Die Dossiers Verschärfung Sexualstrafrecht
Von Karl Weiss
Die beiden Dossiers Sexualstrafrecht, Dossier Verschärfung Sexualstrafrecht, Teil 1 und Dossier Verschärfung Sexualstrafrecht, Teil 2, die am 8. August und am 4. September 2007, in “Nachrichten – heute” erstveröffentlicht und dann auch angereichert mit Beispiel-Fotos in dieses Blog gestellt wurden ( hier und hier ), sind inzwischen zu den bei weitem meistgelesenen Artikeln geworden, speziell der Teil 1, der im Original inzwischen über 33 000 Mal angeklickt wurde.
Er ist damit auch auf der Seite „Nachrichten – heute“ der meistgelesene Artikel geworden.
Aber auch der zweite Teil ist viel gelesen, in beiden Veröffentlichungen zusammen inzwischen an die 12 000 Mal angeklickt. Im Blog karlweiss sind beide Artikel zusammen etwa 13 000 Mal gelesen worden (die Aktualisierung der "Top 6 Dossiers" folgt noch).
[Aktualisierung vom 25.1.2008: Inzwischen gibt es auch bereits den dritten Teil des Dossiers Verschärfung Sexualstrafrecht. Der erste Teil des Dossiers ist in der Originalversion nun bereits fast 50 000 Mal angeklickt worden. Hier im Blog hat der zweite Teil über 25 000 Leser gefunden, der erste Teil beinahe 15 000. Auch dieser Artikel "In eigener Sache" ist bereits über 9000 Mal angeklickt worden.]
Inzwischen hat sich auch herausgestellt: Die Idee, diese Artikel im Blog mit Bildern aus dem „Nudisten-Album“ anzureichern, hat die Problematik noch deutlicher werden lassen. Auch im deutschsprachigen Raum, nicht nur in den USA, gibt es Leute, die verfechten, ihre Moralvorstellungen müssten mit den Mitteln des Strafrechts durchgesetzt werden.
Eine grosse Anzahl von Foren im Internet hat diese Probleme diskutiert. Hier ein typischer Ausschnitt aus einer der Diskussionen, in diesem Fall des Forums ubuntuusers:
Chrissss:
„(...) sich jemand aufregt, dass er seine netten Familienfotos aus Nudistencamps nun nicht mehr seinen Freunden zeigen darf. Sorry, die Beispiele dort sind pornografischer Natur und ich bin froh, dass man solch (ich zensiere mich freiwillig) hinter Schloss und Gitter sperren kann. Nacktbilder von Kindern zu verbreiten, und seien sie noch so "harmlos", ist und bleibt pervers und nun gibts auch die Mittel die Produzenten solcher Bilder zu belangen.“
queue:
„Ich habe mir die Bilder auf der verlinkten Seite angesehen, und irgendwie finde ich überhaupt nichts Verruchtes oder Unnatürliches daran.
Wenn sich jemand an solchen Bildern aufgeilen kann, dann ist es eher ein Armutszeugnis für die Gesellschaft, in der diese Bilder irgendwie verboten wirken. Und wer das erregend findet, der kann auch MTV gucken, wo sich minderjährige Mädchen in Musikvideos räkeln und im Bikini über Laufstege wackeln.“
Ein anderer Diskutant in diesem Forum argumentiert mit der einschlägigen „Bravo“-Seite:
Dort wird alles – und zwar aufgeteilt nach Altersklassen 12 bis 13, 14 bis 15 und 16 bis17 – an männlichen und weiblichen Modellen bis ins Detail der Sexualorgane gezeigt. Man hat sich sogar die Mühe gemacht, Galerien über das unterschiedliche individuelle Aussehen der Sexualorgane in diesem Altersbereich anzulegen und zu zeigen.
Hier nur eine kleine Auswahl von weiteren Fotos, die es bei „Bravo - Dr.Sommer“ zu sehen gibt.
Da gibt es die Fotos von Stellungen,
Fotos und Zeichnungen zu „Aufklärung“ und "Petting"
und von Selbstbefriedigung,
Fotos zu Sex,
zum ‚ersten Mal’ und
zur Brust.
All dies bezogen auf Altersbereiche, die unter 18 liegen (unabhängig davon, ob eines der Modelle eventuell schon über 18 war). Dies alles, wohlgemerkt, im offenen Internet. Man braucht sich nicht einmal mit E-Mail-Adresse anzumelden, um all dies zu sehen.
Nur der Vollständigkeit halber: Hier ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt von dem, was dort zu sehen ist.
Das ist das Niveau von Offenheit und Freiheit, mit dem Nacktheit in Deutschland behandelt wird, auch und speziell im Altersbereich von 12 bis 17 Jahre, und darüber hinaus auch Sex, Selbstbefriedigung, Stellungen beim Sex usw. All das wird nicht nur besprochen, sondern auch abgebildet. Niemand nimmt daran Anstoss, denn ein nackter menschlicher Körper und Sex sind kein Tabu mehr, im Gegenteil, man ist heute der Meinung, ältere Kinder und Jugendliche sollten über all dies Bescheid wissen – und dazu gehören natürlich auch Abbildungen.
