Ob die Israelis noch zuhören?
Von Karl Weiss
8. Artikel der Serie: Ältere Artikel im Blog, die weiterhin Bedeutung haben
Wir haben begonnen, hier im Blog 'Karl Weiss - Journalismus' Artikel aus früheren Jahren in unregelmässigen Abständen erneut einzustellen, wenn sie weiterhin von Bedeutung sind. Wir wollen uns als Bürgerjournalisten ja vom Medien-Mainstream unterscheiden, der eine Sau nach der anderen durchs Dorf treibt und dann nie wieder erwähnt. Heute wiederholen wir diesen Artikel vom 7. März 2007 (mit kleinen Verbesserungen)), der aktuell wie nie ist, denn weiterhin ist Israel der Schlächter im arabischen Kernland, weiterhin unterstützt von den USA und der EU (was uns mitschuldig macht) und nach dem Massaker in Gaza vor nun fast genau einem Jahr scheint die Möglichkeit, dass in Israel noch zugehört wird, noch weiter schwindend.
Der Engländer Max Hastings hat am 27. Februar 2007 im britischen 'Guardian' einen Kommentar zu den Weißen in Zimbabwe, dem früheren Rhodesien, geschrieben, in dem er ausgeht von den Memoiren eines weißen Zimbabwer und die Tragödie dieses Landes und speziell der weißen Bevölkerung hervorhebt. Werden in der Zukunft die verbliebenen jüdischen und anderen zugezogenen Bürger des [dann] vormals Israel genannten Landes einen ähnlichen Abgesang hören? Noch gibt es die Möglichkeit, umzukehren, Frieden zu machen und den aggressiven, rassistischen Zionismus auf den Müllhaufen der Geschichte zu befördern, wo er hingehört.
Hier einige übersetzte Zitate aus dem Artikel:
„Peter Godwins’ neue Memoiren „When a Crocodile Eats the Sun“ dokumentiert in den lebendigsten Bildern die Erfahrung einer Nation ... (...) Godwin wuchs im alten Rhodesien auf ... (...) Er porträtiert die zusammengeschrumpfte weiße Gesellschaft, die sich mit Zähnen und Klauen an das Land klammert. Seine eigenen alt gewordenen Eltern verbrachten die letzten Jahre in Armut, Furcht und Schwierigkeiten, bedroht durch Mugabes Kriegsveteranen. Sie mussten zusehen, wie die Gesellschaft sich auflöste, die sie für ein halbes Jahrhundert gekannt hatten.
(...) Die Welt tut nichts.(...) Südafrika behandelt Robert Mugabe weiterhin als einen Alliierten.
(...) Ich habe aus Rhodesien berichtet vor 30 Jahren. Wir sahen eine arrogante, gnadenlose weisse Minderheit..., die sich selbst zu den Wächtern der Zivilisation im Herzen Afrikas erklärten. Sie ermordeten ohne Rücksicht, folterten freiweg, sie benutzten die Zensur, um ihre schlimmsten Exzesse verbergen zu können.
Ich sagte [den Weißen], sie müssten erkennen, wie allein sie auf der Welt seien. Sie glaubten es nicht. Das US- und britische Regierung würden sie nie allein lassen und dem „kommunistischen schwarzen Abschaum“ überlassen, sagten sie. (...)
Sie konnten nicht glauben, die ... schwarze Bevölkerung könnte sie militärisch besiegen. (...) Sie waren entschlossen, bis zur letzten Kugel zu kämpfen und sie taten es. Aber als die Portugiesen Moçambique verließen, das südafrikanische Regime die Unterstützung versagte und das Land militärisch und ökonomisch auf den Knien lag, gab das Smith-Regime auf.
Zu jenem Zeitpunkt hatte es schon zu viele Tote und Bitterkeit gegeben, als dass noch eine Versöhnung möglich gewesen wäre.(...) Es bleibt Quelle tiefer Traurigkeit für viele auf dem Kontinent geborene weiße Personen, dass ihre schwarzen Nachbarn sie niemals akzeptieren werden als Ihresgleichen.
