Demonstrationen in London anlässlich des G20-Gipfels
Von Karl Weiss
Tausende Von Demonstranten haben sich am 1. April, der auf Englisch “Fools Day” genannt wird, in der Londoner City an einer Demonstration gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf die Bevölkerung beteiligt. Sie bezeichneten den 1. April nun als „Financial Fools Day“, eine deutliche Anspielung auf die Zocker in den Banken und Versicherungen, die nun plötzlich in der Unterwäsche dastehen.
In der City von London, wo gleichzeitig das zweitgrößte Finanzzentrum der Welt nach der New Yorker Wall Street angesiedelt ist, wurden die Demonstranten nach einer Meldung der „Süddeutschen“ massiv von Bankern provoziert. Aus oberen Stockwerken der Bankgebäude, hinter mehreren Reihen von Polizisten verschanzt, winkten sie den Demonstranten mit 10-Pfund-Noten zu.
Die Demonstranten, die sowieso schon empört waren, weil die Regierungen Milliarden für die Banken lockermachen, aber die Folgen der Krise auf den „kleinen Mann“ abwälzen wollen, wurden dadurch so aufgebracht, dass sie bei einem der Hauptziele der Demonstration, dem Sitz der „Royal Bank of Scotland“, die Polizeiketten überrannten und das Gebäude besetzten. Es war allerdings leer.
Die Medien überschlagen sich nun in Beschimpfungen der Demonstranten. „Ausschreitungen“ hätte es gegeben, wird berichtet, und „Sachbeschädigung“, „Gewaltausbrüche“ titelt ein anderes Blatt, noch ein anders: „Krawalle“. Ein Kommentator sprach von "Mob". Das Fernsehen zeigt Gerangel zwischen Polizisten und Demonstranten. Verletzungen hätte es gegeben. Das kennen wir von Heiligendamm. Jeder Polizist mit einem Kratzer wurde als „schwer verletzt“ bezeichnet. Keines dieser Medien (ausser jenem einen) berichtet aber über die Provokationen mit den Geldscheinen.
Die „Royal Bank of Scotland“ ist darum so „beliebt“ beim britischen Demonstranten, weil sie die höchste Summe von Staatsknete erhielt und dann ihren Chef mit der höchsten Abfindung in Pension schickte.
Die Medien stimmen uns also ein: Wir sollen wie die Lämmer vor der Schlachtbank ruhig unser Schicksal ertragen und uns auch noch verhöhnen lassen. In der Krise, so wird uns eingebläut, kann man nichts machen. Nur warten, bis es besser wird.
Pustekuchen! In der Krise sind sie besonders empfindlich! Jeder Streik, jede Aktion trifft sie doppelt!
Nehmen wir uns ein Beispiel an den Londoner Demonstranten: Sie forderten Scheiterhaufen für (den britischen Premier) Brown und die Banken-Chefs und riefen: „Sie haben unser Geld gestohlen!“. Sie riefen „Bestraft die Plünderer“ und „Schande über euch“. Es wurden „Die vier Reiter der Apokalypse“ mitgetragen, die für „Krieg“, „Klimachaos“, „Finanzverbrechen“ und „Obdachlosigkeit“ stehen.
Vor der Zentralbank riefen sie: „Schafft das Geld ab“. Wenn das Geld abgeschafft ist, haben wir Kommunismus.
Veröffentlicht am 2. April 2009 in der Berliner Umschau
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