Es ist offensichtlich, dies lässt sich mit den Absichten der Schöpfer jener neuen Gesetzesnormen nicht vereinbaren.
Tatsächlich würde dieses Aufklärungsmaterial nach dem neuen Gesetz aus „Dr. Sommer“ und der Bravo-Site eine hochkriminelle Organisation von Kinderporno im Internet machen, noch dazu mit kommerziellen Absichten (nämlich die Zeitschrift zu verkaufen). Das könnte interessant werden.
Ein anderes Beispiel sind die Fotos, die man in ‚wikipedia’ offen ansehen kann, wenn man zum Beispiel unter Penis nachsieht:
Hier kann man einen Penis in Normalzustand und eregiert sehen,
ebenso wie auch einen beschnitten Penis mit halber Erektion.
Geht man mit dem gleichen Begriff in Wikipedia Commons
kann man darüber hinaus auch noch ein Video von einem ejakulierenden Mann sehen und eine ganze Fotostrecke mit Penissen, einschliesslich einem mit Masstab,
Ob das Zoll (inches) sind? Dann wäre das allerdings ein Prachtexemplar.
mit einem masturbierten Penis,
noch zwei eregierte Penisse
ein kleinerer
und ein normaler
und schliesslich auch einen besonderer Länge.
und Hässlichkeit
Wiederum ist hier nur ein Teil dessen gezeigt, was man dort sehen kann. Nun mag einer sagen, das ist ja nun speziell im Zusammenhang mit Aufklärung über den Körper und über Sexualität. Natürlich, aber auch die beiden betreffenden Artikel sind eben in aufklärerischen Zusammenhang. Die Fotos von Nackten stehen darin, um das im Text gesagte deutlicher zu machen.
Die Wiedergabe der Fotos hier ist ebenfalls zu aufklärerischem Zweck. Es geht darum zu dokumentieren, was heute jedem (und auch jedem Kind) am Computer mit Internetanschluss zugänglich ist, ohne Aufsehen zu erregen. Die hier gezeigten Fotos sind daher nichts „Abartiges“ oder „Perverses“.
Am Beispiel der Meinung von Chrissss zeigt sich, es gibt nicht nur in Kreisen extremistischer Christen in den USA, sondern auch bei uns Fanatiker, die es für absolut richtig halten, jegliche Nacktheit (speziell bei Kindern, aber auch Jugendlichen) zu verbieten. Zwar wird nur von Fotos gesprochen, aber es ist schon klar, man kann nicht Fotoapparate generell von jedem Strand oder Camp entfernen – schon gar nicht in Zeiten, in denen praktisch jedes Handy schon eine Foto-Funktion hat.
Damit ist die gesamte Nudisten-Bewegung nach Meinung von Chrissss reif für das Gefängnis, ebenso wie alle Eltern, die ihre Kleinkinder am Strand ohne Bekleidung spielen lassen und dann auch Fotos machen. Zumindest, so sagt Chrissss, müssten diese Eltern dann jene „pornografischen“ Fotos unter strengsten Verschluss halten. Nacktbilder von Kindern, die fast jeder deutsche Vater oder deutsche Mutter schon gemacht und herumgezeigt hat, meint Chrisssss, seien „pervers“ und erklärt uns, - jedenfalls fast alle Deutschen, die Kinder haben – generell für ein Volk von Perversen.
Vor solch hysterisch extremistischen Fanatikern graust es einem wirklich, speziell wenn man annehmen muss, die deutsche Regierungspartei CDU/CSU glaubt mit ähnlich fundierten Begründungen deutsche Gesetze verändern zu müssen.
Damit ist auch die Ansicht einiger Diskutanten widerlegt, es handele sich gar nicht darum, jegliche Nacktfotos und jegliche angezogenen Fotos mit „aufreizender“ Wirkung (auf Personen, die nicht genannt sind) von Personen unter 18 mit schweren Gefängnisstrafen zu belegen – einschliesslich aller Personen, die (wiederum nach Ansicht ungenannter Personen) aussehen wie unter 18. Es wird deutlich, es geht wirklich genau darum – denn all dies ist ja „pervers“ – und „Perverse“ müssen schliesslich weggesperrt werden.
Es zeigt sich also, die Warnungen in jenen Artikeln waren keineswegs „übertrieben“ oder „an den Haaren herbeigezogen“, sondern sind real – die Absurditäten können aber noch verhindert werden, denn das Gesetz ist ja noch nicht verabschiedet – ganz zu schweigen von weiteren Verschärfungen, die sicherlich anstehen, wenn dieses Gesetz ohne Widerstand durchgewinkt würde.
