Das Wetterleuchten über den USA beginnt
Von Karl Weiss
Wie bereits mehrfach angekündigt, ist bereits sicher, dass die USA mit all ihrer Macht diese Krise nicht als alleinige Supermacht überstehen werden. Der Oktober 2009 könnte als Beginn der historischen Wende in die Annalen eingehen. An diesem Dienstag, 6. Oktober 2009, veröffentlichte der britische „Independent“ einen Artikel von Robert Fisk über geheime Treffen der Golfstaaten, Chinas, Russlands, Frankreichs und Japans, um den Dollar als ausschließliches Zahlungsmittel im Handel mit Erdöl abzulösen.
Fisk ist ein anerkannter Investigations-Journalist und der „Independent“ ist eine seriöses Blatt, das dies nicht auf der Basis von Gerüchten veröffentlichen würde. Nach Angaben der Zeitung hätten bereits mehrere geheime Treffen von Finanzministern und Zentralbankchefs zu diesem Zweck, unter anderem in Russland, China, Japan und Brasilien, stattgefunden. Die Nachricht hat bereits einen Fall des Dollar verursacht.
Inzwischen hat die Agentur Reuters bereits Dementis hierzu von arabischen und russischen offiziellen Stellen berichtet.
Der ‚Independent‘ hat auf die Dementis bereits mit einer „Erklärung der Herausgeber“ reagiert, in der man es als „den natürlichen Weg der Dinge“ darstellt, dass die veränderten Umstände auch eine Änderung der Welt-Finanz-Ordnung hervorrufen. Er schreibt u.a.:
„Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, was die Motive für die Erdölstaaten sind, den Dollar zu verlassen: Der Wert des Dollar ist seit dem Beginn der Krise im vergangenen Jahr drastisch gefallen. Aus Gründen der steigenden amerikanischen Staatsverschuldung steigt die Furcht, er könne noch mehr an Wert verlieren. Sie wollen ihre Waren nicht gegen eine Währung verkaufen, deren Zukunft unsicher ist.“
Und: „Aber jetzt sind die USA schon nicht mehr die bei weitem dominierende Macht. Die Finanzkrise bescherte diesem Land signifikante öffentliche und Regierungs-Schulden und verminderte drastisch die Wachstumsmöglichkeiten.“
Die Zeitung erinnert in ihrer Erklärung, dass die Entschlossenheit Chinas, seine Exporte um jeden Preis zu erhöhen, der ausschlaggebende Faktor der ökonomischen Instabilität der letzten Jahre war. Die Aussenhandelsüberschüsse und Pekings ständige Beeinflussung (nach unten) des Wertes seiner Währung hätten einige westliche Länder dazu gebracht, riesige Aussenhandelsdefizite hinzunehmen, was zu einem Druck geführt hätte, der mit zum Ausbruch der Finanzkrise im vergangenen Jahr beigetragen habe.
Die Erklärung kommt schließlich zum dem Schluss: „Es ist sinnvoll, Schritt für Schritt vom Dollar zu anderen Währungen zu wechseln. Wenn allerdings die Regierungen auf der Welt, sowohl der reichen als auch der Entwicklungsländer, sich nicht verpflichten, die Ungleichgewichte zu reduzieren, welche den Welthandel destabilisieren, werden wir in eine Epoche der Unsicherheit eintreten, die uns noch mit Sehnsucht nach dem Dollar erfüllen könnte.“ Das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung China.
Im oben erwähnten Artikel berichtet die Zeitung, die genannten Länder würden einen Korb von Währungen planen, der den Dollar im Erdölhandel ersetzen soll. Dieser soll den japanischen Yen, den chinesischen Yuan, den Euro, das Gold und eine Einheitswährung enthalten (die allerdings noch im Planungsstadium sei), welche die Golfstaaten (Saudi Arabien, Abu Dhabi, Kuwait und Katar) herausgeben wollen.
Diese Einbeziehung einer Währung, die es noch gar nicht gibt, zeigt allerdings auch, dass es sich nicht um einen Schnellschuss handelt, sondern vielmehr um eine langfristig vorausgeplante Umstellung. Da diese Planungen auf den erbitterten Widerstand der US-Regierung treffen müssen, versuchte man sie offenbar geheim zu halten. Daher verwundern auch die Dementis nicht.
Es darf auch keinesfalls unterschätzt werden, welche Möglichkeiten die USA noch haben, einen solchen Beschluss dieser Länder noch zu verhindern. Japan und Saudi-Arabien wie auch andere Golf-Staaten gehören zu den engsten Verbündeten der USA und man hat eine Menge Druckmöglichkeiten.
Voraussichtlich wird so etwas, wenn es gut vorbereitet ist, erst dann in die Tat umgesetzt, wenn der Dollar bereits einen wesentlichen Teil seines Werts verloren hat und der Dollar-Crash sowieso nicht mehr zu verhindern ist.
Im Zusammenhang mit diesen Planungen wird darauf hingewiesen, dass die arabischen Golfstaaten die USA als Hauptverantwortliche der Krise ansehen und beklagen, durch einen vernünftige Kontrolle der Finanzmärkte hätten die USA die Krise verhindern können. Nun sehen sie aber nicht, dass die USA die Verantwortung übernimmt. Ebenso muss man sehen, dass China auf den Posten der internationalen Supermacht spekuliert und alles tun wird, um die Macht der USA einzudämmen, ohne dass es den ganzen Staats-Schatz verliert, der ja bekanntlich aus Dollars und Dollar-Bonds besteht.
Fisk zitiert den Präsidenten der Weltbank, Zoellick: „Eine der Folgen dieser Krise kann die Anerkennung veränderter Beziehungen zwischen ökonomischen Großmächten sein.“ Der Internationale Währungsfond und die Weltbank haben diese Woche in Istanbul ein Treffen.
Wie auch immer, als Zielpunkt für den neuen Währungskorb wurde 2018 genannt.
Veröffentlicht am 7. Oktober 2009 in der Berliner Umschau