Fussball wichtiger als Renten?
Von Karl Weiss
Insgesamt 5 Milliarden Euro beträgt die Schuldenlast der spanischen Profi-Fussballvereine. Sechs Vereine mussten bereits vor Gericht ein Gläubiger-Verfahren anstrengen. Das Magazin ‚Interviú‘ schreibt: „Das Geschäftsmodell des Fussballs in Spanien ist nicht länger tragbar.“ Die Vereine schulden seit Jahren Steuern und Abgaben. Hätte der spanische Staat die Schulden eingetrieben, hätten die scharfen Einschnitte in der Rente teilwiese vermieden werden können.
Das ist dann allerdings nicht mehr akzeptabel, obwohl die Fussballfans natürlich ihre Mannschaften haben wollen, aber schwere Rentenkürzungen auf der einen Seite und auf der anderen Seite profitmachenden (oder eben nicht) Profi-Sport-Clubs Milliardenbeträge zuzuschustern, so kann es ja wohl nicht sein.
Ja, im Grunde ist das Nicht-Berechnen von Steuern und Abgaben natürlich das Zuschustern von Geld.
Das Ganze ist besonders seltsam, denn der spanische Fussball steht im Moment an der Spitze der Welt: Man ist amtierender Weltmeister und Europa-Meister, der Titel des weltbesten Fussballers 2010 wird unter drei Barcelona-Spielern ausgemacht und auch die drei Kandidaten für den „Besten Trainer der Welt“ sind in Spanien tätig. Man sollte meinen, die sollten in Geld schwimmen.
Die beiden einzigen Klubs, die noch Gewinne machen – aber auch Schulden haben -, sind Real Madrid und der F.C. Barcelona. Das macht dann auch deutlich, wo der Hase hauptsächlich im Pfeffer liegt: Kein einziger anderer spanischer Club hat es für mehr als extrem kurze Zeit geschafft, zu den beiden legendären Clubs aufzuschliessen.
Das heisst: Die anderen Clubs werden mehr und mehr von den Fernseheinnahmen abgeschnitten, sie verlieren Zuschauer, sie können keine Spitzenspieler holen und dadurch wird die Kluft zwischen den beiden und dem Rest immer grösser.
Zwar springen dann gerne Städte und regionale Körperschaften ein, um weiterhin „grossen“ Fussball in der Stadt bzw. Region zu haben (so wie das auch die Stadt Dortmund mit „ihrer“ Borussia getan hat), aber das kann in Zeiten extrem klammer Kassen einfach nicht mehr richtig sein.
Eigentlich müsste nun ein grosses Aufräumen einsetzen und die beiden spanischen Spitzenclubs müssten an ihre Verantwortung für die ganze Liga erinnert werden, aber das wird wohl kaum funktionieren.
So haben Real und Barcelona denn auch schon abgewinkt: Sie würden ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit verlieren, wenn sie mehr von den Fernseheinnahmen abgeben müssten.
Nun setzt man darauf, dass es die UEFA, der europäische Fussballverband, richtet. Man erwartet nun von dort Nichtzulassungen zu europäischen Wettbewerben für überschuldete Vereine.
Wie auch immer: Nicht zu vergessen: Fussball ist die wichtigste, aber eben eine Nebensache. Renten sind wichtiger als Fussball!