Mittwoch, 21. April 2010

Wird jetzt den Banken-Absurditäten nachgegangen?

SEC ermittelt gegen Goldmann Sachs

Von Karl Weiss

Mancher mag es kaum glauben: Die SEC (US-Börsenaufsicht) ermittelt gegen die Goldmann Sachs Bank. Der Vorstandsvorsitzende dieser Bank hat erst kürzlich erklärt, er verrichte „Gottes Werk“. Nun sieht die SEC wohl mehr diabolisches in der Schaffung des Fonds Abacus 2007 AC 1, der von einer dubiosen Gesellschaft auf den Cayman Islands vertrieben wurde. Dahinter stand aber die ‚höchst ehrenwerte’ Goldmann Sachs Bank.

"Ich bin in Ordnung, ich bin auf einen Steuerzahler gefallen"

Goldmann Sachs ist eine US-Institution, vergleichbar mit der Deutschen Bank hierzulande. Der Finanzminister der Bush-Regierung, Poulsen, war nur bei Goldmann Sachs ausgeliehen. Er war es auch, der das große erste „Bailout“-Paket der US-Bankenhilfen zusammenstellte und – wer hätte das gedacht, - die Goldmann-Sachs war denn auch rein zufällig eine der Banken, die besonders davon profitierten.

Es drängen sich Parallelen mit dem Fall Deutsche Bank/Ackermann/Hypo Real Estate auf. Als die phantastische Schieflage dieser bayerischen Spezialbank bekannt wurde, eilte Ackermann von der Deutschen Bank sofort zu Frau Merkel, damals noch Kanzlerin der Großen Koalition, die ihm schon ein prächtiges Geburtstagsessen im Kanzleramt spendiert hatte, und – noch bevor am Montagmorgen die Banken und Börsen öffneten, war das größte Paket einer Bankenhilfe geboren, das Deutschland je gesehen hatte – denn Ackermann hatte seine Intim-Freundin davon überzeugen können, dass die Hypo Real Estate unbedingt gerettet werden müsste – und rein zufällig wäre es die Deutsche Bank gewesen, die mit den Bach hinunter gegangen wäre, wenn die Kanzlerin ihm nicht den kleinen Gefallen von 400 Milliarden Euro getan hätte, an dem jetzt die deutschen Steuerzahler die nächsten Jahrzehnte zu knabbern haben werden.

Der Rettungs-Plan

Nur werden wir in Deutschland offensichtlich niemals erleben, dass eine Bankenaufsicht jene Mauscheleien im Kanzleramt aufspießen wird und eine der größten Einzelausgaben, die je aus Steuergeldern gemacht wurden, ohne Parlamentsbeschluss, einfach so, unter die Lupe nehmen wird.

Was die SEC nun der Goldmann Sachs vorwirft: Sie habe absichtlich in jene Finanzanlage „Abacus“ die schlechtest möglichen aller Risiken hinein ‚gewirkt’ so dass sie mit absoluter Sicherheit platzen musste - und das auf „Anraten“ eines Hedge Fonds, der sich dann mit Wetten gegen diese Finanzanlage gesund gestoßen hat.

Wenn das so war, so hätte die Goldmann Sachs jene Investoren, die den ‚Abacus’ als Geldanlage kauften, wissentlich getäuscht und ins offene Messer laufen gelassen, um einen „befreundeten“ Hedge Fond zu Vorteilen zu verhelfen. Das ist selbst unter US-Vorzeichen ein Bruch der Verpflichtungen einer Bank.

Diebe unter uns

Wie es nun der Zufall will, ist da auch schon wieder die deutsche Bundesregierung mit verwickelt. Einer der „Idioten“, die solche ‚Abacus’ Finanzderivate in heftiger Weise gekauft hatten, war nämlich die IKB, eine sogenannte Mittelstandsbank, die ebenfalls von der Bundesregierung gerettet wurde – sprich mit Unsummen von Geld vor dem Bankrott bewahrt, - ohne dass dafür bis heute auch nur der Versuch einer Erklärung abgegeben wurde.

Was von der Hypo Real Estate behauptet wurde, nämlich das sie „zu groß sei, als dass man sie pleite gehen lassen könnte“, trifft nämlich mit Sicherheit nicht auf die eher unbedeutende IKB zu. Allerdings ist die Hypo Real Estate keineswegs so groß wie die Lehmann Brothers, die man mit eiskaltem Lächeln den Bach hinunter gehen ließ, was die These von der Größe, die alles mit sich reißen würde, etwas weit her geholt erscheinen lässt.

Auch die „Royal Bank of Scotland“, der die britische Regierung mit Unmengen von Pfunden beisprang, war ein anderes Opfer der Goldmann-Tricks.

New Yorker Börse

Dann war da auch noch die Beinahe-Pleite de größten Versicherers der Welt, der AIG. Die US-Regierung pumpte mehrere hundert Milliarden Dollar in dieses Versicherungsunternehmen, um es vor dem Bankrott zu bewahren. Und – wie die Zufälle so spielen – 14 Milliarden jener Gelder flossen an Goldmann Sachs!

Wenn man nun auch noch anfinge, der Frage nachzugehen, warum und wie es Goldmann Sachs geschafft hat, die griechischen Staatsschulden zu verschleiern, dann käme man bald von Hundertsten ins Tausendste – und dann wäre wirklich bald zu klären, ob Goldmann mehr göttliche oder mehr diabolische Eigenschaften hat.

Wie auch immer, nach der Veröffentlichung der Untersuchung der SEC gegen Goldmann Sachs fielen deren Aktien um annähernd 13 %. Dies sollte, so meint es jedenfalls die Site
Wirtschaftsquerschuss“ in diesem Artikel:

http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/2010/04/abacus-2007-ac1-gottes-werk.html

nicht nur zu einer Bewegung des ganzen Aktien-Spiegels nach unten, sondern auch einer Umkehrung der Aufwärtsbewegungen von Rohstoffpreisen an den Börsen führen.


Veröffentlicht am 21. April 2010 in der Berliner Umschau

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