Kommt jetzt der zweite große Krisenabschwung der Depression?
Von Karl Weiss
Der wichtigste US-Krisenfrüherkennungsfaktor „Weekly Index“ des ECRI fiel in der Woche vor dem 4. Juni 2010 auf –3,5% und erreichte damit ein 44-Wochentief. Das kündigt typischerweise einen neuen Abschwung an. Damit wäre die „Erholung“, die noch gar nicht stattgefunden hat, bereits wieder passé.
Auch US-Präsident Barack Obama konnte die US-Wirtschaft bisher nicht auf die Beine bringen
Das Blog „wirtschaftsquerschuss.blogspot.com“ wird jetzt nur noch von Zeit zu Zeit aktualisiert, ist dann aber immer seiner Zeit voraus – und den anderen Blogs. Diesmal wird uns der Frühindikator des ECRI vorgestellt. Es handelt sich um einen Indikator, der kurzfristig Auskunft über den Wirtschaftsverlauf in den USA gibt.
Dieser Index gibt eine gewichtete Summierung von 7 wichtigen US-Wirtschaftszahlen wieder, die Entwicklung der Geldmenge, die Preise für industrielle Märkte, die Spreads und die Erträge von Anleihen, die Erstanträge auf Arbeitslosigkeit, die Hypothekenanträge und die Entwicklung der Aktienkurse. Er hat erfolgreich den Beginn der Wirtschaftskrise im März 2001 angesagt, wie auch die aktuelle Krise, beginnend im Dezember 2007.
Im aktuellen Fall gibt der Indikator als annualisierte und geglättete Wachstumsrate erstmals seit 51 Wochen wieder einen negativen Trend wieder. Das kann bereits signifikant sein, aber das ECRI selbst, das ‚Economic Cycle Research Institut’, weist daraufhin, dass dies erst die erste Woche mit einem negativen Trend war und damit noch nicht genügend Nachhaltigkeit vorliegt, um jetzt schon den zweiten Abschwung innerhalb der aktuellen Krise vorhersagen zu können.
Der „Wirtschaftsquerschuss“ aber sagt: „...der ECRI US-Weekly Leading Index dürfte bereits eine deutliche negative Indikation für das Wirtschaftswachstum in den USA sein.“
Das ist eine Exponentialfunktion!
Besonders die sich verschärfende Situation der Banken in den USA (und nicht nur dort) wird als Anzeichen dafür genommen Es wird hingewiesen „...auf die ungelöste Problematik von immensen Milliarden Dollar an nicht ausgewiesenen faulen Krediten in den Bilanzen der US-Finanzindustrie...“.
Als Beispiel dient die Goldmann Sachs Bank, die schon als Krisengewinnler da stand. Ihr Aktienkurs ist letzthin konsequent gefallen und liegt nun auf dem Stand vom 22. Mai 2009, das war der Höhepunkt des ersten Abschwungs in der aktuellen Krise.
Würde sich diese Vorhersage bestätigen, nähme die jetzige Krise ein Ausmaß von mindestens der Tiefe der „Großen Depression“ an, die 1929 begann und sich bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges hinzog. Sie würde dann noch Jahre dauern. Wiederum, wie schon 2007/2008, wären die USA der Vorläufer für den Rutsch in die Krise für die anderen Länder.
Veröffentlicht am 17. Juni 2010 in der Berliner Umschau
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