Dienstag, 6. Oktober 2009

IWF sieht Schlimmes voraus

Arbeitslosenrate und Banken-Hilfsbedarf werden ansteigen

Von Karl Weiss

Der Internationale Währungsfond (IWF) ist in der Wirtschaftkrise hilfreich mit seinen Prognosen. Dieses Mal die Voraussicht auf 2010. Die für Deutschland und Europa sind ziemlich düster. Das deutsche Brutto-Inlandsprodukt werde mit 0,3% steigen gegenüber dem Desaster-Jahr 2009, bleibt als fast so schlimm wie schon dieses Jahr (dessen tatsächliche Auswirkungen wir ja erst jetzt zu spüren bekommen werden). Damit wird Deutschland zusammen mit Italien das schwächste Wachstum der ganzen G7 haben.



Noch schlimmer sieht es mit der Arbeitslosenquote aus – die sich natürlich auf die geschönten Zahlen aus Nürnberg bezieht: Deutschland wird die höchste der G7-Staaten haben mit 10,7 %.

Allerdings ist die schlimmste Zahl in den Voraussagen des IWF die Arbeitslosenrate in den USA, die mit 10,1% angegeben wird. Das betrifft eine Größenordnung von 16 Millionen Arbeitslosen – wobei da ja meist noch eine Familie und/oder Partner dahinterstehen. Bereits jetzt ist die Zahl der Arbeitslosen in den USA auf 15,1 gestiegen.

Diese gesteigerte Arbeitslosigkeit, deren wahres Ausmaß hiermit ja nur angedeutet ist, wird ohne Zweifel durch verringerten Binnenkonsum ein halbwegs vernünftiges Wirtschaftswachstum verhindern. So sieht die Vorhersage denn auch im besten Fall (das ist der Fall von Japan, Kanada ist nicht vergleichbar und kann hier aus der Betrachtung bleiben) nur ein Wachstum von 1,7% voraus – und das alles immer auf der extrem niedrigen Basis von 2009!

Was aber eigentlich noch mehr Furcht einjagen muss, ist der ‚Financial Stability Report’ des IWF. Der gesamte Schaden im Finanzsystem wird vom IWF auf 3,4 Billionen Dollar geschätzt, davon 2,8 Billionen bei den Banken.

Das bedeutet aber, da bisher erst 1,3 Billionen bei den Banken öffentlich anerkannt wurden, dass international bei den Banken noch insgesamt 1,5 Billionen Dollar an weiteren Verbindlichkeiten auftauchen werden – die vermutlich wieder auf den Steuerzahler abgewälzt werden.

Etwa die Hälfte dieses Betrags, also um die 700 Milliarden, vermutet der IWF noch bei Banken der Euro-Zone. Das sind alarmierende Zahlen, denn wenn die Staatshaushalte das auch noch aufbringen müssen, wird die Verschuldung weiterhin und über jedes Maß steigen. Für den Euro schlechte Aussichten. Speziell aber auch für Deutschland, denn hier hat man schon eine Schulden-Obergrenze ins Grundgesetz geschrieben, die dann nicht mehr einzuhalten sein wird.

Ob man noch einmal das Grundgesetz ändern wird? Wahrscheinlicher eher bei unseren Politikern, dass man die Schulden dann einfach umdefiniert, so wie man die Arbeitslosigkeit umdefiniert hat.

Der IWF vermutet in Großbritannien noch etwa 300 Milliarden Dollar an unentdeckten Verbindlichkeiten, was ausreichen könnte, um dem Pfund den Garaus zu machen, das jetzt schon angeschlagen ist.

Vor allem weist der IWF aber darauf hin, dass die Krise auf jeden Fall noch das ganze nächste Jahr anhalten wird (das Wachstum gegen das Krisenjahr 2009 in der Voraussage ist ja minimal) und dies zu weiteren finanziellen Belastungen der Staatshaushalte führen wird, die ja jetzt bereits durch die Banken-Rettungen, Abwrackprämien und Konjunkturprogramme aus dem Gleichgewicht geraten sind.

Es wird also 2010 nicht nur kein Ende der Wirtschaftskrise geben, es wird auch weiterhin schwere Erschütterungen durch weitere Schübe von Finanzproblemen geben. Die werden dabei auf deutlich verringerte finanzielle Möglichkeiten der Staaten stoßen.

Dazu kommt, dass diese Vorschau des IWF noch ausgesprochen optimistisch ausgefallen ist.

Wie werden unsere Politiker uns das Alles dann erklären, die doch jetzt schon das Ende der Krise deklariert haben?


Veröffentlicht am 5. Oktober 2009 in der Berliner Umschau

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