Neue Hetze gegen die bolivianische Regierung
Von Karl Weiss
Große Aufregung herrscht im Land: „Bolivien brüskiert USA“ wird getitelt und „Morales stoppt US-Drogenfahnder“. So sehen die bürgerlichen Medien die Welt: „Die westlichen Länder“, allen voran die USA, kämpfen wie die Berserker gegen die illegalen Drogen, während in Ländern, die nicht mehr in Habachtstellung vor den USA und der Nato erstarren, die Drogen wuchern und wuchern. Ist das wirklich so?
Was war geschehen? Evo Morales, der Präsident Boliviens, der in spitzem Ton als „linksgerichtet“ bezeichnet wird (wussten wir nicht schon immer, alle Linken sind Junkies?), hat der US-Antidrogenbehörde DEA verboten, weiter in Bolivien zu arbeiten. Er wirft der DEA vor, sich in die inneren Angelegenheiten Boliviens einzumischen und die konservative Opposition, die einige Tieflandprovinzen von Bolivien abtrennen will, finanziell zu unterstützen. Er wirft der Organisation auch politische Spionage vor.
Nun, diese Anklagen sind glaubwürdig. Das ist genau die Art und Weise, wie die US-Regierung und ihre offenen und heimlichen Organisationen immer vorgehen, wenn sie den Umsturz in einem Land vorbereiten: Oppositionskräfte, die „westlich eingestellt“ sind, werden mit Beträgen von Hunderten von Millionen von Dollar unterstützt, in den bürgerlichen Medien lanciert man gezielt Kampagnen gegen die jeweiligen Regierungen, man stellt Mängel in der Demokratie desjenigen Landes fest, nutzt schon bestehende Widersprüche aus und hat vor allem einige hundert gut ausgebildete Geheimdienstagenten im Land, die immer Konflikte schüren, wo sie können. Georgien, die Ukraine, Armenien und einige andere Ex-Sowjetrepubliken können da ein Lied singen.
In Südamerika kommt da dann noch dazu: In dem Masse, wie man nicht mehr den US-Organisationen freie Hand lässt im Land, wirf man ihm Mangel an Einsatz gegen die Drogen vor. Venezuela hat da schon so seine Erfahrungen.
Also sehen wir uns an, wie das mit den illegalen Drogen ist auf dieser Erde: Prinzipiell gibt es drei Arten von illegalen Drogen:
- Die synthetischen Drogen
Das sind Drogen wie LSD und eine Reihe anderer, die in chemischen Labors und kleinen chemischen Fabriken hergestellt werden. Da ihre Rohstoffe gut bekannt sind, könnte man das relativ leicht überwachen. Die überwiegende Mehrheit dieser Drogen werden in den „westlichen Ländern“, allen voran die USA, hergestellt Warum man das nicht in den Griff bekommt, hat bisher noch niemand vernünftig erklären können.
- Die Gruppe der Östlichen Drogen
Das sind vor allem die Drogen, die aus Mohn hergestellt werden, also Heroin, Opium und andere aus der Gruppe der Morphine und ausserdem Haschisch. Diese Drogen stammen in ihrer überwiegenden Mehrheit aus dem Anbau in Afghanistan, bekanntlich ein NATO-Protektorat und zum kleineren Teil aus der Türkei, einem der engsten Verbündeten der USA.
- Die Gruppe der Westlichen Drogen
Das sind Kokain sowie das daraus hergestellte Crack und Marihuana. Diese Drogen werden, soweit sie nicht in den USA selbst angebaut werden (Marihuana), in ihrer grossen Menge in Kolumbien und Peru angebaut und hergestellt, in geringerem Masse auch in Mexiko. Diese drei Länder sind enge Verbündete der USA, dort haben ganze Bataillone der US-Drogenbehörde DEA freie Hand, mit Flugzeugen, Hubschraubern und Bodentruppen. In allen drei Ländern sind Tausende von US-Agenten angeblich mit der Bekämpfung des Drogenanbaus und des Drogenhandels beschäftigt.