So sehr Robert Mugabes Herrschaft [in Zimbabwe] monströs ist, mein Mitleid ist bei den schwarzen Zimbabwern, nicht bei der verschwindenden weißen Minderheit.“
Als der Berichterstatter dies las, musste er unwirklich an Israel denken. Könnte es sein, dass den europäischen Herrenmenschen dort ein ähnliches Schicksal bevorsteht, sie es aber, so wie damals die Rhodesier, nicht wahrhaben wollen?
Könnte es sein, könnten die Israelis, die heute dem Zionismus anhängen, aus der Geschichte lernen, könnten die Lektion annehmen: Niemals konnten bis an die Zähne bewaffnete Minderheiten auf die Dauer ihren Willen der Mehrheitsbevölkerung aufzwingen.
Könnte es sein, sie könnten erkennen: Jegliche weiteren Atrozitäten, begangen durch israelische Polizei oder Militär [oder auch Zivilisten], bringen sie dem Punkt näher, hinter dem eine Versöhnung nicht mehr denkbar ist, auf die sie einmal angewiesen sein könnten?
Könnte es sein, sie würden einsehen, sie hängen vollständig von der Unterstützung -, militärisch, finanziell und politisch - aus den Vereinigten Staaten ab? Würde diese eingestellt oder auch nur wesentlich verringert, wäre das Aufrechterhalten der Herrschaft in Frage gestellt.
Könnte es sein, sie könnten verstehen, jenseits jenes Punktes und ohne entsprechende US-Unterstützung könnten sie plötzlich im Hemd dastehen und nur noch Objekt wehmütiger Nachrufe sein, weil jene moralische Unterstützung auf Grund des Holocausts von so vielen Menschen in so vielen Ländern für sie sich bereits erschöpft hat und in Ablehnung umgeschlagen ist?
Ob jene Israelis noch zuhören? Kann man sie noch erreichen?
Seht euch Zimbabwe an!
Ob die Israelis noch zuhören?
Doch etwas will ich zur schlechten Aussicht auf Versöhnung anfügen.
Für alle Menschen sollte Frieden entstehen. Auch für Israelis. Anders kann es keine Zukunft geben. Israels Krieg bedeutet ja nicht, dass alle israelischen Menschen dahinter stehen. Es gibt viele Israeli, die lange schon für ein Ende des grausamen Irrsinns eintreten.
Ich möchte nie Vergebung ausschließen, ich möchte, dass die Zerstörung endet. Klärung muss sein - und Versöhnung zwischen beiden Seiten. Ohne Vergebung geht das nicht. Vergebung für die kleine Miesigkeit ist schon schwer und Vergebung für die ungeheuerliche natürlich. In uns allen kann das Ungeheuer wohnen und das angestachelte, entfesselte ist über die Maßen unfassbar.
Dennoch, nichts ausschließen, das heilt. Der Zauber aller Gründe ist verraucht. Der Wille zur Versöhnung und Vergebung solle darüber hinaus gehen. Nur versöhnt können alle den Raum finden, in dem eine lebenswerte und sozial stabile Lebenswelt aufzubauen ist. Das erfordert einen hohen Geist, der sich gerne von uns vereinnahmen läßt. Nur mit Versöhnung und Vergebung gibt es Frieden, ohne den in dieser miesen und wunderbaren Welt keine Erneuerung gelingt.
Falsche Adresse
Immer langsam mit die junge Pferde!
Noch ist die Niederlage Israels nicht einmal am Horizont zu sehen! Da brauchen wir uns noch nicht Gedanken zu machen um eine Vergebung. Ausserdem müssen die Betroffenen vergeben, wenn es denn ums Vergeben geht, nicht Aussenstehende.
Ganz sicher wird in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen, ob die Täter vergeben konnten. Immer hin wird in allen israelischen Schulen zum Holocaust gelehrt: Niemals vergessen! Niemals vergeben!
Bis auf weiteres sind Sie, Baria, an der falschen Adresse mit dem Aufruf zu Vergebung.