Und nun, Invasion in Israel?
Von Karl Weiss
Als eine der Begründungen, warum man in Afghanistan Krieg führt und den Iran auf der Liste der anzugreifenden Länder hat, wird immer die mittelalterliche Praxis der Bestrafung in muslimischen Ländern mit Peitschenhieben und ähnlichen altertümlichen Strafformen angeführt. Doch nun wurde in Israel eine solche Strafe vollstreckt. Wird man nun auch in Israel einmarschieren?
Ein sogenanntes Rabbiner-Gericht, so berichtet die ‘Jerusalem-Post’, hat den Sänger Erez Yechiel zu 39 Peitschenhieben verurteilt, weil er vor einem Publikum sang, das sowohl aus Männern als auch aus Frauen bestand. Die ‘Jerusalem Post’ erklärt uns leider nicht, was daran denn so verdammenswert sei. Wahrscheinlich sind die Rabbis der festen Überzeugung, dass dies aus der Bibel hervorgeht, auch wenn einige andere hundert Millionen von Interpreten der Bibel dies noch nicht gefunden haben.
Nun ist das natürlich nichts Neues. Extremistisch-fundamentalistische Religionsführer haben noch jeden Unsinn erfunden. Der moslemische Teil dieses Spektakels wird uns andauern und in ausführlicher Form unter die Nase gerieben, um die diversen Kriege im Nahen und Mittleren Osten rechtfertigen zu können. Nur haben jüdische und christliche religiöse Eiferer nicht weniger hypertrophe Eigenheiten erfunden als die muslimischen.
Ein schönes Beispiel ist eben dies aus Israel in Bezug auf fundamentalistische jüdische Autoritäten.
Aber auch die Christen haben da viel zu bieten. So haben christliche Eiferer zum Beispiel im US-Bundestaat Michigan durchgesetzt, dass Ehebruch mit bis zu lebenslänglich bestraft werden kann: “USA: Absurditäten des religiösen Extremismus”
Auch die Verurteilung von Jugendlichen zu 10 Jahren Gefängnis, die vor dem Erreichen des 18 Lebensjahrs Sex machen, ist eines solcher Beispiele: “Sex?? Gefängnis!”
Diese Liste könnte noch weitergeführt warden, z.B. mit diesem Artikel: http://karlweiss.twoday.net/stories/4227933/ , aber belassen wir es im Moment hiermit.
Denn die spezielle Frage ist ja nun: Wenn dies als eines der Kriterien angeführt wird, warum man im Nahen und Mittleren Osten in Länder einmarschiert (die anderen erfundenen Begründungen haben sich ja schnell als haltlos herausgestellt), wird man denn nun auch in Israel einmarschieren, um die armen Sänger aus der Macht der Rabbiner-Gerichte zu befreien, die solche mittelalterlichen Urteile fällen? Nun, der geneigte Leser weiss natürlich die Antwort: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass die NATO, angeführt von den USA, in Israel einmarschieren würde.
Damit aber haben sich alle jene Lügen, warum man im Irak und in Afghanistan steht und droht, bald im Iran zu stehen, als haltlos herausgestellt.
Bleibt nur noch, die wirklichen Gründe für diese imperialistischen Überfälle auf arme Länder zu finden. Will jemand eine Wette eingehen, dass sich darin das Wort ‘Erdöl’ finden wird?
Nur noch der Nachwelt zur Kenntnis: Die Strafe an dem Sänger wurde mit einer Lederpeitsche ausgeführt, die der Vater eines der führenden Rabbiner aus Stierleder hergestellt hat. Wie es dem so Gestraften geht, schreibt die Jerusalem Post leider nicht. Aber Menschen sind ja schließlich auch nicht wichtig, wenn es um höhere Dinge geht, nicht wahr?
Veröffentlicht am 3. September 2010 in der Berliner Umschau
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