Dazu kommt: Die weit überwiegende Zahl der Drogenkonsumenten sind in genau den westichen Ländern bzw. deren engen Verbündeten, mit Ausnahme von Opium, das vor allen nach China geht.
Zusammengefasst: Das Problem der illegalen Drogen ist ein fast ausschliesslich „westliches“ Problem, sowohl von der Seite der Herstellung als auch von der des Verbrauchs. Es findet in den „westlichen Ländern“ statt und in solchen, die vollständig von ihnen dominiert sind. Woher nehmen die bürgerlichen Medien dieser Länder den Mut, andere Länder zu bezichtigen? Da zeigen doch vier Finger der Hand auf den Urheber zurück!
Wenn es wirklich einen heftigen Kampf gegen die Drogen in den „westlichen Ländern“ und den von ihnen dominierten gibt, so ist er völlig vergeblich. Das Drogenangebot in allen „westlichen Ländern“ (und in anderen) wächst und wächst. Die Preise für alle diesen illegalen Drogen sind auf einem Allzeittief wegen Überangebot.
Der „Kampf gegen die Drogen“, so wie auch der „Kampf gegen den Terrorismus“, wird verloren. Allerdings gibt es heftige Stimmen, die sagen, man will ihn verlieren, er wird gar nicht wirklich geführt.
Charakteristisch war, was passierte, als man in Afghanistan einmarschierte. Der Mohnanbau, der unter der Herrschaft der Taliban bis auf einen winzigen Teil reduziert worden war, wuchs innerhalb eines Jahres wieder auf die vorherigen Werte und wächst seitdem weiter steil an. Siehe hierzu auch den ersten Teil des Artikels „Afghanistan, die Drogen-Connection“.
Nun, das war auch keinerlei Wunder, denn man hatte sich ja mit der Nordkoalition der Drogenbarone zusammengetan. Der Bruder des von der NATO in völlig freinen Wahlen eingesetzten Präsidenten Karsai ist einer der grossen, wenn nicht der grösste Drogenlord des Landes. Der Warlord, dem man die Provinz Helmand anvertraute, war ein anderer bestens bekannter Drogenbaron. Später löste man ihm ab, um ihm einen Sitz im Senat zu verschaffen, der seinen Einfluss nun weit über `seine` Provinz wachsen liess. Siehe hierzu auch den zweiten Teil des Artikels „Afghanistan, die Drogen-Connection“.
Fachleute schätzen, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Reichtümer, die an der Wallstreet umlaufen, auf Geldwäsche für Drogenbarone und andere kriminelle Grossorganisationen zurückzuführen sind. So ergibt es natürlich wirklich einen Sinn, dass man sich diese Super-Profite nicht entgehen lässt. Es muss also vermutet werden, der angebliche Kampf gegen die Drogen wird absichtlich verloren.
Darauf weist auch die Arbeit des Enthüllungsjournalisten Garry Webb hin, der in jahrelanger Recherche herausfand, die CIA selbst tätigt einen wesentlichen Teil des weltweiten Drogenhandels und dies in einem Buch veröffentlichte. Die bürgerlichen Medien, die jetzt auf Bolivien zeigen, haben damals nicht eine einzige Meldung über das Buch gebracht. Garry Webb wurde entlassen, bekam nirgends mehr eine Anstellung und wurde später verselbstmordet aufgefunden, mit zwei Schüssen! Siehe hierzu auch „Garry Webb ist tot“.
Wie man kriminelle Grossorganisationen aushebt, die wohl für einen wesentlichen Teil des Drogehnadels verantwortlich sind, ist allgemein bekannt: Man kann einzelne Personen herausbrechen, mit Straffreiheit winken und sie gegen die Organisation aussagen lassen oder man kann Undercover-Agenten einschleusen – alles bereits zur Genüge exerziert. Doch offensichtlich tut man dies nicht mehr. Können Sie sich erinnern nach dem grossen Prozess geen die italienische Mafia in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, dass auch nur eine einzige der Grossorganisattionen aufgeflogen ist? Können Sie sich danach irgendeines Gross-Gerichtsverfahrens erinnern? Eben, niemand kann sich erinnern.
