Erneutes Wetterleuchten: Die Epoche des Rohstoff-Mangels zieht herauf
Von Karl Weiss
Da das kapitalistische System grundsätzlich und vom Prinzip her ein System des Raubbaus sein muss, wird es an seinem Ende unweigerlich zur Knappheit von Rohstoffen kommen. Ja, es ist denkbar, dass sein Ende dadurch beschleunigt wird. Die ersten Anzeichen werden nun deutlich: Molybdän und Kobalt wurden als Future-Titel an den Rohstoffbörsen eingeführt. Damit ist der Spekulation mit diesen Metallen Tür und Tor geöffnet und es wird wohl nicht lange dauern, bis deren Preise in die Höhe schießen.
Nun sind Molybdän und Kobalt, beide in der Eisen- und Stahlindustrie unabdingbar, keineswegs die einzigen, auf die man schon spekulieren kann. Aluminium, Blei, Kupfer, Nickel, Zink und Zinn kann man ebenfalls bereits als „Future“ kaufen bzw. verkaufen (obwohl man es noch gar nicht hat). Allerdings sind diese Metalle zum größten Teil noch in genügenden Mengen auf dem Markt. Kupfer allerdings hat eine große Hausse erlebt und kostet heute fast soviel wie Silber. Auch die nächsten Kandidaten für die Einführung in Rohstoffbörsen wurden bereits genannt: Wolfram, Vanadium und Chrom.
Das Einführen von Rohstoffen an Börsen hat im Prinzip keinen praktischen Wert für die Welt außerhalb der Finanztitel. Die meisten Kontrakte über Käufe von Rohstoffen in bedeutenden Mengen werden unter großen Firmen direkt verhandelt und abgeschlossen. Die Mengen, die an den Börsen in Form der Rohstoffe gehandelt und dann anschließend wirklich verschifft werden, sind gering. An den Rohstoffbörsen wird vielmehr eine Art von Spielcasino betrieben.
Aufgrund von Kauf- und Verkaufsaufträgen wird täglich ein mittlerer Preis ermittelt, der dann nach außen hin als Preis für diesen Rohstoff ausgegeben wird. Diese Preise sind aber fast immer deutlich höher als jene, die man beim Kauf von größeren Mengen im direkten Kontakt mit den Anbietern wirklich zahlen muss.
Das ändert sich allerdings, wenn wirklich eine Situation der Verknappung eintritt. Dann sorgt die Tatsache, dass der Rohstoff an der Börse gehandelt wird, für einen heftigen Anstieg der Preise und wirkt sich auch auf die großen Kontrakte aus. Ein typisches Beispiel war die Verknappung des Erdöls im Sommer 2008, die zu Preisen von über 150 Dollar pro Barrel Erdöl führten.
Doch, warum ist das kapitalistische System grundsätzlich eines des Raubbaus? Weil im Kapitalismus niemand je die Gesamtrechnung aufmacht, ja es ist verpönt, dies zu tun. Der Kapitalist rechnet immer nur in Form der Kosten und des Profits für seine Fabrik(en), niemals über die Frage, ob jener Rohstoff bald zu Ende geht oder nicht. Würde er zum Beispiel Konsequenzen ziehen und einen bestimmten Rohstoff durch einen andren, teureren, der zur Genüge vorhanden ist, zu ersetzen, geriete er sofort in einen Wettbewerbsnachteil und würde von der Konkurrenz überholt.
Nur die Regierungen könnten im Kapitalismus auf internationalen Konferenzen Regeln festlegen, die ein vernünftiges Haushalten mit Rohstoffen beinhalten. Aber, wie jeder weiß, die Regierungen laufen ja gerade am Gängelband jener Konzerne und werden den Teufel tun, ihnen Zügel anzulegen. „Unnötige Bürokratie!“ tönt es da. Die internationalen Konferenz über die drohende Klimakatastrophe völlig ohne Ergebnis in Kopenhagen im Dezember spricht Bände.
Und so fährt denn der Kapitalismus sehenden Auges gegen die Wand.
Der Bürger-Journalist hatte kürzlich Gelegenheit, sich eine dieser Fragen aus der Nähe anzusehen beim Besuch von einer von drei Niob-Minen weltweit, hier im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Niob ist ein Metall, das im Moment für bestimme Anwendungen in der Elektronik unabdingbar ist. Es wird aber in großen Mengen (groß in Relation zum Vorkommen) für bestimmte Metall-Legierungen verwendet, deren Eigenschaften sich auch anders herstellen ließen, nur eben teurer (bisher noch).
So wird wohl bald auch Niob in die Rohstoffbörse aufgenommen werden und auch seine Preise in die Höhe gehen wie eine Rakete.
Das ganze Problem im Kapitalismus ist, es ist nicht möglich, ein vernünftiges Konzept des Recycling durchzusetzen, weil die Kosten angeblich zu hoch sind und sich daraus kein Profit gewinnen lässt. Wenn dann so ein Rohstoff bereits zu Ende geh, ist es zu spät.
So gehen weltweit fast alle Computer und Handys in den normalen Müll und werden dann in der Regel Müllverbrennungsanlagen zugeführt, damit zukünftige Generationen auch bestimmt nichts mehr zurückgewinnen können. Selbst jene elektronischen Abfälle, die getrennt gesammelt werden, trennt man nicht vollständig auf alle Rohstoffe hin und bringt sie zur Wiederverwendung, denn die Preise vieler Rohstoffe sind noch da im Keller und es „lohnt sich nicht“ (im kapitalistischen Sinne), sie zurückzugewinnen. Dies gilt im Moment auch noch für Niob.
Erst im Sozialismus werden wir konsequent und unabhängig von den Kosten alle benutzten Güter vollständig recyceln und der Wiederverwendung zuführen. Wie ein solches Recycling-Konzept aussehen kann, beschreibt dieses Dossier: „Dossier Totale Kreislaufwirtschaft, Teil 5, Kryo-Recycling statt Müllverbrennung“
Veröffentlicht am 28. April 2010 in der Berliner Umschau