Montag, 5. April 2010

Noch ein Tabuthema: Vatikan und Mafia

Mafia-Organisation Vatikan?

Von Karl Weiss

Einige Themen dürfen in den Medien nicht erwähnt werden, oder wenn, dann nur in der Form „Verschwörungstheorien! Absurde Erfindungen!“. Eins davon ist der Zusammenhang des Vatikan mit der italienischen Mafia und die eigne Mafia-Tätigkeit der katholischen Kirche. Hierzu ist gerade ein Buch erschienen. Es heißt „Vatikan AG“ und ist vom italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi. Es wird in den Medien schlicht ignoriert. Aber da gibt es in einem kleinen Winkel ganz oben im Norden Bayerns noch ein Dorf, das Resistenz zeigt: Hilpoltstein. Die Hilpoltsteiner Zeitung, anscheinend ein Ableger der „Nürnberger Nachrichten“, hat ein Interview mit dem Autor über sein Buch veröffentlicht.

Man höre und staune: Asterix und Obelix leben! (Entschuldigt bitte, Bewohner von Hilpoltstein; ich weiß sehr wohl, dass Hilpoltstein kein Dorf ist, sondern eine kleinere Stadt, aber ich musste das Wort Dorf verwenden, um die Assoziation mit Asterix und Obelix zu wecken)

Was der Signore Nuzzi da über das Buch und seinen Inhalt sagt, ist allerdings starker Tobak. Hier einige Ausschnitte aus dem Interview:

„Unter dem Deckmantel karitativer Stiftungen hat das vatikanische Finanzsystem enorme Summen von Gläubigen, die ihrer Kirche Geld stifteten, auf ominöse Konten geleitet, um damit vor allem schmutziges Geld zu waschen.“

„...gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen allen Repräsentanten der katholischen Kirche, an der Benedikt XVI. festhält: der Mantel des Schweigens wird über alles gelegt. Damit einher gehen Erpressungen, Korruption und Geldwäsche.“

„Finanztransaktionen, mit deren Hilfe viele Monsignori nach dem Zusammenbruch der Democrazia Cristiana in den 90er Jahren die Entstehung einer neuen »Großen Partei der Mitte» betrieben und dabei sogar Mafiagelder wuschen. Schon in den 80er Jahren hatte es Finanzskandale um die Banca Privata Italiana gegeben, in die auch die katholische Kirche verwickelt war. Der 33-Tage-Papst Albino Luciani starb 1978 auf mysteriöse Weise, der Banker Michele Sindona kam ins Gefängnis und verendete in seiner Zelle an einem mit Zyankali vergifteten Espresso. Um alle diese Vorgänge gab es eine unüberwindbare Mauer des Schweigens. Auch zwischen 1993 und 1994 gab es merkwürdige Selbstmorde.“

„Hinzu kommt das Verschleierungssystem. Gelder, die auf kriminelle Machenschaften zurückzuführen sind und zur Verwahrung bei der Vatikanbank vorgelegte Wertpapiere wurden an andere Banken weitergeleitet. Mehrere Milliarden blieben für die Staatsanwaltschaft bisher unauffindbar.“

„Nach Gesprächen, die ich für mein Buch mit Massimo Ciancimino, den Sohn des Bürgermeisters von Palermo und Sprecher des Andreotti-Flügels innerhalb der Democrazia Cristiana Siziliens, geführt habe, entschloss er sich zur Zusammenarbeit mit der Justiz. (...) Ciancimino junior erzählte, dass er seinen Vater in den 80er und 90er Jahren mehrfach in die Vatikanbank begleitete, wo die Familie Konten und Schließfächer unter Tarnnamen besaß. In einem Verfahren wegen Geldwäsche und falscher Deklarierung der so genannten Vermögenswerte seines Vaters wurde er zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Seine Aussagen über Zusammenhänge der Attentate auf die Anti-Mafia-Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die beide ermordet worden sind, waren für die Justiz sehr erkenntnisreich.“

„Rund 20 Prozent [der Schmiergelder liefen über die Vatikanbank]. Massimo Ciancimino sagte mir wörtlich: »Alle Transaktionen zugunsten meines Vaters liefen über die Konten und Schließfächer der Vatikanbank.»“

„...dass [der damalige Ministerpräsident der Christdemokraten] Andreotti das Geheimkonto 001-3-14774-C bei der Vatikanbank hatte, auf das regelmäßig Zahlungen eingingen, allein zwischen 1987 und 1992 umgerechnet 26,4 Millionen Euro. Insgesamt liefen mehr als 60 Millionen Euro über dieses Konto. Geführt wurde es von Monsignore Donato de Bonis, einem Prälaten, »im Namen von Giulio Andreotti». Beträge von diesem Konto gingen als Stipendien und Schenkungen an Nonnen und Mönche, Körperschaften, Orden und Missionen. Die meisten Gelder waren aber keineswegs für wohltätige Zwecke bestimmt, sondern in der Kirchenbank gewaschenes [Mafia-] Schmiergeld.“

Woher der Autor all diese Erkenntnisse hat? Nun, zum einen aus jene Gesprächen mit dem Sohn des Mafia-Bürgermeisters und zum anderen aus Dokumenten, die Kardinal Dardozzi, 20 Jahre lang ein leitender Vertrauter der Päpste, hat veröffentlichen lassen nach seinem Tod, denn er schämte sich der Taten seiner Kirche. Der Kardinal glaubte wohl, die Veröffentlichung würde weite Aufmerksamkeit erregen, aber er hatte die Mafia-Eigenschaft der bürgerlichen Medien unterschätzt.

Aber im Zweifelsfall gibt es immer noch ein kleines Dorf, das Widerstand leistet.

Gianluigi Nuzzi: »Vatikan AG». Ecowin Verlag, Salzburg, 336 Seiten, 22,50 Euro.

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