Der deutsche Polizeireporter Jürgen Roth hat in seinem Buch „Ermitteln verboten!“ gezeigt: In Deutschland sind sämtliche Ermittlungen gegen kriminelle Grossorganisationen eingestellt worden. Und Deutschland scheint nicht das einzige Land zu sein. Stattdessen will Frau Merkel überall Kameras installieren lassen, damit endlich jene Leute gefasst werden können, die auf der Strasse jemanden anrempeln.
Es ist einfach zu unglaubwürdig: man kann Menschen auf den Mond schicken und Wägelchen auf dem Mars herumfahren lassen, man kann 1 Million irakische Zivilisten umbringen, aber man bringt es angeblich nicht fertig, den überreichen Fluss der illegalen Drogen zu vermindern.
Was nun Bolivien betrifft, da gibt es wirklich den Anbau der Coca-Pflanze, aus deren Blättern man Kokain herstellen kann. Allerding macht man dort einen Tee aus diesen Blättern, der einen angenehm schläfrig macht. Die Indios dort kannten diesen Tee schon lange bevor im 16. Jahrhundert die weissen Eroberer kamen.
Nun, es wird auch wirklich ein Teil der bolivianischen Coca-Ernte zu Kokain verarbeitet, das betrifft aber weniger als 1% der Menge, die täglich aus Kolumbien und Peru, den beiden Länder, die eng mit den USA vermengte Regierungen haben, den Weg zu den Zentren des Verbrauchs finden.
Und schliesslich gibt es da noch einen Stachel im Fleisch Südamerikas: Das System SIVAM (Amazonas-Überwachungssystem). Mit hunderten von Radarstationen, mit Satelliten, mit 99 mit Radar ausgerüsteten Flugzeugen und einigen zusätzlichen Jets, mit einem irrwitzigen elektronischen Aufwand in der Zentrale in Manaus wird das gesamte Amazonasgebiet im Norden Brasiliens intensiv überwacht. Ein wesentlicher Teil des Kokains aus Kolumbien und Peru wird über dieses Gebiet als Umschlagplatz auf den Weg in die Haupt-Konsum-Zentren in Nordamerika und Europa gebracht. Das System ist seit 2004 in Aktion und wird von den USA kontrolliert (musste aber vom brasilianischen Steuerzahler bezahlt werden). Bis heute ist dort kein einziger grösserer Kokain-Transport aufgeflogen! Zum SIVAM-Artikel geht es hier.
Veröffentlicht am 3. November 2008 in der Berliner Umschau
Gewichte
Wurde durch die Taliban, vor dem Einmarsch der westlichen 'Helfer, die Produktion auf 250 Tonnen/Jahr gedrosselt, waren es dann 5 Jahre spaeter 06 sagenhafte 6000+ Tonnen-ueber 90% des Weltbedarfs.
2007 ... 8200+ Tonnen .?%. des Weltbedarfs.
Mit diesem Ueberschuss koennte man einem ganzen Land ne richtig frohfroehliche Weihnacht bescheeren. Chemtrails der Freude. :-)
Zu (nicht nur) Bolivien.
Man will die Latinos die letzten 500 Jahre einfach nicht in Frieden lassen.
Wurde die zu anwendende Gewalt in der Vergangenheit noch unter strengster Geheimhaltung geplant und installiert, macht der Westen Heute aus seinen kommenden Verbrechen keinen Hehl mehr. Bolivien und Andere lagen schon immer unter Beschuss.
Nur eine der heutzutage offen angekuendigten Interventionen, diesbezueglich auf ein demokratisch, christlich, sozial(istisches) Land.
http://www.presstv.ir/Detail.aspx?id=68619§ionid=351020706
Nur eine Spitze vieler Eisberge. Da hoert sich Global Warming gar nicht so schlecht an.
Gruss
J.