Zusatz zum Artikel (November 2008)
Mit Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt am 4. November 2008 ( hier: http://www.bgblportal.de/BGBL/bgbl1f/bgbl108s2149.pdf ) sind die wesentlichen Neuerungen dieses absurden Gesetzes nun Wirklichkeit in Deutschland geworden. Wie jeder weiss, hat keine Zeitung, kein Fernsehen, über die Verabschiedung berichtet. Man kann ohne Übertreibung sagen, es wurde heimlich durchgezogen. Dies vor allem, weil den einschlägigen Politikern natürlich klar war, was sie da beschlossen.
Das entscheidende ist, man hat nun Instrumente in der Hand, fast jeden beliebigen Menschen in Deutschland unter schwerste Anklagen zu stellen, die ihn der abscheulichsten Verbrechen anklagen, die man sich vorstellen kann („Kinderporno-Verbreitung“). Da die Regelung der „wirklichkeitsnahen Beschreibungen“, des neuen Kinderporno-Alters bis achtzehn und der Einbeziehung von Personen, die aussehen, als ob sie jünger wären, beschlossen wurden, ist nun fast jeder Porno auch gleich Kinderporno.
Man kann erwarten, dies wird keineswegs breit angewandt werden. Dazu haben die Staatsanwaltschaften auch keine Zeit noch Personal. Es geht darum, Material gegen Dissidenten zu haben. Kann man einen politischen Dissidenten mit einer Anklage wegen Kinderporno überziehen, ist er völlig unglaubwürdig geworden.
Zusatz zum Artikel
anlässlich der Verabschiedung des neuen Sexualstrafrechts im Bundestag:
Um einen ungefähren Eindruck zu geben, wie es um den Sex von Jugendlichen in Deutschland bestellt ist, hier einige Zahlen aus der letzten Sex-Studie des Stern:
„Im Alter von 14 Jahren hätten nach den neuesten Zahlen zwölf Prozent der Mädchen und zehn Prozent der Jungen bereits einen Geschlechtsverkehr erlebt. Im Alter von 15 Jahren seien es 23 Prozent der Mädchen und 20 Prozent der Jungen, mit 16 Jahren 47 Prozent beziehungsweise 35 Prozent. Bei den 17-Jährigen berichteten 73 Prozent der Mädchen, schon Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Bei den Jungen seien es in diesem Alter (...) 66 Prozent.“
Es ist also (73/66%) nicht irgendeine Minderheit, die vor dem Erwachsen-Sein bereits Geschlechtsverkehr hat. Und man darf im Zeitalter des Fotohandy davon ausgehen, dass in nicht unwesentlichen Teilen dieser Fälle Fotos und Videos aufgenommen werden. Diese sind nach neuer Gesetzgebung in Deutschland „Kinderpornos“, jedenfalls dann, wenn sie nicht unter völligen Verschluss und bei den beiden bleiben. Bereits das Verschicken per E-Mail-Anlage verwirkt eine Gefängnisstrafe! Umso mehr, wenn Mädchen ihr „Eroberung“ den Freundinnen zeigen oder Jungs ihren Freunden. Die Absurdität dieser Gesetzgebung ist nicht mehr zu überbieten.
Weitere Aktualisierung
Die oben angebenen Zahlen von Klicks auf die Artikel zur Verschärfung des Sexualstrafrechts in diesem Blog sind schon lange nicht mehr aktuell. Das Dossier Verschärfung Sexualstrafrecht, Teil 1 alleine ist nun bereits 112 000 Mal angeklickt worden, das Dossier Verschärfung Sexualstrafrecht, Teil 2 sogar schon 133 000 Mal. Alle drei Dossiers zusammen haben bereits die Zahl von 300 000 Klicks erreicht. Der hier vorliegende Artikel geht im Moment gerade auf die 75 000 Klicks zu.
Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zu hysterischen Kinderporno-Verfolgungen, christlich-extremistischen Absurditäten und Sexualstrafrechts-Verschärfungen:
- USA: Absurditäten des religiösen Extremismus
- Schnüffeln im Sexualleben der Bundesbürger
- ...promt ging die Sache in die Hose –Rasterfahndung hätte um ein Haar eine Firma gekostet
- Schon in den USA, bald auch bei uns – Gefängnis für Sex unter 18
- Die Zukunft der USA unter den extremistischen Christen
- Sex?? Gefängnis!!
- Operation Ore, Teil 1: Der grösste Polizei-, Justiz- und Medien-Skandal des neuen Jahrtausends
- Operation Ore, Teil 2: Die Berühmtheiten unter den Verdächtigten, die Rolle der Polizei
- Operation Ore, Teil 3: Die Rolle der Politik und der Medien
- Dossier Verschärfung Sexualstrafrecht, Teil 1
- Dossier Verschärfung Sexualstrafrecht, Teil 2
- Sex unter 18? – 10 Jahre Gefängnis!
- Schärferes Sexualstrafrecht soll Donnerstag durch den Bundestag
- Hurra! Sie haben es gestoppt
- Justiz im US-Bundesstaat New Jersey: Kein Internet für „Sex Offenders“