe B noch zu berichten, dass Brasilien fast nur von der Spielkunst von Reals Robinho lebte, während Herthas Gilberto fast nur Fehlpässe produziert. Auch der Verteidiger Alex ist völlig von der Rolle. Alle vier Tore Brasiliens hat Robinho erzielt, der auch noch die Spielzüge nach vorn zu tragen hatte. Werders Diego, der eigentlich diese Aufgabe hätte übernehmen sollen, ist ausser Form und wurde nur im Mexiko-Spiel und am Ende des Spiels gegen Equador (nur 1:0!) eingesetzt.
Die Gruppe C schliesslich, die „Todesgruppe“, hat nun wirklich zwei Ausgeschiedene auf dem Gewissen, nämlich die US-Truppe und die kolumbianische. Argentinien marschierte in einmaligem Stil durch, wurde Top-Favorit und gewann als einzige Mannschaft alle drei Spiele, während Paraguay seine Spiele gegen die USA und Kolumbien gewinnen konnte. Damit war am Ende der Ausgang des Spiels zwischen Kolumbien und den USA (1:0) ohne Bedeutung, denn die beiden besten Gruppendritten hatten bereits 4 Punkte, was weder die USA noch Kolumbien mehr erreichen konnten.
Ausserdem schieden aus den Gruppen A und B Bolivien und Equador aus.
Argentinien hatte lediglich im Spiel gegen Paraguay etwas Probleme und gewann nur mit 1:0, ansonsten war man haushoch überlegen. Im Moment dürfte Argentinien die beste Nationalmannschaft im Fußball haben mit einem überragend aufspielenden Riquelme als Regisseur und einem Messi, der in der zweiten Halbzeit kommt und die entscheidenden Spielzüge nach vorne trägt.
Daraus ergaben sich nun die folgenden Paarungen für die Viertelfinals: In der ersten Gruppe, die für das Halbfinale 1 spielen, stehen Venezuela und Uruguay in einem und Brasilien und Chile im anderen Spiel gegeneinander. In der Gruppe für das zweite Halbfinale spielen Mexiko gegen Paraguay sowie Argentinien gegen Peru.
Damit steht jetzt schon fest: Im ersten Halbfinale werden deutlich schwächere Mannschaften stehen wie im zweiten (wenn sich nicht Brasilien aufrafft, noch an frühere glorreiche Zeiten anzuknüpfen).
Nach den bisher gezeigten Leistungen müssten die beiden Halbfinale lauten: Venezuela gegen Brasilien sowie Mexiko gegen Argentinien. Das Endspiel hiesse dann wohl, wie bei der letzten Ausgabe der Copa América, Argentinien gegen Brasilien. Doch diesmal dürfte dann Argentinien das bessere Ende für sich haben.
Das war aber beim letzten Mal auch schon die Vorhersage, doch Brasilien, das mit dem B-Team angetreten war, raffte sich zu einer Energieleistung auf, konnte kurz vor Schluss noch ausgleichen und gewann dann im Elfmeterschiessen.
Auch diesmal wieder sollte man das brasilianische Team (ohne Ronaldinho und Kaká) nicht voreilig abschreiben.
Die Viertelfinals werden an diesem Wochenende ausgetragen, die Halbfinale sind für Dienstag und Mittwoch vorgesehen, das Endspiel für den kommenden Sonntag, den 15.7.07.
Veröffentlicht am 07. 07. 07 in der "Berliner Umschau"
Originalartikel
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